Samstag, 18. April 2020

Voller Nero-Modus

Es gibt derzeit eine Menge hochproblematischer autokratischer Herrscher, die sich massiv bemühen demokratische Elemente abzuschaffen und selbst bis zum Hals in kriminellen Machenschaften stecken.
In eine Schublade lassen sich Jarosław Kaczyński, Viktor Orbán, Andrej Babiš, Putin, Erdoğan, Duterte, Bolsonaro, Johnson, Netanjahu und Trump aber nicht stecken. Zu unterschiedlich sind ihre Ausgangslagen und Interessen.

Netanjahu und Trump müssen von allen Genannten am meisten fürchten im Knast zu landen, wenn sie ihre Amts-Immunität nicht mehr schützt.
Die Osteuropäischen Rechts-Autokraten haben starke religiöse und finanzielle Motive.

Johnson und Putin denken großmächtig, agieren skrupellos, wollen aber durchaus Stabilität und wirtschaftliche Prosperität für ihr eigenes Volk.
Dabei ist Putin der Klügere und Bedächtigere der beiden. Ihm unterlaufen keine groben Fehler, die ihn so lächerlich aussehen lassen wie den Engländer.

Erdoğan, Duterte und Bolsonaro haben ausgeprägt sadistische Charakterzüge, es bereitet ihnen echte Lust andere Völker und Regimegegner zu quälten.

Johnson und Trump haben eine ähnliche Agenda und gehen gleichermaßen impulsiv und planlos in ihre Jobs.

[…..]  Es ist schwer zu wissen, was er tatsächlich denkt. Alles hat bei ihm einen performativen Aspekt. Was für ihn wichtig ist, ist nie, was tatsächlich passiert. Für ihn zählt nur, wie er die Realität so manipulieren kann, dass sie seinen Anhängern gefällt. Wenn ihm das gelingt, fühlt er sich beruhigt. Fraglich bleibt hingegen, ob er tatsächlich in irgendeiner Form Angst vor diesem Virus hat, außer als potenzielles politisches Problem. Er begreift das Virus nur im Sinne seiner selbst. Er ist ein Psychopath. Das heißt, wir haben in den USA jetzt eine doppelte Pathologie. Wir haben das Pathogen, das durchs Land zieht. Und wir haben die psychiatrische Behinderung des Präsidenten. […..]

Die Osteuropäer, Erdoğan und Netanjahu schaden ihren eigenen Ländern zwar gleichermaßen, aber das ist eher ein Nebeneffekt ihrer radikalen Agenda. Lieber würden sie sich in großartigen Wirtschaftsdaten und persönlichen Zustimmungsraten sonnen.

Während Putin der erfolgreichste Stratege der Autokraten und vermutlich auch der Intelligenteste von allen ist, befinden sich Trump, Duterte und Bolsonaro am anderen Ende der IQ-Skala.

Aber nur bei Trump und Bolsonaro kommen sagenhafte Doofheit, Soziopathie und Sadismus so zusammen, daß buchstäblich über Leichen gehen.
Sie befinden sich im vollen Nero-Modus und leben geradezu dabei auf Myriaden ihrer Landsleute in den Tod zu schicken.
Sie verfügen über keinerlei Empathie und kein Verantwortungsgefühl. Sie sind ganz offensichtlich auch intellektuell nicht in der Lage die Erfordernisse der Corona-Krise zu begreifen.

[…..] Trump ist eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen nicht nur in seinem Land. Er hat vieles falsch, vieles zu spät gemacht und nur seine eigene Performance im Blick. Wenn er nun der WHO Gelder vorenthält, will er damit nur von seinen eigenen Fehlern ablenken. […..]
(Rolf Mützenich, SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzender, SPIEGEL, 18.04.20)

Bei ihnen ist der Wahnsinn so weit fortgeschritten, daß sie die Realität in Relation zu ihren eigenen Bedürfnissen und Trieben vollkommen negieren.
Sie brennen buchstäblich ihre eigenen Nationen nieder.


Trump hetzt seine fanatisierten Anhänger dazu auf demokratische Gouverneure zu lynchen, um die ungeliebten Corona-bedingten Kontakteinschränkungen zu beenden.
Beim Stand von fast 40.000 Corona-Toten in den USA; mehr als 2.000 jeden Tag; treibt Donald Nero seine evangelikalen Rednecks zu Großdemos ohne Schutzkleidung zusammen.
Er erinnert an Zylonenboss Baltar aus den Originalfilmen, der geiferig „Burn, Galactica, burn!“ rief, als seine Truppen im Begriff waren den Rest der Menschheit auszurotten.

[…..]  Trumps Twitter-Attacken "Befreit Minnesota! Befreit Michigan!"
US-Präsident Trump ruft die Bürger in drei Bundesstaaten auf, sich von den Corona-Maßnahmen zu "befreien" und ihr Recht zu verteidigen, Waffen zu tragen. Die Gouverneure reagieren entsetzt.
[…..]  US-Präsident Donald Trump hat sich mit mehreren Twitter-Botschaften hinter Demonstranten gestellt, die ein Ende der Ausgangsbeschränkungen wegen des Coronavirus fordern. "BEFREIT MINNESOTA!" und "BEFREIT MICHIGAN!", schrieb Trump am Freitag im Kurzmitteilungsdienst Twitter in Großbuchstaben, gefolgt von: "BEFREIT VIRGINIA, und rettet euren großartigen zweiten Verfassungszusatz. Er steht unter Belagerung!"
Der zweite Zusatz zur US-Verfassung garantiert das Recht auf Waffentragen. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in den USA stieg derweil auf mehr als 700.000.
[…..]  In allen drei Bundesstaaten hatte es in den vergangenen Tagen Demonstrationen gegen die wegen des Coronavirus verhängten Ausgangsbeschränkungen gegeben. Alle drei Staaten werden zudem von Politikern der Demokratischen Partei regiert - Trump dagegen ist Republikaner.
Ebenfalls am Freitag griff Trump den demokratischen Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, an. Dieser solle "rausgehen und seine Arbeit machen", schrieb er über den Regierungschef des mit mehr als 10.000 Todesopfern am schwersten vom Coronavirus betroffenen Bundesstaates. Cuomo reagierte mit der lapidaren Bemerkung, wenn Trump "zu Hause sitzt und TV guckt, sollte er vielleicht aufstehen und zur Arbeit gehen".[…..]  Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer reagierte auf Trumps Twitter-Botschaften mit den Worten, sie hoffe, diese würden "nicht weitere Proteste ermutigen". Michigan werde das Wirtschaftsleben dann wieder zur Normalität zurückkehren lassen, "wenn es sicher ist", betonte sie. [….]