Tierliebe
tritt meistens selektiv und subjektiv auf.
Wer
seine Katze hegt und pflegt; in Tränen ausbricht, wenn er auf Mallorca magere
herrenlose Katzen herumstreifen sieht, verschwendet unter Umständen keinen
Gedanken an die Zustände in Schweinemastbetrieben, obwohl er jeden Morgen Mettwirst
frisst.
Als in
den 1980er Jahren weltweit die Empörung über das Totprügeln (das Fell sollte
keine Einschusslöcher haben) von Robbenbabys hochkochte, konnte diese Form der
Robbenjagd deswegen gestoppt werden, weil die niedlichen runden Babys mit dem
weißen Fell und den Knopfaugen über das perfekte Kindchenschema verfügten.
Vorher-Nachher-Bilder mit den blutigen abgezogenen Robbenkörpern waren ein so
krasser Gegensatz, daß kaum ein Auge trocken blieb.
Gleichzeitig
wurden viel mehr Haie brutal abschlachtet – 100 Millionen Exemplaren jährlich werden bei
lebendigen Leib die Flossen abgeschnitten, um sie dann immer noch lebendig zum
elenden Verrecken zurück in den Ozean zu werfen.
Haifleisch
schmeckt nicht besonders gut.
Im
Gegensatz zu Robben verfügen sie auch nicht über kuscheliges Fell.
Haie
haben ein Mundwinkelproblem. Die Mundwinkel sind nach unten gerichtet, so daß
sie für den Homo Sapiens grimmig aussehen, während Delphine mit ihren nach oben
gebogenen Mundwinkeln immer zu lächeln scheinen und uns gleich sympathisch
sind.
Dabei
sind Delphine als Warmblüter gefährlichere Jäger als Haie, sie verbrauchen
wesentlich mehr Nahrung pro Kg Eigengewicht.
Thunfische,
höchst beeindruckende Jäger haben sogar eine noch viel schlechtere
PR-Abteilung. Niemand stört es, wenn sie in riesigen Netzen umkommen, obwohl
sie in vielen Meeren bereits vom Aussterben bedroht sind. Aber wehe, es
befindet sich ein Delphin als „Beifang“ unter ihnen. Da drehen die Tierschützer
durch.
Ich
versuche natürlich konsequenter und rationaler zu sein, kann aber dieses
Vorhaben nicht durchhalten.
Meine
Lieblingstiere sind neben allen Piepsis auch Wale.
Hat
sicher etwas mit meiner Kindheit zu tun, weil ich da so schöne Wal-Bücher
geschenkt bekam und als Teenager kamen auch noch diese CDs mit den Gesängen der
Buckelwale in Mode.
Wenn ich
über „J2-Granny“ lese, die nun im Alter von über 100 Jahren verstorben zu sein
scheint, bin ich ganz traurig.
[….]
Das Schwertwalweibchen "J2" war
für Beobachter immer leicht an ihrem Sattelfleck unterhalb der Rückenfinne zu
erkennen und an der halbmondförmigen Kerbe an der Flosse. Weil sie mit mehreren
Generationen ihrer eigenen Nachkommen in einer Gruppe von etwa 25 Tieren
zusammengelebt hat, dem "J-Pod", und weil sie mit geschätzt 105
Jahren der älteste lebende Schwertwal war, wurde J2 auch "Granny"
genannt, "Oma". Am 12. Oktober wurde Granny zum letzten Mal gesichtet
als sie ihre Orka-Gruppe in den Puget Sound führte, eine Meeresbucht im
Nordosten des US-Bundesstaates Washington. Ihre Familie tauchte wieder auf, doch
Granny ist seither verschollen. Zum Jahreswechsel veröffentlichte das Center
for Whale Research, das diese Gruppe viele Jahre lang beobachtet und erforscht
hat, einen Nachruf auf J2 auf seiner Webseite. "Mit Bedauern nehmen wir
jetzt an, dass sie verstorben ist", heißt es dort.
Grannys Abschied ist
nicht nur für ihre menschlichen Begleiter ein Verlust, sondern vor allem für
ihre Familie, die sie über viele Jahrzehnte hinweg geleitet hat. Sie geriet
1967 sogar einmal in Gefangenschaft, wurde aber wieder frei gelassen. Großen
Respekt zollen ihr die Forscher auch für die Fähigkeit, ihre Familie in der
sich heftig verändernden Umwelt immer wieder zu ergiebigen Fischgründen zu
führen. Sie soll ihre Gruppe fest im Griff gehabt haben. Schwammen Tiere in
eine andere Richtung als der Rest der Familie, rief Granny sie mit Schlägen der
Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche zur Ordnung. [….][….]
