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Mittwoch, 30. März 2022

Die Hepatitisgelben und die Liebe zum Virus.

Die Stiko sagt nicht so klar, ob und wann jemand wie ich (unter 60, doppelt geimpft, Omikron-genesen) eine Auffrischungsimpfung („Booster“) braucht.

In dem Pflegeheim, das ich regelmäßig besuche, sind aber alle Bewohner und das Personal schon vierfach geimpft; da wollte ich nicht nachstehen und auf Nummer sicher gehen.

Also ergoogelte ich gestern einen Termin und war schon heute, um 16.30 Uhr dran.

Das ging zackig und zentral in der Impfambulanz der Uniklinik.

Schnell tauchte der Impfmann auf, ein junger Sportarzt, netter Typ, der gar nicht nach Stiko-Empfehlungen fragte. „2 Biontech + 1 Omikron haben Sie?“, da passe doch Moderna gut dazu. Mutmaßlich vertrüge ich das auch besser, da der Moderna-Booster nur die halbe Dosis sei.

Nebenan kam dann eine Studentin, die mich piekste und erzählte, ich wäre DER LETZTE. Der Letzte überhaupt. Also nicht nur heute der letzte Termin, sondern die Impfambulanz schließt heute endgültig, weil es in der Hamburger Innenstadt GAR KEINE NACHFRAGE MEHR nach Auffrischungsimpfungen gibt.

Da kommt einfach niemand mehr, der sich impfen lassen will.

Wir lockern ja jetzt.

Ich kann das immer noch nicht glauben. 300.000 Neuinfektionen jeden Tag in Deutschland, 100 bis 300 Tote jeden Tag, 130.000 Covid-Tote bisher in Deutschland.

Jeden Tag so viele Tote, wie bei einem Flugzeugsabsturz.

Man stelle sich vor, zwei Jahre lang würde jeden Tag ein voll besetzter Passagierjet in Deutschland vom Himmel krachen.

Meine Phantasie reicht aus, um mir auszumalen, daß man nach 600 Tagen die einzelnen Crashs gar nicht mehr wahrnähme.

Aber würde man es auch bejubeln, wenn die FDP-Minister daraus folgernd verlangten, nun auch die Flugsicherheit, Waffenkontrollen am Airport, die bisher vorgeschriebenen akribischen Wartungen  und die Fluglotsen, abzuschaffen?
Diese ganzen Kontrollen am Flughafen sind ja schließlich ungeheuer lästig, kosten die armen Fluggesellschaften Geld und widersprechen der freiheitlichen Entscheidung mit Risiko zu fliegen. Sind solche Maßnahmen nicht ein Zeichen von gescheiterter Planwirtschaft, die den mündigen Bürger gängeln?
Nun ist ein gewisser pathologischer Wahnsinn bei FDP-Rumpelstilzchen wie Wolfgang Kubicki natürlich zu erwarten. Ich verstehe sogar, daß Olaf Scholz während eines heißen Krieges in Europa, bei dem das größte Land, das Zweitgrößte überfallen hat, den Kopf zu voll hat, um sich mit einer platzenden Ampel abärgern zu können, so daß er der FDP mehr nachgibt als nötig.

Aber der Wahnsinn ist weit über das FDP-Lager hinausgeschwappt. Schon im Februar 2022 erzählte mir die Leiterin eines Hamburger Pflegeheims vor Ort, wie erleichtert sie darüber wäre, Corona endlich los zu sein und die Bewohnern wieder alle Freiheiten zu geben.

Als ich verschämt einwarf, daß Corona nicht nur nicht vorbei wäre, sondern sich schneller denn je ausbreite, atmete sie entnervt einmal tief, rollte mit den Augen und befand „ja, aber das ist ja jetzt harmlos wie ein grippaler Effekt.“

Selbst als ich nachsetzte, indem ich auf meine eigenen Erfahrungen mit einem Impfdurchbruch aus dem Dezember 2021 verwies, brachte sie das keineswegs aus dem Konzept. „Dann sind Sie wohl auch generell extrem empfindlich!“

Die öffentliche Meinung hat sich gedreht.

Wurden vor einem halben Jahr noch die umsichtigen Landeschefs von der schreibenden Zunft verteidigt, unterstellte die Hamburger Morgenpost nun dem habilitierten Mediziner und Hamburger Bürgermeister Tschentscher, er mache krumme Dinger, wenn er die armen Hamburger weiterhin zum Maskentragen verdonnere.

[….] Tschentschers fragwürdiger Trick mit der Maskenpflicht

Der Senat will, dass wir weiter Maske tragen. Und auch Zugang nach 2G plus und 3G soll weiter eine Option bleiben. Möglich macht das ein Trick: Hamburg, das Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz, soll zum „Corona-Hotspot“ erklärt werden, so kann die Maskenpflicht in Innenräumen bleiben. Dieses Vorgehen ist in Teilen fragwürdig.  [….]

(MOPO, Mathis Neuburger 23.03.2022)

Nein, Neuburger, das ist weder ein Trick, noch fragwürdig, sondern entspricht der dringenden Empfehlung des Bundesgesundheitsministers Lauterbach, der ausdrücklich an die Bundesländer appelliert „Nutzen Sie die Hostspotregelung!“

[….]  Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bemühte sich am Montag um Aufklärung. Laut seinem Ministerium sind vier Punkte mitentscheidend für eine drohende sich ausbreitende Infektionslage, wobei nicht alle gleichzeitig erfüllt sein müssen:

    Die Absage von planbaren Eingriffen in Krankenhäusern

    Die Verlegung von Patienten und Patientinnen

    Eine gefährdete Notfallversorgung

    Die Unterschreitung von Personal-Untergrenzen in der Pflege

Lauterbach riet den Landesregierungen jetzt ausdrücklich, davon Gebrauch zu machen. Zu den Plänen in Hamburg sagte er: "Ich glaube, die Begründung, die in Hamburg jetzt vorgelegt wird, ist eine gute Begründung." Bisher haben nur die Hansestadt und Mecklenburg-Vorpommern konkret angekündigt, von der Hotspot-Regelung Gebrauch zu machen. Bayern etwa will die Möglichkeit nicht nutzen und alle Maßnahmen fallen lassen - bei einer deutlich höheren Inzidenz.  [….]

(NDR, 30.03.2022)

Wenn schon eine bundeseinheitliche Meinung wegen der fanatischen FDP-Minister nicht möglich ist, halte ich Lauterbachs Linie für die zweitbeste Lösung. Seine vier Kriterien sind überzeugend.

[….]  Die Hamburger Bürgerschaft hat am Mittwoch einen Antrag von SPD und Grünen beschlossen, der Hamburg zum Hotspot macht. Damit bleiben die bisherige Maskenpflicht und die 2G-Plus-Regel in Clubs bis Ende April bestehen. Die Abstimmung wurde auf Antrag der AfD hin namentlich durchgeführt. 78 Abgeordnete stimmten mit „Ja“, 19 Abgeordnete mit „Nein“. Enthaltungen gab es keine. FDP und AfD haben bereits vorher Klagen angekündigt gegen die weiteren Infektionsschutzmaßnahmen angekündigt. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Regelung vor Gerichten standhalten wird“, sagte Grünen-Fraktionschefin Jenny Jasberg am Mittwoch im Rathaus. [….]

(Mopo, 30.03.2022)

Der Irrsinn insbesondere der FDP ist aber so weit fortgeschritten, daß sie sich in Hamburg erneut mit ihrem strategischen Partner AfD zusammentut.

Da sie offenbar dringend noch mehr Covid-Tote als bisher produzieren wollen, gehen AFDP gemeinsam gegen den Tschentscher-Senat vor.

