Dienstag, 15. Mai 2012

Horsti und Nobby streiten sich.



Hinterher ist man ja immer klüger und so erklärt der Bayerische Ministerpräsident dem Umweltminister a posteriori weswegen dessen Wahlkampagne in NRW scheitern mußte.

Seehofer ist der Typ Psychopath, der nur zufrieden ist, wenn er jemanden so richtig quälen kann und im Fokus seiner Hassattacken sitzt nun einmal derzeit Norbert Röttgen.

Das Psychogramm des Oberbayern erinnert in der Tat weniger an einen deutschen Politiker, als an eine neroeske Persönlichkeit aus der Feder eines Stephen King.
In Berlin regiert demnach ein Mensch als einer der großen Drei mit, dessen innere Antriebskräfte zutiefst von Bosheit und Destruktivität bestimmt sind.
Einem Psychopathen, der sich längst komplett von der Sachpolitik verabschiedet hat und seine einzige Befriedigung nur noch in Sadismus und Manipulation findet.

Wie eine finstere Gestalt aus einem Psychokrimi hat er sich seine Politwelt im heimischen Keller als Miniaturwelt nachgebaut und dirigiert dort kleine Voodoo-Modelle seiner Politik-Kollegen, als ob er Gott wäre.


Es gibt den Nachbau des Bahnhofs von Bonn, der Stadt, in der Seehofers Karriere begann. Nach dem Jahr 2004, als er wegen des Streits um die Gesundheitspolitik sein wichtigstes Amt verlor, baute er einen "Schattenbahnhof", so nennt er ihn, ein Gleis, das hinab ins Dunkel führt.
Seit neuestem hat auch Angela Merkel einen Platz in Seehofers Keller. Er hat lange überlegt, wohin er die Kanzlerin stellen soll. Vor ein paar Monaten dann schnitt er ihr Porträtfoto aus und kopierte es klein, dann klebte er es auf eine Plastikfigur und setzte sie in eine Diesellok. Seither dreht auch die Kanzlerin auf Seehofers Eisenbahn ihre Runden.
(Spiegel 16.08.10)
Gut vorstellbar, daß der Oberbayer in seinem morbiden Miniaturwelt-Keller schon eine kleine Röttgen-Voodoo-Puppe installiert hat, die er stündlich gegen die Wand fahren läßt.

Diesen wenig jovialen Technokraten, der sich so offensichtlich für intelligenter und besser, als die landesmannschaftlich geprägten Herzblutpolitiker hält, kann Seehofer partout nicht leiden.
Das macht er nun, nachdem der kommende schwarz-grüne Löwe angeschossen ist, jede Stunde einmal deutlich. 
Daß Röttgen ohnehin am Boden liegt, animiert Superhorst nur noch mehr zum Nachtreten.

14. Mai 2012: Wenige Stunden nach der CDU-Niederlage bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen stellt Horst Seehofer die Eignung von Spitzenkandidat Norbert Röttgen als Bundesumweltminister in Frage. Öffentlicht verweist er auf die schwierige Energiewende und sagt der "Bild"-Zeitung: "Ich hoffe, dass der Bundesumweltminister mit dieser Herausforderung anders umgeht als mit dem Wahlkampf in NRW."

Gestern Abend im Heute-Journal gegenüber Claus Kleber legte er noch mal nach. 
Sichtlich begeistert von seinen eigenen Attacken kicherte und grinste der CSU-Chef, während er sich vorstellte wie Angela Merkels Strategen die Gesichtszüge entgleiten.

"Wissen Sie, was mir so wehtut? Ich glaube, dass Union und FDP wirklich ein Potential haben, um in Deutschland zu regieren. Und wir machen das einfach nicht so gut, dass wir die Zustimmung von der Bevölkerung erhalten. Das tut mir leid."
Dann geht es gegen Röttgen, der mit einem klaren Sympathieplus in den NRW-Wahlkampf gegen SPD-Frau Hannelore Kraft gegangen sei:
"Innerhalb von sechs Wochen ist das weggeschmolzen wie ein Eisbecher, der in der Sonne steht."
Jetzt wittert Kleber seine Chance auf klare Worte, verschränkt die Arme und hakt nach: Lag es an Röttgens Unwillen, sich zwischen dem Ministeramt in Berlin und dem Posten als Ministerpräsident zu entscheiden?
"Ja, das war ein ganz großer Fehler".
Und noch mal:
"Das war ein GANZ großer Fehler."
Aber, so Kleber, ganz unschuldig am Debakel in NRW sei doch auch Seehofer selbst nicht. Schließlich habe er Röttgen doch in größte Schwierigkeiten gebracht.
"Ich habe mit ihm gesprochen, persönlich und über die 'Bild'-Zeitung. Persönlich hat er mich abtropfen lassen, die Kanzlerin war ja dabei. (…) Ich habe ihm gesagt: 'Lieber Herr Röttgen, das ist nicht Ihre Privatentscheidung, ob Sie nach NRW gehen. Das betrifft die ganze Union. Wenn Sie das nicht korrigieren, dann wird es uns hart treffen.' Und so ist es dann auch gekommen."
[…] 
In dem angezählten Röttgen findet er ein denkbar leichtes Opfer.
In der Union reagiert man mit Unverständnis auf die Schärfe der Attacke aus München. "Wenn jemand am Boden liegt, sollte man ihm die Hand reichen und nicht noch nachtreten", sagte der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach SPIEGEL ONLINE.

