Dienstag, 27. Mai 2025

Der absolute Herrscher

Irgendwie amüsiert es mich als Atheisten, zu sehen, wie der anachronistisch-zentralistische Verein RKK sich auf Bob Prevost eingrooved. Noch kennt ihn die Weltöffentlichkeit nicht und so versuchen Linke, wie Rechte, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Es ist furchtbar albern, weil er Bob natürlich der Kompromiss aus über 130 alten konservativen Religioten ist. Der Mann ist kein Gregor Gysi, oder Noam Chomsky, Slavoj Žižek oder Jean Ziegler. Sondern Kariere-Kardinal.
So einen als selbstlos und bescheiden zu framen, ist schon sportlich.

Der SPIEGEL schrieb eine Lobhudelei, bei der weltweit Bobs beste Freunde abgeklappert wurden, die ihn - ÜBERRASCHUNG – alle nett finden. Der Erkenntnisgewinn solcher Befragungen der Best Buddies liegt nahe Null; natürlich sagt keiner von ihnen „Prevost ist ein karrieregeiler Egomane, der mir seit 30 Jahren auf den Sack geht; ich habe gar keinen Bock mehr mit dem abzuhängen!“

Krähe, Auge.

Aber eine Kritik listet der Spiegel dann doch auf. Prevost habe gar nicht so bescheiden, wie einst Ratzinger, während des Konklaves zum Herrgott gebetet, „bitte tu mir das nicht an“; nein, der WOLLTE Papst werden. Schock, schwere Not.

[….] Mehr als 40 Jahre sind seit dem Besuch vergangen, Lenzi kümmert sich heute als Sakristan in einem Mailänder Kloster um die Messgewänder. Prevost machte in Peru und Rom Karriere. Aber ihre Freundschaft hat gehalten. Noch kurz vor dem Konklave hatten sie Kontakt. »Es gibt da ein Problem«, habe Bob zu ihm gesagt. »Machen sie dich zum Papst?«, fragte Lenzi.  Lenzi sagt, er habe seine Frage als Scherz gemeint. »Das ist kein Witz«, habe Prevost daraufhin gesagt. »Lass uns beten, dass es in eine bestimmte Richtung geht.« Aber in welche? Betete Bob etwa, dass es ihn nicht erwischen würde, wie manch einer vor ihm? Pater Lenzi zögert nicht mit seiner Antwort. »Nein, nein«, sagt der Mönch. Es sei ihm darum gegangen, »dass es passiert«.   [….]

(DER SPIEGEL, 27.05.2025)

Es ist eins der lächerlichsten Märchen überhaupt, daß Ratzi gar nicht Papst werden wollte. Tatsächlich hatte er 25 Jahre zielgerichtet die Fäden im Inneren der Macht geknüpft, die Papst-Wähler wesentlich mit ausgesucht und dafür gesorgt, daß ihm viele von ihnen einen Gefallen schulden. Er boxte sich sogar zum Kardinal-Dekan hoch, um sicher zu gehen, selbst das Konklave zu leiten.

Nur in Hollywood-Filmen wird man völlig überraschend und ganz gegen seine Natur Kardinal oder Papst, obwohl man doch viel lieber einfach Land-Pfarrer geblieben wäre, weil einem die Menschen so wichtig sind und man für die Seelsorge lebt.

Insofern ist es nicht völlig abwegig, wenn sich die Erzkonservativen Menschenhasser dieser Welt Hoffnungen machen, in Bob einen Unterstützer zu finden. Trump lud schon mal den rechtsradikalen Louis Prevost, Bobs älteren Bruder und Hardcore-Trumpanzee mit seiner Frau Debbie im verhudelten Freizeit-Look ins Weiße Haus.

[….]  Bekennender Fan des Präsidenten Papst-Bruder trifft Trump im Weißen Haus

Er wütete gegen Joe Biden und bezeichnete sich selbst als »MAGA«-Typen, nun hat Papst-Bruder Louis Prevost Donald Trump in Washington besucht. Die Regierung sprach von einem »großartigen Treffen«.  [….]

(SPON, 22.05.2025)

Der schwule rechtsradikale verschwörungstheoretische Dunkelkatholiban David Berger, der Franziskus wie die Pest hasste, versucht sich ebenfalls an Bob heran zu robben; will ihn für seine menschenfeindlichen FSSPX-Machenschaften einspannen.

[….] Heiliger Vater, Papst Leo, beenden Sie die Unterdrückung der katholischen Tradition! Unter Papst Benedikt XVI. wurde die katholische Kirche durch eine weltweite Wiederentdeckung der klassischen, lateinischen Liturgie in ihrer besonders feierlichen und erhebenden Tradition bereichert. Sein Nachfolger hat nach dem Tod vom Benedikt alles versucht, um diesen katholischen Frühling zu ersticken. Jetzt liegt es an Papst Leo XIV. der katholischen Tradition wieder alle Türen zu öffnen.

„Traditionis Custodes“ nennt sich das Schreiben, mit dem Papst Franziskus die Anweisung gab, die Form des Gottesdienstes, die einst als „das Schönste diesseits des Himmels“ bezeichnet wurde, die Liturgie, die Heerscharen von Heiligen geschaffen hat, aus dem öffentlichen kirchlichen eben weitgehend zu verdrängen. Stattdessen wollte er einen Zustand einfrieren, den der „Catholic Herald“ folgendermaßen beschreibt:  Wider die Banalität – für das Heilige

„Zu oft wirkt die katholische Messe im modernen römischen Ritus wie eine Versammlung. Eine wohlmeinende, vielleicht – aber horizontal, flach und erschreckend un-mysteriös. Es werden Hände geschüttelt. Volkstümliches Geplänkel vom Altar aus. Musik, die wie ein Überbleibsel einer Gitarrenfreizeit aus den 1970er Jahren klingt. Es soll „einnehmend“ sein. Am Ende ist es banal.

