Posts mit dem Label Internet werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Internet werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 8. Juli 2025

Unser größtes Problem

In den Umfragen, nach den größten Bedrohungen oder wichtigsten Themen, die den deutschen Michel quälen, werden üblicherweise die Antwortmöglichkeiten „Mieten, Klimawandel, Krieg, Migration, Arbeitsplätze, Wirtschaft“ vorgegeben. Gelegentlich auch „Renten, Gendern oder Digitalisierung“.

Entsprechend der meistgezeichneten Narrative unserer Medien- und Parteienlandschaft, landen Wirtschaft und Migration ganz vorn und Klima hinten. Der deutsche Urnenpöbel hält den Klimawandel immer noch mehrheitlich für ein Partikularthema der Grünen. Dabei werde man, wie beim  (ausgedachten) Veggieday und Wärmepumpenzwang, nur gegängelt. Daher also die Erleichterung, das Problem nun mit Merz und Reiche hinter sich gelassen zu haben. Schluss mit den häßlichen Wundrädern und Elektroautos, die so unmännlich leise surren.

Ich kann auf solche Umfragen kaum antworten. Wenn ich Migration anklicke, weil ich es für ein wichtiges Thema halten, wird es automatisch von den Schwarzen als AfD-affine Grenzen-zu-Position gewertet. Ich werde als Argumentationshilfe für einen „Ausländer-raus-Kurs“ missbraucht.

Dabei verstehe ich unter dem „Problem Migration“, daß Pushbacks enden müssen, es legale Einreisewege zu geben hat, nicht mehr tausende Migranten im Mittelmeer ertrinken, daß die EU-Landwirtschafts- und Fischerei-Politik nicht afrikanische Länder ruinieren darf und wir selbstverständlich viel mehr Integration und erst Recht mehr Einwanderung brauchen. Stichwort Fachkräftemangel und Demographiekatastrophe. Geben Civey oder Forsa das Stichwort Migration vor, wird es als ZU VIEL Migration verstanden. Jemand, der wie ich „zu wenig Migration“ damit verbindet, ist gar nicht vorgesehen in diesen tendenziösen Erhebungen.

Die Themen, die ARD-Rechtsaußen Jörg Schönenborn an Wahltagen als Belege für CDU-Wahlerfolge anführt, werden also offenbar völlig unterschiedlich interpretiert.

Ich empfinde Rechtsextreme und Kirchen als Bedrohung, fühle mich in Gegenwart von Migranten und Queeren wohl.

Die meisten Ossis sehen es genau umgekehrt. Wir können also die gleichen Themen nennen; diese aber völlig unterschiedlich konnotieren.

Die politischen Themenblöcke lassen sich nicht einheitlich definieren und sie lassen sich auch nicht von einander trennen. Klimapolitik ist auch Wirtschaftspolitik. Integration hängt mit Pflege zusammen. Bildung mit Digitalisierung.  Migration mit Europa und Entwicklungshilfe und Krieg. Alle Themen werden durchzogen von Lobbyismus und finanziellen Fragen. Überall spielt die Frage der sozialen Gerechtigkeit eine Rolle.

Auf die Frage nach dem wichtigsten politischen Thema gibt es für mich zwei Antworten.

Die Kurze lautet: „Klimaveränderung“. Das Thema wird die Zukunft und das wahrscheinliche Ende der Menschheit bestimmen. Die Reiche/Merz/Trump-Fossilpolitik wird uns alle töten; simple as that.

Die längere Antwort bezieht sich auf die Unfähigkeit Problemlösungen umzusetzen, obwohl Homo Sapiens intellektuell durchaus in der Lage ist, taugliche Konzepte zu entwickeln. Wir müssen keine Kriege führen, wir müssen nicht täglich tausend Kinder verhungern lassen, wir müssen nicht Tierarten ausrotten oder mit Schleppnetzen den Ozeanboden zerstören. Wir müssen nicht an Infektionskrankheiten dahinsiechen, oder bittere Armut akzeptieren, während 3.000 Milliardäre der Welt in atemberaubender Weise ihre Reichtum vermehren.

Wir müssen nicht rechten Rattenfängern nachlaufen und Demokratien in Autokratien transformieren. Wir müssen nicht Minderheiten diskriminieren und umbringen.

Warum also wählt die Menschheit die falschen Wege? Warum wählen gerade die finanziell Schwachen so extrem gegen ihre eigenen Interessen? Wieso begeistern sich die Menschen in Sachsen-Anhalt erst für die antidemokratische Hitler-Diktatur, dann für die antidemokratische SED-Diktatur, fremdeln dann mit der demokratischen BRD und begeistern sich nun wieder für die antidemokratische  AfD?

Das grundliegende Problem ist meistens die mangelnden Medienkompetenz. Ossis haben nach zwei Diktaturen ohnehin kaum Medienkompetenz entwickelt und waren mit der Informationsfülle ab 1989 vollkommen überfordert. Ihre regionalen Zeitungen wurden ausnahmslos von rechten westdeutschen Konzernen übernommen. Der noch größere Klotz war aber das Internet und die sich darin entwickelnden Sozialen Medien.

Damit starb die Gatekeeperfunktion seriöser Tageszeitungen, der TV-Nachrichten und politischer Wochenmagazine aus. Niemand filterte mehr die Informationsflut.

