Donnerstag, 8. Februar 2024

Deutschland, toxisch.

Immer wieder äußere ich scharfe Kritik an den ARD/ZDF-Spättalkshows, deren Redaktionen AfD-Agendasetting betreiben und deren Moderatoren Maischberger, Miosga, Will und Co hilflos Nazis gewähren lassen. Schande insbesondere über Markus Lanz.

Das ist aber keine generelle Verdammung der Gattung Talkshow bei den Öffentlich-Rechtlichen. Talkshows können mit den richtigen Gästen, den richtigen Redaktionen und informierten Moderatoren hochspannend und erkenntnisreich sein. Als Beispiele nenne ich gern den Presseclub, bzw den Internationalen Frühschoppen.

(….) Den Presseclub, bzw die Ausweichsendung „internationaler Frühschoppen“ sollte man Sonntagabend zur Primetime zeigen und dafür „Anne Will“ mittags um 12.03 Uhr, wenn niemand einschaltet. Der Informationsgehalt der Runde mit den Fachjournalisten ist erheblich höher, als die mit den Parteipolitikern.

Zudem ist Anne Will leider eine sagenhaft schlechte Moderatorin, die völlig unabhängig vom Inhalt des Gesagten in vorgegebener Reihenfolge jeden mal dran nimmt, sich aber nicht für die Antworten interessiert. Die Presseclub-Moderatoren Ellen Ehni und insbesondere Susan Link sind viel besser informiert, ordnen thematisch.

Unglücklicherweise teilen sie sich die Moderation mit ihrem Chef Jörg Schönenborn, dem Programmdirektor des WDR. Ihm fällt es sichtlich schwer, seine persönlichen erzkonservativen Ansichten zu unterdrücken.  (….)

(Rechte Perspektiven, 23.11.2023)

(…..) Apropos Vassili Golod; ich empfehle dringend den Internationalen Frühschoppen vom 10.12.2023.

Der letzte Zuschaueranruf brachte auf den Punkt, was ich schon lange sage: Wieso wird so eine wichtige Informationssendung im Phoenix-Morgenprogramm bei homöopathischen Einschaltquoten versteckt, statt das zur Anne Will-Primetime in der ARD auszustrahlen?

Aber die bräsigen deutschen Talker holen sich lieber Wagenknecht, Chrupalla und Precht ins Studio, wenn ein Millionenpublikum zusieht.

Über „den Westen“ kann man nur staunen. Mit der hundertfachen Wirtschaftskraft, der russischen Munitionslieferanten Nordkorea und Iran, schafft er es nicht, auch nur ansatzweise genügend Artilleriegeschosse herzustellen.  (…)

(Ukraine im Pech, 12.12.2023)

Israel im Krieg – droht ein Flächenbrand im Nahen Osten?“ am 15.10.2023 war ebenfalls eine dieser höchst informativen Ausgaben.

Insbesondere die bestens in Nahost vernetzte Israel/Palästina-Expertin Föderl-Schmidt klärte auf.

[….] Alexandra Föderl-Schmid ist stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Sie studierte Publizistik, Politikwissenschaft und Geschichte und promovierte über das duale Rundfunksystem in Deutschland. Sie war ab 2007 zehn Jahre lang Chefredakteurin und ab 2012 auch Co-Herausgeberin der österreichischen Tageszeitung Der Standard und des Nachrichtenportals derStandard.at. 2017 wechselte sie zur Süddeutschen Zeitung und berichtete als Korrespondentin aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Seit Juli 2020 ist sie stellvertretende Chefredakteurin der Zeitung.  […..]

(WDR, 15.10.2023)

Seriösen, informativen, liberalen Journalismus können rechtsradikale Hetzer bei SPRINGER, Reichelt, AchGut oder NIUS natürlich überhaupt nicht leiden und greifen daher zu Schmutzkampagnen, um andere Medien zu diskreditieren.

[….] Das Medienportal Nius ist nach eigenen Angaben Auftraggeber für die Plagiatsprüfung der Doktorarbeit der Vizechefredakteurin der Süddeutschen Zeitung, Alexandra Föderl-Schmid, gewesen. Das bestätigte das Portal, für das auch der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt arbeitet. "Nach erster redaktioneller Sichtung der Doktorarbeit im Dezember waren wir uns sicher, dass für eine seriöse Bewertung ein Fachmann hinzuzuziehen ist", teilte die Redaktion mit. Das Internetnachrichtenportal Nius wurde hauptsächlich von Reichelt aufgebaut. Reichelt ist zwar nicht der Chefredakteur des Portals, aber dort einer der prominentesten Journalisten.  […..]