Und ja,
ich weiß, daß es Europäer und Amerikaner waren, die viele Walarten an den Rand
der Ausrottung brachten. Geldgierige Christen, die noch nicht mal die ganzen
Kadaver verwerteten, sondern nur für den schnellen Profit Tran und das „Walrat“
ausbeuteten.
Der Wal-Buhmann
von heute ist aber Japan, obwohl die Techno-Insel mit rund 1.000 erlegten Kleinwalen
im Jahr vergleichsweise harmlos ist.
Japan
begann aber erst in den 1950er Jahren mit dem industriellen Walfang und
klammert sich neben Norwegern und Isländern bis heute daran, weil es partout
nicht den anderen Nationen nachgeben will, die versuchen das Walfangmoratorium
von 1987 durchzusetzen.
Japan
sieht seine nationale Ehre in Gefahr und verhandelt zäh und erfolgreich gegen
die internationale Öffentlichkeit.
Zuletzt
gelang es dem industriellen Inselstaat so viele finanziell von Japan abhängige
Kleinstaaten in den IWC (Internationale Walfang-Kommission) zu drücken und zu
bestechen, daß ausgerechnet der japanische Walfang-Lobbyist Morishita zum
IWC-Vorsitzenden gewählt wurde.
Willkommen
in Schilda.
Das ist
ähnlich sinnvoll wie den Vorsitz der UN-Menschenrechtskommission Saudi-Arabien
anzutragen.
Es gibt
aber einen weiteren Grund sich über die japanische Regierung zu ärgern.
Walfleisch
spielt ökonomisch keine Rolle in Japan, die Japaner mögen das Zeug noch nicht
mal. Selbst im eigenen Land kann man das blutig-tranige Fleisch nicht absetzen.
Es
erfordert enorme Anstrengungen von der Regierung die illegal getöteten
majestätischen Tiere zu verwerten.
Japan
betreibt seine Walfangflotten aus purem Nationalstolz, aus Großmannssucht und
Trotz.
Zum
Kotzen.
[….]
Seit 1960 ist der Absatz um 99 Prozent
zurückgegangen. Bis in die Siebzigerjahre war Wal oft Bestandteil des
Schulmittagessens. Viele Japaner können das Fleisch seitdem nicht mehr riechen:
90 Prozent verzichten komplett darauf.
Für Ayukawahma endete
damit der Boom. Lebten vor 50 Jahren noch
16 000 Menschen in der Stadt, sind es heute nur noch wenige Tausend. Die Jungen wandern ab, die Fischer beschäftigen Gastarbeiter aus Indonesien. Walfang und den Handel mit Walprodukten betreibt nur noch eine Handvoll Leute.
16 000 Menschen in der Stadt, sind es heute nur noch wenige Tausend. Die Jungen wandern ab, die Fischer beschäftigen Gastarbeiter aus Indonesien. Walfang und den Handel mit Walprodukten betreibt nur noch eine Handvoll Leute.
[….]
Walfleisch ist billig in Japan. Trotzdem
bleiben nach Angaben des International Fund for Animal Welfare (IFAW) drei
Viertel des Walfleischs unverkauft. Aufrufe des japanischen
Forschungsinstituts, man solle mehr Wal essen, verhallen ungehört. Um den
Absatz anzukurbeln, begann der Staat vor einigen Jahren sogar, wieder
Walfleisch an Schulküchen zu liefern.
[….]
Wirtschaftlich ist der offiziell private
Walfang irrelevant. Er existiert nur noch, weil die Steuerzahler ihn
finanzieren - mit etwa 40 Millionen Euro pro Jahr, schätzt der IFAW. Mit den
Zuschüssen helfe Tokio weder armen Regionen noch Familien, sondern halte bloß
die Wal-Bürokratie am Leben, so die Organisation. Japan kämpft trotzdem mit
harten Bandagen für sein Fangrecht. An diesem Punkt kann die Regierung ohne
hohe politische Kosten den Eindruck erwecken, dass sie sich von "den
Amerikanern" nichts vorschreiben lässt. [….]