Das sitzt schon tief drin, jahrzehntelange Indoktrinierung
wirken: Unternehmer sind kreativ und schaffen Arbeitsplätze, der Staat
reguliert und kann mit seinen planwirtschaftlichen Methoden keine Unternehmen führen.
Diese Klischees sind so beständig wie das ewige Mantra „Linke
können nicht mit Geld umgehen“ und „Rechte stehen für solide Staatsfinanzen“.
Lobby wirkt.
Denn offensichtlich ist es genau umgekehrt. Überall auf der
Welt scheitern die Steuersenkungsexzesse rechter Regierungen, Deregulierungen
führen zu Weltfinanzkrisen wie Lehmann 2008 und es sind immer die Linken
Regierungschefs, die von Rechten Regierungen hinterlassene Schuldenberge und
marode Zustände aufräumen müssen. Ob in Berlin, Hamburg
oder Washington.
Konservative können
nicht mit Geld umgehen, muss es richtig heißen.
Der staatliche Einfluss auf Unternehmen rettet diesen
vielfach das Leben.
Was war das für ein Geschrei der Autoindustrie als sie 1984
von der Regierung gezwungen wurde Katalysatoren einzubauen. Damit drohe
Arbeitsplatzverlust und Pleite.
Tatsächlich rettete der Zwang aber ihre Wettbewerbsfähigkeit,
weil die Kats in den USA Pflicht wurden.
Frau Merkel ist leider nur eine devote Erfüllungsgehilfin
der Autobosse, würde nie wagen ihnen Vorgaben zu machen.
Das Ergebnis ist bekannt: Alle relevanten Entwicklungen
wurden verschlafen. Deutsche Autobauer können nur groß und stinkig. Weder haben
sie das Dreiliterauto bauen können, noch spielen sie bei Elektro- oder
Hybridantrieben eine Rolle. Man setzte eben auf den bekannten Diesel, bloß
nichts Neues entwickeln und statt auf technische Innovationen zu setzen, fälschte
und betrog man eben.
Mit staatlichen Vorgaben kann man viel erreichen, das zeigen
Chinas technische Fortschritte in Siebenmeilenstiefeln genauso wie die
bahnbrechenden Erfolge russischer Flugzeugbauer, die nur deswegen wieder
international beeindrucken, weil Putin eines Tages per oder di mufti die
Entwicklung neuer Flugzeugtypen verlangte. Der
Wirtschaft – damit sind die Manager-gesteuerten auf Sharholder Value und
kurzfristigen Gewinnausschüttungen fixierten Großkonzerne gemeint – gelingt nicht
so viel. Deutsche Smartphones? Deutsche Computer? Toll Collect?
Magnetschwebebahn? Pünktliche Züge?
(….) Deutsche müssen aber auch
nicht alles können. Wozu auch; das wäre ja absurd in der globalisierten Welt,
wenn man nicht auf das Knowhow und die Fähigkeiten derer, die es viel besser
können, zugriffe.
Es gibt zum Beispiel keinen
deutschen Energiekonzern, der in der Lage wäre Off-Shore-Windräder
aufzustellen. RWE hat mal vor Jahren testweise zwei Errichterschiffe in Pusan
bauen lassen, weigerte sich aber Rat von erfahrenen Ingenieuren anzunehmen und
beauftragte einen Reeder mit dem Betrieb, der bisher nur Containerschiffe
charterte.
Dilettantismus und
Provinzialismus potenzierten sich so wunderbar, daß beide Schiffe nach zwei
Jahren Hals über Kopf an eine chinesische Reederei verkauft wurden. Nun macht
RWE eben wieder in Braunkohle, rodet den Hambacher Forst. Die modernen
Technologien wurden aufgegeben. Hocheffektive Windräder auf hoher See errichten
nun Briten und Dänen. Was soll’s? In Deutschland kann auch niemand ein
Mobiltelefon herstellen oder ein Groß-Bauprojekt planen. Also lieber gleich das
nächste mal in China anrufen, wenn Elbphilharmonie, BER oder Stuttgart21
geplant werden. (……)
Erstaunlich ist aber wie trotz dieser offensichtlichen
Misserfolge immer noch völlig abgehobene Multimillionäre wie Friedrich Merz,
die als Lobbyisten eifrig das Geld an das reichste Einprozent umverteilen,
hartnäckig als „wirtschaftskompetent“ gelten.
