Wenn es eins gibt, wofür der Vatikan seit tausend Jahren berühmt ist, dann Ränkespiele, Nepotismus und Simonie.
Da ist nur natürlich,
denn das Papstamt ist nicht nur ein hohes Regierungsamt wie US-Präsident, Britischer
Premier oder Deutscher Bundeskanzler. Diese drei müssen sich alle irgendwie
legitimieren, werden kontrolliert und können des Amtes enthoben werden. Ihre
Jobgarantien sind fragil und zeitlich beschränkt.
Papst ist da viel besser.
Da ist man allmächtig. Höchster Vertreter der Exekutive, Judikative und
Legislative, sowie Besitzer aller Güter in einer Person. Natürlich ist man auch
Personalchef und bestimmt ganz allein, wer die anderen Jobs bekommt. Umso eigenartiger, wenn ein Papst hinschmeißt.
Zumindest den letzten
Punkt hat Ratzi meisterhaft ausgefüllt – als de facto-Papst seit 30 Jahren hat
er mindestens 2/3 der Kardinalerhebungen zu verantworten. Durchgehend ultrakonservative Unsympathen.
Es ging daher schnell ihn,
den seit langer Zeit wirklich Herrschenden zu Ostern 2005 auch offiziell zum
Papst zu machen.
Das alberne Gerede davon,
das Amt sei wie ein Fallbeil auf ihn zugerauscht und er habe gebetet nicht Papst
zu werden, darf man getrost als eine der verlogenen üblichen Schutzbehauptungen
einsortieren.
Selbstverständlich war Ratzinger glücklich, als er Papst wurde und bringt sich jetzt in eine kommode Position. Darauf hatte er systematisch hingearbeitet und gleich bei
seinem ersten großen Auftritt beim Weltjugendtag von Köln sah man, wie er
sich strahlend feiern ließ.
Als Vorgänger JP-II starb,
brachte sich der Panzerkardinal mit einer „Bewerbungsrede“ in Stellung. Das haben damals alle so beurteilt, als sich
Ratzi mit Macht in das Sedivakanz-Vakuum drängte, obwohl Eduardo Martínez
Somalo Camerlengo war.
Er war Dekan der Kurie,
also der höchste Kardinal und saß dem ganzen
Prä-Konklave-Ablauf vor. Üblicherweise also eine Position, die zur Neutralität verpflichtet.
Davon ist
Ratzi stark abgewichen, indem er bei der Beerdigung diese lange und
programmatische Rede hielt, die in der Tat allen Kardinälen signalisierte „So
würde ICH das machen.“
Daß Ratzi den Papstthron
erklomm war von langer Hand geplant.
Er war der Kardinal, den ALLE kannten, auf
den man sich schnell einigen konnte, der keine Überraschung war und der mit
Ende 70 auch genau das richtige Alter für ein Übergangspontifikat hatte, um
sich nach der ENDLOSEN JP-II-Zeit erst mal neu zu sortieren.
Diesmal gibt es aber diesen EINEN; der vielleicht nicht von allen geliebt wird, aber über den man schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommt, NICHT.
Da ist deutlich mehr Spannung drin.
Ein
paar Begriffe sollte man für das „Papa Toto“ kennen:
Der Päpstliche Kämmerer,
quasi also der Finanzminister des Vatikans, heißt „CAMERLENGO.“
Ihm obliegt es in der Zeit
der SEDIVAKANZ die Geschäfte zu führen und die Papstwahl zu organisieren.
Auf Deutsch hieße Sedisvakanz etwa: "Der Stuhl ist leer." So wird die Zeit zwischen dem Tod oder Rücktritt eines Papstes und der Wahl eines Nachfolgers bezeichnet. Die rechtlichen Grundlagen für die Sedisvakanz sind zuletzt 1996 festgelegt worden, in der Apostolischen Konstitution "Unversi Dominici Gregis". Darin wird festgesetzt, dass beim Tod oder Rücktritt des Papstes alle leitenden Ämter der Kurie erlöschen; davon ausgenommen sind lediglich der Kämmerer ("Camerlengo"), der Großpoenitentiar, der Generalvikar der Diözese Rom und der Kardinalerzpriester der Vatikanischen Basilika und Generalvikar für die Vatikanstadt. Die Arbeit wird von den Sekretären weitergeführt, wobei der Grundsatz gilt, dass keine Änderungen durchgeführt und keine Gesetze erlassen werden ("sede vacante nihil innovetur"). Die Leitung der Kirche während der Sedisvakanz liegt - unter Leitung des Kämmerers - in der Hand des Kardinalskollegiums, das vor allem die Wahl eines Nachfolgers zu organisieren hat. Mit der Wahl des neuen Papstes endet die Sedisvakanz.(Radio Vatikan)
Der Umgang des Camerlengos
mit dem zuvor verstorbenen Papst ist genau festgelegt, wird diesmal allerdings
stark abweichen, da Ratzi sich die Vatikanischen Radieschen noch von oben
anguckt.
