Sonntag, 28. September 2025

AfD-Framing.

Die Tagesschau und der SPIEGEL lassen heute trotz des Bemühens um Neutralität eine gewisse Erleichterung durchblicken. 150 Stichwahlen in NRW und kein einziger AfD-Nazi gewann.

In meiner Social Media-Blase wird jubiliert. 

Bei den Kommunalwahlen des größten Bundeslandes, das allein weit mehr Einwohner als alle Ost-Bundesländer zusammen hat, gab es ordentlich eins auf die Nase für die Rechtsextremen; nur Niederlagen.


[….] AfD verliert haushoch

Die AfD, die in Hagen, Duisburg und Gelsenkirchen im letzten Rennen um das Oberbürgermeisteramt stand, konnte sich dagegen nirgendwo durchsetzen: In Gelsenkirchen unterlag Kandidat Norbert Emmerich mit 33,1 Prozent gegen Herausforderin Andrea Henze von der SPD (66,9 Prozent). In Duisburg gewann Sören Link (SPD) mit 78,6 Prozent haushoch gegen den AfD-Kandidaten Carsten Groß (21,4 Prozent). In Hagen konnten die Wähler zwischen Dennis Rehbein (CDU) und Michael Eiche (AfD) entscheiden. Dort unterlag der AfD-Bewerber mit gut 28 Prozent, Konkurrent Rehbein gewann das Oberbürgermeisteramt mit klaren 71,7 Prozent der Stimmen. [….]

(Tagesschau, 28.09.2025)

Offenbar wird mit der „Es hätte schlimmer ausgehen können“-Schablone geframt.  Das ist zulässig. Es ginge in der Tat schlimmer. Jede weitere Stimme für die AfD wäre noch schlimmer und der Schlimmheit-Quantensprung wären >50%, also ein Bürgermeisteramt für die Nazis gewesen. Wie schön, daß es noch mal gut ging.

[….] Das Ruhrgebiet ohne blaues Rathaus

Wie groß die Sorge war, dass »die blaue Welle« gerade in den strukturschwachen Regionen des Ruhrgebiets ankommen und erste Rathäuser in Zukunft AfD-regiert würden, konnte erfahren, wer sich vor dem ersten Wahlgang mit roten, grünen oder schwarzen Politikern unterhielt. Da war einerseits oft von »Ratlosigkeit« die Rede, von »Fehlern« aus der Vergangenheit, auch mal von »Entfremdung vom Wähler«. Andererseits von einer AfD, die die vorhandenen Strukturprobleme für sich nutze, Stimmen aus ihnen zöge und nicht nur keine konstruktiven Vorschläge machen würde, sondern auch kein Interesse daran habe, am Status quo etwas zu ändern. »Mir wird schlecht, wenn ich an den Wahlabend denke«, sagte jemand aus der NRW-SPD-Spitze damals.

Die größte Sorge hat sich, das ist seit heute Abend klar, nicht bewahrheitet: Es gibt kein blaues Rathaus in NRW. Dennoch hat die Partei gewonnen: Die AfD ist im Westen angekommen und sie hat teils starke Fraktionen in den Stadträten, die Macht ist in greifbare Nähe gerückt. In Gelsenkirchen etwa sitzen genauso viele AfD- wie SPD-Ratsmitglieder im Rathaus. Beschlussfähige Mehrheiten zu finden, wird in Zukunft deutlich schwieriger, als es in der Vergangenheit schon war. Brandmauer-Diskussionen werden zwangsläufig aufkommen.  [….]

(SPIEGEL, 28.09.2025)

Die Spiegel-Redakteure Tobias Großekemper und Miriam Olbrisch sprechen hier schon ein anderes Framing an.

In der (einstigen) roten Herzkammer der Republik, wo die SPD über Jahrzehnte locker absolute Mehrheiten holte, stehen die Nazis ante portas und es interessiert niemanden. Über die Hälfte der Wahlberechtigten konnte sich gar nicht aufraffen, überhaupt wählen zu gehen. Die niedrige Wahlbeteiligung ist eine Schande für Nordrhein Westfahlen. Was haben die NRWler an „Aufstehen für die Demokratie“ nicht verstanden? Sehen sie nicht, was sich in den USA und Ossistan abspielt? Begreifen sie nicht, auf was für wackeligen Füßen unsere Demokratie steht? Ist das für mehr als fünf Millionen bei den Stichwahlen Wahlberechtigte dermaßen irrelevant, daß sie noch nicht mal gewillt sind, ein kleines Kreuz zu machen? Stört es sie gar nicht, welche ekelhaften großen braunen Prozentzahlen sie damit produzieren?

Reihenweise einst rote Großstädte im westlichsten deutschen Westen, in denen ein Viertel bis ein Drittel der Wähler Nazis wählen. Und die meisten NRWler verschlafen die Wahl.

[….] Sören Link (SPD) bleibt Duisburgs Oberbürgermeister

Der amtierende Oberbürgermeister Sören Link (SPD) wurde mit klarer Mehrheit wiedergewählt: Er kommt auf 78,57 Prozent der Stimmen. "Ich bin gerührt und stolz auf dieses Ergebnis. Es ist ein deutliches Zeichen für den Zusammenhalt in unserer Stadt", sagte er dem WDR am Abend. In Duisburg sind seit 19:01 Uhr alle Stimmen ausgezählt.

Der Herausforderer um das Oberbürgermeisteramt, Carsten Groß von der AfD, kommt auf 21,43 Prozent der Stimmen. Laut infratest dimap liegt die Wahlbeteiligung in Duisburg bei 44,2 Prozent. [….]

(WDR, 28.09.2025)

[….] Endergebnis Oberbürgermeisterwahl Gelsenkirchen, Stadt

Andrea Henze (SPD) erhält 66,9 Prozent der gültigen Stimmen.  Norbert Emmerich (AfD) erhält 33,1 Prozent der gültigen Stimmen. [….] Im Landesvergleich war die Wahlbeteiligung mit 43,6 Prozent in Gelsenkirchen hoch. [….]

(WDR, 28.09.2025)

[….] Endergebnis Oberbürgermeisterwahl Hagen, Stadt

Dennis Rehbein (CDU) erhält 71,7 Prozent der gültigen Stimmen.

Michael Eiche (AfD) erhält 28,3 Prozent der gültigen Stimmen. [….] Nach derzeitigem Stand haben 43,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme bei der Stichwahl abgegeben. [….]

(WDR, 28.09.2025)

Damit bleibt der AfD-Chaot Sesselmann, mit seiner verheerenden Bilanz im 55.000-Einwohner-Lanbdkreis Sonneberg der einzige AfD-Regent; wenn man von Hannes Loth, der AfD-Bürgermeister des Sachsen-Anhaltinischen 8.000 Seelen-Kaffs  Raguhn-Jeßnitz, absieht.

Aber nun holt die AfD in Duisburg mit seinen 504.000 Einwohnern 21%.

In Gelsenkirchen mit seinen 268.000 Einwohnern 33%.

In Hagen mit seinen 190.000 Einwohnern 28%.

 Das sind verdammt viele Nazis in Westdeutschland.