Dienstag, 1. März 2016

Impudenz des Monats Februar 2016



Vorbemerkung:

Nachdem gestern Marco Rubio, der möglicherweise in zehn Monaten der mächtigste Mensch der Welt sein könnte, andeutete Donald Trump habe einen kurzen Penis, frage selbst ich mich, ob das Niveau noch zu unterbieten ist.

Just when it seems like the GOP presidential primary couldn’t possibly sink even lower into the mud, Florida senator Marco Rubio has proven he’s up to the challenge. During a campaign appearance in Virginia, the candidate insinuated that opponent Donald Trump has a small penis.
Trump’s digits have been dubbed “shrimp fingers” by Washington Free Beacon blogger Andrew Stiles, but the observation isn’t new. Desparate for a way to insult Trump, Rubio has reached for gossip and innuendo.
After Trump called his opponent “Little Marco Rubio” on Twitter yesterday, Rubio fired back during his rally after acknowledging that Trump is taller than he is. Rubio pointed out Trump’s unusually short fingers and then followed it up with a sharp jab below the belt.
“And you know what they say about guys with small hands,” the senator said.
As the crowd laughed uneasily, Rubio delivered his punchline. “You can’t trust ’em!”

Was treibt Millionen Amerikaner dazu solche Typen ernsthaft für das Oval Office in Betracht zu ziehen, ihnen die nuclear codes zu überlassen?
Jedem auch nur halbwegs normalen Menschen fehlt es an Verständnis für die wahnsinnigen, hysterischen Lügner von der GOP.

Abgesehen von der offensichtlichen Antwort auf diese Frage, nämlich generelle, vollständige und umfassende Verdummung, scheint mir Angst die plausibelste Erklärung zu sein.
Diese ultrakonservativen GOPer sind kollektiv von professionellen Angstmachern gebrainwashed worden.
Sie glauben, daß man ihnen die Waffen wegnimmt, ihre Kinder in den Schulen verschwult, ihnen atheistischen Unsinn eintrichtert, daß die bösen Russen/Mexikaner/Syrer sie überrollen, daß man ihnen die Heimat wegnimmt.

In der SZ von heute befindet sich auf s.3 eine ganzseitige Reportage von Sacha Batthyany aus dem stramm konservativen Ort Amarillo in Texas.
Es ist durchaus ganz aufschlussreich das zu lesen. Die Typen leben im totalen Informationsinzest.
Die kennen gar keine anderen Meinungen. Alle Kinder werden per homeschooling mit Bibel und Waffen indoktriniert und dazu gibt es ausschließlich ultrakonservative Radiosender, Blogs und FOX-News, die den ganzen Tag erklären, daß Obama ein bösartiger Muslim ist. Die glauben das wirklich und sehen ihr Land unmittelbar vor dem Untergang.
Die Überschrift der Reportage heißt folgerichtig „Höllenangst!“.


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Diesen Monat geht es um die Genderphoben.
Ähnlich unverständlich wie die US-Republikaner sind mir die fundamentalchristlichen Gruppierungen, die Kuby, Kelle und Beverfoerde hinterherlaufend den Untergang des Abendlandes beschwören, weil die althergebrachten Geschlechterrollen womöglich etwas aufgeweicht werden könnten.
Männer, die Kinder wickeln, Frauen, die Bundeskanzler werden, männliche Kindergärtner, weibliche Kapitäne zur See, Krankenpfleger mit Vollbart, Chefärztinnen mit Busen, Sekretäre im Anzug, siebenfache Mütter als Verteidigungsministerin, Kosmetiker mit behaarten und muskulösen Unterarmen, Gefängniswärterinnen.

Menschen mit geringen Selbstwertgefühl, ängstlicher Persönlichkeit und minderer Intelligenz werden davon zutiefst verunsichert.

Und dann auch noch die unsägliche Sex-Sache.
Jungs küssen Jungs und werden dafür nicht mehr verprügelt, eine Bundesministerin heiratet eine Frau und selbst die konservative CDU nimmt das kaum zur Kenntnis.

Normale Menschen können sich kaum davon bedroht fühlen, wenn fünf bis zehn Prozent der Deutschen etwas weniger diskriminiert werden, ja, normale Menschen begrüßen das sogar.
Nicht so die katholischen Tradis und evangelikalen Fundis.
Sie sehen ihre Welt in den Angeln erschüttert.
Aus ihrer Sicht sind mangelnde Homodiskriminierung, KITAS und berufstätige Frauen Zeichen des Zerfalls.
Und tatsächlich erodiert ihre Welt insofern, daß sie ihre Doppelmoral und Bösartigkeit nicht mehr auf alle Bereiche der Gesellschaft ausstrecken können.