Wenn im Internet 1.000 Meldungen auftauchen, von denen nur ein Prozent, also zehn wahr sind, wäre es schön, wenn ein Durchschnittsmensch den Ausleseprozess gern bezahlt und dann in seiner Zeitung oder Nachrichtensendung mindestens neun wahre Meldungen von insgesamt Zehn erhält. Die Faktenquote von 1% auf 90% (und idealerweise 100%) zu erhöhen, gelingt aber nicht mit Gratismentalität. Das erfordert gut ausgebildete und gut bezahlte Journalisten und Dokumentare. Die große Mehrheit der deutschen ist aber von rechts so weit weichgeklopft, daß sie den Rundfunkbeitrag rundweg ablehnt.

Teens und Twens und Thirtysomethings wollen kein Geld mehr für Abonnements ausgeben. Wozu auch, wenn man gratis in seinen Social-Mediablasen informiert wird? (Faktenquote 1%, aber 99% angenehme Lügen)  Dadurch gerieten die klassischen Medien unter enormen finanziellen Druck. Die Auflagen/Einschaltquoten schrumpften ebenso, wie die Werbeeinnahmen. Werbekunden zahlen nicht für Periodika mit homöopathischer Auflage, sondern gehen dahin, wo die meisten Menschen zugucken. Die Algorithmen der großen Techkonzerne gaben uns an dieser Stelle den Rest, indem sie unsere Aufmerksamkeit so steuern, daß wir unabhängig vom Wahrheitsgehalt auf Meldungen stoßen, auf die wir emotional am stärksten reagieren.

Diese Entwicklung von Gatekeepermedien wie der Tagesschau, (die zu meiner Jugendzeit jeder guckte und jeder weitgehend glaubte), hin zu Bubbles, in denen nur die eigene Meinung ventiliert wird, öffnet die Tür zu Manipulation („Camebridge Analytica“) und lässt vor allem die Medienkompetenz weiter schrumpfen. Man kann nicht nur, nicht einschätzen, was seriös ist, sondern bemüht sich auch immer weniger darum. Zu allem Übel, sind die Redaktionen dadurch so ausgedünnt und unterfinanziert, daß ihnen immer mehr Fehler passieren. Springer hat seine gesamte über 100-Köpfige Dokumentationsabteilung schon vor Jahren aufgelöst. Wozu Fakten überprüfen lassen, wenn man auch schnell bei Wikipedia nachsehen kann und es die Leser ohnehin nicht interessiert, ob es wahr ist?

Fakten, die nicht ins eigene Weltbild passen, werden nicht mehr zur Kenntnis genommen. Auf abweichende Meinungen wird aggressiv reagiert. Man dringt nicht mehr durch.

Der Prozess ist zu weit fortgeschritten, um ihn umzukehren. Die Menschen schieben ihr Geld bereitwillig zu den Tech-Oligarchen, die obszön reich werden, weil sie bei ihnen bequem die Scheinrealität bekommen, die ihnen gefällt. Wozu 1.000 Euro im Jahr für ein SZ-Abo ausgeben, wenn die dort präsentierte Sicht einerseits so unangenehm detailreich und kompliziert ist und anderseits so unerfreulich dem eigenen simplen Weltbild widerspricht?

Jahrelang war ich der Meinung, es sei wichtig, auf Facebook und Co, niemanden zu blockieren, auch die „Feindpresse“ zu lesen, um nicht in seiner eigenen Blase gefangen zu werden. Wenn jemand Unsinn über Klimawandel, SPD-Steuerkonzepte oder kriegerische Auseinandersetzung schrieb, mischte ich mich ein, nannte Quellen und versuchte, immerhin die Fakten richtig zu stellen, wenn ich schon keine Meinungen ändern kann.

Spätestens mit dem Aufkommen der Covidioten wurde mir aber klar: Der Kampf ist verloren. Man kann Trump-Fans, AfD-Ossis, Flacherdler, Chemtrailer, Grünen-hassende CSUler, Brexiteers, ultraorthodoxe Siedler, Reichsbürger, Identitäre, Homohasser, Verbrennerfanatiker nicht mehr erreichen. Sie glauben einem nicht; ganz egal wie viele Quellen man ihnen vorliegt, die glasklar ihren Irrtum belegen.

Heute werden Kompromisse als Schwäche ausgelegt. Wissenschaftler mit Schwurblern auf eine Stufe gestellt, Hate-Groups als Menschen mit anderer Meinung dargestellt.

Daß Typen wie Merz und Dobrindt Rechtsbrecher sind, daß Spahn lügt, wie gedruckt und Milliarden Schaden anrichtete, stört gar nicht mehr. Im Gegenteil, die CDUCSU steigt in Umfragen.

Wir haben verloren. Die Menschheit hat fertig.

 

Montag, 19. Mai 2025

Kommt der rosa Winkel zurück?

