Montag, 7. Dezember 2020

Das Hunger-Land

Es ist abscheulich; Trump lügt wie gedruckt, seine Administration, seine Partei, seine Medien lügen fast genauso dreist.

Die Quantität macht Trump zum einzigartigen Lügner, aber auch schon frühere US-Administrationen haben dem Rest der Welt ungeheuerliche und gefährliche Lügen aufgetischt.

Inzwischen ist der ehemalige US-Generalstabschef und Außenminister Colin Powell ein hochverehrter elder statesmann der GOP, der sich gegen Trump stellt.

Nach seinem legendären Lügenvortrag am 05.02.2003 vor dem höchsten und edelsten internationalen Gremium, den UN-Sicherheitsrat, fragt man sich allerdings wieso der Mann nicht im Knast sitzt – angesichts der vermutlich über einer halben Million Toten, die seine dreisten Lügen letztlich verursachten.

Der „Tonkin-Zwischenfall“ 1964, die von Irakern an die Wand geworfenen Kuweitischen Brutkasten Babys 1990, oder die von Saddam gehorteten Massenvernichtungswaffen, mit denen er auch Europa ausradieren könne – alles stellte sich als dreiste Lüge der Amis heraus.

Powells Chef George W. Bush, auch er heute in Relation zu Donald Trump geradezu eine moralische Lichtgestalt, war ein schamloser Lügner.

Seine Administration log nicht nur hundertfach, als sie in die Kriege gegen Afghanistan und den Irak zog.

Nein, dem frommen Christen, der ebenso wie Trump dafür sorgte die Superreichen reicher zu machen, log über die Konsequenzen.

Die immer größere Zahl von Soldatenselbstmorden, Veteranen mit PTBS, zunehmenden Obdachlosigkeit und Millionen hungernde US-Amerikaner ließ er ebenfalls weglügen.

Im Jahr 2006 ließ GWB den Begriff „Hunger“ aus den US-Statistiken streichen.

Die bis zu 30 Millionen US-Amerikaner, darunter über zehn Millionen Kinder, die seinerzeit im reichsten Land der Welt hungern mussten, hießen fortan nur noch Menschen mit „food insecurities“. Es gab also nur noch „Nahrungsmittelunsicherheiten“; so fühlten sich die frommen Evangelikalen, die das Rückgrat von Buchs und Trumps Republikanern bilden gleich besser und mussten sich nicht an die unangenehmen Teile aus dem Leben Jesu erinnern, in denen er Armut predigte und Notleidenden half.

Durch Obamas Sozialprogramme konnte das Leid etwas gelindert werden: insbesondere weil die Menschen ohne Krankenversicherung, die jeden Pfennig für lebensrettende Medikamente ausgeben mussten, weniger wurden.

Donald Trump aber schliff mit seiner republikanischen Mehrheit die Transferleistungen und schaufelte drei Trillionen Dollar an die 1% der amerikanischen Superreichen, wie ihn selbst.

Inzwischen sind 35 Millionen US-Amerikaner arbeitslos, 56 Millionen Menschen in Trumpistan sind auf Lebensmittelspenden angewiesen; darunter 17 Millionen Kinder, die mit knurrenden Magen ins Bett gehen müssen und mangelernährt sind.

Während die Republikaner das Geld an Lobbyisten und Militär verteilen, bleibt der massenhafte Hunger Aufgabe von freiwilligen Helfern.

Das Netzwerk „Feeding America“ koordiniert über 200 „Food Banks“, in denen sich zwei Millionen Freiwillige engagieren.

[…..] As Chief Executive Officer, Claire Babineaux-Fontenot oversees the nation’s largest domestic hunger-relief organization and second-largest U.S. charity according to Forbes. Feeding America is a nationwide network of 200 food banks and 60,000 food pantries and meals programs. Together, the Feeding America network provides more than 4 billion meals to more than 46 million people across the United States and supports programs that improve food security for the families we serve. […..]

(Feeding America)

Babineaux-Fontenot, 56, Feeding-America-CEO, wuchs in Louisiana auf und ist Kummer gewohnt, aber was in der Trump-Präsidentschaft an ihre Lebensmittelausgaben heranrollt, sprengt alle Dimensionen.

[…..] Call me a radical lefty if you'd like, but I refuse to accept a system that enables Jeff Bezos to grow his wealth by $66,000,000,000 in 5 months — during a pandemic that's left 40,000,000 Americans on the brink of eviction. […..]

(Robert Reich, 25.11.2020, US-Arbeitsminister 1993-1997)

Es wird nicht nur in den armen ländlichen Gebieten und den Industriebrache des Rust-Belts gehungert; auch in Hollywood, dem Tummelplatz der Superreichen und Superschönen spielen sich apokalyptische Szenen ab, weil Trumps Republikaner eisern jede Corona-Hilfe blockieren. Es ist ihnen völlig egal, wenn Amerikaner krepieren; es geht den frommen Christen nur darum Joe Bidens Administration das Leben möglichst schwer zu machen.