Wie die waffenstarrenden Republikaner aus Amarillo rüsten sich die deutschen Genderkämpfer für das vermeidlich letzte Gefecht, stemmen sich gegen den Lauf der Zeit.
Unter der perfiden Überschrift "Demo für Alle" poltern diese unsäglichen Intoleranten wider die Menschenrechte, plädieren für die so lang praktizierte Grausamkeit.
Mächtige Fürsprecher gibt es immer noch. Papst Franziskus nennt den Genderismus angeblich „dämonisch“.

Dankenswerterweise beschreibt Wolfgang Brosche ausführlich wie die neuen Homohasser/Genderfighter ideologisch aufgestellt sind.
Die meisten sammeln sich hinter der rechtskatholischen Gaby Kuby.

[….] Die fanatische Konvertitin, die hier ihre sexualpanische Weltsicht ausbreitet, durchwoben von einem erschreckenden Haß auf Vernunft, Aufklärung (hinter die sie zurück will) versucht auf über 400 Seiten zu beweisen, daß seit der Aufklärung die Homosexuellen mit Hilfe von Feminismus und „Gender“ die gesamte westliche Welt zerstören möchten – daß sie sich, nach ihrer Meinung besonders auf Kinder kaprizieren, um sie zu verderben, ist selbstverständlich.
Wie weit Kuby in einen rechtskatholischen Verfolgungswahn abgerutscht ist  (der dann auch wieder neue Verfolgungen rechtfertigen wird) zeigt diese völlig enthemmte Fanatikerin mit einem Hinweis auf eine noch widerlichere antihomosexuelle Kampfschrift: Scott Livelys „Pink Swastika“.
Dieses schändliche Buch eines evangelikalen Predigers fantasiert sich eine homosexuelle Nazielite zusammen, die die Welt mit Homosexualität verderben wollte. Mit solch wahnwitzigem Unsinn gibt sich Lively allerdings nicht zufrieden: als Rechtsanwalt hat er mitgearbeitet an den Ugandischen Gesetzen zur Strafbarkeit der Homosexualität, die im Endeffekt auf die Todesstrafe hinausliefen. Nur internationaler Protest und die Drohung Entwicklungshilfe einzustellen, haben diese Unternehmung vereitelt. Trotzdem gibt es in Uganda  hohe Gefängnisstrafen für Homosexualität.
Gemeinsam mit Lively nahm Kuby auch an einem ausgerechnet von Vladimir Putin im Kreml veranstalten Familienkongreß im Jahre 2012 teil. Seitdem bewundert sie die russische antihomosexuelle Gesetzgebung und tourt mit ihren antihomosexuellen Vorträgen durch die illiberalen Demokraturen des ehemaligen Ostblocks, um sie vor der homosexuellen Dekadenz des Westens zu bewahren. [….]

Im hohen katholischen Klerus dieses Landes gibt es höchstwahrscheinlich Unterstützer dieser Position, aber nachdem ihr Förderer und Chefschwulenhasser Ratzinger ausgedient hat, seit Müller in Rom und Meisner in Rente ist, seit Tebartz-van-Elst und Mixa ihre deutschen Bistümer loswurden, traut sich offenbar keiner mehr recht aus der Deckung. Sogar Overbeck ist verdächtig still und Kardinal Woelki, der überraschend früh den Karrieregipfel erklomm, mag sich auch nicht mehr wie sein fanatisierter Vorgänger gegen ganz Köln stellen.

Und so komme ich zur Impudenz des Monats Februar 2016.
Es ist das homophobe Aushängeschild des fiesen Frauentrios aus Beverfoerde, Kelle und Kuby, der absolute Rechtsaußen des österreichischen Episkopats, der Salzburger Weihbischof Andreas Laun.


Der bizarre Bischof entwickelt sich zur neuen Gallionsfigur der Homophoben.
Unter einem zünftigen Nazivergleich macht es der vollbärtige Otter nicht.