In meinem greisen Alter habe ich keine Kontakte zur queeren Szene mehr; insbesondere weil ich ohnehin nicht mehr ausgehe. In meinen Teen- und Twen-Jahren war ich aber gerne“ Fagstag“, weil es so schön subversiv war, in Schwulendiscos zu gehen. Meine spießigen Mitschüler waren so angenehm entsetzt. Das gefiel mir natürlich. Egal, wo genau man sich privat auf der Kinseyskala verortet; schwules Nachleben hat mehrere enorme Vorteile: Musik und Mode sind viel besser und es gibt keine Aggressionen. Viele andere Männer mögen offensichtlich Mackertum, Ruppigkeit, Drohgebärden, Flexen und mal eine Prügelei.  In der Hinsicht bin ich von Geburt an unterentwickelt; ich mag es friedlich und zivilisiert. An einer Schlägerei habe ich nie teilgenommen und vermisse auch nichts. So wie ich auch keinerlei Drang verspüre, mit einem Porsche oder einer Diamant-besetzten Rolex oder einer 30 Jahre jüngeren Busen-Barbie zu protzen.

Da mein Abi mittlerweile einige Jahrzehnte zurückliegt, sind meine Berührungspunkte zu allen Szenen ohnehin lange abgerissen. Es interessiert mich nicht mehr, was gerade „in“ ist. Mein persönlicher Geschmack wird nicht mehr von aktueller Mode beeinflusst. Wie alle älteren Menschen, blicke ich mal mit Amüsement auf Trends, weil ich Muster und Wiederholungen erkenne. Unterwürfige Weibchen, Tradwifes – deren Wiederkehr hätte ich in den 1980ern sicher nicht antizipiert. Mal finde ich Mode-Erscheinungen aber auch ästhetisch  völlig verirrt. Aufgespritzte Lippen, Medizinball-Busen, Einheitsvollbart, Muskel-Oberkörper, Tattoos, rasierte Genitalien/Achseln, Mützen im Sommer, Nasenringe. Das könnte ich ewig fortführen und damit 95% der Boomer aus der Seele sprechen. Aber natürlich haben die Elterngenerationen der Teens/Twens der 50er, 60er, 70er und 80er Jahre, genauso die Nasen gerümpft. Die Mode der nachfolgenden Generationen zu beurteilen, macht keinen Sinn.

Zumal es „in meinen 80ern“ viele Moden gab, die ich entweder begeistert oder unbewusst mitging, deren Ende ich heute voller Überzeugung begrüße: Allgegenwärtige Zigarettenwerbung, Saufen und Rauchen im TV, FCKW-Sprays. Es ist schon besser, im Auto fahrende Kleinkinder, in vernünftige Kindersitze zu stecken, Katalysatoren, bleifreies Benzin und Airbags zu nutzen.

Sofern es in 50 Jahren noch eine Menschheit gibt, wird sie rückblickend staunen, wie man 2025 so irre sein konnte, in Deutschland für 80 Milliarden Euro pro Jahr fossile Brennstoffe zu kaufen, um sie zu CO2 zu verbrennen, damit sogar Autos zu betreiben und das toxische Abgas legal genau in der Kopfhöhe von Kleinkindern in die Umwelt zu blasen. Sollte sich Homo Sapiens (entgegen meiner Erwartung), doch nicht zu meinen Lebenszeiten von der Oberfläche dieses Planeten sprengen, wird sehr vieles, das wir jetzt für selbstverständlich halten, verschwunden und geächtet sein. Massentierhaltung, Fleischkonsum, Genitalbeschneidung bei Kleinkindern, Waffenproduktion, Religion, Lebenszwang.

In den 1980ern und 1990ern hielt ich die Anliegen der nach wie vor diskriminierten und kriminalisierten Lesben und Schwulen (Transsexuelle waren noch gar nicht im öffentlichen Bewußtsein angekommen) für wichtig und unterstützenswert, erwartete allerdings kontinuierliche Fortschritte. Irgendwann würden CSDs überflüssig, weil niemand mehr auf die Idee käme, das Rad der Zeit zurück zu drehen. So wie 1990 auch niemand mehr Frauen das Wahlrecht entziehen wollte. Oder Kinderarbeit zurückwünschte, oder die Kugelgestalt der Erde in Frage stellte. Oder zum Geozentrismus zurück wollte.

Aber damals hatte ich das Internet, die sozialen Medien und die damit einhergehende partielle radikale Volksverdummung nicht antizipiert.

 Inzwischen kriechen die Flacherdler, Chemtrailer, Impfgegner, INCELs und sonstige Irre nicht nur wieder aus ihren Löchern; nein, sie vernetzen sich und werden zum Machtfaktor. Längst für selbstverständlich gehaltene Errungenschaften, werden wieder abgebaut.  Der mächtigste Mann der Erde wird mit seiner Regierung dafür gefeiert, Klimaschutz abzuschaffen, Windmühlen zu verbieten, Plastikstrohhalme vorzuschreiben und, natürlich, Queere zu diskriminieren und zu verfolgen.

Das fällt; den Tech-Lords sei Dank; überall in Europa auf fruchtbaren Boden.

Transphobie, Homophobie, Antisemitismus und Xenophobie werden unter deutschen Jugendlichen immer beliebter. Mit freundlicher Unterstützung der rechtsextremen AfD-Sudeltruppe, aber auch hetzender Koalitionspolitiker – Merz, Reiche, Weimer, Klöckner – sammelt die (ehemalige NPD) „Heimat“ die widerlichsten Teens ein und hetzt sie auf Homos.