[….] Nach der FDP hat auch die AfD in Hamburg eine Klage gegen die geplante Corona-Hotspot-Regelung in der Stadt angekündigt. Eine weitere Verlängerung der Maskenpflicht und anderer Eindämmungsmaßnahmen mit einer drohenden Überlastung der Krankenhäuser zu begründen, sei falsch, da Hamburg eine der bundesweit niedrigsten Inzidenzen und eine stabile Situation in den Kliniken aufweise, sagte Landesvize Krzysztof Walczak am Dienstag. "Die Krankenhauskapazitäten in Hamburg werden nicht zusammenbrechen, nur weil Kinder außerhalb des Sitzplatzes ihre Masken abnehmen oder man beim Einkaufen im Supermarkt wieder anderen Menschen ins Gesicht schauen kann."  Sollte die Bürgerschaft, wie von Rot-Grün geplant, Hamburg am Mittwoch zum Corona-Hotspot erklären, werde der AfD-Landesvorstand Feststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht Hamburg erheben. "Die Gerichte müssen diese illegale Knallhart-Politik Hamburgs stoppen", forderte Walczak. Zuvor hatte bereits der Hamburger FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse eine Klage gegen eine Hotspotregelung, mit der die Corona-Maßnahmen über den 2. April hinaus verlängert werden sollen, angekündigt.  [….]

(dpa, 29.03.2022)

No Hope For The Human Race.

Offensichtlich sind nicht nur Spaziergänger, Covidioten und Schwurbler total verblödet, sondern gleich mehrere Parteien mit ihnen.

Ich halte mich an meinen allgemeinen Rat:

Menschen vermeiden, wann immer es geht und die FFP2-Maske stets aufbehalten.

Sonntag, 6. März 2022

Multikrisenwelt.

Streng religiöse Menschen nehmen sich heraus, Ungläubige schlecht zu behandeln, weil ihnen suggeriert wird, sie wären etwas Besseres.  Sich den strengen Regeln eines religiösen Ritus zu unterwerfen, hat aber auch einen psychologischen Effekt. Man glaubt, schon so viel geopfert zu haben, daß man, gewissermaßen als Belohnung, anderen gegenüber auch mal ekelig sein darf.

Das Gehirn konstruiert dabei einen nicht existierenden Zusammenhang. So trickst Mensch sich selbst immer wieder aus.

Wenn ich den ganzen Samstag mit Hausarbeit verbringe, nachmittags noch drei Stunden gebügelt habe, denke ich, nun habe ich aber wirklich genug getan für heute und muss nicht auch noch den Müll rausbringen.

Das ist natürlich Unsinn, weil der stinkende Müll raus muss, völlig unabhängig davon, ob die Hemden gebügelt oder krumpelig sind.

Etwas Ähnliches löst der Krieg in der Ukraine aus. Die Bilder sind so schrecklich, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit so enorm, daß alles andere verblasst. Weltweit poppen Tragik-komische Memes auf; so habe man sich das Ende der Corona-Dominanz in den Medien nicht vorgestellt.

Letzte Woche erlebte ich in einem Pflegeheim, wie der Belegungschef höchstpersönlich verkündete, wie glücklich er sei, wenigstens Corona hinter sich zu haben. Die Zumutungen für die hochbetagten Bewohner wären auch keine Woche länger erträglich gewesen. Und nun der Krieg! Müsse denn immer was Neues kommen?

Eine mustergültige Selbsttäuschung. Weder sind Krieg, Raketenangriffe auf Städte, Massenflucht und millionenfaches Elend der Zivilbevölkerung neu, noch ist die Pandemie ausgestanden.

Täglich sterben 200 Menschen in Deutschland an Covid19, infizieren sich 200.000 Menschen mit Omikron. Die Inzidenz liegt stabil im vierstelligen Bereich, wird durch die von der FDP ultimativ verlangte Rücknahme der Pandemie-Maßnahmen wieder angefacht.

[….]  Die Karnevalsfeiern haben sich erkennbar auf das Infektionsgeschehen in Köln ausgewirkt. Eine Woche nach dem Ende des Karnevals verzeichnet die Stadt die höchste Coronainzidenz in ganz Nordrhein-Westfalen. Zudem hat das Landeszentrum (LGZ) am Sonntag einen Wert von 2.018,7 gemeldet. Zum Vergleich: Noch vor einer Woche lag der Wert bei 1.073,8. Während sich die Inzidenz in Köln nahezu verdoppelt hat, liegt sie in ganz Nordrhein-Westfalen auf etwa gleichem Niveau. [….]  Allein am Donnerstag waren laut LZG 6.648 neue laborbestätigte Fälle gemeldet – so viele wie an keinem anderen Tag zuvor. [….]

(SPON, 06.03.2022)

Ominöserweise ebben Impf- und Boosterzahlen kontinuierlich ab; der so lang ersehnte Tot-Impfstoff bleibt ein Ladenhüter.

[….] Geringe Nachfrage nach Alternativimpfstoff von Novavax

Das proteinbasierte Mittel war entwickelt worden, um diejenigen zu erreichen, die eine mRNA-Impfung ablehnen. Die FDP fordert ein Ende aller Maßnahmen. […]

(ZEIT, 06.03.2022)

Unglaublich, nachdem sich die Öffentlichkeit schon 2020 und 2021 fälschlich einbildete, nach dem Sommer wäre die Pandemie vorbei, verfällt sie nun das dritte mal diesem Trugschluss.

[….] In den Karnevalsregionen zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Inzidenz: Die Inzidenz vor allem in der Gruppe der 20-29-Jährigen stieg laut Spiegel Online stark an. Sie liegt laut der nordrhein-westfälischen Landeszentrale für Gesundheit bei 4336,6, vor einer Woche hatte sie noch bei 1387,1 gelegen. Den Karnevalseffekt sieht auch Michael Hallek, Klinikdirektor an der Kölner Uniklinik: „Um das zu verstehen, muss man kein Wissenschaftler sein. Der Zusammenhang erscheint absolut eindeutig“, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger.  Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte dem Blatt, man könne an dieser Entwicklung sehen, wie schnell die Zahlen bei vielen Kontakten stiegen. Und er warnte: „Nach wie vor haben wir 200 Todesfälle am Tag. Und wir haben viele Patienten, die für immer bleibende Schäden behalten werden. Es ist leider noch nicht vorbei. Ich warne vor einem komplett unvorsichtigen Verhalten.“ Lauterbach hatte zuletzt auch vor einer „Sommerwelle“ des Coronavirus* gewarnt. [….]

(Merkur, 06.03.2022)

Wir haben jetzt eine neue Zeit, hauen mal eben 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr raus – mehr als eine halbe Million Euro pro Soldat.

SZ 01.03.2022

Aber die Notwendigkeit des einen, heißt eben nicht, daß andere Aufgaben weniger notwendig sind.

Wir müssen Deutschland digitalisieren, wir müssen Corona bekämpfen und das Mega-Problem Klimakatastrophe ist dringender denn je.


Dienstag, 15. Februar 2022

Evangelikalioten auf der Jagd nach dem Darwin-Award.

Meine Käseverkäuferin hatte heute richtig gute Laune, als sie meine Auberginen in Knoblauch-Joghurt abwog.

Endlich purzele die elende 2G-Regelung; sogar Lauterbach halte den Omikron-Scheitelpunkt für überschritten und, mal ehrlich, diese Variante sei doch nun wirklich harmlos.