Die Feststellung des Todes läuft nach einem festgelegten Ritual ab. Dabei betritt der Kardinal-Camerlengo, begleitet von einer mit Hellebarden bewaffneten Wache der Schweizergarde (als Zeichen der auf ihn übergegangenen Autorität) im Beisein des Zeremoniärs, der Prälaten sowie des Sekretärs und Kanzlers der Apostolischen Kammer das Schlafzimmer des Papstes. Der Camerlengo stellt den Tod des Papstes offiziell fest. Danach stellt der Sekretär und Kanzler der Apostolischen Kammer unverzüglich eine amtliche Sterbeurkunde aus (die Todesursache muss nicht genannt, eine Autopsie nicht angeordnet werden). Das früher benutzte elfenbeinerne oder silberne Hämmerchen, mit dem der Camerlengo dem Verstorbenen dreimal auf die Stirn klopfte, sowie die Prozedur, den Verstorbenen auf lateinisch mit seinem Taufnamen zu rufen und ihn zu fragen, ob er schliefe, wird nicht mehr durchgeführt. „Albine, dormisne?“ („Albino, schläfst du?“) wurde der verstorbene Papst Johannes Paul I. (bürgerlicher Name: Albino Luciani) gefragt.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Todes liegt in der Hand des Camerlengo. Ist der Tod des Papstes offiziell festgestellt, nimmt der Camerlengo dem Verstorbenen den Fischerring ab, das Symbol der päpstlichen Macht. Der Ring wird im Rahmen der ersten Vollversammlung der Kardinäle nach dem Tod des Papstes mit dem Bleisiegel des Pontifikats vor den Augen der Anwesenden zerbrochen, theoretisch in so viele Teile, wie Kardinäle anwesend sind, praktisch ist dies aus naheliegenden Gründen nicht unbedingt möglich.
Der Camerlengo ergreift Besitz von den päpstlichen Palästen und sorgt dafür, dass das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des verstorbenen Papstes versiegelt werden.
Die alten Männer in den
bunten Kleidchen müssen also diesmal ihre Phantasie bemühen, um sich etwas
Neues auszudenken.
Ratzi mit einem silbernen
Hämmerchen auf die Birne zu klopfen und dabei zu rufen „Jupp, ratzt du“?
erscheint etwas albern.
Und was soll man in die Sterbeurkunde schreiben?
Zudem gehören zu seinen Pflichten Rituale am Ende eines Pontifikats wie das Zerbrechen des päpstlichen Siegelrings oder das Versiegeln der päpstlichen Gemächer. Doch geschieht das auch, wenn der Pontifex diese lebendig verlässt? Und müssten nicht auch die Räume in Castel Gandolfo versiegelt werden - wohin Benedikt aber vorübergehend umzieht? Offene Fragen.
Fest steht immerhin wer der
Camerlengo ist.
Dieser wird natürlich nur vom Papst ernannt und in seiner
unfehlbaren Weisheit erhob Benedikt XVI im April 2007 seinen früheren Stellvertreter
als Präfekt der Glaubenskongregation (1995-2002), Kardinal Tarcisio Bertone,
zum Camerlengo.
Im KONKLAVE wird Bertone also die entscheidende
Rolle spielen.
Im Vatikan wird so der Raum genannt, in dem die Kardinäle den Papst wählen. Konklave ist aber auch die Bezeichnung für den Papst-Wahlvorgang an sich. Seit dem späten 13. Jahrhundert wurden die Räume, in denen sich die Kardinäle versammelten, von außen versiegelt, damit die Wahl ohne Druck und Einfluss von außen frei begangen werden konnte. Johannes Paul II. hat dieses Verfahren reformiert. Bei der nächsten Papstwahl werden die Kardinäle im neuerrichteten Gästehaus Santa Marta hinter der Audienzhalle wohnen. Die Wahl des Papstes wird aber weiterhin in der Sixitinischen Kapelle stattfinden. Um eine Geheimhaltung zu gewährleisten, werden die Räumlichkeiten weiträumig abgeschirmt und technisch überprüft, so dass keine Abhörmöglichkeiten bestehen. Alle Geräte zur Aufnahme, Wiedergabe oder Übermittlung von Ton, Bild, Schrift oder anderen Informationen sind während des Konklaves verboten.