Als ob Reichtum ein direkter Indikator für Intelligenz und
Kompetenz wäre.
Dabei werden die meisten Menschen dadurch reich, daß ihre
Eltern schon reich waren.
Konzentrierte Mengen dieser weit von der Realität entrückten
Profi-Erben sitzen in der US-Regierung. Russ, Trump, de Vos – sie alle glänzen
mit Inkompetenz und zeigen täglich, daß sie rein
gar nichts von Ökonomie verstehen – auch wenn sie zufällig
selbst sehr reich sind.
[…..] "Listen,
it's not fair to you and we all get that," Lara Trump, the wife of the
president's son Eric Trump, said in an interview with the digital news network Bold TV. "But this is so much bigger than any one person. It is a little bit
of pain but it's going to be for the future of our country. And their children
and their grandchildren and generations after them will thank them for their
sacrifice right now." […..] After receiving backlash on
Twitter for the comments, with multiple users comparing her to Marie
Antoinette, Lara Trump tweeted a statement.
"#FakeNews is
rampant these days," she tweeted. [….]
Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen (*1755 in Wien;
†1793 in Paris), die berühmte als Königin von Frankreich und Navarra Geköpfte
tut mir langsam Leid ob der Vergleiche, die sie posthum erdulden muss.
Sie war das fünfzehnte Kind und letzte Tochter von Maria
Theresia von Österreich, musste schon als Dreijährige ein Korsett tragen und
wurde für die dynastischen Interessen ihrer machthungrigen Mutter gnadenlos an
den Opa ihres Ehemannes verschachert. Mit 14 Jahren zwangsverheiratet, hatte es
das ungebildete schwer gequälte Mädchen Kronprinzessin und ab ihrem 18. Lebensjahr
Königin zu sein.
Ob sie den bösen Spruch, für den sie heute noch berühmt ist,
wirklich gesagt hat, weiß niemand genau.
[….] Von ihr war die Anekdote im Umlauf, sie habe auf die Vorhaltung, die
Armen könnten sich kein Brot kaufen, geantwortet: „Wenn sie kein Brot haben,
dann sollen sie Brioche [Gebäck] essen.“ Dieser Ausspruch wurde allerdings
bereits Jahre vor Marie-Antoinettes Thronbesteigung 1774 von Jean-Jacques
Rousseau um 1766 zitiert. Im sechsten Buch seiner 1770 vollendeten und 1782
veröffentlichten Autobiografie Die Bekenntnisse findet sich die Stelle: « Je me
rappelai le pis-aller d’une grande princesse à qui l’on disait que les paysans
n’avaient pas de pain, et qui répondit: Qu’ils mangent de la brioche! »
(deutsch: „Endlich erinnerte ich mich des Notbehelfs einer großen Prinzessin,
der man sagte, die Bauern hätten kein Brot, und die antwortete: ‚Dann sollen
sie Brioche essen!‘“) Es könnte sich um eine Wanderanekdote handeln, die auch
schon der ersten Frau von Ludwig XIV. zugeschrieben wurde. [….]
(Wiki)
Das arme Mädel muss sich über 200 Jahre nach ihrem Tod immer
noch mit Friedrich Merz und Lara Trump
vergleichen lassen.
Besagter Fast-CDU-Chef hat übrigens all seine Versprechen über seinen Einsatz für die Partei längst wieder
kassiert, ist lieber zu Blackrock zurückgegangen und weigert
sich beim Wahlkampf zu helfen.
[….] Was hatte Friedrich Merz im
Wahlkampf um den CDU-Vorsitz nicht alles behauptet. Er trete aus persönlicher
und staatspolitischer Verantwortung an, hatte Merz gesagt. Denn er sehe mit
großer Besorgnis, dass es in Deutschland eine Abwanderung nach links, aber auch
nach rechts gebe. […..] Es ist noch
keine zwei Monate her, dass Merz all das gesagt hat. Aber seine persönliche
Verantwortung scheint ihm inzwischen nicht mehr so wichtig zu sein. Am
Wochenende kündigte er an, in diesem Jahr in keinem Wahlkampf auftreten zu
wollen[…..] Wenn Merz die Eindämmung der AfD wirklich so
wichtig wäre, wie er behauptet hat, würde er seiner Partei jetzt helfen. Doch
seine Jobs bei Blackrock & Co. sind ihm offensichtlich wichtiger. [….]
Hartnäckig gilt der Erfüllungsgehilfe der Heuschrecken und
Superreichen als der Mann für die CDU-Wirtschaftskompetenz.
