Michael Schmidt-Salomons und Carsten Frerks großartige
kleine Schrift „Die Kirche im Kopf Von „Ach Herrje!“
bis „Zum Teufel!““ ist nun auch
schon 12 Jahre auf dem Markt und hat nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.
Noch immer
dominieren christliche Motive die Alltagssprache – Oh Mein Gott! -, noch immer
wird „christlich“ als ultimativ positiv konnotiert und Unangenehmes, als „unchristlich“
gebrandmarkt.
Was für eine unchristliche Uhrzeit, ruft man aus, wenn man gezwungen wird sehr früh
aufzustehen. Was soll der Quatsch? Sind Gläubige etwa als Langschläfer bekannt?
[…..] Diese Enzyklopädie für freie Geister und solche, die es werden wollen, nimmt auf vergnüglich-böse Weise die „Kirche im Kopf“ aufs Korn. Analysiert werden Begriffe, Komplexe, Redewendungen, die oftmals erst auf den zweiten Blick ihre religiöse Herkunft verraten. Das Lexikon erklärt, warum im christlichen Kulturkreis angeblich „alles Gute von oben kommt“, warum „Christstollen“ keine Katakomben im alten Rom sind und weshalb „Gott immer bei den stärksten Bataillonen ist“ („Heiliges Kanonenrohr!“).
Dabei setzen die Autoren auf eine
wohldosierte Rezeptur aus Information und Witz – denn sie sind überzeugt, dass
es nicht ausreicht, die einfältige Saga vom dreifaltigen Gott allein mit
vernünftigen Gegenargumenten zu entkräften. Nur wer am Ende über die
halsbrecherischen intellektuellen Verrenkungen des Christentums lachen kann,
hat es wirklich verstanden. [….]
Wer stolz seine
sexuelle Enthaltsamkeit betont, nennt es „mönchisch“ – obwohl wir alle längst
wissen, daß katholische Geistliche weit überdurchschnittlich oft Kinder sexuell
missbrauchen.
Geistliche
werden automatisch als „Würdenträger“ bezeichnet. Schon ein einfacher Pfarrer
gilt als „Hochwürden“, bei der deutschen Bischofskonferenz treffen sich
Eminenzen und Exzellenzen.
Dabei wissen
wir alle längst, daß diese feine Gesellschaft ein weltweites Kindersex-Netz
schützt.
Niemals wird
man in einer normalen deutschen Zeitung oder einer Nachrichtensendung – von ganz
links bis ganz rechts – Freude über Kirchenschließungen oder Mitgliederschwund
vernehmen.
Der Rückgang
des Christentums wird konsequent immer nur bedauert.
Dabei ist es
ganz im Gegenteil, ein Zeichen der Bildung, der Prosperität, der Aufklärung und
Selbstbestimmung, wenn Gotteshäuser schließen.
Je höher der
Anteil der Atheisten in einer Gesellschaft, desto niedriger die Kriminalität
und desto glücklicher die Bevölkerung.
[….] Das Glück der Welt ist in
Nordeuropa zu Hause – diesen Eindruck zumindest vermittelt der seit 2012
jährlich vom „Sustainable Development Solutions Network“ (das Netzwerk
„Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung“) veröffentlichte Weltglücksreport.
Finnland führt, wie auch im
vergangenen Jahr, die Liste der glücklichsten Länder an. Dänemark landet dieses
Mal auf Platz 2, Norwegen auf Platz 3, gefolgt von Island und den Niederlanden.
[….]
Das Ranking der
Glücklichsten korreliert perfekt mit dem Ranking des höchsten Atheistenanteils.
In den zehn gläubigsten Nationen ist hingegen das
Glück sicher nicht zu Hause.
In den besonders
gläubigen Nationen gibt es auch wenig Grund, um glücklich zu sein, da die
Kriminalität ebenfalls kausal an Religion gekoppelt ist.
[….] Die wichtigsten Ergebnisse des
Global Peace Index 2019:
Island, das keine eigene Armee besitzt, behält seinen Status als
friedlichstes Land der Erde, den es bereits seit 2008 innehat.
Europa ist auch im GPI 2019 die friedlichste Region der Erde: In den Top
Ten finden sich sechs europäische Staaten. [….]
Dennoch bleiben der Nahe Osten und Nordafrika erneut die am meisten von
Konflikten und Gewalt betroffenen Regionen. [….]
Die USA ist weiter abgerutscht –
von Rang 121 auf 128.
[….] Die 10 am wenigsten
friedlichsten Länder im Global Peace Index 2019
[….] 153. Pakistan
154. Russland
155. Demokratische Republik Kongo
156. Libyen
157. Zentralafrikanische Republik
158. Somalia
159. Irak
160. Jemen
161. Südsudan
162. Syrien
163. Afghanistan [….]
Betrachtet man
nur die Tötungsrate wird das Bild noch extremer – die 20 Nationen mit dem
größten Möderanteil sind allesamt überdurchschnittlich katholische/christliche
Länder, während die glücklichen skandinavischen Nationen eine Tötungsrate (Zahl
der Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner und Jahr) von unter 1 aufweisen.
Die Menschen,
zumindest in den deutschen Großstädten, werden zu klug für den religiösen
Unsinn.
Es gab in den
letzten Dekaden weltweit Studien über den Einfluß von Religion auf die
Menschen.