Wahlberechtigt sind heute alle Kardinäle unter 80 Jahren. Deren Höchstzahl hat Papst Paul VI. auf 120 festgesetzt. Die Wahl wird so oft wiederholt, bis ein Kandidat zwei Drittel der Stimmen plus eine erhalten hat. Wählbar ist jeder ledige, männliche Katholik, der die Preisterweihe empfangen könnte.(Radio Vatikan)
An gewaltigen Machtzuwachs
hatte Bertone sich vorher schon gewöhnen können. Bereits am 15. September 2006 wurde
er Nachfolger von Angelo Sodano im Amt des Kardinalstaatssekretärs und somit
quasi „Regierungschef“ des Vatikans.
Jeder Kurienkardinal bekleidet einen
speziellen Posten im Vatikan. Beispielsweise in einer Kongregation oder in einem der Dikasterien.
Ein Diktasterium ist eine zentrale
Vatikanbehörde und von ihnen ist das Staatssekretariat, dem Bertone vorsteht
die Wichtigste.
Neben dem
Staatssekretariat sind die 13 päpstlichen Kongregationen, die je von einem
Präfekten und zwei Sekretären geleitet werden, die wichtigsten Verwaltungsorgane
des Vatikanstaates.
Kongregation für die Glaubenslehre
Päpstliche Bibelkommission
Kongregation für die orientalischen Kirchen
Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung
Komitee Vox Clara
Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse
Kongregation für die Evangelisierung der Völker
Kongregation für den Klerus
Internationaler Rat für die Katechese
Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens
Kongregation für das Katholische Bildungswesen
Päpstliches Werk für geistliche Berufe
Kongregation für die Bischöfe
Die Kongregation für die
Glaubenslehre ist die Bedeutendste, wobei kurioserweise deren Chef, Herr
Müller, diesmal kein Mitglied des Konklaves sein wird.
Bertone ist damit hinter
Ratzi (und vor dem unglücklichen Müller) eindeutig der mächtigste Mann des Vatikans und könnte
somit gut Papst werden.
Die nationalen
Machtverhältnisse des Konklaves sind durch Ratzis Personalpolitik wieder europäischer
und Italienischer geworden.
Ganz so gut sieht es aber für den Camerlengo selbst
doch nicht aus, denn er ist 1934 geboren und damit möglicherweise zu alt und
zudem ist er kein Diplomat.
Die Kardinäle, die direkt mit ihm zu tun hatten –
und das sind seit 2006 eigentlich alle – haben ihn mit der Zeit hassen gelernt.
Bertone ist im
persönlichen Gespräch etwa so sympathisch wie Fußpilz.
Mehrere Open in Purpur
schlossen sich schon zusammen, um Bertone abzusägen. Sie schickten sogar den
Kölner Hassprediger explizit in diesem Auftrag zu Ratzi.
Während der Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson sei er, Meisner, sogar einmal im Auftrag mehrerer Kardinäle zum Papst gegangen und habe gesagt: „Heiliger Vater, Sie müssen Kardinal Bertone entlassen! Er ist der Verantwortliche - ähnlich wie der zuständige Minister in einer weltlichen Regierung.“
Da habe Benedikt XVI. ihn angesehen und gesagt: „Hör mir gut zu! Bertone bleibt! Basta! Basta! Basta!“ Danach habe er das Thema nie wieder angesprochen.
Die Anekdote sei typisch, so der Kölner Kardinal: „Die Ratzingers sind treu. Das macht ihnen das Leben nicht immer ganz einfach.“
Bertone (78) stand als „Nummer zwei“ der vatikanischen Hierarchie vielfach im Fokus der Kritik. Auch sein Umgang mit der sogenannten Vatileaks-Affäre 2012 oder diplomatische Pannen wie um den Regensburger Vortrag von 2006 hatten wiederholt Spekulationen über seine Ablösung hervorgerufen.
Ob sich Bertone also
selbst demnächst mit den PÄPSTLICHEN INSIGNIEN schmücken darf, bezweifele ich.
Die päpstlichen Insignien sind besondere Ausführungen bischöflicher Insignien. Neben dem päpstlichen Thron sind es die heute abgeschaffte Papstkrone oder Tiara, der päpstliche Hirtenstab, Ferula, und der Fischerring, anulus piscatoris. Daneben gehören auch einige liturgische Gewänder zu den Insignien des Papstes.
