Fünf
Jahre ist es jetzt her, daß die Causa Canisius durch den deutschen Blätterwald
rauschte und sich alle Welt auf einmal fragte wie das geschehen konnte.
Ähnlich
war es beim TVE-Skandal, der Ende 2013 losbrach und auf einmal alle Welt angeblich
das erste Mal davon hörte, daß Bischöfe diverse schwarze Kassen haben, in denen
sie gewaltige Vermögen verschweigen.
Schon
sehr eigenartig diese Religiösen. Sie staunen über geheime Aspekte ihrer
Kirche, die ich als Atheist schon lange vorher als „Basiswissen Kirche“ bezeichnete.
[….] Und dabei bin ich ja nur jemand, der Zeitungen
liest. Ich betrieb keine eigenen investigativen Recherchen, indem ich selbst
nach Limburg gefahren wäre und Fragen gestellt hätte. Das heißt also; es wurden
in der Reportage skandalöse finanzielle Machenschaften aufgedeckt, die längst
öffentlich bekannt waren!
Das hätte/könnte/sollte jeder seit vielen Jahren wissen.
Das hätte/könnte/sollte jeder seit vielen Jahren wissen.
Offensichtlich sind aber die Kirchenmitglieder zu
phlegmatisch, um sich dafür zu interessieren. Sie zahlen brav und stellen keine
Fragen.
Genauso war es auch mit den Missbrauchsfällen, von
denen Bischöfe wie Andreas Laun behaupten, das sei erstmals 2010 an die
Öffentlichkeit geraten. Also habe man vorher gar nichts dagegen unternehmen
können, weil man es gar nicht gewußt habe.
Völliger Blödsinn.
Darüber gab es schon seit 20 Jahren Berichte und zwar
nicht nur in winzigen Provinzzeitungen, sondern auch in der Süddeutschen
Zeitung oder der ARD-Sendung „Panorama“.
Die meisten Leute haben sich aber Mühe gegeben das zu
ignorieren.
Das ist das Elend an der Kirche: Es gab IMMER einige
Menschen, die aufklärten. Hier in Deutschland konnte man beim IBKA, der HU und
so weiter seit Jahrzehnten alles erfahren, was jetzt als großer Skandal
erscheint.
[….]
Das Ausmaß,
in dem die Kirchenoberen ihre Schäfchen (zu Recht) und den Rest der
Öffentlichkeit (zu Unrecht) für dumm verkaufen kann gar nicht unterschätzt
werden.
Die
Hauptverantwortlichen Topkleriker des deutschen Katholizismus sind Kardinal
Müller als Inquisitionschef in Rom, Kardinal Marx als Chef der
Bischofskonferenz und Bischof Ackermann als Missbrauchsbeauftragter der
Bischöfe.
Alle
drei sind als Lügner und Verhinderer aufgefallen. Sie haben dafür gesorgt, daß
der Kriminologe Prof. Pfeifer seine Studie abbrechen mußte, weil sie ihm keinen
Zugang zu den Akten gewährten; Kardinal Marx hält die Untersuchungsergebnisse
seiner Diözese unter Verschluss und schützt damit insbesondere seinen Vorgänger
Erzbischof Ratzinger, der einen verurteilten Sexualstraftäter aus Essen auf
Kinder losließ und schließlich Ackermann, der bei der neuen Pseudoaufklärung
dafür sorgte, daß die 60 katholischen Orden als Betreiber von Schulen und Internaten gar nicht
erst umfasst.
Konsequent
werden nur Täter-Vertreter mit der Aufklärung befasst. Die Opfer werden gar
nicht erst angehört.
[…]
Ein weiteres Problem sind
Aktenvernichtungen. Im Erzbistum München und Freising sind Fälle sexuellen
Missbrauchs systematisch vertuscht worden. Der damalige Erzbischof Reinhard
Marx hat 2010 eine Gutachterin beauftragt, die Missbrauchsfälle seit 1945 zu
untersuchen. Fazit: es habe "Aktenvernichtungen in erheblichem
Umfang" gegeben.
