Papst
Franziskus ist die Angela Merkel der Kurie.
Wie die
alten konservativen Männer in der West-CDU jammern und maulen auch die
konservativen Kurienkardinäle, weil der Posten, den sie eigentlich unter sich
ausmachen wollten – also Kanzlerparteivorsitz, bzw Papst – auf einmal und
ungeplant wegen einer internen Krise an einen Fremdkörper übergingen.
Hier die
ostdeutsche Protestantin, die nicht mal zum Andenpakt gehört und dort der
Südamerikaner, der keine Funktion in der Kurie hatte.
Beide
fielen mit schlechten Angewohnheiten auf.
Helmut
Kohl beklagte sich über Merkels miese Tischmanieren:
„Frau Merkel konnte ja
nicht richtig mit Messer und Gabel essen. Sie lungerte bei den Staatsessen herum,
so dass ich sie mehrfach zur Ordnung rufen musste.“
Die
Kurialen schauderte es bei Bergoglios derben schwarzen Tretern und seiner
Missachtung all der Edelstein- und Gold-durchwirkten Hermelin- und
Purpurfummel, die Ratzi so gern trug.
[….]
Die traditionellen roten Schuhe der
Päpste trug Benedikt [….] bis zu seinem Rücktritt. Auch bei den
Hochfesten der Kirche fehlte es nie an Seide, Gold und sonstigem Prunk auf
Mitren und Messgewändern des ehemaligen Papstes. Dieser ganz bewusst zur Schau
getragene Reichtum fällt in der Rückschau besonders deshalb auf, wenn man jetzt
stets den eher spartanischen liturgischen Stil von Franziskus zu sehen bekommt.
[….]
Bergoglio trat bei den bisherigen Feiern
ganz in Weiß auf, als Kopfbedeckung während der Prozessionen wählte er seine
einfache Kardinalsmitra. Die päpstliche Stola legte er nach dem Segen Urbi et
Orbi rasch wieder ab. Am Palmsonntag streifte er einen einfachen, roten
Parament-Mantel über. Das Pendant, das Benedikt vor einem Jahr trug, war
goldbestickt, mit Kordeln und kostbaren Spangen zusammen gehalten. Manche
interpretieren den sichtbaren Unterschied in Liturgie und Auftreten als
deutliche Abgrenzung zum Vorgänger. [….].
2007 hatte Benedikt die alte, lateinische Messe wieder eingeführt, die erste
Messe als Papst noch in der Sixtinischen Kapelle feierte Benedikt mit dem
Gesicht zu Michelangelos Fresko vom Jüngsten Gericht. Bergoglio hingegen stand
an einem seit dem Konzil üblichen „Volksaltar“ und wendete sich den Kardinälen
zu. Für traditionalistische Gesten ist der Argentinier nicht empfänglich,
Diskurse dieser Art lassen Franziskus kalt.
Seine nähere Umgebung
hingegen ist für eine traditionelle, prunkvolle Bildsprache mehr als offen und
förderte sie in der Vergangenheit sogar. [….] Von innerem
Unmut bis großer Überraschung reichen die Reaktionen derjenigen, die für die
Außendarstellung des neuen Papstes zuständig sind. Vor allem der in der Kurie
umstrittene päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini, der den Stil der
Ratzinger-Jahre mitprägte, muss schwer geschluckt haben, seit er plötzlich
einem äußerst mönchischen und allem Pomp nicht mehr aufgeschlossenen Pontifex
zur Seite stehen muss. Es ist bekannt, dass Marini viel für Spitzen und
Goldbesatz übrig hat. [….] Auch als
Papst kommt er in schwarzen, abgelaufenen Orthopädie-Schuhen daher und will
noch eine ganze Weile im vatikanischen Gästehaus Santa Marta bleiben statt
rasch in das ebenso offizielle wie isolierte appartamento im päpstlichen Palast
umziehen. [….]
Wie
konnte eine so wenig Glamouröse ganz ohne Stallgeruch an die Spitze gelangen?
Wie
konnte so ein Luxus verachtender Jesuit ohne Kurien-Stallgeruch Papst werden?
In
beiden Fällen durch eine extreme Krise.
1998/9
stürzte Kohl die CDU in eine massive Krise, er wurde seinen Posten los und es
offenbarte sich so ein Abgrund aus kriminellen Machenschaften,
daß keiner der eigentlich vorgesehenen Nachfolger zugreifen wollte. Zudem
steckte man in einem Naziskandal, weil der damalige starke Mann der CDU zig Millionen
Schmiergelder in schwarzen Kassen als „jüdische Vermächtnisse“ getarnt hatte. Eine
Außenstehende mußte den Augiasstall ausmisten.
