Das Internet
ist so voll mit Verschwörungstheorien, daß es natürlich auch schon ein Wiki
gibt, um sie alle zu sammeln.
Eine der
bekanntesten ist die von Hitlers Nationalsozialisten obsessiv vorgetragene
Verschwörung des „Weltjudentums“ oder des „internationalen Finanzjudentums“.
Hierbei
handelt es sich um eine der perfidesten Verschwörungstheorien, weil sie in
Kombination mit dem auf dem Christentum fußenden Antisemitismus zur Ermordung
von sechs Millionen Europäischen Juden führte.
[….] Die Jüdische Weltverschwörungstheorie ist eine Verschwörungstheorie, die davon ausgeht, dass eine Weltverschwörung existiert, die von Juden betrieben wird und sich gegen Gojim (Nichtjuden) richten würde.
In diesem Rahmen wird
dem Judentum die Schuld an zahlreichen negativen Ereignissen, gegeben. Als
Beleg werden immer wieder die
gefälschten Protokolle der Weisen von Zion herangezogen.
Der Glaube an eine
jüdische Weltverschwörung ist ein fester Bestandteil des Antisemitismus und
führte mit der Rassenlehre im Dritten Reich zum Holocaust, der grausamen
Ermordung von Millionen Männern, Frauen und Kindern in den Gaskammern der
Nazischergen. Heute ist sie vor allem, wegen des Konflikts mit Israel, in
arabischen Ländern verbreitet.
[….]
Eine wirkungsmächtige Demagogie mit einer derart langen Historie – schließlich werden
„die Juden“ seit dem Frühchristentum als
„Gottesmörder“ gebrandmarkt und verfolgt.
Eine
eigentlich völlig verrückte Angelegenheit, denn Jesus war selbst Jude und somit
nach katholisch-antisemitischer Lesart als Jude also sein eigener Mörder.
Außerdem
fußt die gesamte Christliche Ideologie auf dem „Opfertod“ Jesu, so daß man „den
Juden“ eigentlich dankbar sein müßte.
Judas war
Jesu wertvollster Jünger; ohne seine Aktion gäbe es heute keine zwei Milliarden
Christen.
Zudem
war Jesu Kreuzungen kein wirklich großes Opfer, schließlich ist er ja nur
wenige Tage später gleich wieder auferstanden und war als unsterblicher
Gottessohn nie in Gefahr.
Der eliminatorische
Antisemitismus beider großen Christlichen Sekten – neben Hitler war Martin Luther, bis heute der Held der
EKD, einer der größten Antisemiten der Geschichte
– ist aber nicht nur ein historisches Relikt, sondern fungierte stets auch als
Machtinstrument.
Juden
dienten als Sündenböcke, ihnen konnte das Regime (Päpste, Hitler, Orban) stets
die Schuld für alles in die Schuhe schieben.
In allen
Jahrhunderten entluden sich judenfeindliche Pogrome und vereinten damit das
Volk im gemeinsamen Hass auf einen selbst kreierten Feind.
Nach dem
zweiten Weltkrieg war der deutsche Antisemitismus natürlich nicht verschwunden,
wurde aber ein paar Dekaden eher hinter verschlossenen Türen propagiert.
Nach dem
„Mauerfall“ von 1989 stellten Antisemitismusforscher wie Wolfgang Benz
fest, daß ein Viertel der ostdeutschen Jugendlichen tiefsitzendem
Antisemitismus frönte.
Laien
reagierten erstaunt; schließlich gar es in der DDR offiziell gar keinen
Antisemitismus und außerdem lebten auch so gut wie keine Juden dort.
Für
Fachleute war es keine Überraschung. Das ist typisch für Antisemitismus: Er
blüht insbesondere in völliger Abwesenheit von Juden auf.
Betrachtet
man Antisemitismus durch die Nazi-Brille als spezielle Erscheinungsform einer
Verschwörungstheorie, wird es noch offensichtlicher: Hass und Angst blühen umso
mehr, je weniger sie von der Realität gestützt sind.
Die
fanatischsten Verschwörungstheoretiker, die von der Existenz Aldebaraner
überzeugt sind, Merkel für eine Reptiloidin halten oder die Kugelgestalt der Erde
negieren, brauchen keine Beweise. Als echte Verschwörer denken sie sich sowas
aus.
In
Deutschland gibt es dort die größten Überfremdungsängste und den stärksten
Ausländerhass, wo die wenigstens Ausländer wohnen.
Bei der
letzten Bundestagswahl hatte Hamburg von allen Bundesländern das niedrigste
AfD-Wahlergebnis, obwohl, bzw weil hier zehnmal so viele Migranten wie in
Sachsen leben. In Sachsen wurde die dezidiert fremdenfeindliche AfD hingegen
sogar vor der CDU landesweit stärkste Partei.