Anders als viele
Bischöfe ist Pater Mertes ein schonungsloser Aufklärer. Der Jesuit hat die Vergangenheit seines Ordens aufarbeiten
lassen und hatte als Leiter des Canisius-Kollegs die ersten Fälle öffentlich gemacht: "Das Projekt
muss ja für die Betroffenen selbst glaubwürdig sein, damit sie sich daran
beteiligen, weil sie sonst das Gefühl haben, sie beteiligen sich hier ja nur an
einer PR-Aktion der Kirche, damit die am Ende sagen kann, wir haben auch die
Opfer gefragt."
Auch der ehemalige
Canisius-Schüler Matthias Katsch ist mit der Aufarbeitung unzufrieden, denn die
Missbrauchsopfer sind bei der Planung des Forschungsprojektes lange nicht
einbezogen worden. "Sie haben seit 2010 alles dafür getan, dass eben keine
Aufarbeitung zustande kommt. Wenn sie wirklich daran interessiert wären, dann
hätten sie den Kontakt mit den Betroffenen suchen müssen."
Erst nachdem die Bischöfe alles festgelegt hatten,
wurde er für eine Mitarbeit im Beirat des Forschungskonsortiums angefragt. Für
den ehemaligen Canisius-Schüler ist absolut unverständlich, dass die Orden
nicht Teil der Aufarbeitung sind.
Die Dunkelziffer ist
sicher höher. Denn nach ARD-Recherchen gibt es allein an über 60 Tatorten
Hinweise auf Missbrauch durch Patres und Nonnen. Die Dunkelziffer ist sicher
höher. Der Forschungsauftrag bezieht sich aber nur auf die Bistümer. Die
Bischöfe haben die selbständigen Orden gar nicht erst gebeten teilzunehmen. So
bleibt der Missbrauch an vielen Schulen und Internaten unaufgeklärt. […]
Seit
vielen Jahren sieht die Politik tatenlos zu, wie die Myriaden Opfer von
kirchlichem Missbrauch weiter gedemütigt werden.
Anders
als in Irland oder den Niederlanden, wo Staat und Parlament die Ermittlungen an
sich zogen, weil sie einer Organisation, die über Jahrzehnte, mutmaßlich eher
über Jahrhunderte systematisch Zehntausende Kinder gequält, verprügelt,
vergewaltigt, sogar kastriert und ermordet hat, nicht mehr vertrauten, schlafen
in Deutschland die frommen Regierungsmitglieder gemütlich vor sich hin.
Sie
machen sich zu Komplizen der Sadisten in Soutane, buckeln vor den Bischöfen und
zeigen den Opfern die kalte Schulter.
Dabei
sind die Taten an sich unbestritten und öffentlich bekannt.
Viele Zeitungsberichte und TV-Dokumentationen recherchierten in dem widerlichen
Kirchensumpf.
Zu diesem Thema sehen Sie am Montag,
16. März um 23.30 Uhr im Ersten die Dokumentation "Das Schweigen der Männer - Die katholische Kirche und der
Kindesmissbrauch".
Immer
wieder wurde
der Schmutz ausgegraben. Niemand kann behaupten, er wüßte
nichts davon.
Das
Nichthandeln der politischen Klasse ist ebenso unerträglich wie die
Freundlichkeit der allermeisten Artikel über die katholische Kirche.
Ich wünsche
mir einen Bischofsboykott aller Medien.
Keine
Interviews, keine Artikel mehr zu den Würdenträgern der RKK.
Lasst
Erzbischof Heße in Hamburg allein sein Amt übernehmen, ohne daß alle Hamburger
Medien liebesdienerisch Fotostrecken veröffentlichen.
Lasst
Kardinal Marx seine PK-Statements zu Homoehe und Sterbehilfe vor leeren Reihen
verlesen.
Räumt
keinem Bischof mehr Platz in Zeitungskolumnen ein.
Schreibt
über keine Personalie in den Bistümern.
Ladet
keinen einzigen Bischof mehr in Talkshows.
Führt
keine Interviews mit Eminenzen und Exzellenzen.
Lasst
die Kinderfeinde am ausgestreckten Arm verhungern.