[….] Dirk-Martin Christian, Präsident Verfassungsschutz Sachsen:

"Wir beobachten auch, dass es einen substanziellen Aufwuchs gibt in der rechtsextremistischen Szene, dass immer mehr junge Leute sich diesen Gruppierungen anschließen. Wenn ich von jungen Leuten spreche, dann meine ich wirklich junge Leute, teilweise im Alter von deutlich unter 14 Jahren, die sehr selbstbewusst auftreten, die sich auch in der Öffentlichkeit mit ihrem Gesicht zeigen. Und wir erleben vor allen Dingen auch eine Zunahme der Gewaltbereitschaft bei eben diesen jungen Leuten."

Seit vergangenem Jahr sprießen neue rechtsextreme Gruppen wie Pilze aus dem Boden. Um die Hundert haben wir identifiziert.

Ein Treiber sind laut Verfassungsschutz diverse rechtsextreme Störaktionen gegen CSD-Veranstaltungen von Lesben-, Schwulen- und queeren Verbänden ab Sommer 2024.

Ganz Döbeln hasst den CSD. Ganz Döbeln hasst den CSD.

In kurzer Zeit seien Gruppierungen entstanden, die den Schulterschluss mit " (…) größeren Akteuren der rechtsextremistischen Szene – etwa der Partei "Die Heimat" und deren Jugendorganisation JN – suchen."

Das zeigt sich auch am 1. Mai in Gelsenkirchen. Die Gruppe "Jung und Stark" Seit an Seit mit der JN. Claus Cremer, Mitglied im Vorstand der Heimat, räumt sein Ziel offen ein. [….]

(Kontraste, 08.05.2025)


Eigentlich interessiere ich mich schon lange nicht mehr für CSDs, bekomme „die Saison“ nur mit, weil im Nachbarhaus dann immer Regenbogenflaggen im Fenster hängen. Aber CSDs werden nicht, wie ich einst dachte, mangels Notwendigkeit abgesagt. Weil es niemanden mehr interessiert, wer was im Schlafzimmer tut.

Nein, das Gegenteil ist der Fall. CSDs werden abgesagt, weil die Nazis auf den Straßen so mächtig sind, daß der Merz-Staat die Sicherheit queeren Menschen nicht garantieren kann. (Oder will?) Nazis sind, wie einst Kreuznet, besessen von Homosexualität, können ihre ewiges Faszinosum Analverkehr einfach nicht aus dem Kopf bekommen.

[….] Der Christopher Street Day am Samstag in Gelsenkirchen ist kurz vor dem geplanten Start wegen einer "abstrakten Bedrohungslage" abgesagt worden. [….] Veranstaltet wurde der CSD Gelsenkirchen in diesem Jahr zum ersten Mal vom queeren Jugendzentrum "Together".

"Eine Stunde vor Beginn der Demonstration erreichte uns ein Anruf von der Polizei, dass es eine unkonkrete Anschlagswarnung gäbe", berichtete ein Sprecher gegenüber der Tageszeitung "WAZ". "Die Warnung war für einen CSD in Nordrhein-Westfalen, aber nicht konkret, für welchen Punkt."

"Eure Sicherheit steht über Allem", schrieben die Organisator*innen auf Instagram. "Gerade heute, wo wir den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*feindlichkeit mit Euch gemeinsam begehen wollten, trifft uns das in besonderem Maße." Die CSD-Besucher*innen wurden stattdessen ins Jugendzentrum eingeladen. Laut Polizei waren bis zu 600 Teilnehmende für die Demonstration angemeldet. [….] Aufgrund der Gefährdungslage wurde auch eine angemeldete Demonstration zum IDAHOBIT in Mönchengladbach in eine stationäre Kundgebung umgewandelt. "Die Polizei hatte im Vorfeld Kenntnis von verdächtigen Äußerungen in Sozialen Medien erhalten, die sich allgemein gegen die Teilnehmenden der landesweit stattfindenden Kundgebungen richteten", teilte die Polizei Mönchengladbach mit. Aus diesem Grund wurden die Hindenburgstraße und der Bereich um den Sonnenhausplatz abgesperrt. [….]

(Queer.de, 17.05.2025)

Wir gehen in die ganz falsche Richtung. Inzwischen gibt es breite Landstriche in Deutschland, die mehrheitlich für queerfeindliche Gewalt propagierende Nazis votieren.

Donnerstag, 1. Mai 2025

Impudenz des Monats April 2025

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Markus Söder, 58, kenne ich schon rund 30 Jahre. Er war schon im JU-Alter (von 1995 bis 2003 Landesvorsitzender der JU Bayern) im fernen Hamburg bekannt, was durchaus ungewöhnlich ist. Wer kennt schon die Landeschefs der verschiedenen Partei-Jugendorganisationen in abgelegenen Freistaaten? Ich weiß noch nicht mal aus dem Kopf, wie der Hamburger JuSo-Chef heißt.

Aber Söder kombinierte seine dumpf rechte Borniertheit, abstruse Strauß-Verehrung, seine Art, besonders unangenehm vorlaut zu sein und das abstoßende Äußere („ein Gesicht, das wirklich nur eine Mutter lieben kann“ – Scheibenwischer), zu so einem schrillen Gesamtpaket, daß man sich bis in den hohen Norden gruselte. 