Das ist
das Kennzeichen aller Aluhut-Träger: Sie lassen sich nicht von Fakten
verwirren; eine evidenzbasierte Diskussion mit ihnen ist unmöglich.
Wenige
Jahre nach dem Mauerfall war es die FDP, die als erste der etablierten Parteien
offen mit antisemitischen Stereotypen spielte. Jürgen Möllemann gewann damit
Rekordergebnisse in NRW und so nickte Parteichef Westerwelle seinen
judenfeindlichen Kurs offiziell ab – selbst zu dem Preis, daß wahre Liberale
wie Partei-Urgestein Hildegard Hamm-Brücher nach 54 Jahren
ihr Parteibuch abgaben.
Der
braune Schoß, aus dem der Antisemitismus kroch ist immer noch fruchtbar; gerade
weil es so wenig Juden gibt, eignen sie sich so gut als Sündenböcke.
Mit weltweit
14 Millionen Juden, stellen sie gerade mal knapp 0,2% der Weltbevölkerung.
99,8% der Menschen sind also nicht betroffen, wenn man Juden verteufelt.
Heute
wird der europäische Antisemitismus in rechtsradikalen Parteien im Westen,
sowie mehreren osteuropäischen Regierungen wieder offen zur Schau getragen.
Insbesondere
zwei „jüdische Namen“, Rothschild und Soros, triggern aufgrund des perfiden
verschwörungstheoretischen Dauerfeuers rechtsradikale Gefühle.
Da
kommen alle negativen Konnotationen aus Hitlers Zeit lehrbuchartig zusammen:
Reichtum,
Geheimnisvoll, Jüdisch, International.
Wie viele amerikanische Milliardäre engagiert sich George Soros politisch. Im
Gegensatz zu seinen Geld-Kollegen Koch, Mercer oder Adelson
allerdings nicht für rechtsextreme Parteien und die radikale Umverteilung von
unten nach oben, sondern für Liberale und Demokraten, für Bürgerrechtler, Umweltschützer
und Entwicklungshelfer.
Inzwischen
dürfte er um die zehn Milliarden Dollar gespendet haben.
Empfänger
waren unter anderem
Open
Society Foundations (half schwarzen südafrikanischen Studenten, die
University of Cape Town zu besuchen)
Central
European University (Förderung der Idee der „offenen Gesellschaft“)
Demokraten
USA 2004
MoveOn.org
(23,5 Millionen US-Dollar, um die Wiederwahl GWBs zu verhindern)
Osteuropäische
Dissidenten und Bürgerrechter
Gewerkschaft
Solidarność in Polen
Bürgerrechtsbewegung
Charta 77 in der Tschechoslowakei
Andrei
Sacharow in der Sowjetunion
Nichtregierungsorganisation
Reporter ohne Grenzen.
2009 in Kopenhagen Ankündigung eine Milliarde US-Dollar in erneuerbare
Energien zu investieren.
Climate
Policy Initiative (CPI)
Institute for New Economic Thinking (INET)
2010 versprach
Soros 7 Mrd. US-Dollar an The Giving Pledge zu spenden
1
Million US-Dollar für eine Marihuana-Legalisierungskampagne in den USA.
Jose Antonio Vargas „Defining American“.
Anti-Brexit-Kampagne
der Gruppe Best for Britain
Soviel „Gutmenschentum“
bringt Rechtsradikale wie Viktor Orbán, den Hass-Blogger David Berger oder die
deutschen AfD-Politiker in Wallung.
Nun
wittern sie überall Soros-Einfluss und setzen wie hysterische Pawlow-Hunde über
Soros-Hashtags.
[…..] Antisemitischer
Hass auf Soros als gemeinsamer Nenner der internationalen Rechten
Nicht nur in Osteuropa
wird der Milliardär und Philanthrop George Soros von Nationalist*innen
angegriffen: Soros sei der Kopf einer Weltverschwörung zur Unterdrückung des
Westens durch „Umvolkung“.
In vielen Bereichen
sind sich die rechtsextreme Szene, die sogenannte “Neue Rechte”, Alt Right,
Verschwörungsideolog*innen und Querfrontler*innen uneins. In einem Punkt
herrscht allerdings szeneübergreifend Einigkeit: Schuld an allem Übel in der
Welt ist George Soros.