Als Impfdruchbrüchler wundere ich mich immer, mit welcher Selbstverständlichkeit diejenigen, die noch nicht an Covid19 erkrankt waren, das Omikron-Virus für eine niedliche kleine entfernte Cousine des ursprünglichen Virus-Typs halten.

Ich hatte keine Vorerkrankungen, bin noch nicht uralt, und außerdem wurden mir im Spätsommer 2021 zwei BioNTech-Spritzen in den Arm gedrückt. Als mich Ende Dezember dennoch Omikron erwischte, war ich wochenlang richtig krank. Nicht so krank, daß ich befürchtete zu ersticken und ins Krankenhaus gemusst hätte, aber der „harmlose Verlauf“ streckte mich doch für gute drei Wochen so nieder, daß ich wirklich konsequent im Bett lag. Mit bösen Schmerzen ununterbrochenem Husten, Fieber.

Bekanntlich sind die Krankheitsverläufe individuell unterschiedlich, aber ich habe genügend Schilderungen von Omikron-Impfdurchbrüchen gelesen, denen es sogar noch schlechter als mir ging.  Es gibt keinen Anlass, sich plötzlich in Sicherheit zu wiegen, anzunehmen, die Virusbedrohung löse sich einfach in Wohlgefallen auf.

Die knapp 20% ungeimpften Hamburger, die sich in einer Stadt mit zeitweise 200.000 gleichzeitig Infizierten bewegten, spielen mit dem Feuer.

Das kann auch schief gehen. Ungeimpfte können an Omikron sterben.

Wir haben inzwischen 120.000 Corona-Tote in Deutschland.
Wer ist denn heute immer noch so geistesgestört, sich partout nicht impfen zu lassen?
Nun, es gibt sie: Ossis, Ungebildete, Rechtsradikale, AfDioten und Evangelikale.

Während Evangelische in Deutschland liberaler als die RKK erscheinen, ist es in den USA umgekehrt. Dort sind diese sektiererischen Protestanten, die die Bibel wörtlich auslegen, Trump verehren und gegen jedes  bürgerrechtliche Anliegen protestieren, ganz ganz rechts außen im politischen Spektrum angekommen. Die Heimat Palins, Bachmanns, Boeberts und MTGs verfügt über keinerlei Restverstand mehr.

Impfen lassen wollen sie sich nicht, schon allein, weil Menschen mit Bildung und zudem Demokraten eine Impfung dringend empfehlen.

[….] Die Impfquote ist bei weißen Evangelikalen in den Vereinigten Staaten am niedrigsten. Zu dem Ergebnis kommt das „Pew Research Center“ (Washington) in einer repräsentativen Studie. Demnach haben bisher 62 Prozent der erwachsenen weißen Evangelikalen mindestens eine Dosis eines Corona-Vakzins erhalten. Bei den weißen „Mainline“-Protestanten liegt der Wert dagegen bei 77 Prozent, bei Katholiken sogar bei 85 Prozent und damit höher als bei Konfessionslosen (80 Prozent). [….]

(Idea, 12.02.2022)

Das kann schon für den ein oder anderen Darwin-Award reichen, wenn die Maskenverweigerer, die auch noch weit überdurchschnittlich an Adipositas und Diabetes leiden, immer noch hartnäckig eine Impfung verweigern.

Auch in Deutschland konzentrieren sich Schwurbler und Aluhüte auch in den Reihen der Pietisten und Evangelikalen.

[….] Unter evangelischen Pietisten und Evangelikalen gibt es nach Ansicht des ehemaligen Präses des pietistisch geprägten Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Michael Diener, überdurchschnittlich viele Menschen, die dem Impfen skeptisch bis rigide ablehnend gegenüberstehen. Diese Impfgegner seien zwar auch unter den theologisch konservativen Christen eine Minderheit, sagte der Dekan des Pfälzer Kirchenbezirks Germersheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch ihr Anteil sei höher als im evangelischen Durchschnitt.  Auf Nachfrage von PRO erklärte Diener am Sonntag, dass er sich bei seiner Einschätzung auf eigene Beobachtungen zu Gebieten mit regionaler Frömmigkeitsprägung – darunter das Erzgebirge, das Siegerland und Teile Württembergs –, Gespräche mit Verantwortlichen, eigenen Begegnungen und Erfahrungen in den sozialen Medien stütze.  [….]

(pro, 13.02.2022)

Wenn Evangelikalioten selbst dazu beitragen, sich aus dem menschlichen Genom auszumendeln, wäre uns allen geholfen.

Dienstag, 1. Februar 2022

Impudenz des Monats Januar 2022

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Es tut mir in der Seele weh; nein, nein, nein, das mache ich wirklich nicht gern. Aber ich befürchte, ich muss diesen Monat meiner mühevoll gelobten Ampel den Titel als größter Blödmann geben.  Natürlich nicht in dem Sinne, wie Quermarschierer, Trumpisten, Spahn oder Scheuer sich triumphierend den Titel „Impudenz des Monats“ abholen.  Die gegenwärtigen Bundesminister sind allesamt pures Gold gegen die hanebüchenen Fehlbesetzungen, die CDU und CSU ins Kabinett schickten.

In der letzten Bundestagsdebatte bewertete der Linken-Abgeordnete Thomas Lutze den FDP-Verkehrsminister Wissing. Linke und FDP sind klassische Antipoden, aber selbst Lutze konstatierte, Wissing habe einen riesigen Vorteil, denn schlechter als seine CSU-Vorgänger, könne er es beim besten Willen nicht machen.

Das ist eine sehr niedrige Messlatte, aber selbstverständlich wahr: Es kann nur besser werden mit der Ampel und wir sehen tatsächlich schon im gesellschaftlichen, rechtlichen und sozialen Bereich deutliche Fortschritte, die prinzipiell mit der ewig-gestrigen konservativen Deutschland-schädlichen Union nicht zu machen waren.

That said, geht es aber nach den extrem erfreulichen demoskopischen Daten aus den Monaten September bis Dezember 202, schon wieder steil bergab.

Die homophobe, misogyne Beton-CDU aus Merz, Otte und Maaßen zog deutlich an den Sozis vorbei und natürlich ließen auch Grüne und FDP Federn.

Olaf Scholz ist Kanzler geworden, indem er adaptierte, wie wenig „die Wähler“ Veränderungen schätzen und Merkel offensichtlich gerade für ihre ewige Vagheit liebten. Bloß nichts allzu Konkretes aussprechen.

So konnten offensichtlich die entscheidenden Stimmen für die SPD geholt werden. Aber die Majorität der Scholz-Unterstützer ist nicht kongruent mit den Merkel-Fans. Sozis und Grüne, und vermutlich auch viele FDP-Fans, wünschen sich mehr Führung, mehr Orientierung, mehr Erklärung, als fromme Land-Konservative von einem CDU-Kabinett.

Ich bin der Letzte, der nicht einsieht, daß die Ukraine-Russland-Krise ein Mega-Desaster ist, für das es keine einfachen Lösungen gibt.  Aber das rechtfertigt noch nicht die mehr als naiven Einlassungen der Minister Baerbock und Habeck.

Ich finde es ehrenvoll, wie der SPD-Chef Lars Klingbeil sich darum bemüht, die Haltung seiner Partei „zur Russlandfrage“ zu ergründen. Zumal die andere SPD-Vorsitzende offenbar ganz untergetaucht ist und seit Wochen nicht mehr in den Medien auftaucht. Aber es ist eben nicht nur eine parteipolitische Frage, wie man es mit Schröder, Waffenlieferungen an Kiew und Nordstream hält, sondern eher ein Fall für die „Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers“.