Man ahnte es natürlich; der Typ würde die übliche CSU-Karriere weiter laufen: Generalsekretär, Staatsminister, Ministerpräsident, Parteivorsitzender.

Gleichzeitig konnte man es aber auch nicht fassen, weil Söder charakterlich so extrem verdorben ist. Sein Vorgänger als MP und Parteichef hasst ihn bis heute, wie die Pest und versuchte mit allen Mitteln, den fränkischen Intriganten mit seinen „Schmutzeleien“ zu verhindern.






[…..] Als Seehofer noch Ministerpräsident und Söder sein Finanzminister war, lieferten sich beide einen jahrelangen Machtkampf, der zum Teil auf offener Bühne ausgetragen wurde. 2012 attestierte Seehofer seinem Konkurrenten auf einer Weihnachtsfeier „charakterliche Schwächen“ und einen Hang zu „Schmutzeleien“. 2018 verdrängte ihn Söder schließlich aus dem Amt des Ministerpräsidenten, 2019 übernahm er auch den CSU-Vorsitz. Seehofer zog sich nach der Bundestagswahl 2021 aus der aktiven Politik zurück. [….]

(SZ, 09.03.2025)

Seehofer gerät in Vergessenheit, Markus Söder, der sogar schon Impudenz des Jahres 2023 war, wird hiermit auch zur Impudenz des Monats April 2025 gekürt.





Söder ist für viele Dinge bekannt. Da ist zunächst einmal seine menschenverachtenden Hetze gegen Minderheiten. Das CSU-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2025 entspricht haargenau dem der AfD von 2021.

Söder lügt wie gedruckt und überzog die Grünen mit derartig viel Lügenhetze, daß sie in Bayern physisch angegriffen werden.

Söder hat eine katastrophale Arbeitsmoral, ist zu faul, um zu Bundesratssitzungen, den C-Ministerpräsidentenrunden oder gar im Bayerischen Landtag zu erscheinen.

Söder wechselt völlig willkürlich seine Meinungen, je nach politischer Opportunität. Er forderte nachdrücklich; teilweise mit Rücktrittsdrohungen; den Ausstieg aus der Kernenergie, ein Verbrennerverbot und die Aufnahme afghanischer Ortskräfte in Deutschland. Nur um ein paar Jahre später, wenn seine ureigenen Forderungen umgesetzt wurden, wie das zeternde Rumpelstilzchen dagegen zu wettern und nun das diametrale Gegenteil zu verlangen. Der Mann ist zutiefst unehrlich und moralisch völlig verkommen.

Den Titel als Blödmann des Monats April bekommt er aber für eine andere Leistung, nämlich seine unfassbare Peinlichkeit als Food- und Reiseblogger, die inzwischen auch größte Fans in der ultrakonservativen Presse erschaudern lässt.

[…..] Söder im Lichterglanz des Märchenkönigs

Diese 60 Millionen Euro an Steuergeldern sind gut angelegt. Das finden zumindest Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und sein Staatskabinett. Da steht es außer Frage, dass der Regierungschef höchstpersönlich zur offiziellen Wiedereröffnung der Venusgrotte in Schloss Linderhof vorbeischaut.

Linderhof – Ohne die übliche Portion Söder-Prätention geht es an diesem Tag natürlich nicht. Schon gar nicht an diesem Ort. Die Venusgrotte zu Schloss Linderhof ist einerseits ein Symbol des Größenwahns und der Verschwendung von König Ludwig II., andererseits ein Beleg, warum der Monarch nach wie vor als Märchenkönig verehrt wird. Er ließ sie für viel Geld errichten, um einen ganz persönlichen Rückzugsort zu haben, an dem er sich wahlweise im Muschelkahn über den künstlichen See fahren ließ oder auf dem Kristallthron zur Ruhe kam.   […..]

(Merkur, 01.05.2025)

[…] Markus Söder veröffentlicht ein Grinse-Selfie von sich und Bundespräsident Steinmeier auf dem Weg zur Beisetzung von Papst Franziskus. Unser Autor schämt sich, von diesen Politikern im Ausland repräsentiert zu werden. [….]

(Die Welt, 28.04.2025)







 […..] Der Kalender schrieb den 26. April, als der heilige Markus vom Himmel hinabfuhr und Rom mit seiner Anwesenheit beglückte. Fünf Bilder seines Antlitzes schenkte er den Menschen von diesem Besuch in der italienischen Hauptstadt und dem Vatikan.  Das unbefleckte Auge mag sich gewundert haben, wer dieser klobrillenbarttragende Mann mit dem außerordentlichen Geltungsdrang ist. Der gemeine deutsche Social-Media-User jedoch wusste sofort: Markus Söder is back, und zwar mit mehr Main-Character-Syndrome than ever. Denn die Reise mit sehr hoher Selfiedichte war nicht etwa ein schöner Italienurlaub des CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten; Anlass war der Trauerakt für Papst Franziskus. […..] Donald Trump fiel zwar mit seinem blauen Anzug auf, da die Kleiderordnung einen schwarzen verlangte. Doch niemand, wirklich niemand löste mit seinem Verhalten so viele Side Eyes aus wie Markus Söder. Und er gehörte noch nicht einmal zur offiziellen deutschen Delegation. Katholik ist er auch nicht. Trotzdem wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Beerdigung des Papstes zu seiner Bühne zu machen. […..] Auch als Atheist betete man zu Gott, dass jemand dem Söder das Handy wegnimmt. […..] Bitte, Gott, lass den Söder-Markus ein Social-Media-Training machen, damit er nicht weiter so creepy an der Kameralinse vorbeilächelt  und Hashtags setzt wie ein #Boomer. Denn sind wir mal ehrlich, das nächste Leberkässemmel-Selfie , die pseudonachdenkliche Aus-dem-Fenster-blick-Pose  oder das KI-generierte Indien-Klischee-Bild im Lotossitz  werden kommen.  Um noch einmal die Predigt von Ricarda Lang aufzugreifen: »Das ›C‹ in CSU steht für cringe.« Und das »C« in Markus steht für cool.  [….]

