Samstag, 28. Juli 2018

conspiracy theory, textbook-definition


Das Internet ist so voll mit Verschwörungstheorien, daß es natürlich auch schon ein Wiki gibt, um sie alle zu sammeln.

Eine der bekanntesten ist die von Hitlers Nationalsozialisten obsessiv vorgetragene Verschwörung des „Weltjudentums“ oder des „internationalen Finanzjudentums“.
Hierbei handelt es sich um eine der perfidesten Verschwörungstheorien, weil sie in Kombination mit dem auf dem Christentum fußenden Antisemitismus zur Ermordung von sechs Millionen Europäischen Juden führte.

[….] Die Jüdische Weltverschwörungstheorie ist eine Verschwörungstheorie, die davon ausgeht, dass eine Weltverschwörung existiert, die von Juden betrieben wird und sich gegen Gojim (Nichtjuden) richten würde.
In diesem Rahmen wird dem Judentum die Schuld an zahlreichen negativen Ereignissen, gegeben. Als Beleg werden immer wieder die  gefälschten Protokolle der Weisen von Zion herangezogen.
Der Glaube an eine jüdische Weltverschwörung ist ein fester Bestandteil des Antisemitismus und führte mit der Rassenlehre im Dritten Reich zum Holocaust, der grausamen Ermordung von Millionen Männern, Frauen und Kindern in den Gaskammern der Nazischergen. Heute ist sie vor allem, wegen des Konflikts mit Israel, in arabischen Ländern verbreitet. [….]

Eine wirkungsmächtige Demagogie mit einer derart langen Historie – schließlich werden „die Juden“  seit dem Frühchristentum als „Gottesmörder“ gebrandmarkt und verfolgt.

Eine eigentlich völlig verrückte Angelegenheit, denn Jesus war selbst Jude und somit nach katholisch-antisemitischer Lesart als Jude also sein eigener Mörder.
Außerdem fußt die gesamte Christliche Ideologie auf dem „Opfertod“ Jesu, so daß man „den Juden“ eigentlich dankbar sein müßte.
Judas war Jesu wertvollster Jünger; ohne seine Aktion gäbe es heute keine zwei Milliarden Christen.
Zudem war Jesu Kreuzungen kein wirklich großes Opfer, schließlich ist er ja nur wenige Tage später gleich wieder auferstanden und war als unsterblicher Gottessohn nie in Gefahr.

Der eliminatorische Antisemitismus beider großen Christlichen Sekten – neben Hitler war Martin Luther, bis heute der Held der EKD, einer der größten Antisemiten der Geschichte – ist aber nicht nur ein historisches Relikt, sondern fungierte stets auch als Machtinstrument.
Juden dienten als Sündenböcke, ihnen konnte das Regime (Päpste, Hitler, Orban) stets die Schuld für alles in die Schuhe schieben.
In allen Jahrhunderten entluden sich judenfeindliche Pogrome und vereinten damit das Volk im gemeinsamen Hass auf einen selbst kreierten Feind.

Nach dem zweiten Weltkrieg war der deutsche Antisemitismus natürlich nicht verschwunden, wurde aber ein paar Dekaden eher hinter verschlossenen Türen propagiert.

Nach dem „Mauerfall“ von 1989 stellten Antisemitismusforscher wie Wolfgang Benz fest, daß ein Viertel der ostdeutschen Jugendlichen tiefsitzendem Antisemitismus frönte.
Laien reagierten erstaunt; schließlich gar es in der DDR offiziell gar keinen Antisemitismus und außerdem lebten auch so gut wie keine Juden dort.

Für Fachleute war es keine Überraschung. Das ist typisch für Antisemitismus: Er blüht insbesondere in völliger Abwesenheit von Juden auf.

Betrachtet man Antisemitismus durch die Nazi-Brille als spezielle Erscheinungsform einer Verschwörungstheorie, wird es noch offensichtlicher: Hass und Angst blühen umso mehr, je weniger sie von der Realität gestützt sind.
Die fanatischsten Verschwörungstheoretiker, die von der Existenz Aldebaraner überzeugt sind, Merkel für eine Reptiloidin halten oder die Kugelgestalt der Erde negieren, brauchen keine Beweise. Als echte Verschwörer denken sie sich sowas aus.
In Deutschland gibt es dort die größten Überfremdungsängste und den stärksten Ausländerhass, wo die wenigstens Ausländer wohnen.
Bei der letzten Bundestagswahl hatte Hamburg von allen Bundesländern das niedrigste AfD-Wahlergebnis, obwohl, bzw weil hier zehnmal so viele Migranten wie in Sachsen leben. In Sachsen wurde die dezidiert fremdenfeindliche AfD hingegen sogar vor der CDU landesweit stärkste Partei.