Alleine in 2017 soll
Soros in Syrien einen chemischen Angriff vorgetäuscht, Protestmärsche in
Washington organisiert und finanziert, in Mazedonien einen Regierungswechsel
erzwungen und wichtige Berater*innen aus dem Weißen Haus geworfen haben. Und
ganz wichtige: Seit Jahren soll der 87-Jährige an dem geheimen Plan der
„Umvolkung“ arbeiten. All das sind natürlich Verschwörungstheorien. Doch wie
konnte es soweit kommen, dass Soros für all das verantwortlich gemacht wird?
Und warum ist es ausgerechnet George Soros, dem diese übermächtige Rolle
zugewiesen wird?
Nicht unwesentlich ist
dafür die jüdische Herkunft des Philanthropen. Sie dient
Verschwörungstheoretiker_innen international ihn und seine demokratiefördernde
Arbeit in antisemitischer Weise zu diskreditieren. [….]
David Bergers PP-Blog |
Bisweilen
ergeben sich bizarre Allianzen, wenn sich Atheisten aus ihrer Opposition zum
Islam mit radikalen Islamhassern wie David Berger zusammentun.
Facebook 28.07.2018 |
Berger
wiederum steht innerhalb der RKK so weit rechts, daß er den Papst als
linksradikal verdammt, Bergoglio den „dümmsten Papst aller Zeiten“ nennt.
In
seinem Hass auf alle Migranten stellt der ehemalige vatikanische Theologe sogar
die CSU in den Schatten; auch die AfD ist ihm noch zu mild. Er preist
Identitäre, Pegida-Mitglieder und setzt sich nur allzu gern mit Rechtsradikalen
in ein Boot, die traditionell antisemitisch sind. Durch seinen noch größeren
Hass auf Muslime, schlug sich Berger aber getreu des Mottos „der Feind meines
Feindes ist mein Freund“ aber auf die radikal proisraelische Seite und posiert
so oft er kann in der französischen Rothschild-Villa.
Als
klassischem Verschwörungstheoretiker sind Logik und Moral für ihn irrelevant.
Während
er den einen Juden preist – Rothschild – hasst er den anderen – Soros – umso
mehr und schiebt ihm nahezu alles, das ihm nicht passt in die Schuhe.
David Bergers PP-Blog |
Berger
zu Folge kontrolliert Soros nämlich nicht nur alle Flüchtlingsströme, sondern
auch alle deutschen Medien, die Bundesregierung und die EU.
Er folgt
damit dem rechtsradikalen Idol von Horst Seehofer.
David Bergers PP-Blog |
[….] Orban
betonte im Wahlkampf, in klarer völkischer Rhetorik, die Wichtigkeit einer
"ethnisch homogenen" ungarischen Gesellschaft, die durch finstere
äußerer Mächte bedroht sei. Ungarn stehe diesen Überfremdungsplänen im Weg,
weshalb die ungarische Opposition damit beauftragt sei, "die Macht zu
ergreifen und einen großen Plan umzusetzen: Ungarn zu brechen, dass den
Migranten im Weg steht", so Orban wörtlich auf einer Veranstaltung am 15.
März.
Wer steckt hinter
diesen Plänen? Der ewige Soros, offensichtlich. Ein in die Tausende
gehendes "Söldnerheer" arbeitet in diesem Augenblick im Geheimen
unermüdlich daran, Ungarn zu zersetzen, hieß es aus der Fidesz. Dieses sei von
George Soros finanziert und aufgestellt worden, behauptete Orban kürzlich. Der jüdische Milliardär
ungarischer Abstammung, der einstmals Viktor Orban seine Ausbildung
finanzierte, gilt inzwischen als Staatsfeind Nr. 1 in Budapest.
Der Hass auf
Flüchtlinge, den der durch Korruptionsskandale bedrängte Orban schürt, wird
durch einen nur oberflächlich kaschierten Antisemitismus begleitet. Die Juden,
konkret der jüdische Milliardär George Soros, werden als die Hintermänner der
Flüchtlingskrise halluziniert. Dieses Wahngebilde ist auch
unter polnischen Rechtsextremisten weit verbreitet.
Soros: "Einer der
größten Feinde Ungarns", der "kein Heimatland kennt"
Inzwischen sieht die
ungarische Regierung hinter jeden Stein einen Soros hervorkriechen. Ungarns
Parlamentspräsident etwa warnte kürzlich vor einer "Weltregierung",
die "Gesellschaften ohne Identität erschaffe" und die "Köpfe der
Menschen" besetze. Die Proteste in der Slowakei nach dem Mord an einem
Journalisten - sie seien ebenfalls
von der Soros-Verschwörung gesteuert. Soros stünde in der Slowakei
"schon vor der Tür", so der ungarische Spitzenpolitiker. […..]
David Bergers PP-Blog |
David Bergers PP-Blog |