Der Hirtenstab Ferula ist im Gegensatz zum Stab der Bischöfe oben nicht krumm, sondern mündet in ein Kreuz.(Radio Vatikan)
Wenn
sich die 117-118 Kardinäle in der Sixtina treffen, um den neuen Chef
auszubaldovern, wird es sich mit Nichten um ein Treffen Gleicher und Gleichen
handeln.
Kardinäle
haben eine Hierarchie.
Einige
Namen kennt man noch nicht einmal – der Papst kann auch einen geheimen Mann
erheben, einen Kardinal in pectore.
Der
Chef der Chefs ist der Kardinaldekan,
der zusätzlich immer den Titel Kardinalbischof von Ostia trägt.
Ratzi
war 2005 nicht nur Präfekt der Glaubenskongregation, sondern auch Kardinal-DEKAN,
hatte also alles zu leiten und war durch seine 25 Jahre als Präfekt mit allen
bekannt.
(Auf dem Job sitzt jetzt aber Abschaumbischof Müller mit sechs MONATEN Erfahrung und ohne Kardinalshut.)
Ranghöchster Kardinal ist jetzt Sodano, der Bertone-Vorgänger als Kardinalstaatsekretär, der aber auch nicht wählen darf, weil er über 80 ist!
(Auf dem Job sitzt jetzt aber Abschaumbischof Müller mit sechs MONATEN Erfahrung und ohne Kardinalshut.)
Ranghöchster Kardinal ist jetzt Sodano, der Bertone-Vorgänger als Kardinalstaatsekretär, der aber auch nicht wählen darf, weil er über 80 ist!
Angelo Kardinal Sodano,
geb 1927, wird das Konklave einberufen, kann aber selbst nicht daran
teilnehmen.
Im Konklave müßte ihn sein Stellvertreter, nämlich SUBDEKAN Roger
Kardinal Etchegaray als Kardinaldekan vertreten. Der 90-Jährige Baske
Etchegaray ist allerdings sinnigerweise noch älter und so wird für ihn Giovanni Battista Kardinal Re (*1934), die Nummer
Drei der Kardinalshierarchie einspringen.
Re wollte 2005 sehr gerne selbst
Papst werden, rechnete sich als Italiener große Chancen aus, wurde aber locker von
Ratzi an die Wand gedrückt.
Inzwischen dürfte er zu alt sein, um als papabil zu
gelten.
An
der Spitze des Kardinalskollegiums stehen die Chefs der päpstlichen Behörden, die im Vatikan selbst
arbeiten. Kardinalstaatssekretär, der Kardinalgroßpönitentiar und die
Kardinalpräfekten beispielsweise.
Sie stellen den Adel der Kardinäle.
Der
Kardinaldekan gehört zur Top-Klasse der Kardinäle, den KARDINALBISCHÖFEN.
Die
Mittelklassekardinäle heißen KARDINALPRIESTER und darunter kommen noch die
KARDINALDIAKONE.
Unter
den knapp 200 Kardinälen weltweit, gibt es nur zehn Kardinalbischöfe.
Neben
Sodano, Etchegaray, Bertone und Re sind dies:
Francis Kardinal Arinze (80), José
Saraiva Kardinal Martins (81), Nasrallah
Pierre Kardinal Sfeir (92), Emmanuel III. Kardinal Delly (84), Antonios
Kardinal Naguib (77) und Béchara Pierre Raï (73). Nur die letzten beiden sind
also Papstwahl-berechtigt.
Ziemlich
unübersichtlich.
Immerhin
kennen wir die Reihenfolge der Abstimmung im Konklave.
Die Ehrenrangfolge unter den Kardinälen, die auch die Reihenfolge der Stimmabgabe im Konklave bestimmt, ist grundsätzlich Kardinalbischöfe - Kardinalpriester - Kardinaldiakone. Innerhalb der Kardinalränge gilt folgende Rangordnung:
Kardinalbischöfe
Kardinaldekan
Kardinalsubdekan
Kardinalbischöfe mit suburbikarischem Titel (innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)
Kardinalbischöfe mit eigenem Titel (d. h. die mit Rom unierten orientalischen Patriarchen; innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)
Kardinalpriester
Kardinalprotopriester (der dienstälteste Kardinalpriester)
Kardinalpriester (innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)
Kardinaldiakone
Kardinalprotodiakon (der dienstälteste Kardinaldiakon)
Kardinaldiakone (innerhalb dieser Gruppe nach dem Datum der Kreierung)(Wiki)
Im 2005er Konklave ging also immer Ratzinger voran. Wie praktisch.
Mal
sehen, auf wen die greisen Wackelköppe sich einigen können.