[…..] Maria und ihre Familie hatten mit einem Schlag kein Einkommen mehr. Nur die Mieten sind in diesem Teil Amerikas horrend geblieben. Daran hat COVID-19 nichts geändert.   Zwar verteilte Präsident Donald Trump großzügig Schecks über mehrere tausend Dollar, je nach Anzahl und Alter der Kinder und persönlich unterschrieben. Aber nur an Familien, die eine Steuererklärung eingereicht hatten. Die Rojas hatten in diesem Frühjahr andere Sorgen. Auch gibt es eigentlich Arbeitslosen-Hilfen aus Washington. Aber Maria und ihr Mann haben nicht verstanden, wie die vielen Formulare auszufüllen sind, und es dann einfach aufgegeben, sagt sie.  Sie hat sich ein wenig geschämt, als sie sich an diesem Septembermorgen aufgemacht hat, um auf den Parkplatz des Stadiums zu fahren. "Es ist das erste Mal, dass ich zu einer Essensausgabe fahre." […..] Vier Kisten, insgesamt 80 Pfund schwer, gibt es pro Familie. Mit Käse, Reis, Trockennudeln, Bohnen, Dosen, tiefgefrorenem Fleisch. Die Verteilaktion ist generalstabsmäßig geplant. Hier sind Profis am Werk, die dafür sorgen, dass die Autos zügig vorfahren und die Kofferräume aufgemacht werden. Freiwillige laden die Pakete ein, dann kann das nächste Auto kommen, ohne dass es einen möglicherweise gefährlichen persönlichen Kontakt gibt. […..] "Die Hilferufe, die uns von hungernden Menschen erreichen, haben stark zugenommen", erklärt Michael Flood. […..] Drei Stunden hat es an diesem Tag im September gedauert, um die 9000 Kisten zu verteilen. Essen für knapp zwei Wochen für 2300 Familien, sagen die Organisatoren. Vor der Pandemie versorgte seine Organisation mit Unterstützung anderer Einrichtungen 300.000 Bedürftige im Monat mit Lebensmitteln. Jetzt sind es durchschnittlich 900.000. "Wir gehen davon aus, dass es nicht so schnell besser wird", sagt Flood. "Und wer weiß, vielleicht wird es sogar noch einmal viel schlimmer." Jeder Zweite in Los Angeles sei mittlerweile in finanziellen Nöten, so Flood. Und das in einem Großraum mit über 13 Millionen Menschen. […..]

(Ines Pohl, Deutschlandfunk, 11.09.2020)

Pohls Reportage ist ein Vierteljahr alt. Inzwischen kam der Winter und die rücksichtslose Killerpolitik Trumps löste die dritte große Coronawelle aus.

Anthony Fauci befürchtet, die ganz düstere Zeit stehe im Januar bevor.

Die Armutsquote bei Schwarzen und Latinos hat schwindelerregende 25% erreicht.

[……] Eine beispiellose Hungerkrise erfasst die USA: Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben mehr als 50 Millionen Amerikaner nicht mehr genug zu essen. Doch die Trump-Regierung bleibt tatenlos. [……] Längst sind die Zeichen überall sichtbar. Selbst in wohlhabenden Metropolen wie New York City und Los Angeles sind die Warteschlangen an den überlasteten Suppenküchen inzwischen so lang, dass die Letzten in der Reihe nach Stunden oft nichts mehr bekommen, weil der Tagesvorrat erschöpft ist. [……]

Jeder sechste Amerikaner leidet inzwischen Hunger. [……] Fast ein Viertel aller US-Haushalte klagt über Ernährungsunsicherheit, doppelt so viele wie Ende 2018. [……]   Allein im Oktober lag die Menge an verteilten Lebensmitteln um die Hälfte über dem Vorjahresmonat. 40 Prozent der Hilfssuchenden machen »zum ersten Mal« überhaupt von food banks Gebrauch, trotz des gesellschaftlichen Stigmas. [……]   Schon wird der Nachschub knapp. Die Suppenküchen kaufen die Nahrung en gros, mit Privatspenden und über ein Hilfsprogramm des US-Landwirtschaftsministeriums, das Überschuss von Farmen bereitstellt. Um das begrenzte Angebot an Lebensmitteln konkurrieren die food banks mittlerweile aber auch mit Supermarkt-Handelsketten wie Walmart. [……]

(Marc Pitzke, 06.12.2020)

Wegen der Corona-Arbeitslosigkeit und dem katastrophalen Trump-Missmanagement haben laut einer Studie des Aspen Instituts 40 Millionen Mieter so viele Mietschulden angehäuft, daß sie im Januar obdachlos werden könnten.

Jeder sechste Amerikaner hungert, zig Millionen Obdachlose – ja, das mit dem „MAKE AMERICA GREAT AGAIN“ hat ja wunderbar geklappt. Kein Wunder, daß 74 Millionen Amerikaner und die überwältigende Mehrheit der Christen Donald Trump wiedergewählt haben.