Bosbach, der sich gerade erst vom Kollegen Pofalla mit „ich kann deine Scheiß-Fresse nicht mehr sehen“ anfahren ließ, sollte nicht so tun, als ob nur die Bayern so einen Tonfall anschlügen. 
Auch in NRW, dem Landesverband, der sich erst 2010 per Urwahl für Röttgen entschieden hatte, weil man sich im Glanze des Bundesministers sonnen wollte, rückt man in Düsengeschwindigkeit vom Wahlversager ab. 
Das ging am Wahltag um 18.00 Uhr los.

Als die Katastrophe über die Bildschirme flimmert, sagt Frank Rudolph nur: "Oh Gott". [….] Rudolph ist Mitglied im gesundheitspolitischen Arbeitskreis der Partei. Sein Ausruf in die Stille der geschockten Wahlparty in Düsseldorf bringt die Stimmung in der NRW-CDU auf den Punkt.
Das "Gesicht dieser Niederlage", wie Anhänger Rudolph sagt, ist Norbert Röttgen.
[…] "Immerhin, wir haben nun fünf Jahre zur Regeneration", sagt Stefan Simmnacher, Geschäftsführer der Mittelstandsvereinigung in der CDU. Es kann nur besser werden.

Scharf kritisierten auch CDU-Politiker ihren NRW-Spitzenkandidaten. "Unser Ergebnis ist eine Katastrophe", sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) dem Kölner Stadtanzeiger. Das CDU-Debakel sei ein Denkzettel dafür, dass Umweltminister Röttgen sich nicht auf einen Wechsel als Oppositionsführer nach Düsseldorf festlegen wollte. […] Auch die thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht warf Röttgen mangelnde Eindeutigkeit vor. Die habe SPD-Spitzenkandidatin Kraft geliefert und die CDU in NRW nicht, kritisierte Lieberknecht.

Es gibt in der nordrhein-westfälischen CDU weiter Kritik an Norbert Röttgen. Es sei ein „Fehler“ gewesen, dass sich der Bundesumweltminister „nicht ohne Wenn und Aber“ für die Landespolitik entschieden habe, sagte Generalsekretär Oliver Wittke am Montag in Düsseldorf. Mit Olaf Lehne forderte zugleich der erste CDU-Landtagsabgeordnete in NRW den Rücktritt Röttgens auch als Bundesumweltminister. „Röttgen ist jetzt auch im Kabinett nicht mehr tragbar, sollte zurücktreten. Es hat sich deutlich gezeigt, dass die Partei auf den Falschen gesetzt hat“, sagte Lehne der „Bild“-Zeitung.

Neben dem mangelnden Bekenntnis zu NRW und dem zweigleisigen Fahren wird Röttgen hauptsächlich seine inhaltliche Verweigerung vorgehalten. 

Selbst CDU-Parteimitglieder bemängeln JETZT (als ob das vorher nie aufgefallen wäre), daß Röttgen zwar bei jeder Gelegenheit auf die angebliche „Schuldenkönigin Kraft“ eindroschen habe aber auch auf hartnäckigste Nachfragen im ganzen Wahlkampf keinen einzigen konkreten Punkt nennen konnte, an dem die CDU sparen würde. 
Das sei „uneindeutig“ und zu Recht fühle sich der Wähler davon veräppelt.

Es stimmt auch zweifellos, daß Röttgen erschreckende Lücken offenbarte.

Hat die Intelligenzbestie nicht damit gerechnet, daß bei ihrem dauernden „wir müssen sparen, sparen, sparen und die Sozis sparen nicht“ der ein oder andere Wähler fragen würde, wo denn die CDU zu sparen gedenke?