Warum?
Ich behaupte, der von Rechten gehasste Bundesumweltminister
Jürgen Trittin (1998-2005) hat mehr für die Wirtschaft getan als alles
CDU-Wirtschaftsminister zusammen.
Trittin setzte auf Ökosteuerreform und erneuerbare Energien.
Dadurch sind inzwischen über eine Million sehr zukunftsweisende und sichere Jobs
in Bereich der regenerativen Energien entstanden.
Das ist eine große soziale Tat und sehr wichtig für die
Zukunftsfähigkeit dieses Standorts.
Er erreichte das, indem er eben nicht nachplapperte was
Wirtschaftslobbyisten von ihm wollten, sondern durch klare Ansagen gegen ihren
Wunsch. Auch zu ihrem eigenen Besten.
Keiner würde aber den Grünen oder Sozialdemokraten
Wirtschaftskompetenz zusprechen.
Ein ähnlicher Irrtum wie der Begriff „sozial Schwache“, der
sich für Menschen mit geringen Einkommen eingebürgert hat.
[…..] Die sind nicht sozial schwach, sondern ökonomisch schwach. Nach meiner
Erfahrung sind die ökonomisch Starken oft sozial schwach! [….]
(Hagen Rether)
(Hagen Rether)
Zeit auch den Begriff der Wirtschaftskompetenz neu zu
lernen.
[….] In Deutschland gilt als
wirtschaftskompetent, wer der Wirtschaft möglichst viele Gefallen tut. Ein
fataler Irrtum in Zeiten von Trump, Brexit und anderen Symptomen der Globalisierungskrise.
Die neue Chefin der CDU war diese Woche bei den Leuten vom
Bundesverband der Deutschen Industrie, die sich gerade fragen, ob Annegret
Kramp-Karrenbauer denn genauso wirtschaftskompetent ist wie Friedrich Merz. Das
ist der, der nach kurzem Ausflug in die Politik doch die Vorzüge der
Vermögensverwaltung für sich wiederentdeckt zu haben scheint. […..] Jetzt fragt man sich, was das eigentlich
heißt, wenn jemand sagt, dass jemand was von Wirtschaft versteht. Und ob der
oder die schon kompetent ist, wenn er oder sie was Nettes für die Wirtschaft
macht. Und was das dann ist. Mal wieder nach - töröh! - der Abschaffung des
Soli rufen?
Gut möglich, dass wir in den dramatischen Zeiten von Trump, Brexit und
Gelbwesten im Gegenteil eine ganz neue Definition von Wirtschaftskompetenz
brauchen. Bei der es noch weniger reicht, mal irgendwo im Aufsichtsrat zu
sitzen und sonntags schöne ordnungspolitische Sätze aufzusagen. Noch scheint
die Vorstellung bei uns tief verankert, wonach jeder, der irgendwo in
Ostwestfalen einen mittelständischen Betrieb leitet, automatisch voll
wirtschaftskompetent ist - und weiß, welche Wirtschaftspolitik für ein Land mit
ein paar Millionen Unternehmen und zig Millionen Nichtmanagern in einer
wackelig globalisierten Wirtschaft bei regelmäßigen Finanzkrisen richtig ist.
Eine kuriose Vorstellung, die sich in den vergangenen Jahrzehnten auch dadurch
verselbstständigt zu haben scheint, dass bei uns das Ökonomendogma der
Angebotslehre gepredigt wurde, nach der immer alles gut ist, was für
Unternehmen gut ist. Weil Unternehmen dann Job und Einkommen und Kekse
schaffen.
[…..][…..] Ist es wirtschaftskompetent, wie Donald Trump atemberaubend teuer die
Steuern für Reichere und Unternehmen zu senken - was vor einem Jahr in Davos
auch deutsche Konzernchefs feierten -, wenn dafür die Staatsverschuldung massiv
hochschnellt und die Unternehmen trotzdem nicht mehr Geld in Jobs und Zukunft
investieren?
[…..] Dann bedeutet
Wirtschaftskompetenz nicht zwingend, den Unternehmen schnelle
Gewinnmöglichkeiten zu schaffen - sondern dafür zu sorgen, dass die schönen
Gewinne nicht irgendwann weg sind, weil das Volk aus Frust und Verzweiflung
irgendwelche Spinner wählt. Oder es sonstwie kollateral kriselt. […..]