Dieses ist ein persönlicher Blog und keine auf
Neutralität angelegte Internet-Zeitung. Seit elf Jahren blogge ich jeden Tag;
bis auf ganz wenige Ausnahmen, wenn mich das Internet im Stich ließ und ich
zwangsweise offline war.
Der ein oder andere fühlt sich ermuntert schon mal
nachzutreten.
Internet eben.
Nun gab es eine ganz anders verursachte Pause; ich
verbrachte sie letzten acht Tage im Krankenhaus in der Unfallchirurgie.
Es gibt hier zwar ein Krankenhaus-WLAN und ich habe
auch mein Notebook dabei, aber bisher reichte es nur für ein paar Emails und
ein kurzes Checken der Nachrichtenseiten.
Ein paar Tage
ohne Trump sind ganz schön, aber wann immer man sich rein zufällig wieder in
die Medienwelt einklinkt, ist diese unfassbare orange Peinlichkeit wieder da
und hat so sicher wie das Amen in der Kirche soeben wieder einmal sein eigenes
Niveau selbst unterschritten.
Ein neues Schoolshooting? Wäre nicht passiert, wenn
viel mehr Waffen da wären und bis an die Zähne bewaffnete Lehrer sofort
zurückgeballert hätten.
Wäre auch nicht passiert, wenn Trump persönlich
anwesend gewesen wäre, weil er so unfassbar mutig ist, daß er auch unbewaffnet
dem Schützen entgegen gestürmt wäre.
Bei dem Fototermin mit den Überlebenden und Angehörigen der Opfer hält Trottel Trump
seinen „I
hear you“-Spickzettel in die Kamera. You cannot make this
shit up – der Mann ist so ein soziopathischer Egomane, daß er nie von selbst
auf die Idee kommen könnte, daß andere Menschen auch irgendeinen Wert haben
Ich nehme das nur dosiert wahr, da ich die üblichen
fünf mentalen Phasen des Krankenhausaufenthaltes in Reinkultur durchlebe:
1.)
Helfen sie mir! Tun sie was!
2.)
Fatalistische Ergebenheit in die Umstände. Ist mir
egal, ob ich aus der Narkose aufwache. Pieksen, schneiden, hämmern sie doch wie
sie wollen.
3.)
Erkennen wie dramatisch unangenehm es ist bei seinen
biologischen Grundfunktionen nicht mehr selbstständig zu sein.
4.)
Besserwisserische Analyse der Handlungsabläufe,
überall Fehler und Missstände entdecken, die man aber großzügig ohne
Beschwerden und ohne zu klingeln hinnimmt, weil man ja nicht die Art von
Patient sein will. Die Angestellten hier haben es schwer genug.
5.)
Aufbrauchen der eigenen Geduld. Kann der nicht einmal
die Vene sofort treffen beim Blutabnehmen? Muß ich jedes Mal betteln um die
Schmerzmittel? Ist auch eine längere Visite als 25 Sekunden möglich? Könnte man
mal ein paar Fragen beantwortet bekommen? Und wieso stimmt das Klischee mit
diesem absolut ungenießbaren Fraß immer noch? Wie schwer kann es sein Brot,
Käse und eine Tomate aufzutreiben, sie nicht aus Fensterkitt bestehen und
womöglich sogar über Eigengeschmack verfügen?
Zwischendurch war jemand in meiner Wohnung, hat mir
Bücher, Unterhosen, T-Shirts und die SPD-Mitgliedervotum-Wahlunterlagen
gebracht.
Es hilft ja nichts.
Deutschland braucht eine Regierung und die letzte
Groko setzte im internationalen Vergleich mit 80% sogar extrem viel ihrer eigenen Versprechungen um.
Wieso also nicht glauben, daß gute Leute wie Scholz und Maas auch in der
mutmaßlich nächsten Regierung etwas Richtiges tun?
[….] SPD und Union
haben einen Koalitionsvertrag ausgehandelt, der eine ordentliche
Grundlage für Regierungsarbeit böte und die Handschrift der Sozialdemokratie
trägt. Natürlich war es typisch für die Genossen, sich unmittelbar nach
diesem Erfolg wieder in Scharmützeln zu ergehen. Aber genau das zeigt,
dass die Probleme in der Partei selbst liegen. Es wäre unreif, die eigenen
Schwierigkeiten auch weiterhin auf andere zu schieben. Nicht die Kanzlerin
ist für die jüngste Krise der SPD verantwortlich. Die Sozialdemokraten
müssen sich also mit sich selbst beschäftigen, reifen. Warum sollte dies
leichter in der Opposition sein als in einer Regierung? Opposition
ist keine Reha-Zone. Das Eigene lässt sich in der Verantwortung besser
einbringen. Und in der Verantwortung lässt sich besser prüfen, ob das Eigene
realistisch ist, ob es Bestand hat.
