Montag, 1. Mai 2023

Impudenz des Monats April 2023

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Die heutige „Ehre“ wird posthum vergeben, mit der kleinen Verspätung von 75 Jahren. Aber es wird ein katholischer Priester gewürdigt und die Kirche denkt bekanntlich in ganz anderen zeitlichen Rahmen.

Die Impudenz des Monats April Robert Alesch wurde am 06.03.1906 in Aspelt, einem 1000-Seelenort im äußersten Süden des Großherzogtums Luxemburg geboren. Der fromme Robert studierte in der Schweiz Theologie, wurde 1933 in Fribourg zum Priester geweiht und zunächst in eine Pariser Pfarrei beim Gare de l'Est geschickt. 1935 erfolgte die Ernennung zum Vikar der Pfarrei La Varenne-Saint-Hilaire im Bistum Saint-Maur, nahe der Hauptstadt.

Im Juni 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht Paris. Im zunächst geteilten Frankreich gab es in den ersten beiden Jahren Besetzung nur sehr vereinzelten Widerstand gegen die Nazis. Die später so berühmte Résistance bestand aus winzigen, sich gegenseitig misstrauenden Splittergruppen, die fast ohne Waffen und Strategie improvisierte. Da der Vater von Robert Alesch im Ersten Weltkrieg gefangen und 1917 von den Deutschen schwer gefoltert wurde, kann man sich denken, wie Alesch Junior auf die antisemitischen Besatzer reagierte, die nur 20 Jahre nach den Verheerungen des Ersten Weltkrieges wieder einen Weltkrieg anzettelten, die Beneluxstaaten und Frankreich handstreichartig niederwarfen. Er tat aber das diametrale Gegenteil.

Priester Alesch schmiedete einen perfiden Plan. 1941 wandte er sich an die Gestapo und erklärte, er könne aufgrund seiner Stellung die Widerstandgrüppchen infiltrieren und dann an die Nazis verraten.

Die SS willigte ein, führte den Gottesmann als „V-Mann Alex“ und zahlte ihm monatlich 30.000 Francs. Geld, das Alesch, der gleichzeitig mit zwei Frauen sexuelle Verhältnisse unterhielt, gut zum Prassen und Saufen gebrauchen konnte. Es gelang ihm tatsächlich die Widerstandszelle Réseau Gloria (Gloria SMH, später WOL) zu unterwandern.

[….] The Gloria network was co-founded by Jeannine Gabrielle Cécile Martinez Picabia (1913-1977) and Jacques Legrand (1906-1944), a French chemical engineer. Jeannine was the daughter of surrealist artist, Francis Picabia (1879-1953) and Gabrièle Buffet-Picabia (1881-1985). Jeannine and her team worked closely with SOE and British military intelligence (MI9) The networks intelligence information was highly regarded by London. They gathered critical information about the German army and navy including defensive positions on the northern coast of France. Creating false documentation was another specialty of réseau Gloria. Members of the Gloria network included Alfred Péron (1904-1945), a teacher at Lycée Buffon. The future Nobel laureate, Samuel Beckett (1906-1986), met Péron while attending Trinity College Dublin during the interwar period. After the Germans occupied Paris, Péron recruited Beckett to join réseau Gloria.  [….]

(Stew Ross)

Die frühen französischen Widerstandszellen waren zwar noch nicht zu Sabotage und militärischen Aktionen fähig, aber für die französische Exilregierung in London und die alliierten Geheimdienste extrem wichtig, um über Wehrmachtsstellungen Auskunft zu geben. Der katholische Priester Alesch natterte sich erfolgreich in die Gloria SMH-Strukturen ein und verriet alles und jeden an die Gestapo.

Mutmaßlich an die 100 Angehörige der Résistance wurden durch Hochwürden Robert Aleschs Verrat von den Nazis verhaftet und hingerichtet.

[….] During his sermons, Father Alesch passed himself off as anti-Nazi and pro-Charles de Gaulle and the congregation grew to trust him at one point, two teenage parishioners confided in him about their resistance activities and he turned the boys over to the Nazis. By 1941, Alesch had become a naturalized German citizen and approached the Abwehr with an offer to work for them as an agent. He became “Agent Axel” with code number GV7162. Alesch settled into a luxurious Paris apartment at 46, rue Spontini (16e) where he kept his two mistresses and the stolen artwork he purchased from the Nazis.  [….]

(Stew Ross)

Alesch erschien den Widerständlern, der in seinen Predigten kritisch über die Nazis sprach, stets unverdächtig. Er bot sich als Kurier für verschiedene Zellen an, bekam die Klarnamen aller Résistance-Verschwörer und wurde daher immer wertvoller für die Deutschen, die ihn üppig bezahlten. Der Priester, der den Hals nicht voll genug bekommen konnte, nahm aber gleichzeitig auf die Gloria-Zelle selbst aus, indem er für seine Kurierdienste 200.000 Francs verlangte.

[….] Du By mid-August, the Nazis decided it was time to bring the hammer down on WOL. Alesch led the Gestapo to a bistro in central Paris where he was to meet with Germaine Tillion and another high ranking WOL agent. Shortly after the meeting, Tillion and the other agent were taken into Gestapo custody. For several weeks, Alesch directed the Gestapo to other members of WOL. Next up for the priest was Virginia Hall and the Heckler circuit. Virginia was rocked by the news that WOL agents were being arrested by the Gestapo and that Legrand and Tillion were both in the hands of the Gestapo. [….]

(Stew Ross)

Priester Alesch entkam nach dem Ende des Krieges nach Belgien, ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben des Pariser Erzbischofs. Aber durch sein Leben in Saus und Braus während der Nazi-Besatzung war er zu bekannt geworden, wurde immer wieder erkannt und ergab sich im Sommer 1945 der US-Armee. Drei Jahre später wurde ihm in Paris der Prozess gemacht. Er wurde zum Tode verurteilt und am 25.02.1949 von einem Erschießungskommando hingerichtet.