Das ist das Kennzeichen aller Aluhut-Träger: Sie lassen sich nicht von Fakten verwirren; eine evidenzbasierte Diskussion mit ihnen ist unmöglich.

Wenige Jahre nach dem Mauerfall war es die FDP, die als erste der etablierten Parteien offen mit antisemitischen Stereotypen spielte. Jürgen Möllemann gewann damit Rekordergebnisse in NRW und so nickte Parteichef Westerwelle seinen judenfeindlichen Kurs offiziell ab – selbst zu dem Preis, daß wahre Liberale wie Partei-Urgestein Hildegard Hamm-Brücher nach 54 Jahren ihr Parteibuch abgaben.

Der braune Schoß, aus dem der Antisemitismus kroch ist immer noch fruchtbar; gerade weil es so wenig Juden gibt, eignen sie sich so gut als Sündenböcke.

Mit weltweit 14 Millionen Juden, stellen sie gerade mal knapp 0,2% der Weltbevölkerung. 99,8% der Menschen sind also nicht betroffen, wenn man Juden verteufelt.

Heute wird der europäische Antisemitismus in rechtsradikalen Parteien im Westen, sowie mehreren osteuropäischen Regierungen wieder offen zur Schau getragen.

Insbesondere zwei „jüdische Namen“, Rothschild und Soros, triggern aufgrund des perfiden verschwörungstheoretischen Dauerfeuers rechtsradikale Gefühle.
Da kommen alle negativen Konnotationen aus Hitlers Zeit lehrbuchartig zusammen:
Reichtum, Geheimnisvoll, Jüdisch, International.
 
David Bergers PP-Blog
Wie viele amerikanische Milliardäre engagiert sich George Soros politisch. Im Gegensatz zu seinen Geld-Kollegen Koch, Mercer oder Adelson allerdings nicht für rechtsextreme Parteien und die radikale Umverteilung von unten nach oben, sondern für Liberale und Demokraten, für Bürgerrechtler, Umweltschützer und Entwicklungshelfer.

Inzwischen dürfte er um die zehn Milliarden Dollar gespendet haben.
Empfänger waren unter anderem

Open Society Foundations (half schwarzen südafrikanischen Studenten, die University of Cape Town zu besuchen)

Central European University (Förderung der Idee der „offenen Gesellschaft“)

Demokraten USA 2004

MoveOn.org (23,5 Millionen US-Dollar, um die Wiederwahl GWBs zu verhindern)

Osteuropäische Dissidenten und Bürgerrechter

Gewerkschaft Solidarność in Polen

Bürgerrechtsbewegung Charta 77 in der Tschechoslowakei

Andrei Sacharow in der Sowjetunion

Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen.

2009 in Kopenhagen Ankündigung eine Milliarde US-Dollar in erneuerbare Energien zu investieren.

Climate Policy Initiative (CPI)

Institute for New Economic Thinking (INET)

 2010 versprach Soros 7 Mrd. US-Dollar an The Giving Pledge zu spenden

1 Million US-Dollar für eine Marihuana-Legalisierungskampagne in den USA.

Jose Antonio Vargas „Defining American“.

Anti-Brexit-Kampagne der Gruppe Best for Britain

Soviel „Gutmenschentum“ bringt Rechtsradikale wie Viktor Orbán, den Hass-Blogger David Berger oder die deutschen AfD-Politiker in Wallung.
Nun wittern sie überall Soros-Einfluss und setzen wie hysterische Pawlow-Hunde über Soros-Hashtags.


[…..]  Antisemitischer Hass auf Soros als gemeinsamer Nenner der internationalen Rechten
Nicht nur in Osteuropa wird der Milliardär und Philanthrop George Soros von Nationalist*innen angegriffen: Soros sei der Kopf einer Weltverschwörung zur Unterdrückung des Westens durch „Umvolkung“.
In vielen Bereichen sind sich die rechtsextreme Szene, die sogenannte “Neue Rechte”, Alt Right, Verschwörungsideolog*innen und Querfrontler*innen uneins. In einem Punkt herrscht allerdings szeneübergreifend Einigkeit: Schuld an allem Übel in der Welt ist George Soros.
Alleine in 2017 soll Soros in Syrien einen chemischen Angriff vorgetäuscht, Protestmärsche in Washington organisiert und finanziert, in Mazedonien einen Regierungswechsel erzwungen und wichtige Berater*innen aus dem Weißen Haus geworfen haben. Und ganz wichtige: Seit Jahren soll der 87-Jährige an dem geheimen Plan der „Umvolkung“ arbeiten. All das sind natürlich Verschwörungstheorien. Doch wie konnte es soweit kommen, dass Soros für all das verantwortlich gemacht wird? Und warum ist es ausgerechnet George Soros, dem diese übermächtige Rolle zugewiesen wird?
Nicht unwesentlich ist dafür die jüdische Herkunft des Philanthropen. Sie dient Verschwörungstheoretiker_innen international ihn und seine demokratiefördernde Arbeit in antisemitischer Weise zu diskreditieren. [….]

