Samstag, 25. Mai 2019

Ausschlachten


Da sich jetzt alle für Rezo begeistern und ich auch in den „herkömmlichen“ Medien nicht an ihm und den inzwischen von 80 anderen prominenten Youtubern unterzeichneten Anti-CDUCSUSPDAFD-Spot vorbei komme, bin ich jetzt noch deprimierter über die heutige Jugend.

Nicht nur Print und Fernsehen stürzen sich nun auf das Thema „Youtuber und Wahlkampf“; in erster Linie versuchen natürlich andere Youtuber mit weniger Abonnenten und geringeren Werbeeinnahmen auf den politisch-unpolitischen Zug aufzuspringen, um ebenfalls Klicks zu generieren.
(Nein, ich verdiene mit diesem Blog kein Geld.)


Das hilflose Agieren der CDU amüsiert auch mich, aber dazu muss man sich die gleichaltrigen Männer Rezo und Philipp Amthor nur drei Sekunden ansehen, um zu verstehen, daß die beiden nicht auf einer Wellenlinie ticken.


Amthor, „der älteste 26-Jährige der Welt“ und der blauhaarige Veganer-Spaßvogel im Hoodie würden sich in der realen Welt genauso wenig begegnen wie Eisbären und Pinguine.


Die Youtuber wurden das erste mal politisch, als es um ihren Geldbeutel ging und sie begannen sich mit dem Artikel 13 der Urheberrechtsreform zu beschäftigen. So lernten sie den ersten Namen eines CDU-Politikers: Axel Voss, der inzwischen Hassfigur und europaweites Gespött der Jugend wurde.

Die CDU grub sich noch tiefer in ihre Grube, als sie, die Partei der Urheberrechtsreform leider ihre Videos von ihrem Youtube-Wahlkampfkanal nehmen musste – wegen Verletzungen des Urheberrechtes.
Kann man sich nicht ausdenken, aber die CDU ist wirklich so peinlich.

Exklusiv: Kramp-Karrenbauer traf "Oligarchen-Neffen", um Rezo aufzukaufen


Paul Ziemiak, der älteste 33-Jährige der Welt versagt in diesem eigenartigen #Neuland also noch mehr als die anderen Altparteien, steht völlig blamiert da.

So ein (finanzielles) Glück für Rezo, der es inzwischen auf über 9 Millionen Klicks bringt.

(Zum Vergleich: Gerade streiten sich einige amerikanische Beauty-Blogger darüber wer für welche Vitaminkaugummis wirbt. Erst zickte die Schminkfrau Tati mit 45 Mio Klicks gegen den 19-Jährigen Beautyboy James, der mit sich dann zerknittert entschuldigte – 55 Mio Views – aber auch gegen den erst gar nicht beteiligten Jeffree Star pestete – 40 Millionen Views – so, daß dieser sich erklärte, er habe damit gar nichts zu tun und werde sich nicht einmischen – 17 Millionen Views. Es ging um Schminke.)

[…..] Immer wieder kommunizieren die CDU und ihr 33-jähriger Generalsekretär zielsicher an der Gedankenwelt der unter Dreißigjährigen vorbei. Das ist freilich nicht nur die Schuld von Ziemiak, der im CDU-Apparat offenbar wenig Beinfreiheit genießt.
[…..]  Beim Frühstück der Minister und Fraktionschefs der Union im Kanzleramt meldete sich CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Da gebe es ja dieses Video, er habe es sich gestern Nacht angeschaut, berichtete Dobrindt laut Teilnehmern. Millionen Zuschauer hätten diese Attacke angesehen. "Da muss man doch was tun!", rief Dobrindt mit Blick auf Ziemiak. […..]
Er halte nichts von einer "Videoschlacht", erklärte Ziemiak am Straßenrand. Aber er habe Rezo zum Gespräch eingeladen. "Ich freue mich sehr, dass junge Menschen sich jetzt auch durch dieses Video so für Politik interessieren", sagte Ziemiak. Die "neuen Medien, beispielsweise YouTube", böten eine tolle Chance auf Gespräche.
[…..] "Arme Greta", spottete [Ziemiak]  Anfang Februar auf Twitter über die schwedische Klimaaktivistin, weil sie den Kohlekompromiss kritisiert hatte. So gefällt Twitter auch den CDU-Konservativen – nur eben nicht der Generation "Fridays for Future". [….]
(Melanie Amann, Vera Deleja-Hotko, DER SPIEGEL, s.37, 24. Mai 2019)

Die blamable Reaktion der Regierungs- und Kanzlerpartei CDU darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß Rezo und seine 90 Groß-YouTuber-Unterstützer allesamt ganz schön auf den Kopf gefallen sind.


Sie raten von der SPD ab, die im EU-Parlament intensive gegen die so von den Youtubern gehasste Urheberrechtsreform kämpfte und stören sich andererseits gar nicht an der kleinen Lobbyhure FDP?

Lächerlich.
Wer einen konservativen Kommissionspräsidenten verhindern will, sollte morgen SPD wählen. So kann man Klimapolitik und Rüstungsexportpolitik im Sinne Rezos verändern.
Auf FDP, Grüne und Linke zu setzen, hilft am Tisch des Rates, der über die wichtigsten Personalien entscheidet gar nichts.