[….] Während die Sozialdemokraten um ihre Russland-Haltung ringen, tut Olaf Scholz so, als ginge ihn das nichts an. [….] Ralf Stegner ist nicht Bundeskanzler, und dem Parteivorsitzenden Lars Klingbeil kann man seine halbgaren Beschwichtigungen als Moderationsversuch durchgehen lassen. Ein auf zwei Stunden angesetzter Gesprächstermin mit einigen Protagonisten ist keine außenpolitische Klausurtagung und lässt auch keine Rückschlüsse auf die Regierungspolitik zu. Es ist ja bezeichnend genug, dass weder der Bundeskanzler noch sein Amtschef oder die Verteidigungsministerin die Sache mit ihrer Anwesenheit aufwerten wollten. [….] Was Hilfe für die Ukraine angeht, ist die deutsche Rolle deutlich verzwickter. 5000 Helme und ein Lazarett fallen unter die Kategorie schlechter Scherz. Für neun Haubitzen verweigert Berlin eine Ausfuhrgenehmigung - freilich etwas übereifrig, weil zunächst die finnische Regierung als Vorbesitzerin ihre Genehmigung hätte erteilen müssen. Der grüne Außenminister in Helsinki hat bisher nicht seine Freude am Rüstungsexport zu erkennen gegeben. Übrigens fallen die überalterten Haubitzen militärisch betrachtet eher unter die Kategorie Selbstgefährdung. Ein modernes Artillerieradar kann sie blitzschnell orten und zerstören lassen. Alles in allem ist diese Pseudo-Militärhilfe also den Kommunikationsaufwand nicht wert, der dafür geleistet wird. [….]

(Stefan Kornelius, 01.02.2022)

Ein anderes Beispiel ist die Impfpflicht, die vor zwei Monaten von einer riesigen Mehrheit der Bevölkerung befürwortet und vor allem auch erwartet wurde.

Die FDP stellte sich aber mit so vielen Abgeordneten der Kategorie Kubicki auf die Seite der Aluhüte, daß im Kabinett die Sache zerredet wurde, ohne das Olaf Scholz ein Machtwort sprach.

Ich meine, es gibt gute machttaktische und überzeugende Gründe dafür, als Kanzlerpartei die beiden nur wenig schwächeren Koalitionspartner, nicht von Anfang an mit „Basta!-Methoden“ zu reizen. Aber Olaf Scholz müsste das besser erklären. Nun scheint der Zug für eine Impfpflicht bereits abgefahren und wir können eben nicht wie Dänemark die Corona-Maßnahmen beenden, weil in weiten Landstrichen nur um die 40% Geboosterte leben.

Auch Karl Lauterbachs Stern sinkt bereits, obwohl er nach seiner Nominierung zum Bundesgesundheitsminister schnell zum zweitbeliebtesten Politiker Deutschlands aufstieg. Seine Kommunikation mit den Landesgesundheitsministern scheint aber suboptimal zu laufen. Sie sind frustriert von seinen Alleingängen und nach wie vor ausbleibenden Vakzin-Lieferungen.

[….] Der Kölner Lauterbach hatte Anfang Dezember das Amt des Gesundheitsministers von CDU-Politiker Jens Spahn übernommen, breite Teile der Öffentlichkeit bejubelten die Ernennung des SPD-Gesundheitspolitikers für das Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz. Zuletzt hatte Lauterbach allerdings immer wieder Kritik einstecken müssen, unlängst wegen einer nicht ausreichend kommunizierten Verkürzung des Genesenenstatus durch das Robert-Koch-Institut von sechs auf drei Monate. Durch die Entscheidung hatten viele Genesene kurzfristig ihren Zugang zur Gastronomie und dem Einzelhandel verloren. Außerdem wurde Kritik laut, dass Lauterbach zu zögerlich gegen die Omikron-Welle vorgehe und keine härteren Maßnahmen beschließen würde. In verschiedenen Pressekonferenzen und Fernsehaufritten appellierte der 58-Jährige immer wieder an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. [….]

(KSTA, 01.02.2022)

Und die neue bundesweite Impfkampagne?
Statt pfiffig und aufmerksamkeitserregend, kommt sie maximal dröge und öde daher.

Und schließlich das hausgemachte Desaster des Grünen Superministers Habeck, der von eben auf jetzt die Bearbeitung der Förderanträge für Gebäudedämmungen aussetzte, weil er Lindner nicht überreden konnte. den KfW-Topf aufzufüllen. Scholz sah weg.

Ich bin gerade zufällig mit dem Umbau einer Altbau-Wohnung beschäftigt und verlor nicht nur einen fest eingeplanten Zuschuss, sondern wurde auch noch Zeuge wie unser Energieberater vor Wut beinahe platzte.

Völlig überrascht von dem Shitstorm tauender Bauherren, die nun ihre Gebäude nicht fertigstellen können, ruderte die Ampel heute zurück.

[…] Die Bundesregierung hat sich nach der Kritik am abrupten Aus für die Förderung von Effizienzhäusern auf neue Regeln verständigt. Alle Anträge, die bis zum 24. Januar eingegangen sind, sollen noch bearbeitet werden. […]

(Tagesschau, 01.02.2022)

Es ist gut, daß die Ampel noch zuhört, nachbessert. Anfängliches Ruckeln ist vermutlich normal, wenn erstmals nach 16 Jahren der Regierungschef getauscht wird und gleich zwei ganz neue Parteien ins Kabinett vordringen.

Aber souverän wirkt das (noch) nicht.

RG-Wähler sind kritischer und flüchtiger als CDUCSU-Wähler und so geht es ganz schnell, daß Merzens Mannen wieder vorn liegen und der noch vor wenigen Wochen erwartete SPD-Durchmarsch bei den 22er Landtagswahlen ausfallen muss.

Mittwoch, 19. Januar 2022

Booster-Psychos

Meine Oma erkrankte in den 1950er Jahren an einer sehr seltenen Form der Sklerodermie (M34 Systemische Sklerose). Das ist eine wirklich miese Sache, bei der sich Haut und Bindegewebe verhärten und zusammenziehen. Der Mund wird ganz klein, Finger und Zehen werden krumm streif und unbeweglich.   Die Krankheit ist immer noch unheilbar. Irgendwann beginnen auch innere Organe (Verdauungstrakt, Lungen, Herz und Nieren) zusammengequetscht zu werden und dann ist die Prognose sehr schlecht. Ich bin nicht mit den heutigen Behandlungsmethoden vertraut, aber meine Oma wurde mit unfassbaren Mengen von Kortison vollgepumpt, bis sie am ganzen Körper angeschwollen war.

Eine Tortur.  Entgegen aller Erwartung kam die Krankheit aber irgendwann zum Stehen und sie lebte weitere drei Jahrzehnte. Sie war geschickt darin, ihre entstellten Hände zu verbergen, litt aber keine Schmerzen mehr. Sie aß vorsichtig und wenig, weil sie Verengungen in der Speiseröhre und dem Magen hatte, aber das war alles mit normaler Kost möglich.

In den 1970ern erkrankte Jan, einer ihrer Großneffen im Teenageralter ebenfalls an genau dieser Sklerodermie. Der Vater, ein Cousin meiner Mutter, war verzweifelt, besuchte uns natürlich, um zu erfahren wie meine Oma 20 Jahre zuvor eigentlich genau die Krankheit besiegt hat.

Jan war wenige Jahre älter als ich, hatte noch einen kleinen Bruder, mit dem ich gern spielte.  Jans Krankheitsverlauf war allerdings dramatischer. Er wurde immer krummer, die Hände waren nur noch schmale Fäuste und die Organe schrumpften. Er starb nach einer grauenvollen Leidenszeit mit 16 Jahren.

