Daß Hamburg säkularer als andere Städte ist, merke ich
immer wenn die SZ morgens mit einem Doppeldatum vor der Tür liegt.
Offenbar steht dann in Bayern wieder irgendein
bizarrer christlicher Feiertag an, der in Norddeutschland unbekannt ist, aber
bei den Voralpentaliban einen gesetzlichen Feiertag bedeutet.
Im sechsten Jahrhundert wurden nämlich zur Epiphanie
Gottes auch mehrere Heilige, Magier, Sternendeuter oder Könige erfunden. In der
Regel zwischen zwei und fünf. Je nach Mode heißen die Typen Caspar, Melchior,
Balthasar, Larvandad, Hormisdas, Gushnasaph, Kagba, Badadilma, Tanisuram, Mika,
Sisisba, Awnison, Libtar oder Kasäd.
Jedenfalls aus dem Nahen Osten und mit ziemlich
dunkler Hautfarbe – also das was die CSU heute mit aller Macht davon abhalten
will herzukommen.
Zur Erbauung haben sich Seehofers Epigonen ins Kloster
Seeon in der Nähe des Chiemsees zurückgezogen. Seeon, naja, klingt nicht so
bedeutend wie „Wildbad Kreuth“, wo man sich seit 1976 traf, aber die Bude war
zu teuer geworden. Die Eigentümerin, Herzogin Helene in Bayern, kuschte
unfreundlicherweise nicht mehr vor dem CSU-Vorsitzenden und wollte eine höhere
Pacht.
Kloster Seeon ist aber auch gut, da passen die
Hobbyrassisten von der CSU hin.
Der Großindustrielle Dr. Max Wiskott vermietete die
Anlage elf Jahre an die NSDAP zur Einrichtung einer SA-Schule, dem Training der
NSdAP-Sturmabteilung und für den Reichsarbeitsdienst.
Zum bayerischen „Heilige Drei Könige“-Feiertag stellt
die SZ gleich 25 bayerischen Prominenten die Gretchenfrage: „Was ist Gott“?
Faszinierend wie immer bei dem Theodizee-Problem die
Hilflosigkeit, mit der Religioten antworten.
Täglich passieren grauenvolle Dinge. Das ist seit
2.000 Jahren und so und jedes Mal wird gefragt, wieso Gott das zulassen kann.
Und wieso soll man einem solchen Gott huldigen, der
einen ohnehin offensichtlich nicht vor Tod, Krankheit und Grausamkeit bewahrt.
Die Sache ist so furchtbar einfach: Auschwitz hat die
Nichtexistenz Gottes bewiesen.
Gäbe es eine gute Erklärung, wieso ein alle Menschen
liebender Gott den Holocaust durchzieht, wäre er einem der zur Zeit 400.000 römisch-katholischen
Vollzeit-Priestern oder 4.800 Bischöfen eingefallen.
Offensichtlich gibt es keine Erklärung.
Erstaunlich, daß es immer noch so viele Milliarden
Menschen gibt, die dieses Unsinns-Konzept ernst nehmen.
Und was halten nun die SZ-Promis für GOTT?
Die Profitheologen geben sich erst gar keine Mühe
damit konkret zu werden, sondern schwafeln wolkig daher. Gottes Wege sind
unergründlich, simple as that.
Gott ist Vater und Mutter, Gott ist Schöpfer und Grund allen Seins. Gott
ist das reine Sein und nicht ein Seiendes, das ich begreifen könnte. […..] Er ist persönlich und überpersönlich, er ist
Grund allen Seins und ist doch auch ein Du, das mir aus dem unbegreiflichen
Geheimnis gegenüber tritt.
(Anselm Grün,
Benediktinerpater in Münsterschwarzach)
Jetzt ist mir alles klar. Warum bin ich nicht selbst
drauf gekommen?
Was hat sich aber ein Profi-Politiker mit
Jahrzehnte-währender Erfahrung als Dauersprecher und Vorzeige-Katholik für
diese immer wieder gestellte Frage als Antwort zu Recht gelegt?
Gott meint es gut mit allen Menschen. Für ihn sind alle Menschen gleich. […..] Es
ist für mich auch ein großer Trost, dass es nach dem Tod weitergeht und wir
die, die von uns gegangen sind, wiedersehen.
(Ilse Aigner, Bayerische
Wirtschafts- und Energieministerin)
Das soll dann wohl auch für die 5.000 im Mittelmeer
ersoffenen Kinder und Frauen gelten, die dank der von CSU/CDU forcierten Abschottungspolitik
keine Chance hatten nach Europa zu kommen?
Gott ist der Urgrund allen Seins. […..] Ich bin
froh, dass wir in Bayern die christliche Botschaft der Nächstenliebe und des
Friedens leben und vermitteln und damit das Wertefundament in unserem Land
stärken."
(Horst Seehofer,
Bayerischer Ministerpräsidenten)
An dieser Stelle fehlen mir
die Worte. Die Kombination aus Heuchelei, Dummheit und Arroganz der
Obergrenze-Ausländer-raus, Familienzusammenführung-niemals-Politiker ist zu
viel für mich.