Im
aktuellen SPIEGEL; der kommt ja schwachsinnigerweise jetzt samstags; schreibt
Walter Mayr den Leitartikel über den Papst. Gerade hatte noch die Chefredaktion
zum neuen Layout in der „Hausmitteilung“ lang und breit erklärt, wieso der
Leitkommentar zukünftig nicht mehr namentlich gekennzeichnet sein würde. Ist
dem Blatt womöglich ein Papst-Artikel zu heikel, um sich als ganze Redaktion
hinter ihn zu stellen?
Die bahnbrechende
Aussage des ganzseitigen Kommentars unter der Überschrift „Der Mann der vielen
Worte:“
Franzl
redet zwar eine Menge, aber ernst nehmen muß man es nicht; es ändert sich ja
doch nichts.
Potzblitz,
welch Erkenntnis! Auf die Idee wäre ich nie gekommen.
Der
SPIEGEL hat wirklich wieder Biss. Auf den Seiten 36 und 37 folgt zudem gleich
die nächste Mörder-Enthüllung, die mich glatt aus den Socken gehauen hat: Fünf
Jahre nach dem Hochkochen der Missbrauchsvorwürfe anlässlich der Berliner
Canisius-Enthüllungen stellt sich heraus, daß die deutschen Bischöfe die
Aufklärung womöglich doch nicht mit brutalstmöglicher Konsequenz betreiben und die
Verantwortung der Bischöfe sogar etwas herunterspielen.
Unfuckingfassbar.
Wer hätte das gedacht?
Unser
Franz hat unterdessen nach dem gestrigen Durchsickern der Personalie Tebartz van Elst heute
schon wieder eine bahnbrechende Entscheidung getroffen.
Eine
tiefe Wunde, die insbesondere ich täglich erleiden muß, wird wohl bald heilen:
Die Sedivakanz des Erzbistums Hamburg wird beendet. Wir bekommen endlich einen neuen Erzbischof! Hurra!
Die Sedivakanz des Erzbistums Hamburg wird beendet. Wir bekommen endlich einen neuen Erzbischof! Hurra!
Leider
ist es nicht mein Lieblingsbischof TVE geworden, aber damit mußte ich angesichts
der ärmlichen Finanzlage der hanseatischen Diaspora-Erzdiözese rechnen –
immerhin wohnt der Weihbischof in einer Etagenwohnung. Das kann man einem
Tebartz-van-Elst nicht zumuten.
Aber
unser Neuer ist auch kein Unbekannter, sondern ein katholischer Held, den ich
durchaus schon in diesem Blog würdigte. Kölns Stefan Heße.
Hosianna!
Wieder
einmal haben sich die bayerischen Seilschaften des Vatikans aus Razinger, Gänswein
und Müller als übermächtig erweisen und erneut einen Ultrakonservativen aus
Kardinal Meisners Meisterschule zu einem Erzbischofsjob verholfen.
Endlich
kann der vergleichsweise liberale und unprätentiöse Erzbischof Thissen in
Vergessenheit geraten.
Papst hat entschieden:
Kölner Generalvikar Stefan Heße soll Nachfolger von Werner Thissen werden. Der
neue Erzbischof darf sich auf eine weltoffene und keineswegs kirchenfeindliche
Metropole freuen.
[…]
Der
bisherige Kölner Generalvikar Stefan Heße, 48, soll neuer Erzbischof in Hamburg
und damit Nachfolger von Werner Thissen werden, der 2014 in den Ruhestand trat.
[…] In der Hansestadt gehören gerade
mal zehn Prozent der römisch-katholischen Kirche an. Das gesamte Erzbistum mit
seinen Pfarreien in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg zählt knapp
400.000 Mitglieder. […] Heße […] arbeitete als
Diözesanbeauftragter für Rundfunk und Fernsehen im Erzbistum Köln und gehört
dem WDR-Rundfunkrat an. Und als Diözesanadministrator hat er praktisch von der
Pike auf gelernt, eine Diözese zu leiten. […]
Herrn
Heße liebe ich schon seit einigen Jahren ganz besonders. Der Musterschüler des
Masters der NS-Vergleiche weiß wie man ultrakonservativ durchgreift.
Diözesanadministrator
Stefan Heße, der aktuelle Chef des Mega-Erzbistums Köln, troff kürzlich vor Weihrauch und Schmalz,
als er den Mega-Rückgang bei den Mitgliederzahlen kommentierte.