Meine Oma wurde damals erneut zu einigen Tests in die Uniklinik gerufen. Zwei Fragen stellten sich; erstens konnten sich die Ärzte nicht erklären, wie es zu ihrer Dekaden andauernden Remission kam. Wie hatte sie das bloß geschafft? Zweitens dachte man nun an genetische Ursachen, nachdem in einer Familie zwei Mal eine so seltene Krankheit aufgetreten war. Wie gefährdet waren eigentlich die anderen Nachkommen meiner Oma?

Wir Kinder mussten alle in die Uniklinik, uns wurde jede Menge Blut abgepumpt und schließlich schnitt man uns ein zweimal zwei Zentimeter großes Stück Haut und Gewebe aus dem Oberarm. Das fand unter Lokalanästhesie statt und ich konnte nicht anders, als direkt drauf zu starren, während ich zerschnitten wurde.

Das Schlimmste widerfuhr aber meiner Mutter: Ihr wurde in einem dramatischen Gespräch  - „ihre Kinder könnten bald unter fürchterlichen Qualen sterben und wir müssten dann hilflos wie bei Jan zugucken“ – eine lange Liste mit frühen Anzeichen von Sklerodermie übergeben.  Ihr Auftrag lautete, uns mit Argusaugen zu beobachten und bei kleinsten möglichen Sklerodermie-Symptomen sofort ins Krankenhaus zu fahren.

Spoiler-Alert; es gibt bisher keine weiteren Fälle in der Familie. Aber in den folgenden Jahren konnten Eltern und Oma die Befürchtungen natürlich nie ablegen. Ständig löste irgendeine Hautstelle, eine minimale Appetitlosigkeit oder eine leicht steife Bewegung eine Panikreaktion aus: DAS KÖNNTE SKLERODERMIE SEIN! So ging es bei Jan damals auch los.

Heute bewundere ich meine Vorfahren dafür, diese Sorgen von mir fern gehalten zu haben. Ich habe als Kind nie befürchtet, bald sterben zu müssen. Nur die Narbe auf meinem linken Oberarm erinnert noch an das Drama.

Als Kind wußte ich noch nichts von Psychologie. Heute kenne ich die Begriffe „Phobie“ oder „Trigger“ und kann mir vorstellen, welche Streiche einem die eigene Phantasie spielen kann, wenn einem besorge Medizin-Professoren mitteilen ‚eins dieser 27 Symptome könnte bedeuten, daß ihr Kind bald stirbt‘.

Wir leben in Westeuropa nicht mehr in den Zeiten, in denen Frauen  üblicherweise sowieso zehn bis 20 Mal schwanger sind. Ein Teil geht schon vor der Geburt verloren, einige sterben währenddessen, noch ein paar an Infektionen als Kleinkinder und von den vier bis sechs erwachsenen Söhnen, verreckt noch einmal die Hälfte im Krieg.

In unseren Breitengraden zu dieser Zeit hat man eher nur ein oder zwei Kinder, von denen man nicht annimmt, daß sie vor einem selbst sterben. Wenn doch einmal die Eltern ihr Kind überleben, gilt das als größtmögliches Unglück.  Dementsprechend schlecht können wir mit Bedrohungen unseres physischen Wohls umgehen. Selbst, wenn es nur die theoretische Möglichkeit ist, daß etwas passieren könnte, obwohl alle kerngesund sind, genügt das schon, um einem halben Dutzend Familienmitgliedern Psychopharmaka gegen Angststörungen und Depressionen verschreiben zu müssen.

Das dürfte die längste Einleitung aller Zeiten gewesen sein.

Die Pandemie, das mutierende Sars-CoV-II, ist auch so eine Angelegenheit, bei der viele junge und gesunde Menschen mit der realen Möglichkeit schwer zu erkranken und zu sterben konfrontiert werden.

Plötzlich wird detailliert über Symptome und erste Anzeichen gesprochen, daß man „es“ auch haben könnte. Wer nicht gerade ein Aluhut auf Spaziergang ist, nimmt zur Kenntnis wie viele Millionen Menschen schon an Covid 19 gestorben sind, liest die Berichte von den hoffnungslos überlasteten Krankenpflegern, weiß welch monatelange Tortur das Corona-Virus selbst für diejenigen bedeuten kann, die anschließend wieder völlig gesund werden.  Oder auch nicht, wenn einen Long Covid erwischt.

Ich halte es für Zufall, daß ich gar nicht zur Hypochondrie neige, aber natürlich verfolge auch ich die Berichte über Long Covid mit etwas mehr emotionaler Beteiligung, seit ich selbst von Omikron erwischt wurde, frage mich vier Wochen nach der Infektion bei einem kleinen Niesen, ob das nun einfach nur mal ein Niesen war, weil man nun mal manchmal niest, oder ob es nicht langsam auf Long Covid hindeutet, wenn ich niese.

Nicht nur der Covid-Krankheitsverlauf selbst, sondern auch die Impfung ist nach dem gewaltigen politischen Bohei um das Thema psychologisch aufgeladen. Millionen Menschen sind so irregeleitet, daß sie aus Angst vor der Spritze lieber in Kauf nehmen, von dem Virus getötet zu werden.

Aber auch bei der Mehrheit, den Geimpften, fragt sich die meisten, wie gut oder wie schlecht sie die Impfung vertragen werden. Wird es mich komplett aus den Socken hauen? Schüttelfrost, Fieber? Muss ich mit Grippesymptomen tagelang darniederliegen? Wie viele Antihistamine und Aspirin sollte ich vor der Impfung, insbesondere vor dem legendären Booster einwerfen, um den Pieks zu überstehen?

[…..] Zum Smalltalk gehört in diesen Zeiten auch, sich nach dem Befinden nach der jüngsten Impfspritze zu erkundigen. Man kann dann erstaunliche Geschichten hören, von tagelanger Malaise, von Kribbeln an diversen Körperteilen, von Schmerzen in jenem Arm, in den gar keine Nadel drang. Wen ein leiser Zweifel an diesen Schilderungen beschleicht, der liegt womöglich nicht ganz falsch: Nicht alles, was Geimpfte als Nebenwirkungen wahrnehmen, muss vom Vakzin herrühren.  [….]

(SZ, 18.01.2022)

Wären wir Menschen nicht mit „der Psyche“ behaftet, sondern bloß biologische Maschinen, würden die meisten von uns die Corona-Impfung kaum bemerken. Aber wir sind glücklicherweise keine Roboter, sondern Psychos, die mit Placebo- und Nocebo-Effekten leben.

Eine große im Fachblatt Jama Network Open veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern rund um Winfried Rief, Psychologieprofessor der Universität Marburg, berichtete von einem Doppelblind-Impftest an über 23.000 Teilnehmern.   35% der Teilnehmer, die nur das Placebo, also eine Kochsalzlösung gespritzt bekamen, berichteten von den typischen Impf-Nebenwirkungen Kopfschmerzen und starke Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit, Schüttelfrost und weiteren Beschwerden. Bei denjenigen, die tatsächlich das BioNTech-Vakzin bekommen haben, waren es mit 46% nicht sehr viel mehr, die über diese Beschwerden klagten.

