Montag, 13. Oktober 2014

Eigenverantwortung



 Der IS wird jeden Tag sympathischer:

Tausende irakische Frauen und Kinder werden vermisst. Sie wurden Anfang August von den Anhängern des "Islamischen Staats" (IS) verschleppt. Die Dschihadisten drangen damals in den Nordwesten des Irak vor und erklärten gefangen genommene jesidische Frauen und Kinder zur Kriegsbeute. [….]
Jetzt hat sich der IS erstmals offiziell zum Schicksal der Frauen und Kinder geäußert. Im englischsprachigen Propagandamagazin der Gruppe heißt es, dass den Behörden des IS ein Fünftel der Gefangenen zugesprochen worden sei - sozusagen als staatliche Kriegsbeute. So habe es schließlich schon der Prophet Mohammed bei seinen Eroberungszügen gehalten. Die restlichen Frauen und Kinder seien unter den Männern verteilt worden, die an dem Feldzug gegen die Jesiden teilgenommen hatten.
[….] Das IS-Propagandaheft rechtfertigt die Wiedereinführung von Sklaverei auf besonders frauenverachtende Weise. "Mehrere zeitgenössische Islamgelehrte sagen, dass das Ende der Sklaverei zu einer Zunahme von unzulässigen sexuellen Aktivitäten (Ehebruch, Unzucht et cetera) geführt hat." Ein Mann, der sich noch keine Ehe mit einer Frau leisten könne, habe schlichtweg keine Scharia-konforme Sexalternative, schreibt das IS-Magazin.
Nun aber könne der Mann auch außerhalb der Ehe legalen Geschlechtsverkehr haben, denn, so die krude Logik der Dschihadisten: Sex mit einer Sklavin sei erlaubt, mit der Freundin jedoch nicht. [….]

Natürlich kann man auch den ganzen Tag darüber klagen, daß die Panzer des NATO-Staates Türkei in Sichtweite des Geschehens seit drei Wochen gemütlich zugucken, ohne einzugreifen.

Ich glaube aber nicht, daß es sinnvoll ist Debatten darüber zu führen, wie abstoßend der IS ist, ob es sich dabei um Islam oder Islamismus handelt. Ob sich irgendwelche Imame und Ayatollahs dafür entschuldigen müssen.

(Ich bin da übrigens eher bei Valentin Abgottspon - wo kämen wir dahin, wenn sich jeder Christ dafür entschuldigen soll, was die Piusbrüder oder die Westboro Baptist Church wieder für menschenverachtende Verlautbarungen abgeben?)

„Der Westen“, oder wir als Atheisten sind keineswegs gefordert unser Verhältnis zum Islam neu zu definieren.

Wir als Konfessionslose; oder präziser; als Anhänger einer strikten Trennung von Staat und Religion, sollten uns stattdessen eher auf diejenigen konzentrieren, die nun aus diesem offensichtlichen IS-Megaproblem den Schluß ziehen, man müsse Religionen und den organisierten Islam nun noch mehr stärken.

Das Image des Islams ist schlecht wie nie – doch ein Grund zur Freude ist das nicht. Nur selbstbewusste Muslime können sich gegen Extremisten in den eigenen Reihen wehren. Deshalb sollte der Staat den Islam als gleichberechtigte Religion anerkennen. [….]  Diese Krise wirkt sich auf die Muslime weltweit aus. Das Image des Islams ist schlecht wie nie. Es sollte sich niemand im Westen über die Schwäche des Islams freuen. Wir brauchen einen starken Islam, und wir brauchen selbstbewusste Muslime. Denn nur wer sich seiner selbst bewusst ist, kann sich gegen die Extremisten in den eigenen Reihen wehren und eine klare Trennlinie ziehen zwischen sich und denen, die Gottes Namen pervertieren.
[….]  Es ist Zeit, den Islam aus der Schmuddelecke zu holen. Es ist Zeit, das Staatskirchenrecht zu öffnen und Schritte zu unternehmen, um den Islam als gleichberechtigte Religion anzuerkennen – mit allen Rechten und auch Pflichten. Und auch mit finanzieller Unterstützung. [….]  