(Charlotte, Lüder, SPON, 28.04.2025)







[….] Auch in der CDU sorgte Söders Post für Verärgerung. „Es ist ja ein beeindruckendes Talent, aus jedem Misthaufen einen Luftkurort zu machen, aber Scham und Pietätsgrenzen gibt es offenbar keine mehr“, schäumte Dennis Radtke, Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA), gegenüber dem Tagesspiegel. Der Europaabgeordnete der Schwesterpartei warf Söder vor, „Politik als reines Event, inklusive Infantilisierung und Banalisierung“ zu inszenieren.

Ihn wundere es nicht, dass „viele Menschen in unserem Land den ganzen Betrieb nicht mehr ernst nehmen können“, sagte Radtke. „Mir fällt es zuweilen selber schwer.“ Auch der frühere NRW-Ministerpräsident Armin Laschet konnte sich einen Seitenhieb auf den „Selfie-Kult“, den er „verstörend“ nannte, nicht verkneifen.  [….]

(Taz, 27.04.2025)





[….]  Markus Söder steht erst still und schweigend da, man hört nur die militärischen Ehren, Uniformierte mit Trommel und Trompete. Er verbeugt sich schließlich. Und dann geht er auf die Knie. Es ist die Geste wie im Dezember 1970 beim Kniefall des deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt. Und es findet an genau derselben Stelle statt: im kalten Wind vor dem Mahnmal für die Helden des jüdischen Ghettos in Warschau, für die Aufständischen gegen die Nazi-Barbarei. Ein vergeblicher Aufstand von jenen Juden, die 1943 noch nicht nach Treblinka deportiert waren. […..] Was steckt hinter Söders außenpolitischer Offensive seit ein paar Jahren, unter anderem auf der Chinesischen Mauer in Peking, vor Pyramiden in Ägypten, in Israel, auf dem Balkan, jetzt in Osteuropa?  [….]

(Johan Osel, 11.12.2024)




[…..] Ihr Narzissmus mag historische Figuren wie Napoleon Bonaparte oder Caesar zum Übermut und letztlich ins Verderben geführt haben. In der Neuzeit scheint der Nutzen der Eitelkeit größer zu sein als die Gefahr. […..] In Deutschland gehört Markus Söder zu den Marktführern in diesem Geschäft. […..]. Der CSU-Vorsitzende hat in seinem eitlen Streben nach Beifall im Bierzelt und Likes im Internet erkannt, dass es besonders effektiv sein kann, das unpolierte Selbst zur Schau zu stellen. Die teure Uhr, die manchmal an seiner Hand zu sehen ist, ist optisch der einzige Hinweis, dass der bayerische Ministerpräsident selbst nicht zur »Leberkäs-Etage« gehört, als deren Mitglied er sich gekonnt inszeniert. Über sein Faible für sackartige Zipper-Jacken unterm Sakko, robuste Schuhe, zu weite Hosen oder den stoppeligen Bart mögen Journalistinnen aus Hamburg spotten – bei weiten Teilen der bayerischen Bevölkerung verschafft Söders ungehobeltes Äußeres ihm ein bodenständiges Image und damit Glaubwürdigkeit. Söders neuestes Lieblingsmotiv, um sich und sein Essen auf Instagram in Szene zu setzen, ist das Selfie beim Biss in eine Kalorienbombe. Vor ein paar Tagen postete er ein Bild, das ihn beim Verspeisen eines Burgers zeigt : das Gesicht verzerrt, ein Auge geschlossen, die Finger inklusive Schmutzrand unterm Nagel in Nahaufnahme. Niemand mag schlechte Bilder von sich? Niemand außer Markus Maniküremuffel Söder! Unvorteilhafter als er kann man sich selbst nicht porträtieren. […..]

(Anna Clauß, 28.03.2025)



Mittwoch, 12. März 2025

Die Komikernation

Vor ein einiger Zeit lernte ich auf einer Party eine Dame kennen, die stellvertretende Leiterin der „Finanzbuchhaltung“ (FiBu) einer halbwegs bekannten mittelständischen Hamburger Handelsfirma ist. Inhabergeführt, rund 1.000 Angestellte, Filialen in vielen Städten der Bundesrepublik.

Sie erzählte von ihrem großen Cyberangriff. Morgens waren alle Computer tot, es erschien nur eine Erpressernachricht auf den Monitoren. Sollte das ein Witz sein? Nein, wie sich schnell herausstellte, ging es allen Mitarbeitern der Firma in ganz Deutschland so.