David Bergers PP-Blog

Bisweilen ergeben sich bizarre Allianzen, wenn sich Atheisten aus ihrer Opposition zum Islam mit radikalen Islamhassern wie David Berger zusammentun.

Facebook 28.07.2018
Berger wiederum steht innerhalb der RKK so weit rechts, daß er den Papst als linksradikal verdammt, Bergoglio den „dümmsten Papst aller Zeiten“ nennt.

In seinem Hass auf alle Migranten stellt der ehemalige vatikanische Theologe sogar die CSU in den Schatten; auch die AfD ist ihm noch zu mild. Er preist Identitäre, Pegida-Mitglieder und setzt sich nur allzu gern mit Rechtsradikalen in ein Boot, die traditionell antisemitisch sind. Durch seinen noch größeren Hass auf Muslime, schlug sich Berger aber getreu des Mottos „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ aber auf die radikal proisraelische Seite und posiert so oft er kann in der französischen Rothschild-Villa.


Als klassischem Verschwörungstheoretiker sind Logik und Moral für ihn irrelevant.
Während er den einen Juden preist – Rothschild – hasst er den anderen – Soros – umso mehr und schiebt ihm nahezu alles, das ihm nicht passt in die Schuhe.

David Bergers PP-Blog

Berger zu Folge kontrolliert Soros nämlich nicht nur alle Flüchtlingsströme, sondern auch alle deutschen Medien, die Bundesregierung und die EU.

Er folgt damit dem rechtsradikalen Idol von Horst Seehofer.

David Bergers PP-Blog

[….]  Orban betonte im Wahlkampf, in klarer völkischer Rhetorik, die Wichtigkeit einer "ethnisch homogenen" ungarischen Gesellschaft, die durch finstere äußerer Mächte bedroht sei. Ungarn stehe diesen Überfremdungsplänen im Weg, weshalb die ungarische Opposition damit beauftragt sei, "die Macht zu ergreifen und einen großen Plan umzusetzen: Ungarn zu brechen, dass den Migranten im Weg steht", so Orban wörtlich auf einer Veranstaltung am 15. März.
Wer steckt hinter diesen Plänen? Der ewige Soros, offensichtlich. Ein in die Tausende gehendes "Söldnerheer" arbeitet in diesem Augenblick im Geheimen unermüdlich daran, Ungarn zu zersetzen, hieß es aus der Fidesz. Dieses sei von George Soros finanziert und aufgestellt worden, behauptete Orban kürzlich. Der jüdische Milliardär ungarischer Abstammung, der einstmals Viktor Orban seine Ausbildung finanzierte, gilt inzwischen als Staatsfeind Nr. 1 in Budapest.
Der Hass auf Flüchtlinge, den der durch Korruptionsskandale bedrängte Orban schürt, wird durch einen nur oberflächlich kaschierten Antisemitismus begleitet. Die Juden, konkret der jüdische Milliardär George Soros, werden als die Hintermänner der Flüchtlingskrise halluziniert. Dieses Wahngebilde ist auch unter polnischen Rechtsextremisten weit verbreitet.
Soros: "Einer der größten Feinde Ungarns", der "kein Heimatland kennt"
Inzwischen sieht die ungarische Regierung hinter jeden Stein einen Soros hervorkriechen. Ungarns Parlamentspräsident etwa warnte kürzlich vor einer "Weltregierung", die "Gesellschaften ohne Identität erschaffe" und die "Köpfe der Menschen" besetze. Die Proteste in der Slowakei nach dem Mord an einem Journalisten - sie seien ebenfalls von der Soros-Verschwörung gesteuert. Soros stünde in der Slowakei "schon vor der Tür", so der ungarische Spitzenpolitiker. […..]

David Bergers PP-Blog
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