(Die Zeit, 06.02.2024)

Heute werden Julian Reichelt und seine faschistischen Kumpanen sehr zufrieden sein. Ihre Hetzjagd war effektiv. Sie haben Alexandra Föderl-Schmid, die ich in diesem Blog oft und gern zitierte, offenkundig in den Selbstmord getrieben.

[…..] Bei der vermissten Journalistin im Inntal, die seit Donnerstagmorgen gesucht wird, handelt sich nach Informationen der Mediengruppe Bayern um Alexandra Föderl-Schmid, die stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung. Die Polizei befürchtet, dass sich Föderl-Schmid das Leben genommen hat. Großangelegte Suchaktion am Donnerstagvormittag auf dem Inn im Grenzgebiet zwischen Bayern und Oberösterreich: Knapp 100 Einsatzkräfte aus beiden Ländern waren vor Ort, gesucht wurde mit rund einem Dutzend Booten nach einer vermissten weiblichen Person, die nach Informationen der Mediengruppe Bayern von Zeugen im 6,2 Grad kalten Wasser gesehen worden war.
Bei der Frau soll es sich, wie aus Polizeikreisen zu erfahren war, um die bekannte Journalistin Alexandra Föderl-Schmid (53) handeln. Die stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutsche Zeitung“ sieht sich aktuell mit Plagiatsvorwürfen hinsichtlich ihrer journalistischen Beiträge sowie ihrer Doktorarbeit konfrontiert.
  [….]

(PNP, 08.02.2024)

Mir bleibt nur, Max Liebermann zu zitieren: "Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."

[….]  Föderl-Schmid geriet nun in die Mühlen eines Kulturkampfes, der nicht zuletzt im Internet ausgetragen wurde: Einige nutzten die Gelegenheit, der linksliberalen «SZ» am Zeug zu flicken und kommentierten die Verfehlungen der Journalistin teils äusserst hämisch. Judith Wittwer und Wolfgang Krach, die beiden Chefredaktoren der «SZ», stellten ihre Kollegin intern als Opfer einer rechten Kampagne dar.

Dass «Medieninsider» ausführlich aus einer Aussprache der «SZ»-Redaktion über den Fall zitierte, führte dazu, dass die Chefredaktion des Blattes in Absprache mit dem Betriebsrat und dem Redaktionsausschuss die elektronische Kommunikation der Redaktoren untersuchen liess. So sollten der oder die Informanten ausfindig gemacht werden, die «Medieninsider» aufmunitioniert hatten. Die Untersuchung blieb ohne Ergebnis und führte zu Kritik der Organisation Reporter ohne Grenzen.

Der öffentliche Druck auf Föderl-Schmid nahm derweil zu: Diese Woche berichtete das reisserische, politisch rechts angesiedelte Online-Portal «Nius», das von dem früheren «Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt geleitet wird, über weitere mutmassliche Plagiate Föderl-Schmids, die deren Arbeit in Israel, aber auch ihre 1996 eingereichte Dissertation betreffen.  [….]

(Watson, 08.02.2024)

 

NACHTRAG:

Entgegen der gestrigen Presseberichterstattung, ist Alexandra Föderl-Schmidt nicht tot! Heute wurde sie lebend aufgefunden.

[….] Redaktion und Verlag der Süddeutschen Zeitung sind überaus erleichtert und froh, dass ihre seit Donnerstagmorgen als vermisst gemeldete stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid von der Polizei im österreichischen Braunau aufgefunden wurde. Sie wurde mit Unterkühlungen ins Krankenhaus gebracht. Aus Rücksicht auf unsere Kollegin und ihre Familie wird sich die Redaktion vorerst nicht zu dem Fall äußern.

Redaktion und Verlag der Süddeutschen Zeitung stehen im engen Kontakt mit der Familie, um diese gegebenenfalls zu unterstützen. Unser Dank gilt der Polizei und allen Helfern, die an der Suche beteiligt waren. Redaktion und Verlag sind ebenso dankbar für die Anteilnahme vieler Leserinnen und Leser und bitten um Verständnis, dass wir nach bangen Stunden der Ungewissheit und Momenten der Erschütterung zum jetzigen Zeitpunkt nur unsere Erleichterung zum Ausdruck bringen.  [….]

(Süddeutsche Zeitung, 09.02.2024)