Frau Keller ist, wie üblich, verwirrt.
Denn die mit staatlichen Milliarden gepamperten Religionen beweisen just im Moment ihre praktische Wertlosigkeit.
Wir werden gegenwärtig Zeugen eines gewaltigen institutionellen Versagens der Großreligionen.
Auch Judentum und Christentum, als die unmittelbar betroffenen Religionen, bewirken rein gar nichts.
Wir sollten doch als "Westen" bzw als Staatsbürger solcher Länder, deren Führungsfiguren sich permanent als "christlich geprägt" selbst beweihräuchern (Gauck, Merkel, Thierse, Steinmeier,...), lieber unsere eigenen Führer hart dafür attackieren, daß ihre "christlichen Bekenntnisse" offenbar sowieso wertlos sind.
Friedensgebete, päpstliche Appelle und auch die NATO-Armeen nützen doch ganz offensichtlich gar nichts. Die frommen Aussagen unserer Regierungsvertreter sind reines Blabla, nach denen die Kanzlerin eben ganz offensichtlich nicht ihr Handeln ausrichtet.

Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit - das sind die Grundwerte der CDU, die sich aus dem christlichen Menschenbild ableiten. Sie sind auch Richtschnur meines Handelns. Der Mensch mit seiner unveräußerlichen Würde und Einzigartigkeit muss im Mittelpunkt der Politik stehen.

Merkels „christliches Menschenbild“ hat keinerlei moralischen Impetus.
Wir als Bürger eines überwiegend christlichen Landes (das kann ich als Amerikaner sagen, aber auch als derzeitiger Bewohner Deutschlands), welches ordentlich Waffen exportiert und dann achselzuckend zusieht wie Kinder und Frauen geschlachtet werden und/oder auf dem Mittelmeer ersaufen, weil wir ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, sind ethischer Abschaum.

Wir gucken in Kobane genauso zu, wie in Ruanda und Srebrenica, wenn Myriaden Menschen massakriert werden.
(In Ruanda war es übrigens ein Völkermord unter Christen – fast 99% der Ruandischen Bevölkerung ist christlich und Nonnen und Priester haben ordentlich mitgemordet)

Als Atheist habe ich „persönlich“ also nichts mit dem Islam zu tun. Für mich ist der IS nur eine Religiotentruppe unter vielen.
Die WBC würde auch nicht anders handeln, wenn sie genügend Leute und Waffen hätten. In Ruanda wurde so gehandelt.
    Irgendwas muß man doch tun können! Das denken sich vermutlich Millionen Deutsche, wenn sie täglich die Nachrichten einschalten.
Außenpolitisch bewegt sich auf dem eher linken Spektrum eine Menge – in der Theorie.

Teile der LINKEn Bundestagsfaktion plädieren auf einmal für Nato-Luftschläge und die fromme grüne Katrin Göring-Kirchentag orakelt sogar schon von deutschen Bodentruppen, die in Syrien eingreifen müßten, was wiederum die linken LINKEn als „kopflos und abenteuerlich“ kritisieren und damit an der Seite der Bundesregierung stehen, die das auch ablehnen.

Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien hat die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt eine Debatte über einen Bundeswehr-Einsatz mit UN-Mandat entfacht. Auslöser waren Äußerungen in der Süddeutschen Zeitung, die unterschiedlich interpretiert wurden. „Deutschland muss initiativ werden bei den Vereinten Nationen“, sagte die Grünen-Politikerin.
Es müsse ein „robustes Mandat“ geben, denn IS sei nur militärisch zu bekämpfen. Im Fall eines UN-Mandats müsse Deutschland „gegebenenfalls bereit sein, sich mit der Bundeswehr an einem Einsatz zu beteiligen“, so Göring-Eckardt. Nötig sei eine Gesamtstrategie. „Wenn dabei herauskommt, dass am Boden agiert werden muss, würden wir das unterstützen.“
Nicht einmal grünen Fachleuten für Außenpolitik war allerdings nach der Lektüre spontan klar, was die Fraktionschefin genau gemeint hatte. Entsprechend unübersichtlich verlief am Montag die Debatte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) richtete den Grünen aus der saudi-arabischen Ferne aus: Die Entsendung deutscher Bodentruppen nach Syrien sei ausgeschlossen.

