Samstag, 9. April 2016

Der junge Wilde



Wer Peter Altmaier nicht mag, wird es kaum schaffen sich über ihn zu äußern ohne auf seine Figur anzuspielen und noch ein bißchen versteckter einzuflechten, daß der streng gläubige Katholik „ledig“ ist.
Das sollte aber beides keine Rolle spielen und daher rufe ich auch dazu auf, ihn nicht danach zu beurteilen.

Ich hoffe diese Anspielung auf Böhmermanns Sendung über den Unterscheid zwischen erlaubter Satire und verbotener Schmähung wurde verstanden.

Jan Böhmermann hatte sich dem Zorne Erdogans und der deutschen Justiz ausgesetzt, hilfesuchend an Peter Altmaier gewandt und blitzte an dem 57-Jährigen Saarländer ab.

[….] "Ich möchte gerne in einem Land leben, in dem das Erkunden der Grenze der Satire erlaubt, gewünscht und Gegenstand einer zivilgesellschaftlichen Debatte sein kann", schrieb Böhmermann nach SPIEGEL-Informationen am vergangenen Sonntag mittels einer privaten Twitter-Nachricht an den Chef des Kanzleramts. Er bitte nicht um Hilfe in seinem Fall, sondern um "Berücksichtigung meines künstlerischen Ansatzes und meiner Position, auch wenn er streitbar ist", so Böhmermann. [….]

Altmaier gilt in der CDU immer noch als „junger Wilder“, weil der fromme Jurist zusammen mit mit Ronald Pofalla, Norbert Röttgen, Eckart von Klaeden es einst wagte mir GRÜNEN Parlamentariern zu reden.
Potzblitz, ein echter Rebell gewissermaßen und mit dem Geburtsjahrgang 1958 noch nicht mal im Rentenalter.
Im Gegensatz zu seinen ehemaligen Mitstreitern – Röttgen wurde kaltgestellt, von Klaeden und Pofalla machen mit ihren Kontakten Millionen in der Wirtschaft – blieb Altmaier in der Politik und gehört heute sogar zum innersten Zirkel der Macht.
Unter seinen Posten können sich die meisten nicht so recht etwas vorstellen. Flüchtlingskoordinator, Minister für besondere Aufgaben?
Was macht so einer den ganzen Tag?
Ich weiß das auch nicht so genau, aber es dürfte relativ egal sein, was an seiner Tür steht. Sein eigentlicher extrem hoher politischer Rang liegt darin begründet zum sagenumwobenen Merkel-Girls’ Camp zu gehören.

Seit Merkel das erste mal Ministerin wurde, sind fast alle CDU-Größen gefallen, aber Beate Baumann und Eva Christiansen, die zusammen mit Merkel das Ur-Trio des Girls’ Camp bilden, sind immer noch da.
Büroleiterin Baumann ist seit 1991 bei Merkel, Medienberaterin Christiansen seit 1998. Beide sind absolut verschwiegen und bedingungslos loyal. Absolut nichts aus ihren täglichen Besprechungen mit der Kanzlerin dringt nach außen.
Merkel, die angeblich Geschwätzigkeit hasst wie die Pest, hat mit dem Austern-Trio etwas tatsächlich recht einzigartiges im Bonner/Berliner-Politbetrieb geschaffen.
 Wer zu diesem innersten Machtzentrum Zugang hat, wie derzeit Altmaier, verfügt über das exklusivste Herrschaftswissen, weiß was wirklich los ist.

Insofern ist es durchaus wichtig wie Altmaier sich verhält.
Da er demonstrativ Böhmermann im Stich läßt, kann man daraus tatsächlich schließen, daß Merkel vor Erdogan kriecht.

Daß Altmaier eben kein Einwanderungsrecht anschiebt, keinen Integrationsplan auflegt, sondern öffentlich die Bundesländer dazu auffordert ihre Abschiebungsbemühungen zu verdoppeln, zeigt was die Kanzlerin von Flüchtlingen hält. Nämlich nichts.
Die Politauguren, die wie Jakob Augstein angesichts der Flüchtlingskrise Merkels christliche Nächstenliebe als ihre wahre Triebfeder ausgemacht hatten, unterliegen einem gewaltigen Irrtum.
Merkel wird nicht im geringsten von Nächstenliebe beeinflusst – sonst würde sie nicht Myriaden Menschen in den Dreck Idomenis jagen, die Krisengebiete der Welt mit Waffenlieferungen überschütten, die Bundesmarine gegen Flüchtlinge im Mittelmeer einsetzten.
Merkel ist kein netter Mensch. Sie ist herzlos und brutal, genau wie es ihr Verhalten gegenüber der weinenden Reem Sahwil zeigte.