Der
Mensch stünde im Mittelpunkt der Kirchenarbeit und natürlich „unsere Botschaft vom liebenden Gott“!
Ich
bin nicht ganz sicher, ob der arme Mann das selbst glaubt, oder ob er einfach
nur beim Phrasenschleudern sehr abgebrüht ist.
Mit
der Nächstenliebe in der Praxis seines Verantwortungsbereichs sieht es
jedenfalls anders aus. Da werden Religionslehrer öffentlicher Schulen gefeuert,
weil sie schwul sind, Kindergärtnerinnen davon gejagt, wenn sie in Scheidung
leben, Schwangere in Not aus der Klinik gewiesen und Andersgläubige generell
diffamiert.
Der Kölner Kardinal Meisner
hat bei einer Veranstaltung vor Mitgliedern der katholischen Bewegung
Neokatechumenaler Weg erklärt: "Ich sage immer, eine Familie von euch
ersetzt mir drei muslimische Familien." Ein Video der Rede,
die Meisner am 24. Januar hielt, hat das Erzbistum Köln ins Internet gestellt.
In
Rheinbach bei Bonn hat man sogar das Gemeindeleben ganz aufgeben müssen Am 1. Januar 2010 wurden die Pfarrgemeinden
im Stadtgebiet von Rheinbach vom Erzbistum Köln zur Kath. Kirchengemeinde St.
Martin, Rheinbach fusioniert und da in Meisners Köln kaum noch einer Pfarrer
werden mag, holte sich der ultrakonservative Kardinal 2012 Ersatz beim
Deutschherrenorden OT, der auf die bestialischen Kreuzzügler zurückgeht.
Unser neuer Chef-Katholiban in Hamburg weiß
wie man mit der schnöden Realität umgeht – flexibel!
Die
katholischen Kollegen zeigen ebenfalls in beeindruckender Weise wie wenig sie
begreifen von ihrem Fußvolk.
Der
Artikel des stramm konservativen Kölner Domradios zu
den Austrittszahlen könnte in jeder PR-Schule als Negativbeispiel dafür gelten,
wie man es NICHT machen sollte.
Da
Kardinal Woelki noch nicht in sein Amt eingeführt wurde, ist
Diözesanadministrator Stefan Heße der aktuelle Chef des Mega-Erzbistums.
"Ich bin ich als
Diözesanadministrator über jeden Austritt traurig, mit dem ein Mensch seine
Distanz zur Kirche und deren Sinnangeboten offen bekundet. […] Im Bereich der Finanzen wurden wir noch transparenter und haben durch
die Offenlegung von Zahlen schon bewiesen, dass wir Geld und Vermögen der
Kirche unseren Zielen entsprechend für die Menschen einsetzen (zum Beispiel in
Kindergärten, Schulen und den Gemeinden des Erzbistums). Denn der Mensch steht
bei uns im Mittelpunkt.
Frech,
echt frech, der Heße.
Ungeniert
greift er auf die Lüge zurück die Kirche würde mit ihrem Milliardenschatz
Schulen und Kindergärten finanzieren.
Dabei
haben wir gerade aus den Skandalfällen in seiner Diözese gelernt – man erinnert
sich an die geschiedene Kindergärtnerin, die in Königswinter
gefeuert wurde – daß diese Einrichtungen zu EINHUNDERT
PROZENT vom Staat finanziert werden. Dafür gibt die Kirche gar kein Geld aus.
Aber
damit noch nicht genug. Heße beweist quasi mit jedem Satz, daß man der RKK zu
Recht nicht trauen kann und dringend austreten sollte.
Papst Franziskus und
der neu ernannte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki setzen sich besonders für
Arme und Benachteiligte ein. Solch ein Engagement für den Anderen ist für mich
ein sehr passender Ausdruck des eigenen Glaubens. Im Einsatz für Arme und
Schwache wird unsere Botschaft vom liebenden Gott und eine Antwort auf die
Frage nach Sinn sichtbar.
Ja
und genau deswegen muß Heßes Kardinal auch in einer 7ner BWW-Limousine
kutschiert werden.
Natürlich
bejubelt das konservative Hamburger Abendballt den neuen Erzbischof. Und gerade
deswegen freue ich mich auch schon auf ihn.
Wenn Meisners Homunculus hier so schalten und
walten will, wie er es im katholischen Köln gewöhnt ist, wird er sich noch
wundern.