Der technikferne Seniorchef, der wie eh und je, als einer der Ersten in der Zentrale herumwuselte, tätigte drei Anrufe: 1) Polizei, 2) Interventionsteam von Ernst & Young, 3) der technikaffinere Juniorchef, der sich gerade auch Geschäftsreise buchstäblich am Ende der Welt befand und sofort plante so schnell wie möglich nach Hamburg zurückzufliegen.

[…] Sie nennen sich LockBit, Pysa, Avaddon oder Darkside: Gruppen von Kriminellen, die per Internet immer wieder Unternehmen oder Institutionen angreifen – auch in Hamburg. Seit Anfang 2022 sind schon mehrere folgenschwere Cyberattacken gegen Ziele in der Hansestadt bekannt geworden. Darunter waren das Entsorgungsunternehmen Otto Dörner, der Tanklagerbetreiber Oiltanking, die Handelskammer und zuletzt die Kupferhütte Aurubis.

Einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Commerzbank unter Mittelständlern zufolge ist bereits gut jedes vierte Unternehmen in Hamburg Opfer eines Online-Angriffs geworden. In mehr als der Hälfte der Fälle wurde dabei versucht, Daten durch sogenannte Phishing-Mails zu stehlen. Bei acht Prozent der Firmen kam es gar zu Cybererpressung mit Datensperrungen gegen Lösegeld. […..]

(Abendblatt, 04.11.2022)

Die Fibu-Vizin berichtete vom entgeisterten Gesichtsausdruck des Seniorchefs, als die Kripo-Beamten ihm tiefentspannt sagten, das käme häufig vor und die Polizei könne da leider gar nichts tun. Er dürfe das zwar nicht offiziell sagen, aber das einzige, das man tun könne, wäre möglichst schnell zu bezahlen. In diesem Fall fünf Millionen Euro in Kryptowährung über das Darknet. „Darknet? Bei den Pädophilen und Drogenhändlern? Das ist Ihre Empfehlung?“, fiel der Firmeninhaber aus alle Wolken. „Ja“, achselzuckte der Kripomann.

Das E&Y-Spezialteam traf kurz danach ein und diagnostizierte, das Computersystem der Firma wäre zwar recht gut, aber eben nicht gut genug. Um solche Attacken abzuwehren, müsse man täglich mit neuester Sicherheitstechnik upgedated werden. Ihr professioneller Rat: Bezahlen sie das Lösegeld.

Nun kam der Anruf des Juniorchefs. Er habe ein paar Flüge organisiert und wäre in 24 Stunden zurück in Hamburg, aber sein Vater stoppte ihn: Wir haben hier alle Profis vor Ort, die sind absolut machtlos. Du kannst auch nichts erreichen in Hamburg, also bleib‘ wo du bist, mein Jung.

Der ökonomische Schaden, der Deutschland durch diese Attacken zugefügt wird, ist enorm: Im Jahr 2024 verlor die Wirtschaft durch Cyberkriminalität etwa 267 Milliarden Euro. In der politischen Debatte, im Wahlkampf spielt das allerding gar keine Rolle, weil wir über ein paar Euro Kürzung bei knapp 10.000 Bürgergeldempfänger schäumen, die Angeboten der Jobagenturen nicht schnell genug nachkommen.

[…] Die Schadenssumme für die deutsche Wirtschaft steigt weiter und erreichte im Jahr 2024 einen Rekordwert von über 266 Milliarden Euro. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage aus dem Jahr 2024 zu Schadenssummen, die aufgrund von Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage in deutschen Unternehmen angefallen sind, nach Selbsteinschätzungen der Unternehmen. Nach der Selbsteinschätzung der befragten Unternehmen im Jahr 2024 entfielen 13,4 Milliarden Euro der hochgerechneten Gesamtschadenssumme in Höhe von 266,6 Milliarden Euro in den letzten 12 Monaten auf Kosten für Erpressung mit gestohlenen oder verschlüsselten Daten.

Neben privaten Haushalten sind besonders Unternehmen im Visier von Cyberkriminellen. Im Fokus sind besonders kleine und mittlere Unternehmen. Dort können Phishing- oder Ransomware-Attacken existenzbedrohende Auswirkungen haben. Inzwischen lautet die Frage für Unternehmen nicht, ob, sondern wann sie Opfer von Cyberkriminalität werden.  […..]

(Statista Research Department, 11.12.2024)

Die Angriffe kommen weitüberwiegend aus Russland, Nordkorea und China. Wie sähe wohl das Wirtschaftswachstum in Deutschland aus, wenn nicht 267 Milliarden im Jahr an asiatische Kriminelle verloren gingen? Mich verblüfft es nach wie vor, daß diese enormen Schadenssummen in der veröffentlichten Meinung kaum Aufmerksamkeit generieren. Die Unternehmen scheinen sich resigniert vor dem technischen Knowhow des Ostens, darauf zu beschränken, brave Opfer zu sein, die das Lösegeld zahlen.