Peter Altmaier gilt in der CDU als moderat, weil er immer wieder in Talkshows sitzt und es versteht nicht so eine abscheuliche Rhetorik wie die AfDler und CSUler zu verwenden.

Das ändert nichts daran, wie spießig, kleinbürgerlich, gestrig, provinziell und überheblich auch er denkt.

[….] Unser Ziel war und ist, die Zahl der Flüchtlinge deutlich zu reduzieren. Das scheint zu gelingen.
[….] Wir haben mehrere Kategorien von Migranten. Viele haben einen Schutzstatus, würden aber gern zurückkehren. Doch je länger der Bürgerkrieg in Syrien anhält, desto mehr Menschen werden hier Wurzeln schlagen. Wer bei uns bleibt, muss eine Integrationsperspektive haben. Wir wollen keine Parallelgesellschaft.
[….] Es muss einen Anreiz für diejenigen geben, die bereit sind, die Sprache zu erlernen, sich zu integrieren und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber lassen sie mich zu einer weiteren Gruppe kommen [….] Da sind diejenigen, die bloß ein besseres Leben suchen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entscheidet derzeit über 50.000 Fälle im Monat, mehr als ein Drittel der Anträge wird abgelehnt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Zahl der Rückführungen deutlich zunimmt. Wir hatten im letzten Jahr 37.220 freiwillige Rückkehrer und 22.200 Abgeschobene. Das macht insgesamt 60.000. Ein realistischer Maßstab für 2016 wäre eine Verdoppelung dieser Zahlen. Da sind die Länder gefordert.
[….][….]  Entscheidend ist, dass wir zur Bundestagswahl gute Ergebnisse vorzuweisen haben werden. Solide Finanzen, gutes Wachstum, mehr Arbeitsplätze. Und klar: auch weniger Flüchtlinge.

Ich mag Parallelgesellschaften.
Der Gedanke, in Deutschland müsse eine einheitliche christliche Leitkultur ohne fremde Einflüsse herrschen, widert mich an.
Zum Glück stirbt das rigide Familienbild der 1950er Jahre.
Der Glaube an einen „reinrassigen arischen Volkskörper“ dürfte sich auch als kapitaler Irrtum erwiesen haben – und dabei habe ich die Euphemismus-Regler schon auf Maximum eingestellt.

Der Hamburger Steindamm IST zwar eine Parallelgesellschaft, allerdings verstehe ich nicht, wieso Parallelgesellschaften jemand stören.
In den meisten anderen großen Städten in Westeuropa und Amerika ist es ganz normal. In New York gibt es das berühmte „Little Italy“ oder „Chinatown“ und sogar ein deutsches Viertel.
Also für mich geht das völlig OK.
Es gibt ja vielfach in Deutschland reine Schwulenviertel, hier ist es St. Georg, das Uni-Viertel (Rotherbaum, wo nur Studenten sind), das Alternativ-Viertel, wo die  Autonomen und Ökos abhängen (Schanze und Karolinenviertel), das Ibero-Viertel vor der Speicherstadt, wo es all die spanischen und portugiesischen Restaurants gibt, Villenviertel in Harvestehude  und dann natürlich reine Rotlichtviertel (Reeperbahn!) etc.
Warum soll es kein Türken- oder Italiener-Viertel geben?
Das Eigenartige ist in Hamburg, daß St Gayorg – dazu gehört auch der Steindamm – ausgerechnet ein Kombi-Viertel für Schwule und Muslims ist.
Die haben alle Toleranz gelernt. Kurioserweise ist MITTEN in der schwulsten Gegend von St Georg überhaupt der katholische Mariendom, in dem unserer neuer Erzbischof Stefan Heße hockt.
Katholiken gibt es da so gut wie keine – nur Moslems und Homos.
Aber irgendwie haben die sich offensichtlich arrangiert. So gut sogar, daß die Gegend jetzt so gut funktioniert, daß die Mieten auch so explodieren, weil jeder dahin ziehen will.