Die Große Koalition ist der Große Kompromiss. Aber die Demokratie
ist nun mal die anspruchsvollste Staatsform. Sie fordert zugleich Leidenschaft
und die Fähigkeit zu praktischer Vernunft, zum Kompromiss. Was muss, das
muss. [….]
(Susanne Beyer, Spiegel-Leitartikel, 23.02.2018)
Gern würde ich noch genauer analysieren, wie nach der
CDU auch die SPD ihre Personalien in der Groko lösen wird.
Das neue Kabinettsmotto bedeutet offensichtlich einen
katholischen Durchmarsch und das Entfernen aller Ossis aus der Regierung.
Aber staunend stelle ich fest, daß mein Körper nicht
wie der von Actionhelden in Hollywoodstreifen ist, die angeschossen, aufgeschlitzt,
überfahren und zerbrochen immer weiterrennen.
Sind es die Nachwirkungen der OP? Nebeneffekte der
Narkose und des Analgetika-Cocktails? Oder wehrt sich mein bisher völlig
Tattoo-, Piercing- und Schmuckfreier Körper gegen all das Metall, das in meine
Beinknochen gehämmert und geschraubt wurde?
Es regt mich gar nicht so auf wie es eigentlich sein
sollte, wenn Medien und Politiker einhellig die tiefe katholische Gläubigkeit
der CDU-Generalin preisen.
Religiotie wird immer noch zu 99% positiv konnotiert.
[….] Annegret
Kramp-Karrenbauer spricht, aber im Saal regt sich keine Hand. Schlimmer noch,
die knapp 1000 Delegierten des CDU-Parteitags schweigen ihre künftige
Generalsekretärin an. Eine solche Situation ist der Albtraum jedes Politikers,
erst recht wenn einen diese Delegierten später noch zur neuen Generalsekretärin
wählen sollen. In diesem Fall ist es aber nicht so dramatisch, denn
Kramp-Karrenbauers erste kurze Rede ist nicht an die CDU gerichtet, sondern an
den lieben Gott. Die saarländische Ministerpräsidentin, auch Mitglied im
Zentralkomitee der deutschen Katholiken, spricht eine der Fürbitten während der
ökumenischen Morgenandacht vor Beginn des Parteitages. […..]
Na toll, eine LGBTI-diskriminierende Populistin ist nun der neue Polit-Superstar Deutschlands. Von
und zu Guttenberg lässt grüßen. Wie mich diese Hypes von Gottkanzler Schulz bis
zum Jammer-Martin nerven.
Aber ich bin immer nur 30 Minuten online, will nach
einer Zeitungsseite Lesen wieder schlafen.
Aber an Schlafen oder ausruhen ist natürlich nicht zu
denken.
Ich bin ein Psycho. Ich kann diese
private Öffentlichkeit nicht ertragen.
Natürlich schlafe ich hier NULL, weil man auf diesen
knarrenden Gummimatratzen liegt, die Betten heiß und schwer sind, weil das
einfach grundsätzlich nicht geht, wenn ich hier quasi mit Schwingtür liege und
ich weiß, daß dauernd fremde Leute reinplatzen.
Die ersten 48 h war ich mit einem Mittsiebziger im
Doppelzimmer, der eigentlich ein guter Typ war, ehemaliger Lehrer, der auch
viele Jahre in Guatemala und anderen ärmsten Ländern unterrichtete und Kinder
liebte. Einer, der mir wieder illustrierte wie unnormal ich bin, indem er sich
mir bei offener Badezimmertür unten ohne präsentierte, sich neben mir umzog,
rülpste, furzte, schmatzte.
Mich ungefragt, aber umso ausführlicher über seinen
Stuhlgang aufklärte, dessen Konsistenz erläuterte.
Das sind im Krankenhaus bei immobilen Menschen
tatsächlich nicht völlig irrelevante Themen, aber ich will das weder wissen,
noch hören, noch drüber reden! Bitte keine Details über Gerontenexkremente,
wenn ich mich ohnehin mies fühle.
Dieser Pflegeazubi, nach meiner Schätzung gerade 12, kommt
morgens als erstes in mein Zimmer, misst Blutdruck und Temperatur, fragt nach
Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 und fährt fröhlich fort:
"HATTEN SIE STUHLGANG?"
"Wie oft?"
"Weich oder hart?"
Heute beeindruckt man die jungen Dinger offenbar nicht
mehr mit seiner Briefmarkensammlung, sondern mit dampfenden Kackhaufen.
Andererseits: Trump ist Präsident geworden. Da sollte
einen nichts mehr wundern.
Die Menschen sind anders als ich und tun Dinge, die
ich niemals täte.
Und sie ignorieren Dinge, die mich in den Wahnsinn
treiben. Sie nehmen gar nicht war, interessieren sich nicht für andere.