[….] Der katholische Salzburger Weihbischof Andreas Laun soll laut einem Bericht der Online-Ausgabe des deutschen Schwulen-Magazins "Männer" im vergangenen November bei einem Vortrag im deutschen Trappisten-Kloster Mariawald (Nordrhein-Westfalen) das Tolerieren des Engagements Homosexueller gegen Homophobie mit dem Schweigen zu den Verbrechen der NS-Diktatur verglichen haben.
Einer Zusammenfassung seines Vortrags auf der Internetseite der Abtei zufolge verglich Laun sexuelle Vielfalt mit Krankheit und kritisierte zunächst die heutigen "Gender-Ideologien": "In der verordneten Freiheit, sexuell alles auszuprobieren, gebe es keine Freiheit, diese abzulehnen." Gender-Mainstreaming sanktioniere unerbittlich alle, die sich nicht fügten. "Ärzte und Psychologen, die Menschen helfen wollen, die unter ihrer Homosexualität leiden, müssen damit rechnen, entlassen zu werden. Und ein Hotelbesitzer habe sein Haus verloren, weil er einem 'Homoduo' kein Zimmer für dessen 'Flitterwochen' habe vermieten wollen", wird der Weihbischof zitiert.
Warum wehre sich dagegen keiner, sagte Laun in der mittlerweile von der Homepage des Klosters entfernten aber der APA vorliegenden Zusammenfassung der Rede, und verglich das Schweigen mit dem Schweigen der Menschen angesichts der Verbrechen der NS-Diktatur. "Man werfe der Eltern- und Großelterngeneration immer wieder vor, gegenüber den Untaten der Nazis geschwiegen zu haben. Damals sei es lebensgefährlich gewesen zu reden. Heute sei es noch nicht lebensgefährlich, und die meisten schwiegen trotzdem." [….]

Klar, dass die frommen Furien aus Stuttgart diesen Mann zu sich einluden.
Und Laun lieferte.

[….] In Stuttgart haben sich am Sonntag erneut erzfromme Christen und Aktivisten von konservativ über rechtspopulistisch bis rechtsextrem zur "Demo für alle" versammelt. Zu dem bereits siebten Protest der früher direkt aus dem Haus der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch organisierten und inzwischen offiziell eigenständigen Bewegung kamen rund 4.500 Teilnehmer aus der ganzen Republik, knapp 500 weniger als zur vorherigen Demo im Oktober.
Dafür konnte die "Demo für alle" erstmals geradezu himmlischen Beistand auffahren: Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun, seit Jahren ein erbitterter wie lautstarker Gegner von LGBT-Rechten, wählte auch in Stuttgart gewagte Vergleiche: Die "Gender-Ideologie" sei eine "neue, hochgefährliche Lüge" wie einst der Kommunismus und der Nationalsozialismus. "Die nächste Diktatur könnte sich andeuten!", warnte er die Menge.
Er habe den Papst gefragt, was er von dieser Ideologie halte – wenn schon Namedropping, dann richtig! Die "Gender Ideologie" sei "dämonisch", habe der Papst kurz und knapp geantwortet. Von "teuflisch" sprach auch Laun selbst: Kinder sollten "mit den Mitteln der Verführung und Gewalt (…) umerzogen und gehirngewaschen werden", beklagte er. "Es ist Zeit, dass wir uns wehren." Er verwies dabei auf die überkonfessionelle "Salzburger Erklärung" gegen die "Bedrohung der menschlichen Geschöpflichkeit". Zum Schluss sagte er zum grölenden Platz: "Gott segne Sie alle!" [….]

Etwas schwierig wird es, sich den Angst-Mann in direkter Rede anzuhören.
Ähnlich wie sein schwulenhassender Kollege Erzbischof Haas ist auch Laun ein grotesk schlechter Entertainer, der mit abstoßender Physiognomie eher Lacher als Applaus verursacht.
Wenn dieser Geront mit Rauschbart in seinem bunten Kleidchen ans Pult tritt, denke ich immer an schlechte Satiren von irgendwelchen CSD-Feiern.


Hier erleben wir das klassische Kalkofe-Buschor-Problem: Beides ist so grotesk, daß es unvorstellbar scheint einer von beiden könnte ein echter Pfaff sein.

Als ich mir das Laun-Video heute angesehen habe, zweifelte ich mal wieder daran, daß der Mann "echt" ist.
Müßte der sich nicht irgendwann lachend den falschen Bart abreißen und sich als Postillon- oder Titanic-Redakteur zu erkennen geben?

Diese Satire ist so derartig überzeichnet, daß es schon wieder unlustig wird.