[….]  Ungefähr zwei Drittel der Beschwerden nach den Impfungen seien unabhängig vom Wirkstoff aufgetreten, berichten Fachleute um Julia W. Haas von der Harvard Medical School in Boston im Fachmagazin »Jama Network Open«. Das Team hatte Nebenwirkungen von knapp 45.400 Probandinnen und Probanden aus zwölf Studien analysiert. Ungefähr die Hälfte hatte einen Wirkstoff erhalten, die andere ein Placebo. Die Leute wussten nicht, wer in welcher Gruppe war. Einbezogen in die Analyse wurden Daten der Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca, die alle auch in Deutschland angewendet werden. Die Fachleute analysierten übliche, vorübergehende Impfreaktionen wie Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen, die innerhalb von sieben Tagen nach der Impfung auftraten.  Unter den mit Wirkstoff Geimpften traten, wie zu erwarten war, demnach insgesamt häufiger Beschwerden auf als in den Placebogruppen, die Kochsalzlösung bekommen hatten. Allerdings war der Unterschied zwischen Wirkstoff- und Placebogruppen besonders nach der ersten Dosis gering. Die Inhaltsstoffe der Impfungen hatten die Reaktionen der mit Wirkstoff Geimpften demnach meist gar nicht hervorgerufen.  76 Prozent der sogenannten systemischen Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit, die bei den Impfungen mit Wirkstoff dokumentiert worden waren, traten ebenso in den Placebogruppen auf. Anders gesagt: Nur 24 Prozent der Beschwerden, die nach Erstimpfungen dokumentiert wurden, lassen sich ursächlich auf die Wirkstoffe zurückführen.   [….]

(SPON, 19.01.2022)

Donnerstag, 13. Januar 2022

Unterschiedliche Wahrnehmungen.

Heute hatte ich ein Business-Meeting und trug während der Besprechung auf einer Baustelle selbstverständlich meine schwarze FFP2-Maske. Die Akustik war natürlich schlecht und da ich manchmal durch die Maske nicht gut zu verstehen war, rückten einige der Anwesenden immer näher an mich ran.

„Ach, nun stellen Sie sich nicht so an. Corona ist nicht mehr als eine Grippe. Daran sterben auch 28.000 Menschen im Jahr und niemand flippt deshalb aus“, herrschte mich irgendwann der Bauleiter an.

„Als jemand, der gerade Omikron hatte und in die subakute Phase geht, muss ich dem widersprechen“, erklärte ich. Aber er fand, man sollte wegen zwei Wochen Schnupfen kein so ein Drama machen; mir ginge es doch offensichtlich wieder gut. Keine Frage, es könnte schlimmer sein, wenn ich nicht geimpft gewesen wäre. Aber viele sind nicht geimpft.

Das zweite Problem ist ein Mathematisches: Ja, bei der Omikron-Variante gibt es weniger Hospitalisierung. Ein deutlich kleinerer Anteil der Omikron-Infizierten landet auf der Intensivstation, als es bei der Delta-Variante der Fall war.

Nimmt man als stark vereinfachte Zahlen an, daß 4% der Delta-Infizierten ins Krankenhaus müssen und 0,4% sterben, klingen die Vergleichszahlen bei Omikron viel harmloser: 25% weniger Infizierte müssen ins Krankenhaus. Also nur noch 3%.  Die Krankenhausaufenthalte sind auch kürzer als bei Delta.

Was zunächst einmal erfreulich klingt, bedeutet aber nur, daß Omikron so gefährlich ist wie die Alpha-Variante. Unglücklicherweise ist Omikron aber sehr viel ansteckender.

[….] Anthony Fauci, Chefberater von Präsident Joe Biden in Sachen Coronavirus, sagte am Dienstag, dass das Virus „am Ende so ziemlich jeden finden“ werde. Besonders hart werde es die Ungeimpften treffen. Die meisten Menschen würden Covid-19 bekommen, sagte auch Janet Woodcock, amtierende Vorsitzende der nationalen Behörde für Ernährung und Medikamentenversorgung, bei einer Anhörung im Senat.  […]

(FAZ, 13.01.2022)

Hatten wir noch vor ein paar Monaten mal 10.000 neue Ansteckungen pro Tag und damit 400 Krankenhauseinweisungen eine Woche später, sind es bei Omikron nun aber fast schon 100.000 Neuinfizierte am Tag, die 3.000 Krankenhauseinweisungen mit sich bringen. Für diejenigen, die nur Klatschen und Singen in der Schule hatten: 3.000 ist mehr als 400! Omikron ist also prozentual harmloser als Delta, bringt aber absolut viel mehr Menschen ins Krankenhaus und ins Grab.

Die Omikron-Inzidenzen – also Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner liegen in Frankreich bei 4.000. In anderen Nachbarländern sieht es ähnlich grausig aus: Dänemark 2.400, Griechenland 2.100, Schweiz 2.000, Italien 2.000, Spanien 1750, GB 1.600. Sachsen und Bayern werden nicht bei ihren augenblicklichen angenehmen 200 bleiben.

Während aber beispielsweise die Iberer und Franzosen enorm hohe Impfquoten haben und damit die schweren Verläufe minimieren, sieht es in Osteuropa, Ost- und Süddeutschland, sowie den von Republikanern regierten südöstlichen US-Staaten düster aus.

Je niedriger die Impfquote, desto tot.

Die Unterschiede in den USA sind gewaltig. Während fast jeder erwachsene Anhänger der Demokraten geimpft ist, ist es in den Bible-belt-Staaten der Trump-Fans nur etwas über die Hälfte.

[…] Im Wochendurchschnitt fangen sich in den USA gerade fünf Millionen Menschen das Coronavirus ein, berichtet die Johns-Hopkins-Universität. Tendenz steigend. An einzelnen Tagen sind es bis zu 1,4 Millionen Neuinfektionen. Die sich rasend schnell verbreitende Omikron-Variante hat für einen neuen Rekord bei Hospitalisierungen gesorgt und zwingt das Gesundheitswesen jeden Tag mehr in die Knie.  Rund 150.000 Amerikaner liegen heute in Krankenhäusern, darunter 4500 Kinder. 24.000 Menschen werden auf Intensivstationen behandelt. 90 Prozent der Neueinweisungen, meist jünger als 60 Jahre, gehen auf Ungeimpfte zurück. Epidemiologen sagen bis zu 300.000 Krankenhausfälle in wenigen Wochen voraus. […]  Zuletzt starben alle 24 Stunden etwa 1700 Menschen in den Vereinigten Staaten an den Folgen von Corona. […] Größtes Sorgenkind ist für Epidemiologen der Südosten des Landes. Republikanisch beherrschte Bundesstaaten wie Florida, Georgia, Louisiana und Mississippi haben die geringsten Impfquoten. Politisch wird dort, ein Relikt der Trump-Präsidentschaft, aktiv gegen Vorsichtsmaßnahmen wie Maskentragen agitiert. Hier ist der Anstieg bei Krankenhauseinweisungen am steilsten. In ländlichen Gebieten mit schlechter Krankenhausversorgung werden kurzfristig „katastrophale Zustände“ erwartet, heißt es bei der Gesundheitsbehörde CDC. […]

(Dirk Hautkapp, HH Abendblatt, 13.01.2022)

Die wahnsinnigen US-Republikaner weigern sich schon deswegen Masken zu tragen und sich impfen zu lassen, weil Joe Biden danach trachtet. Er will möglichst viele Amerikaner am Leben erhalten.

Offenbar klingt das in den Ohren der QTrumpliKKKans so absurd, daß sie schon deswegen die Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie kategorisch verweigern, weil die Demokraten es empfehlen. Ihre angebeteten republikanischen Gouverneure und Senatoren versuchen, wie Idol Trump, möglichst viele Landsleute schnell ins Grab zu bringen.

