Gestern Abend als ich den Blogartikel über Trumps Helsinki-Auftritt verfasste,
war ich mir einer Sache sicher, die schon seit zwei Jahren wie ein ehernes
Gesetz gilt:
Nichts und niemand kann Trump-Anhänger dazu bringen sich von ihm abzuwenden.
Nichts und niemand kann Trump-Anhänger dazu bringen sich von ihm abzuwenden.
Er ist
als 3.000-facher Lügner überführt, preist Päderasten, kann seine zentralen
Versprechen nicht einhalten, ist als Rassist und sexuell Übergriffiger
überführt. Er ist faul, dumm, ruiniert das Ansehen Amerikas in der Welt und
bereichert sich ungeniert. Er setzt auf eine nepotistische Dilettantentruppe,
macht das Amt lächerlich und verprasst in nie dagewesenem Ausmaß „taxpayers
money“ für seine Privatvergnügungen.
Zu den
Dingen, die ich Trump tatsächlich glaubte, gehörte seine Prahlerei er könne
jemand auf der 5th Ave in den Kopf schießen und würde dennoch von seinen Fans
gefeiert.
Helsinki
schien den Trumpismus zu bestätigen: Desaströse Außenpolitik, Zerstörung der
Beziehungen zu den engsten Alliierten, ungeniertes Ranrobben an Diktatoren und
anschließend Lob einheimsen bei FOX, während die Demokraten sich empören und
die Republikaner devot den Mund halten.
Sofern
Trump nicht über Nacht schwarze Hautfarbe bekäme, würden sie immer zu ihm
halten.
Ich
glaube auch immer noch nicht an ein Impeachment.
Die GOP
von heute ist nicht mehr die Partei Nixons – knochenkonservativ, aber mit
durchaus auch anständigen Personen besetzt, die sich ernsthaft darum bemühen
ihrem Land zu dienen.
Diese
Partei gibt es nicht mehr.
Über ein
moralisches Rückgrat verfügt niemand mehr.
Nach
zehn Jahren Teebeutel-Unterwanderung sind die Konservativen von Leuten ersetzt
worden, die in erster Linie Vollidioten sind – und nebenher konservativ.
Außer
denen, die ohnehin wie McCain dem Tode nahe sind oder wie Flake und Ryan
bereits ihren endgültigen Ausstieg aus der aktiven Politik verkündet haben,
traute sich niemand Trump direkt unter Nennung seines Namens anzugreifen.
Die
ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner Sarah Palin sitzt
nicht in der Gummizelle, in die sie gehört, sondern ist immer noch eine politische
Ikone.
Als
Trump Putin seine größten Wünsche auf einem Silberteller präsentierte –
Spaltung des Westens, Schwächung der NATO, diplomatische Aufwertung Russlands –
stützte Palin angeblich den potus.
[…..] But Trump has his supporters in the United
States including well-known American quarter-wit Sarah Palin.
In an interview with right-wing One America News Network (OANN,) Palin
joined Trump in bashing NATO.
“America is spending too much money defending a bunch of elitist
Europeans, who look down their noses at us,” said Palin. “What has NATO ever
done for us? Where were they in World War II, when America defeated the Nazis.”
Palin fails to understand that NATO was created after World War II to
deter potential Russian aggression in Western Europe. [….]
BS-News
als Quelle? In diesem Fall handelt es sich zwar um Satire, aber
bezeichnenderweise kann man die radikalste Satire gar nicht mehr von der
Trump-Realität unterscheiden.
Hätte
der US-Präsident die fehlende Solidarität der NATO im Kampf gegen Hitler beklagt,
würde das inzwischen niemand mehr für einen Scherz halten.
Trump
gibt tagtäglich derartig hanebüchene Sprüche von sich, daß man ihm buchstäblich
alles zutrauen muss.
Deswegen
waren die ersten europäischen Reaktionen auf das Trump-Putin-Treffen auch voller
Erleichterung. Trump hat nicht die Sanktionen gegen Russland aufgehoben, er ist
nicht aus der NATO ausgetreten oder kündigte an den §5 zu ignorieren.
All das
war durchaus vorstellbar bei Trumps geradezu höriger Bewunderung für den
russischen Präsidenten.
Als ich
aber nachts mit
quadratischen Augen vor CNN und Co saß, war ich doch
überrascht über die Heftigkeit der Attacken auf #45.
Eine
ganze Parade höchstrangiger Geheimdienstler der USA wagte sich vor die Kameras
und drosch derart empört auf Trump ein, daß ich mich erstmals fragte, ob ich in
meinem privaten kleinen Tagebuch-Blog nicht viel zu mild auf Trump blicke!
Lieutenant
Colonel ret. Ralph Peters, langjähriger FOX-Militäranalyst, bebte geradezu vor
Empörung über Trump.
“Today, we watched an American president grovel, grovel before the
leader of the most hostile foreign power in the world, licking his boots.”
Der
typische FOX- und Trump-Fan schert sich nicht darum, wenn sich die Opfer von
Trumps Tiraden anschließend beklagen.
Misogyne
und rassistische Attacken des Präsidenten sind ihnen herzlich egal, weil sie
Frauen, Kinder, LGBTI und People Of Color ohnehin nicht respektieren.