Die ganz frommen Evangelenfreunde der deutschen Politik – Gröhe, Göring-Kirchentag, Steinmeier und Käßmann – fetzen sich also, weil sie alle in der komplizierten Gemengelage versagen.
Damit ist keiner einzigen sexversklavten Syrischen Frau geholfen worden.

Es ist wohlfeil über Außenpolitik zu mosern. Wie sollte man es denn besser machen?
Vor allem, wie sollte man es JETZT und SCHNELL besser machen?
Käßmanns unsinnige Vergangenheitsbetrachtungen werden zur reinen hypothetischen Historie. Klar wäre es ganz gut, wenn man nie Waffen verkauft hätte und nicht ständig Luftangriffe geflogen wäre in den letzten 50 Jahren.
Aber auch die fromme Margot kann die Uhr nicht zurück drehen.

Was wir hingegen tun könnten, ist Hilfe für die Flüchtlinge bereitzustellen.
Aber das das wollen wir offensichtlich nicht. Frontex macht die EU-Grenzen zu und zwingt damit verzweifelte Hilfesuchende zum Todesweg über das Mittelmeer. Einfach erbärmlich.
Für die entsetzlichen Zustände insbesondere in Bayerischen Einrichtungen ist übrigens einer der allerfrommsten Christen der deutschen Politik zuständig. Horst Seehofer, der schon drei Mal zur Privataudienz von Papst Franz empfangen wurde. Und auch hier zeigt sich, was das „christliche Menschenbild“ in der Praxis bedeutet: NICHTS.

Horst Seehofer tut - nichts
In München müssen Flüchtlinge in überfüllten Lagern auf dem Boden schlafen. Es wäre die Aufgabe der bayerischen Regierung, diesen Menschen schnell zu helfen. Ministerpräsident Seehofer hat das wohl vor lauter politischer Taktiererei vergessen.
[….]  In Wirklichkeit ist Bayerns Ministerpräsident ein nachlässiger Zauderer, ein Phrasenakrobat, der, wenn es wirklich drauf ankommt, im Nirgendwo Modelleisenbahnen fahren lässt.
In den Bezirken Oberbayern und Mittelfranken kommt es in diesen Tagen sehr darauf an. Hier nämlich liegen die beiden sogenannten Erstaufnahmeeinrichtungen, in denen neu eintreffende Flüchtlinge im mehrfachen Wortsinne abgefertigt werden. Es gibt gerade sehr viele Flüchtlinge, zumeist aus dem kriegszerrissenen Mittleren Osten und aus Afrika - übrigens kein "Strom" und auch keine "Überschwemmung" - , die oft aus Italien über die bayerische Südgrenze nach Deutschland kommen.
Ein paar Tausend halten sich gegenwärtig in München auf, was angesichts bereits überfüllter Massenquartiere zu unmöglichen Zuständen führt: Manche schlafen unter freiem Himmel, es gibt zu wenig Toiletten und Duschen, das Gedränge verängstigt die ohnehin Verängstigten. [….] Bayerns Ministerpräsident aber fällt dadurch auf, dass er nichts tut. Andere - Münchens Oberbürgermeister, die Verantwortlichen in den Landkreisen, Privatleute - reagieren. [….]

Jeder kehre religiotiepolitisch vor seiner eigenen Haustür.
Und vor meiner Haustür sehe ich Christen, für die man sich schämen muß.
In der Politik haben die nichts verloren.