US-Präsident Biden, der ohnehin schon durch anderthalb Überläufer im US-Senat lahmgelegt ist, versucht es nun mit der Brechstange; will immer mehr Amerikaner dazu zwingen, die lebensrettende Covid-Impfung zu bekommen.

In den USA gibt es aber nicht nur eine zur Hälfte debile Bevölkerung, eine destruktive Killer-Partei und ein höchst ungerechtes, dysfunktionales, anachronistisches Wahlrecht, sondern auch eine korrupte Justiz mit hunderten ultrakonservativen unqualifizierten von Trump auf Lebenszeit ernannten Bundesrichtern.

[…..] Die US-Regierung wollte eine Vorschrift erlassen, nach der sich Angestellte von großen Unternehmen impfen oder regelmäßig testen lassen müssen. Wegen Problemen mit dem Verfahren kann sie nun nicht erlassen werden.  Der Oberste Gerichtshof der USA hat eine Corona-Vorschrift der Regierung gestoppt. Große Unternehmen sollten laut der Vorschrift ab dieser Woche dafür sorgen, dass ihre Angestellten gegen das Coronavirus geimpft sind oder sich wöchentlichen Tests unterziehen. Mehrere republikanisch regierte Bundesstaaten hatten geklagt.  Die Regelung sollte für Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten gelten. Mehr als 80 Millionen Menschen wären in den USA davon betroffen gewesen. Auch die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, ist mit dem Gerichtsurteil vorerst auf Eis gelegt.  [….]

(Tagesschau, 13.01.2022)

Nach diesen Zahlen, nach 116.000 Corona-Toten in Deutschland und hüben wie drüben ausgezehrten Gesundheitssystem – auch in den US haben innerhalb des letzten Jahres 20% der Krankenhaus-Angestellten gekündigt, weil sie diese chronische Überbelastung nicht mehr ertragen konnten – ist Corona nach meiner Wahrnehmung durchaus ein Problem.

Erschreckend viele Menschen nehmen die letzten beiden Jahre aber so wahr, daß sie immer noch behaupten, Corona sei bloß sowas wie ein heftiger Schnupfen.

Dienstag, 11. Januar 2022

Omikron mit zweimal BioNTech im Arm – Teil VII

Es sind nun 19 Tage seit ich das erste mal zwei Striche auf dem Covid19-AG-Test sah.

Die Quarantäne ist vor einer Woche abgelaufen, meine AG-Tests sind schon seit 9 Tagen negativ. Wie ansteckend bin ich noch?

Ganz gern wüßte ich es genauer, indem ich erneut einen PCR-Test, der auf eine wesentlich geringere Virenlast anspricht, machen lasse. Unglücklicherweise ist das de facto nicht möglich, da die Hamburger Gesundheitsämter unter dem Omikron-Flut zusammen gebrochen sind.

Der Senat warnt selbst davor, seine eigenen Inzidenz-Zahlen ernst zu nehmen, da die Gesundheitsämter gar nicht mehr in der Lage wären alle positiven Covid-Tests zu melden und somit die Inzidenz garantiert höher als die heute offiziell gemeldete 581,1(RKI) und die eigene 690,2 läge. Die Tabelle mit den Inzidenzen nach Bundesländern ist also kaum noch aussagekräftig.

[….] Nach einem Rückgang am Sonntag sind die Corona-Zahlen in Hamburg zu Beginn der neuen Woche wieder kräftig gestiegen: Am Montag sind 1898 bestätigte Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Das sind 1196 mehr als am Sonntag, und 916 mehr als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg dadurch wieder deutlich: Der Wert lag bei nun 659,7 (Vortag: 611,6; Vorwoche: 440,3) – das ist ein neuer Negativ-Rekord.  Die Behörde hatte darauf hingewiesen, dass die gemeldeten Fälle der bislang verarbeiteten Fallanzahl entsprechen. Dementsprechend müsse weiter von einer höheren Fallzahl ausgegangen werden. „Der Grund hierfür ist der schnelle Anstieg und das hohe Fallaufkommen, welches zu einer teilweise späteren Meldung von Befunden durch die Labore sowie zu einer teilweise verzögerten Bearbeitung an den übermittelnden Stellen führt“, hieß es.  [….]

(MOPO, 10.01.2022)

Den Anruf bei 116117 kann ich mir ersparen, weil man ohnehin tagelang in der Warteschleife hängt und ich zudem als Single und Selbstständiger mal wieder nur eine geringe Priorität habe.

[….]  So schwierig ist es, in Hamburg einen PCR-Test zu bekommen

Die Infektionskurve in Hamburg geht steil nach oben. Die Inzidenz liegt bereits über 600. Das Problem: Die Schnelltests schlagen nicht immer an, daher kann oft nur ein PCR-Test Aufschluss geben über eine Ansteckung. Doch wie und wo kann man einen solchen Test überhaupt durchführen lassen? Wer es über den Patientenservice 116117 versucht, muss Geduld aufbringen, wie die MOPO-Reporterin Ciljeta Bajrami erfahren musste. […]

(MoPo, 10.01.2022)

Volle drei Tage brauchte Frau Bajrami trotz heftiger akuter Krankheitssymptome, um überhaupt die Warteschleife zu überstehen.

Erwartungsgemäß habe ich vom Gesundheitsamt ebenfalls nie wieder etwas gehört, keine Instruktionen bekommen.

Aber immerhin kommen Rechnungen. Nach den 90 Euro für den PCR-Test-Einsatz kommen nun noch einmal 153 Euro für das Labor hinzu.

Aber bin ich jetzt, nach fast drei Wochen noch ansteckend?
Darüber kann ich nur theoretisch sinnieren, so lange ich noch jeden Tag brav in mein ebenfalls von niemand beachtetes Symptomtagebuch schreibe.


Die Krankheitsverläufe sind mild, wenn es sich a) um die Omikron-Variante handelt und man b) doppelt geimpft ist.

Da kann ich also wirklich froh sein. In meinem Fall war es höchst unwahrscheinlich mit Organversagen auf der Intensivstation zu landen.

Aber „milder Verlauf“ wird gern missverstanden, als ob es sich bei einer Omikron-Infektion nur um eine Art harmloser Erkältung handele.

Das ist es aber nicht.


[….] "Ganz wichtiger Punkt. Omiceon erscheint uns mitunter deshalb als milder, weil Delta eine so arge Variante war. Für Ungeimpfte könnte die Hospitalisierungsrate von Omicron höher sein als die der Alpha Variante, die Anfang 2021 aufkam. Die "Milde" kommt vor allem vom Immunschutz." [….]

(Martin Moder, 09.01.2022)

Die „subakute Krankheitsphase“ (Long Covid) beginnt vier Wochen nach der Infektion. Da kann man möglicherweise noch lange seinen Spaß haben.

[…] Zu den gesundheitlichen Langzeitfolgen von COVID-19 zählen Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Gesundheit sowie Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit und Lebensqualität. Die berichteten Symptome sind sehr unterschiedlich. Sie können einzeln oder in Kombination auftreten und unterschiedlich lange andauern. Eine einheitliche Definition eines Krankheitsbildes Long COVID gibt es bislang nicht. Zu den häufigsten gesundheitlichen Langzeitfolgen von COVID-19, die bislang in Patientenforen berichtetet oder in Studien beobachtet wurden, gehören Müdigkeit, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit, Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, depressive Verstimmungen sowie Schlaf- und Angststörungen. Auch Haarausfall wird berichtet. Weitere Symptome sind Brustschmerzen sowie Herzklopfen und Herzstolpern, das heißt selbst wahrgenommene verstärkte oder beschleunigte Herzschläge oder auch Extraschläge. Herzmuskelentzündungen wurden ebenfalls beobachtet. Darüber hinaus sind Nieren- und Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sowie Thromboembolien (Verstopfung eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel) nach der eigentlichen Krankheitsphase aufgetreten. [….]