Und die Leute gehen weg. Nicht nur von den Kirchenbänken, sondern auch von dem Gefühl, dass das, was in der Messe geschieht, heilig ist – etwas Transzendentes, etwas Schönes, etwas Erschreckendes im bestmöglichen Sinne. Etwa ein Drittel der Katholiken, die regelmäßig an der Messe teilnehmen, glauben nicht an die wirkliche Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie – der „Quelle und dem Höhepunkt“ des Lebens der Kirche – ganz zu schweigen von der Mehrheit der Katholiken in den meisten Ländern, die nicht einmal die Messe besuchen.“

Die Kirche braucht euch!

Papst Leo XIV. scheint sich dieses Missstandes sehr bewusst. [….]

(Philosophia Phimosis, 27.05.2025)

MTG, Schwester im Geiste Trumps und des Urinduschers, ist da skeptischer. Klan Mum mit dem „jewish spacelaser“ hat schon auf den ersten Blick erkannt, wie Bob tickt. Und dabei hatte sie sich noch so gefreut, als Jorge den Löffel abgab.

[…]  U.S. Rep. Marjorie Taylor Greene said evil is "being defeated by the hand of God" in a Monday, April 21, social media post, published after Pope Francis' death.  “Today there were major shifts in global leaderships,” the Georgia Republican, 50, posted on X. “Evil is being defeated by the hand of God.” [….]

(People, 21.04.2025)

Freilich hoffte Cave Woman nun auf Burkes oder Dolans Aufstieg. Aber doch nicht Prevost, der es wagte öffentlich spanisch zu sprechen, obwohl doch jeder weiß, daß Jesus Amerikaner ist und Gott englisch spricht.

Daß der neue Papst ein US-Amerikaner ist, empfanden die Trumpanzees also als folgerichtig. Aber ausgerechnet Bob? Da setzte bei Trumps Lautsprechern gleich die Hirnschmelze ein.

[….] It didn’t take long for right-wing media figures and MAGA provocateurs to cry out in rage over the election of Robert Prevost as Pope Leo XIV after it was revealed that he’d publicly criticized Vice President JD Vance and expressed sympathy for immigrants and George Floyd.

Despite feeling national pride over the fact that the Chicago-born Prevost has become the first American pope in history, conservative pundits and Trump loyalists fumed over the “WOKE MARXIST POPE” and complained that he is “worse than Francis,” referencing the previous pontiff known for his progressive values.

Even before the “dark horse” American cardinal was elected the 267th pope, former Trump chief strategist Steve Bannon warned about Prevost’s views, claiming that he would be a poor choice for the MAGA movement.  “I do think one of the dark horses — and unfortunately one of the most progressive — is Cardinal Prevost... he's certainly on the shortlist,” Bannon told Piers Morgan last week about the prospect of the first American pope. [….]

(The Indepent, 08.05.2025)

Ist das also die Stunde der Linken, die auf einen liberalen Kapitalismuskritiker auf dem Stuhle Petri hoffen?

Wird Bob nun durchgreifen und die kinderfi**eraffinen Dunkelkatholiken-Lügenbolde, wie Woelki; oder die drastisch homophoben Kardinäle wie Turkson und Sarah alle entlassen und durch Franz Kamphause ersetzen?

[….] Kardinal Woelki sagt vor Jahren zu seiner Kenntnis von Missbrauchsvorwürfen gegen Priester aus. Das weckt Zweifel und zieht Ermittlungen nach sich. Die werden nach Zahlung einer Geldstrafe nun eingestellt. Sein Bistum sieht ihn vollständig rehabilitiert - die Staatsanwaltschaft nicht.

Die Staatsanwaltschaft Köln hat ihr Ermittlungsverfahren gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki endgültig eingestellt. Dieser hatte zuvor die ihm auferlegte Geldzahlung in Höhe von 26.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung geleistet.

Zugleich hob die Staatsanwaltschaft hervor, dass die Ermittlungen durchaus den für eine Anklageerhebung erforderlichen Verdacht ergeben hätten, dass Woelki fahrlässig eine falsche Versicherung an Eides statt und einen fahrlässigen Falscheid abgelegt habe. "Insoweit wäre nach vorläufiger Bewertung der Beweislage durch Staatsanwaltschaft und Landgericht eine entsprechende strafrechtliche Verurteilung des Beschuldigten in einem gerichtlichen Verfahren wahrscheinlich gewesen", stellte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer klar. Maßgeblich für die Entscheidung, gleichwohl auf eine Anklage zu verzichten, war nach Darstellung der Staatsanwaltschaft unter anderem, dass Woelki bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten ist.  [….]

(NTV, 26.05.2025)

Nein, natürlich nicht. Bob wird sich mit den Rechtsradikalen in seinem Verein arrangieren, wird Trump nicht nach dem Mund reden und wird nicht alle deutsch-synodalen Wünsche erfüllen.

Rechte, wie linke Katholiken agieren naiv, wenn sie ihre Hoffnungen auf Provost projizieren. Er wird sie nicht erfüllen.

Und irgendwann wird sowohl David Berger, als auch Elisabeth Kötter und Andrea Voß-Frick („Maria 2.0“) wieder einfallen, daß Bob doch nur ein alter Mann ist, von dem man nicht so viel erwarten sollte.