Außerdem ist mein Zimmer gegenüber der „Teeküche“, in
der offensichtlich einige Großkobolde auf Speed rund um die Uhr einen
infernalischen Lärm machen, wenn sie mit möglichst großer Wucht die Teller
ineinander werfen, Schranktüren zudonnern und sich dabei natürlich laut grölend
über den ganzen Flur unterhalten. Warum Zimmerlautstärke, wenn man auch mit Achterdeckstimme
grölen kann?
Warum piano bei der Morgentoilette, wenn man auch fortissimo
possibile allen Kranken auf der Station die Nerven rauben kann?
Mit weniger Tilidin und Dipidolor im Blut würde ich
mich mehr aufregen.
(Vollbild „mentale Phase 5 des Krankenhausaufenthaltes“)
Leo Fischer ist aber gerade nicht auf Droge.
[….] »Wenn ich nur mit Sympathie und Netzwerken
agieren würde, wäre ich heute nicht hier, wo ich bin«, sagt sie. »Sondern da
braucht man auch ein Stück Ellenbogen dazu, um auch eigene Interessen
durchzusetzen.« Tatsächlich besteht AKK ausschließlich aus Ellenbogen, und die
meisten von ihnen sind direkt nach unten gerichtet. [….]
Homosexuelle gehören
letztlich nicht zu uns, zersetzen die Volksgemeinschaft, sind im Grunde eine
Gesundheitsgefahr: Sätze, die man AfDlern niemals verzeihen würde, wurden von
der CDU, wurden von Merkel billigend abgenickt. Vollstes Verständnis haben bei
AKK auch sogenannte Lebensschützer, die Frauen mit Abtreibungswunsch
terrorisieren - dein Bauch gehört ihr: »In einer Gesellschaft läuft einiges
schief, wenn sich die Öffentlichkeit nicht mit 1278 Abtreibungen allein im
Saarland beschäftigt, sondern über eine Kampagne zum Thema aufregt«, ließ sie
sich zitieren. Sie griff Kopftücher an, wollte aber Kreuze in Gerichtssälen
hängen lassen. Sie kürzte Mittel für Behinderte, Arbeitslose und Familien. Sie
drangsalierte Sexarbeiterinnen mit Sperrzeiten und Verboten. Immer weiß sie,
den Zugriff der Gesellschaft aufs Innerste des Individuums zu verteidigen; ihre
Identifikation mit der Macht ist total. Nachdem bei dem Attentat auf die
Redaktion des französischen Satireblatts »Charlie Hebdo« zwölf Menschen
ermordet worden waren, fiel AKK nichts Besseres ein, als den sogenannten
»Blasphemie-Paragrafen« (§ 166 StGB) zu verteidigen, da »religiöse Gefühle«
besonders schutzbedürftig seien. Wieder hatte sie klar erkannt, wo die Macht
steht und wo die störenden Individualisten, und sich instinktiv auf die Seite
der Macht geschlagen: Dass sie dabei islamistischen Mördern letztlich recht
gab, war ihr wurscht. [….]
Woher kommen sie,
diese Menschen, die ihr tiefes, tiefes Unglück nicht für sich behalten können,
sondern es zwanghaft mit anderen teilen, anderen aufdrücken wollen? Es ist ja
nicht so, dass es ihr an Ehrgeiz fehlte: AKK wurde nicht von Merkel geholt oder
irgendwie aufgebaut, nach Bekunden beider wollte sie es selbst, das Amt der
Generalsekretärin. Doch warum will sie es überhaupt? Was hat sie anzubieten,
einzubringen? Was hat jemand wie Kramp-Karrenbauer überhaupt zu erzählen? Dass
es manchmal schwierig war, in der CDU an die Fleischtöpfe zu kommen? Dass
Staatsräson und katholischer Irrsinn manchmal schwer unter einen Hut zu bringen
sind, sie es halt aber doch immer wieder geschafft hat? Dass die Schwulis so
gemein sind und sich halt nicht einfach wegregieren lassen wollen? Nichts,
nichts, nichts ist da; keine Erfahrung, kein Leben spricht aus ihren Zügen. Bis
auf ein halbes Jahr als Nachrückerin im Bundestag hat sie ihre gesamte Karriere
im Saarland verbracht, seit ihrer Geburt lebt sie in Püttlingen, einem 18
000-Seelen-Schandfleck, nach Auskunft des »Handelsblatts« sogar in einer
»verkehrsberuhigten Zone«. [….]
FJ Wagner lebt auch noch, wie ich leider erfahren musste. Eine tolle Truppe hat Julian Reichelt mit den Kolumnisten Käßmann und Co um sich geschart, grandiose Texte:
Wenn alte Männer über die verweichlichten Jugendlichen hetzen. Früher in der Wehrmacht wurde auch nicht gejammert.