Üblicherweise nimmt in westlichen Demokratien der Einfluss der religiösen Rechten über die Dekaden kontinuierlich ab.
(…..) Gestern mußte ich mal wieder an den stets gut gelaunten Seth McFarlane denken, der immer mal wieder bei Bill Maher zu Gast ist und dort einst einen schlauen Satz über den kirchlichen Widerstand gegen die Homoehe tat. Seine These lautete, daß die Kirchen mit ihrem Widerstand gegen Aufklärung ihre Zeit verschwenden.
Menschenrechte, Meinungsfreiheit,
Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation,
Folterverbot, Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit
der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Tierrechte, Ächtung von Antisemitismus,
Schwulenrechte, Abschaffung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Abschaffung des
Verbots gemischtkonfessioneller Ehen, Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe,
etc pp - all das mußte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft
werden.
Die Kirchen waren
dagegen und verschwendeten damit sinnlos über Dekaden ihre Kraft.
Glücklicherweise hat sich der kirchliche Widerstand üblicherweise als Mißerfolg erwiesen, weswegen Seth Macfarlane es als Zeitverschwendung betrachtet auf Seiten der Kirche zu stehen:
It is a huge waste of time; if you look back in history every civil
rights-movement; the blacks or woman, they always lose. Anyone who tries to
fight the advance on any particular minority-group is going to lose - whether
it is now, whether it is 20 years from now.
They are wasting their time.
Tatsächlich wirkt es rückblickend immer peinlich, wie sich CDU, CSU, RKK oder Republikaner gegen humanistische Rechte für alle wehrten, immer hartnäckig versuchten, Minderheiten weiter zu diskriminieren.
Es stimmt, auf lange Sicht liberalisieren sich Demokratien. Das bedeutet aber nicht, daß immer ein linearer Weg beschritten wird.
Auch wenn es gelegentlich gleich zwei Schritte voran geht, zwingen die Erzkonservativen die Gesellschaft hin und wieder einen Schritt in Richtung Mittelalter zu gehen.
So orchestrieren CDUCSUAfD im Jahr 2023 eine DeSantis-inspirierte Hetzkampagne gegen Dragqueens und Transsexuelle.
Nochmal zum Mitschreiben: Die CSU startet eine tagelange Hetzkampagne gegen Drag Queens, besucht lächelnd Ron DeSantis nachdem er das „don’t say gay Gesetz“ beschließt und klagt jetzt über „fehlende Toleranz“ weil sie vom CSD ausgeschlossen wurde.
Kannst du dir nicht ausdenken.
(Maurice Conrad @Maurice_Conrad 13. Mai 2023)
Heute ist #IDAHOBIT. Eigentlich ein Tag zum Feiern, oder? Mir ist nur nicht nach Feiern zu mute. Denn der Hass auf queere Menschen kommt mittlerweile tief aus unserer Gesellschaft. Queere Menschen sind die neue Zielscheibe des Kulturkampfes von rechts. Wer sich die Gesetzgebung der letzten Monate in den USA ansieht, kann aus Menschenrechtsperspektive eigentlich nur erschaudern. Das „Don’t say Gay“ Gesetz, verbannte Bücher über Homosexualität und das Verbot medizinischer Versorgung für trans Personen sind nur ein Ausschnitt. Das ist in Deutschland noch nicht auf demselben Niveau - aber die letzten Monate zeigen: Union und AfD sind dabei, die selben Stereotype, dieselben Vorurteile und am Ende den selben Hass genauso zu etablieren. Was nicht heteronormativ ist, wird zur Bedrohung erklärt. Auf dem Rücken von queeren Menschen wird versucht, eine Allianz zu schmieden deren Ziel das Zurückdrehen der Zeit ist. Hin zu einer „Ordnung“ in der Frauenrechte, gleichgeschlechtliche Liebe und Toleranz für diverse Lebensentwürfe der Vergangenheit angehören. [….]
Und wenn eine Partei, wie die CSU offen sagt „Wir teilen die Analysen von Ron DeSantis“ - wofür will sie dann auf dem CSD bitte kämpfen? Für die Analysen von Ron DeSantis? Für Queerfeindlichkeit und Homophobie?