Die großartige Anja Reschke zeigte uns letzte Woche absolut entlarvende Röttgen-Szenen:

 O-Ton Norbert Röttgen, CDU:
„Seit Jahrzehnten türmen wir Schulden auf! Es geht so nicht weiter, wenn wir jetzt immer noch weiter Schulden machen. Und darum muss es ein Ende haben mit der Schuldenpolitik.“
[…]  O-Töne – Norbert Röttgen beim Interview mit anderen Fernsehsendern:
Journalistin: „Sagen Sie doch mal die drei wichtigsten Punkte, bei denen Sie sparen wollen!“
Norbert Röttgen, CDU: „Wir wollen eben wirklich sparen. Wir wollen wirklich sparen. Ich halte das am allermeisten für eine Wollens-Frage. Will man es, dann schafft man es auch.“
Journalistin: „Dann ist es ja nicht schwierig für Sie, die drei wichtigsten Punkte zu nennen.“
 Norbert Röttgen, CDU: „Nein, es gibt nicht die drei wichtigsten Punkte, sondern es gibt einen Ansatz, weil wir haben hundert Punkte.“
Journalistin:„Versteh ich immer noch nicht, Sie sagen, es gibt 100 Punkte, Sie können uns keine drei nennen – warum nicht?“
Norbert Röttgen, CDU: „Ja, weil die nicht die 1,6 Milliarden Euro ergeben, weil es ein Ansatz ist.“

Doch wo konkret will die CDU die 1,6 Milliarden einsparen? Wolfgang Wiegard war jahrelang einer der fünf Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung beraten. Für Panorama überprüft er, was die CDU zum Thema Neuverschuldung in ihrem Wahlprogramm geschrieben hat.

O-Ton Prof. Wolfgang Wiegard, Volkswirtschaftler:
„Es finden sich Allgemeinplätze. Von Effizienzverbesserung wird geredet, von pauschalen Kürzungen, von pauschalen Kürzungen bei den Förderprogrammen, bei den sächlichen Verwaltungsausgaben. Es werden Stelleneinsparungen angesprochen, aber nichts Konkretes. Man weiß nicht was konkret gemacht werden soll, was die CDU konkret vorhat.“

O-Töne – aus einer Fernsehsendung des WDR, 02.05.2012:
Sylvia Löhrmann, Grüne: „Sagen Sie doch mal drei konkrete Beispiele, wo Sie sparen?“
Norbert Röttgen, CDU: „ Ich sag Ihnen, wo wir nicht sparen. Wir sparen nicht bei Familie, wir sparen nicht bei Schule, wir sparen nicht bei Kultur und wir sparen nicht bei Kommunen.“
Hannelore Kraft, SPD: „Und bei der Polizei haben Sie auch gesagt, da sparen Sie auch nicht.“
Norbert Röttgen, CDU: „Genau, da wollen wir investieren. Wir werden nicht 2000 Polizisten-Stellen einsparen.“
Hannelore Kraft, SPD: „Ah...investieren sogar!“
 […] Panorama: „Herr Röttgen, Panorama: „Herr Röttgen, hier sind jetzt keine Bürger mehr. Dürfen wir Dürfen wir denn jetzt mit Ihnen über das Thema Sparen sprechen?“
Norbert Röttgen, CDU: „Nein. Ich möchte jetzt nicht mit Ihnen reden. Wenn Sie das respektieren würden, wäre ich Ihnen dankbar.“
Panorama: „Aber die Bürger würden gerne wissen, wo Sie sparen wollen.“
Norbert Röttgen, CDU: [schweigt]

Dünn, sehr dünn.
Man versteht irgendwie die Logik der CDU-Meckerer, die jetzt sagen, daß Röttgen damit keinen Wähler überzeugen konnte.

Nur fragt sich, warum sie dann nicht selbst gesagt haben, wo eigentlich die CDU die Milliarden in NRW einsparen wollte. 
Oder gibt es in der Partei nur ahnungslose Schafe, die ohne ihren Spitzenmann orientierungslos herumgeistern?
Offenbar hat ja auch kein anderes der CDU-Parteimitglieder in NRW irgendeinen Punkt gekannt, an dem gespart werden könnte.

Und wenn es denn stimmte, daß „die Wähler“ keinen nichtssagenden Blender wählen würden, der sich hartnäckig um konkrete Aussagen drückt, dann hätten auch die FDP und Christian Lindner krachend verlieren müssen.
 Auch Lindner setzte offensiv auf das Thema Haushaltskonsolidierung und inszenierte seine Partei als heldenhafte Widerständlerin, die sich dem Schuldenstaat verweigert habe.

Aber auch von Lindner und im gesamten FDP-Programm gibt es keine einzige greifbare Aussage wie und wo die Liberalen sparen wollen.

Das führte aber nicht zu einem Wählereinbruch wie bei der CDU, sondern zu einem grade zu gloriosen Zugewinn.

So ist das bei den bürgerlichen Wählern in Wahrheit: 
Fakten sind irrelevant. 
Man muß nur gegen die Linken sein und irgendwie auf rechte Spießer sympathisch wirken. 
Das gelang Lindner.

Aber Norbert Röttgen mag niemand.

 Simple as that.