(Infektionsschutz.de)


Samstag, 1. Januar 2022

Impudenz des Jahres 2021

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender einen „1.1.“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Jahres zu küren.

Auf allen Kontinenten gilt es seit Jahrhunderten als Makel, ungebildet zu sein.  Homo Sapiens soll von Natur aus sehr neugierig sein und daher nahmen und nehmen Kinder große Strapazen auf sich, um zu lernen. Lehrer wurden hochverehrt und viele Eltern gehen erhebliche finanzielle Belastungen ein, um ihren Nachwuchs mit Bildung zu versehen.

Seit Jahren berichtet eine eindrucksvolle ARD-Produktion von den „gefährlichsten Schulwegen der Welt“.

[….] Die gefährlichsten Schulwege der Welt: Philippinen

Die Kinder aus Madibago im Nordwesten der Philippinen müssen auf ihrem Schulweg eine Steilwand mitten im Dschungel erklimmen. Lediglich ein paar Wurzeln geben den Schülern etwas Halt. Schon viele Kinder sind hier abgestürzt und haben sich verletzt. Aber Aible und ihre Mitschüler wagen sich trotzdem jeden Tag erneut an die Wand - getrieben von der Hoffnung, durch ihre Schulbildung ein besseres Leben zu haben. [….]

(3Sat 2021)

[….] Die gefährlichsten Schulwege der Welt: Bolivien

Die Yungas-Täler liegen zwischen den Anden und dem Amazonasbecken. Die Kinder in dieser abgeschiedenen und armen Region Boliviens legen weite und unvorstellbar gefährliche Wege zurück. Sie trotzen Naturgewalten, Hunger und Erschöpfung. Diese kleinen Helden haben ihren Traum immer fest im Blick: durch Bildung die Berge verlassen und in die Stadt ziehen zu können - raus aus der Armut. [….]

(3Sat)

Der SPD-Vorläufer und 1863 von Ferdinand Lassalle gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (1869: Sozialdemokratische Arbeiterpartei, 1875 Zusammenschluss zur Sozialistischen Arbeiterpartei), setzte ganz auf Bildung.

Alle Arbeiter strebten nach Bildung und nahmen nach ihren 12- oder 14-Stunden-Arbeitstagen begierig jedes Angebot an, zu lernen.

[….] Insbesondere während des „Sozialistengesetzes“ (1878–1890) erlebten die meist sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereine einen massenhaften Aufschwung als wichtiger Teil der Arbeiterkulturbewegung.  Während der Weimarer Republik waren die Arbeiterbildungsvereine Teil eines ausdifferenzierten Vereinswesens und des sozialdemokratischen Milieus. Es gab Neugründungen im Bereich der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, aber auch eine Öffnung hin zu pluralistisch eingestellten Bildungseinrichtungen – wie beispielsweise den Volkshochschulen – fand statt. Vorbildhaft hierfür waren die Leipziger Volkshochschule oder auch die Heimvolkshochschule Sachsenburg, hier gelten Hildegard Reisig und Gertrud Hermes als Vorreiterinnen. Sie entwickelten erste theoretische Ansätze zur Arbeiterbildung.  Seit 1945 wird die Arbeiterbildung stark von der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und der Organisation „Arbeit und Leben“ (eine Kooperation von Gewerkschaften und Volkshochschulen) bestimmt. Insbesondere Oskar Negt, Adolf Brock und auch Paul Röhrig entwickelten über einen spezifischen an die „Klasse“ gebundenen exemplarischen Lernbegriff die Theorie der Arbeiterbildung weiter.  Im Rahmen der Geschichte der Erwachsenenbildung haben die Arbeiterbildungsvereine als international bedeutende soziale Bewegung, im Sinne der Selbstorganisation unterdrückter Bildungsinteressen, einen hohen Stellenwert gewonnen. [….]

(Friedrich Ebert Stiftung)

Die Covidioten, die schon zur Impudenz des Jahres 2020 erkoren wurden, stellen dieses Prinzip auf den Kopf.

Sie frönen mit großer Lust ihrer eigenen Borniertheit, verachten Bildung.

So erkämpften sich die Leerdenker, Anti-Impf-Spaziergänger, die mit Fackeln losziehen, um Politiker und Wissenschaftler zu lynchen, auch im Jahr 2021 den großen Pokal als schlimmste Blödmänner des Jahres.

Diese brüllenden Inkarnationen des Dunning-Kruger-Effekts werden durch die Selbst-Anstachlungen in ihren Inkompetenzblasen immer gewalttätiger.

Von den Social-Media-Algorithmen in immer dichtere Aggro-Cluster zusammengepresst, halten sie sich inzwischen nicht nur für klüger, als die „Schlafschafe“, sondern leiten daraus auch einen Anspruch ab, mit Gewalt gegen die Gesellschaft vorzugehen.

Sollte die Corona-Pandemie jemals besiegt werden (und genau diesen Durchbruch blockieren die Impf- und Maskenpflicht-Gegner), besteht leider dennoch keine Hoffnung, dieses brutale Pack der Dummheit loszuwerden.

Denn ihre Themen sind letztendlich austauschbar.

Ob sie nun am 06.01.2020 als mordender Mob den US-Kongress stürmen, voller Hass für den Brexit stimmen, als hasserfüllte Xenophobe den kriminellen PEGIDA-Machern nachlaufen, Asylunterkünfte niederbrennen, Menschen erschießen, die sie auf Maskenpflicht hinweisen, oder als sächsische Covid-Orks nachts durch die Kleinstädte marodieren – es steckt der gleiche hässliche Homo Demens dahinter. Diese Typen sind zwar glücklicherweise keine Mehrheit, aber doch eine lautstarke, sich selbst replizierende Minderheit.

So wie die zutiefst destruktive faschistoide AfD erst gegen den Euro, dann gegen die EU, später gegen Flüchtlinge, anschließend gegen „den Islam“, die „Mainstreammedien“ und schließlich gegen Maskenverordnungen, Impfpflicht und überhaupt alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hetzt, finden auch die Schwurbler immer etwas, das sie hassen.

Sie werden garantiert auch in Zukunft Themen okkupieren, mit denen sie Verschwörungstheorien frönen können und ihrem eigentlichen inneren Antrieb, dem Ausleben ihres inneren Hasses folgen können.

Diese Aluhütigen sind durch Argumente, Fakten und Realität nicht mehr einzufangen. Zig Millionen QTrumpliKKKans sind fest von dem Sieg ihres orangen Idols über Joe Biden überzeugt, obwohl kontinuierlich nachgezählt wurde, republikanische Gouverneure den Sieg Bidens bestätigten und republikanische Richter Dutzende Klagen abschmetterten. Sie sind immun gegen Wahrheit.

Intensivpfleger berichten von schwersten Covid-Fällen, die intubiert und an einem Dutzend Infusionen hängend, auf der Intensivstation die Existenz des Corona-Virus leugnen.

Es gibt keine Gesprächsgrundlage mit diesen Typen, keine Gemeinsamkeiten und eben auch keine Veranlassung der Mehrheitsgesellschaft weiterhin Rücksicht auf die marschierenden Neandertaler zu nehmen.

Denn die kennen keinerlei Anstand und keine Hemmungen. Sie nutzen ihre eigenen Kleinkinder als Schild und stellen eine tödliche Gefahr für die vulnerablen Teile unserer Gesellschaft dar.

Sie müssen strikt ausgegrenzt werden.