Da nun
aber die Beleidigten und Empörten höchste Militär und Geheimdienstler sind, mächtige
weiße Topverdiener, die im allgemeinen GOPer Narrativ als Helden gelten,
scheint sich das Blatt tatsächlich ein bißchen wenden.
Trumps
Partei – abgesehen von den genannten ohnehin Bald-Aussteigern – ist immer noch
rückgratlos-zahm. Gingrich, der Molch fordert nicht etwa ein Impeachment, sondern
eine verbale Klarstellung von Trump.
Also
nichts, das einen Mann, der sich selbst ohnehin ständig konterkariert irgendetwas
kostet.
Aber
immerhin kroch Trump heute tatsächlich zu Kreuze.
Die
Kritik zu Hause war offensichtlich deutlicher heftiger als er dachte. Falls er
überhaupt irgendwas dachte. Denn statt sich auf den Gipfel vorzubereiten, hatte
er ja lieber zwei Tage auf seinen eigenen schottischen Plätzen Golf gespielt.
[….]
US-Präsident Donald Trump hat nach
heftiger Kritik wegen seiner Haltung beim ersten Gipfel zwischen ihm und dem
russischen Präsidenten Wladimir Putin eingeräumt, dass sich Russland in die
US-Wahl 2016 eingemischt hat. Er akzeptiere entsprechende
US-Geheimdienstinformationen, sagte Trump nach Angaben des Senders Fox News und
anderer Medien am Dienstag im Weißen Haus in Washington. [….]
(SPON,
17.07.18)
Unnötig
zu erwähnen, daß die gesamte amerikanische Opposition auf ganzer Linie
versagte.
Die demokratischen
Geronten schafften es noch nicht mal irgendeine Medienpräsenz zu generieren, geschweige
denn eine schlagkräftige Anti-Trump-Strategie zu präsentieren.
Unnötig
zu erwähnen, daß die übergroße Mehrheit der Republikaner ein moralischer
Totalausfall ist und noch immer nicht Trump fallenlassen wird.
Aber die
amerikanische Presse lebt und immerhin konnten sich die gestern unter den Bus
geworfene „Intelligence-community“ wortstark in Szene setzen und so einen Druck
auf Trump generieren, daß dieser einlenken mußte.
Gerade
die mutigen Fragen der US-Journalisten bei der PK in Helsinki zeigten weswegen
eine freie Presse so wichtig ist. Zeigten wieso Trump und Putin so stark gegen
missliebige Journalisten vorgehen.
Die
Demokraten, die europäischen Regierungen, die NATO, sie alle konnten Trump
nichts anhaben. Aber die Medien haben ihm gestern schwer zugesetzt.
Natürlich
pöbelte und log er auf Twitter weiter.
Juli 2018While I had a great meeting with NATO, raising vast amounts of money, I had an even better meeting with Vladimir Putin of Russia. Sadly, it is not being reported that way - the Fake News is going Crazy!— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 17.
Es
bleibt abzuwarten, wie stark die neue Empörung über Trump bis zu den Midterms
im November aufrechterhalten werden kann.
Medien,
Graswurzelbewegungen, Militärs, Geheimdienstler, Celebrities sind gefragt.
Die
amerikanische politische Klasse hingegen ist ein einziges Trauerspiel, die
einen Präsidenten, der Verrat an Volk und Nation begeht achselzuckend mit auf
Sandkorn-Größe geschrumpften Hoden einfach weitermachen lässt.
[….] In der amerikanischen Verfassung gibt es
die sogenannte Treason Clause. Artikel III, Absatz 3. [….] Die Strafe ist drastisch: Ein überführter
Verräter, so steht es in einem Bundesgesetz, "shall suffer death".
[….]
Politisch gesehen, war Trumps desaströser
Auftritt in Helsinki genau das: Verrat. Und das gleich dreifach.
[….]
Trump hat, erstens, all jene verraten,
die sich jeden Tag bemühen, Amerika vor gegnerischen Attacken zu schützen. [….]
Dass er der Welt erzählt, er glaube dem
früheren KGB-Mann Putin mehr als seinen eigenen Mitarbeitern, ist ein
spektakulärer Vertrauensbruch, ein Verrat an Amerikas Sicherheit.
Trump hat, zweitens,
Amerikas Demokratie verraten. Putins Dienste haben während des Wahlkampfes
übers Internet Hass, Misstrauen und Angst in den USA geschürt. [….] Diese Einmischung in die Wahl war ein feindseliger Akt Russlands gegen
die amerikanische Demokratie, völlig unabhängig davon, ob oder wie erfolgreich
die Russen waren. Doch Trump ist unfähig, das zu sehen und zu sagen. [….]
Drittens hat Trump den
Westen verraten. [….]
Das alles ist tragisch
und bitter. Aber es ist das, was man von Donald Trump erwartet. Noch bitterer
ist das feige Wegducken all der Leute in Washington, die wissen, was der
Präsident anrichtet, und die aus Angst oder Opportunismus wegschauen und weiter
mit oder für ihn arbeiten. Sie sind die Komplizen eines Verräters. [….]