Im
ersten Jahrzehnt des 21.Jahrhunderts poppten immer mehr Pädophilie- und
Missbrauchsskandale der RKK auf, in der Heimat Ratzis rappelte es 2010 so
gewaltig, daß es zu Massenaustritten aus der RKK kam, zudem steckte man in
einem Naziskandal, weil Ratzi die Holocaustleugner der FSSPX in die RKK
integriert hatte. Nach 1000 Jahren trat erstmals ein Papst zurück und wollte
den Augiasstall nicht mehr selbst ausmisten. Ein Außenstehender mußte ran.
Wieso
ließen sich die mächtigen stramm Konservativen der Kurie/der westdeutschen
CDU-Landesverbände die Führungsrolle aus der Hand nehmen?
Weil sie natürlich davon ausgingen die Machtmechanismen des Vatikans/des Konrad-Adenauer-Hauses viel besser zu beherrschen als der/die Neue.
Weil sie natürlich davon ausgingen die Machtmechanismen des Vatikans/des Konrad-Adenauer-Hauses viel besser zu beherrschen als der/die Neue.
Sollte
Merkel/Franziskus doch in der ersten Reihe rumturnen. In Wahrheit würden die
alten Seilschaften weiter die Fäden ziehen und die Fremdbestimmung nach kurzer
Zeit wieder beenden.
In
beiden Fällen ging auch das schief.
Bergoglio ist nun fünf Jahre Papst und wird es
auch bleiben, sofern er nicht zu krank wird.
Merkel
ist fast 20 Jahre Vorsitzende der CDU.
Burke,
Müller und Sarah, die Konservativen in der Kurie schimpfen und pöbeln aus
ganzer Seele über den vermeidlichen Linksruck, der den Markenkern der Kirche
zerstöre.
Bosbach,
Spahn und Dobrindt, die Konservativen in der Union schimpfen und pöbeln aus
ganzer Seele über den vermeidlichen Linksruck, der den Markenkern der CDU
zerstöre.
Dabei
sind es Bergoglio und Merkel, die mit ihrem oberflächlich etwas liberaleren
Auftreten ihren alten angestaubten Laden überhaupt noch lebensfähig halten.
Sonst
würden der Partei, der RKK insbesondere in den urbanen Gebieten noch schneller
die Mitglieder weglaufen.
Das
Kuriosum ist, daß das Publikum gar nicht merkt wie es getäuscht wird, weil
Altkonservative so laut über den Verfall der Sitten, die Homoehe und die
Ausrichtung auf Dunkelhäutige und Arme außerhalb Europas beklagen.
In
Wahrheit ist Merkel genauso konservativ wie diejenigen, die ihren Linksruck
beklagen:
Sie hat
längst Europa in eine Festung verwandelt, die Grenzen hermetisch abgeschlossen,
lässt mutwillig Tausende elend im Mittelmeer und in Libyschen Lagern verrecken,
hat eine Obergrenze eingeführt, kuschelt mit den Scharfmachern wie Horst
Seehofer, dem sie im Kabinett freie Hand lässt und entgegen ihrer Klimarhetorik alles
dafür getan hat, daß Kohleindustrie und Abgasschleuder-SUV weiter unsanktioniert
die Umwelt verpesten können. Sie spricht mal freundlich über Schwule, will sie
aber nach wie vor unter keinen Umständen als Eheleute Kinder adoptieren sehen. Unter
Merkel geht die soziale Spaltung radikal weiter, die Reichen werden reicher.
In
Wahrheit ist Bergoglio genauso konservativ wie diejenigen, die ihren Linksruck
beklagen:
Er denkt
gar nicht daran Frauen zum Priestertum zuzulassen, spricht sich keineswegs für
ein gemeinsames Abendmahl mit Protestanten aus. Er spricht mal freundlich über
Schwule, will sie aber nach wie vor unter keinen Umständen in den
Priesterseminaren haben. Bergoglio beklagt das Flüchtlingselend, kuschelt aber
mit den Scharfmachern wie Horst Seehofer, den er schon ein halbes Dutzend Mal
zu Privataudienzen empfing und denkt gar nicht daran die vatikanischen Milliardenschätze der Welthungerhilfe zu spenden.
Und
natürlich tut er auch nichts gegen die Kinderfickerei seiner Priester, bestritt
gar, daß es sowas in Chile überhaupt gäbe, erhob den Kinderfickerförderer
Müller zum Kardinal und beförderte auch den seit Jahrzehnten des sexuellen
Missbrauchs an Kindern beschuldigten Kardinal Pell zur Nr. Drei des Vatikans.
Merkel
und Franz sehen auf den ersten Blick nicht ganz so verknöchert konservativ aus
wie ihre Vorgänger.
Aber dennoch sind sie beide es.
Aber dennoch sind sie beide es.