[…] 90 Prozent der Unternehmen haben in den letzten zwei Jahren Lösegeld gezahlt, um nach Cyberangriffen ihre Daten schnell wieder zu erhalten, Leaks zu schließen und den operativen Betrieb aufrecht zu erhalten. Das zeigt eine Studie von Censuswide im Auftrag von Cohesity, einem globalen Anbieter für KI-gestütztes Datenmanagement und -sicherheit.

Laut der Erhebung wollen 93 Prozent der befragten internationalen Firmen auch zukünftig im Falle eines Sicherheitsangriffs Lösegeld zahlen und im Notfall gegen ihre „Do-not-pay“-Richtlinien verstoßen. Nur 1 Prozent der Unternehmen schließt die Zahlung von Lösegeld kategorisch aus. 35 Prozent der Unternehmen sind bereit, mehr als 5 Millionen US-Dollar für die Wiederherstellung von Daten und Geschäftsprozessen zu zahlen. Zwei von drei Befragten wollen im Ernstfall mehr als 3 Millionen Lösegeld überweisen.

Steigende Sicherheitsrisiken und massive Probleme bei der Datenwiederherstellung

Die Unternehmen sind aus zwei Gründen von der Wucht der Cyberangriffe betroffen. Zum einen werden die Angriffsmethoden immer perfider und zusätzlich sind die Daten der meisten Unternehmen nur unzureichend verwaltet und gesichert. 78 Prozent sagen, dass die Bedrohung für ihre sensiblen Unternehmensdaten noch stärker wächst als der Datenbestand insgesamt – und dies trotz einer rasanten Zunahme der erhebbaren, speicherbaren und analysierbaren Dateninformationen im Businessbereich. Zum anderen nimmt die Zahl der Cyberangriffe ständig zu. So gut wie alle befragten Verantwortlichen (96%) erwarten, dass die Bedrohung durch Cyberattacken im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 deutlich steigt.  [….]

(Cohesity Veritas, 01.02.2024)

Was bleibt ihnen auch anderes übrig, angesichts eines hoffnungslosen Digitalisierungsrückstandes in Deutschland? Wir hängen China technisch 20 Jahre hinterher, setzen in unseren Behörden immer noch zu 90% auf Ausdrucken und Faxgeräte. Eingebrockt haben uns das Desaster 16 Jahre Merkel und 12 Jahre CSU-Digitalisierungsminister – Ramsauer, Dobrindt, Scheuer, Bär. Dazu ein EU-Digitalisierungskommissar Oettinger, der schon mit einer Email überfordert ist und eine Forschungsministerin Karliczek, die abfällig verkündete, man brauche nun wirklich nicht „5G an jeder Milchkanne“.

Und was tut der schlaue Urnenpöbel?  Er wählt einen Analog-Opa zum neuen Bundeskanzler in spe, der auf genau die Typen setzt, die in dieser Causa bereits so sensationell versagten: Dobrindt, Spahn, Bär.

Immerhin, mit dem Zuständigen für Staatsmodernisierung Amthor, kommt nun wirklich ganz frischer Wind in die Bude.



Meine hochverehrte Cathryn Clüver Ashbrook mahnte eben dies im letzten Internationalen Frühschoppen – Watch 27:25-30:19 - an:

Es gelte nicht nur, die in die Ukraine geschickten Panzer und Haubitzen zu ersetzen, sondern unsere Abhängigkeiten „im erweiterten strategischen Bereich“ von der USA zu analysieren. Wir wären viel zu sehr „auf die Kinetik fixiert“, noch wichtiger wäre aber der Blick auf die Wirtschaftssicherheit, die Verluste im Cyber- und Ransom-Bereich, die Geheimdienst-Problematik. Die europäischen Geheimdienste müssten völlig neu gedacht werden.

Wie bei der Verteidigung und der Digitalisierung, ist Deutschland nämlich auch bei der Aufklärung/Spionage vollkommen unfähig und technisch Jahrzehnte zurück. Wir sind komplett abhängig von den Informationen der „FIVE EYES“.

Dazu gehören neben den UKUSA-Gründungsmitgliedern National Security Agency (NSA) und des britischen GCHQ inzwischen auch das Australian Signals Directorate, das Communications Security Establishment Canada und das neuseeländische Government Communications Security Bureau.

Five Eyes steht aber vor dem Zusammenbruch, da das Weiße Haus offenkundig von Russland infiltriert wurde. Briten, Kanadier, Australier und Neuseeländer müssen befürchten, daß brisante Informationen von den USA an dem Kreml weitergeleitet werden. Zumal neben Putin-Fan Trump auch noch die neue Direktorin des National Intelligence, Tulsi Gabbard als Kreml-Uboot im Kabinett Trump II agiert. Sie kontrolliert damit alle 16 US-Geheimdienste und ist erklärtermaßen Anhängerin Putins.

Man mag sich über die Koalitionsverhandler in Berlin echauffieren, daß sie so offenkundig mit unqualifizierten Personen auch noch die falschen Themen behandeln. Andererseits sind wir technisch so viele Lichtjahre davon entfernt, bei Cybersecurity und Geheimdiensten mit den Großen mitzuspielen, daß es rational scheint, lieber gleich aufzugeben und uns als dummerhafte Opfer vor Pjöngjang und Moskau in den Staub zu werfen.

Wenn in spätestens vier Jahren die AfD übernimmt, werden wir ohnehin der russischen Föderation angeschlossen und gründlich gesäubert.