(Maurice Conrad @Maurice_Conrad, 17.05.2023)
Drüben, 7.937 km weit im Westen, in Desantistan, stellt sich die Frage gar nicht, ob Republikaner vom CSD/Pride ausgeladen werden. Der rechtsextreme Gouverneur, den die CSU so bewundert, hat nämlich die Uhren schon so weit zurückgedreht, daß die Pride-Märsche in Florida ganz abgesagt werden müssen.
[….] A Florida Pride alliance has cancelled its Pride parade and restricted other Pride events to people over 21, in anticipation of Republican governor Ron DeSantis signing a far-reaching anti-drag bill into law.
On Wednesday (19 April), Florida’s House passed Senate Bill 1438 – also known as the Protection of Children law – which could mean that all Pride parades in the state are banned. In a move that highlights the impact of the bill even before it has been signed into law, the Pride Alliance of the Treasure Coast cancelled their Pridefest event that was scheduled for this coming weekend. The alliance posted on Facebook that the decision to cancel the event was made after “multiple meetings” with the Port St. Lucie officials.
“As all of you know, the political climate that we are currently in has us all very concerned for our community,” the post read. […..]
(Danai Nesta Kupemba and Harriet Williamson, 21.04.2023)
[….] Ron DeSantis’s war on queer people has already wrecked multiple Pride celebrations this year.
The group that organizes Pride festivals in Tampa, Florida, announced Thursday it will cancel one of its annual events in light of the newly signed law that effectively bans drag performances.
The law, which DeSantis signed Wednesday, prohibits government entities and employees from issuing permits to organizations that may hold “adult live performances” in the presence of minors. Anyone that does can be charged with a misdemeanor. The law is so vaguely worded, and the punishment so high, that at least one Pride Parade was canceled before the measure was even signed. […..]
Russland zählt man schwerlich zu den westlichen Demokratien, aber auch in den EU-Staaten Polen und Ungarn, mit denen wir doch eigentlich eine „Wertegemeinschaft“ bilden, wird es richtig ungemütlich für Queere.
Neben Bayern und Florida, trifft es aber auch die traditionell sehr emanzipierte und selbstbewußte queere Szene Israels. Auch Tel Aviv, die schwulste Stadt des Ostens, wird vom Trump-Klon Netanjahu nach Rechtsaußen geführt; weit weg von den klassischen demokratischen Werten.
[…] Tel Aviv gilt als Oase für queere Menschen im Nahen Osten. Aus aller Welt fliegen sie seit Jahren dorthin, um zu feiern und bei Sonnenuntergang händchenhaltend an der Strandpromenade spazieren zu gehen. "Vieles, wenn nicht sogar alles, könnte sich ändern, wenn die rechts-religiöse Regierung ihre Forderungen in der Knesset umsetzt", sagt Weichselbaum.
Bislang galt Israel generell als queerfreundliches und liberales Land. Doch es gibt keine endgültige Verfassung, die grundlegende Bürgerrechte garantiert. Die bisher verabschiedeten Grundgesetze, die diese ersetzen, kann die Knesset jederzeit mit einfacher Mehrheit ändern. Hinzu kommt, dass Religion und Staat nicht vollständig voneinander getrennt sind und religiös-konservative Politiker eine Gleichberechtigung von LGBTIQ seit jeher zu verhindern versuchen. Und mit der umstrittenen Justizreform, die die neue ultrarechte Regierung unter Premierminister Benjamin Netanjahu plant, könnte die Diskriminierung von queeren Personen künftig legal werden.
Dass sich die Stimmung gegenüber queeren Menschen im Land ändert, zeigt auch ein Bericht von "Aguda", einer Vereinigung für LGBTQ-Gleichstellung in Israel. Demnach gibt es einen drastischen Anstieg von Beschwerden über Belästigung und Diskriminierung in Unternehmen. Ein Viertel davon ging zwischen dem Wahlsieg der Rechten im vergangenen November und der Regierungsbildung einen Monat später ein. […] Teile der Regierungskoalition äußern sich zudem offen und regelmäßig homophob. Selbst Parlamentssprecher Amir Ohana, der einzige Abgeordnete im israelischen Parlament, der offen seine Homosexualität lebt, ist vor solchen Angriffen nicht gefeit. Während seiner Antrittsrede wendeten sich einige Kollegen, obwohl aus dem eigenen Regierungslager, demonstrativ von ihm ab und verdeckten ihr Gesicht. […]