Die
Wissenschaftler Jordan Silberman, Miron Zuckerman und Judith A. Hall
von der University of Rochester werteten dieses Jahr 63 Studien aus und konnten
klar zeigen, daß ungläubige Menschen tatsächlich intelligenter sind als
Religiöse.
Das ist auch
erwartbar und in sich logisch, da es Intelligenz erfordert nachzufragen und
Zweifel anzustellen, statt einfach zu glauben was behauptet wird.
[…..] Realistischerweise sollten wir
davon ausgehen, dass sich hinter dem Auf und Ab der Evolution kein göttlicher
Heilsplan verbirgt, sondern nur das blinde Walten von Zufall und Notwendigkeit.
Wenn der Mensch tatsächlich von Anfang an von Gott als “Krone der Schöpfung”
geplant gewesen wäre, wie der Papst meint, so müsste man sich doch fragen,
warum “Gott” zum Erreichen dieses Ziels einen so verrückten Weg eingeschlagen
hat: Warum, bitteschön, erschuf er zunächst a.) eine unglaubliche Vielfalt an
Dinosauriern, die über Jahrmillionen die Erde beherrschten, dann b.) einen
Riesen-Asteroiden, den er vor 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlagen
ließ, damit c.) die Dinosaurier wieder aussterben, um so d.) einigen
rattengroßen Säugetieren Platz zu machen, aus denen sich e.) einige Millionen
Jahre später die aufrecht gehende Affenart Homo sapiens entwickeln konnte? Ein
Gott, der sich so seltsam verhalten würde, würde eher einem intergalaktischen
Mister Bean gleichen als einem allmächtigen, allwissenden, allgütigen Wesen.
Kein Unternehmen dieser Welt würde einen Designer mit einer solch verheerenden
Kosten-Nutzen-Bilanz einstellen. [….]
Wir sollten uns also grundsätzlich immer und überall über
den Rückzug von Religion, das Schließen von Gotteshäusern und die Abkehr von
Abrahamitischen Ideologien freuen.
Es reicht aber nicht das nur wohlwollend zur Kenntnis zu
nehmen, sondern jeder ist dazu aufgerufen zumindest auf Ehrlichkeit zu achten
und Geistliche, die uns immer wieder das Gegenteil der oben genannten Tatsachen
verkaufen wollen, zur Ordnung zu rufen.
Ganz besonderen Unsinn gibt gerade der Regensburger Bischof
Voderholzer von sich.
[….] Die Zehn Gebote sind unverzichtbarer Bestandteil der politischen Kultur
Europas.
Diese Ansicht vertrat der katholische Regensburger Bischof Rudolf
Voderholzer.
(…) „Es gibt kein Europa ohne
die Zehn Gebote“, sagte Voderholzer. Sie schützten die Unversehrtheit des
Lebens, Ehe und Familie sowie das Eigentum und den guten Ruf eines Menschen. Wo
sie missachtet würden, sei die Menschlichkeit in Gefahr. „Wer die Gebote Gottes
nicht beachtet, beleidigt nicht den großen und heiligen Gott, sondern er
schadet sich selbst“, so Voderholzer. „Um es in einem Bild zu sagen: Wer zum
Himmel spuckt, trifft sich selbst.“
Die Zehn Gebote hätten auch das europäische Verständnis der Grundrechte
geprägt. So habe das Prinzip der Menschenwürde seine Begründung in der
Vorstellung, dass Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen habe und in
Jesus Christus selber Mensch geworden sei. Nur vor diesem Hintergrund sei
dieses Prinzip verständlich.“ […..]
Es verwundert wenig, daß die christliche Website
IDEA den Bischof mit diesen offensichtlichen Lügen
davonkommen lässt.
Aber entweder kennen sie die zehn Gebote nicht oder sie sie
haben noch nie etwas von Menschenrechtskonvention und Grundgesetz gehört.
Gleich die ersten drei Gebote sind verfassungswidrig.
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.
Religionszwang, Sippenhaft und Frauendiskriminierung.
Darauf ist also Herr Voderholzer stolz.
[….] Deutschlandfunk:
Sie halten zum Beispiel die zehn Gebote nicht mehr für zeitgemäß. Wie
das? Was kann man haben gegen „Du sollst nicht töten, ehebrechen, falsch
Zeugnis reden“?
Schmidt-Salomon:
Nun, man muss sich ja die zehn
Gebote dann wirklich im Original-Wortlaut anschauen, und dann stellt man fest,
dass schon das erste der zehn Gebote ein Verstoß ist gegen
Verfassungsprinzipien. Da wird ja gesagt: „Ich bin ein eifersüchtiger Gott, und
jeder der mir Feind ist, dessen Schuld verfolge ich an den Söhnen in der
vierten und fünften Generation“. Hier haben wir schon Religionszwang und
Sippenhaft. Das sind keine fortschrittlichen Vorstellungen. Und wenn wir das
zehnte Gebot nehmen, da werden Frauen gleichgesetzt mit Sklaven und anderen
Besitztümern der Männer. Auch das ist sicherlich nichts, was wir im 21.
Jahrhundert noch als vorbildlich verstehen würden – was aber auch völlig
verständlich ist, denn die zehn Gebote sind auf einer anderen kulturellen
Epoche, also auf einem anderen Stand der kulturellen Evolution der Menschheit
entstanden. Wir brauchen heute ganz andere Regelungen. Die Welt ist kompliziert
geworden und da können wir nicht mit dem archaischen Instrumentarium einer Hirtenkultur
an die Probleme der Zeit herangehen. [….]