Hurra,
bei mir geht es wirtschaftlich aufwärts.
Ich
steige ein in die große Welt des Unternehmertums und werde zukünftig EUR 320,-
PRO MONAT zusätzliche Einnahmen generieren. Bin also bald mit Trump auf
Augenhöhe.
Damit
alles seine Ordnung hat, ging ich heute Morgen in meine Bankfiliale, um ein
Unterkonto zu meinem Girokonto zu eröffnen.
Der
eigentlich für mich zuständige Sacharbeiter mußte mich verlassen, da die Bank
herausgefunden hatte, daß ich einen Gewerbeschein besitze und somit automatisch
kein Privatkunde mehr bin, sondern nun zu den „Geschäftskunden“ gehöre. Klar,
mit 320,- Tacken im Monat ist man eben wer.
Geschäftskundenberater
Eralp Özdemir starrte zunächst eine halbe Stunde auf meine US-ID-card. Sowas
habe er ja noch nie gesehen.
„Entschuldigen
Sie, das muß ich erst mal prüfen“ – sprachs und verschwand zur Befragung der
Vorgesetzten.
Ob das
sowas wie ein Personalausweis für Amerikaner sei? Und wieso wolle ich denn in
Deutschland ein Konto ausgerechnet bei ihm eröffnen?
Hmmm,
könnte es daran liegen, daß ich zufällig nebenan wohne und schon seit meinem
16. Lebensjahr ein Girokonto bei dieser Bank unterhalte?
So ging
einige Zeit ins Land. Eine Antwort von mir, verwirrtes Staunen meines Gegenübers
und dann immer „Entschuldigen Sie, das muß ich erst mal prüfen“; Rücksprache
mit den Filialleiter, warten, und von vorn.
Noch
einmal zur Verdeutlichung – ich wollte Geld
einzahlen und nicht etwa Geld von der Bank haben.
Schließlich
strahlte mein Geschäftskundenberater; er begrüße mich als neuen Kunden (nach
einigen Jahrzehnten, die ich dort schon Kunde bin) und überreichte mir in
mehrfacher Ausführung das vierseitige
Form W-9. (Rev. December 2014). Department of the Treasury. Internal Revenue Service.
Request for Taxpayer. Identification Number and
Certification.
?
Auf
meine Entgegnung, daß ich so etwas noch nie vorher gesehen hätte und außerdem
weder eine „Employer Identification Number“ noch eine „Social Security Number“
besäße, bildeten sich langsam Schweißperlen auf seiner Stirn.
Was soll das?
Taxpayer Identification Number (TIN) Enter your TIN in the appropriate box. The TIN provided must match the name given on line 1 to avoid backup withholding. For individuals, this is generally your social security number (SSN). However, for a resident alien, sole proprietor, or disregarded entity, see the Part I instructions on page 3. For other entities, it is your employer identification number (EIN). If you do not have a number, see How to get a TIN on page 3. Note.
If the account is in more than one name, see the instructions for line 1
and the chart on page 4 for guidelines on whose number to enter.
Part II Certification Under penalties of perjury, I certify that:
1. The number shown on this form
is my correct taxpayer identification number (or I am waiting for a number to
be issued to me); and
2. I am not subject to backup
withholding because: (a) I am exempt from backup withholding, or (b) I have not
been notified by the Internal Revenue Service (IRS) that I am subject to backup
withholding as a result of a failure to report all interest or dividends, or
(c) the IRS has notified me that I am no longer subject to backup withholding;
and 3. I am a U.S. citizen or other U.S.
person (defined below); and 4. The FATCA code(s) entered on this form (if any)
indicating that I am exempt from FATCA reporting is correct.
Certification instructions.
You must cross out item 2 above if you have been notified by the IRS
that you are currently subject to backup withholding because you have failed to
report all interest and dividends on your tax return. For real estate
transactions, item 2 does not apply.
For mortgage interest paid, acquisition or abandonment of secured
property, cancellation of debt, contributions to an individual retirement arrangement
(IRA), and generally, payments other than interest and dividends, you are not required
to sign the certification, but you must provide your correct TIN. See the instructions
on page 3
Ja,
willkommen im Jahr 2017. Die USA greifen nun durch und sorgen dafür, daß auch
im Ausland nationales US-Recht gilt.
Man stelle
sich vor, andere Nationen würden einfach ihre nationale Gesetzgebung auf den
Rest der Welt ausdehnen.
Dann
könnte beispielsweise der Finanzstaatssekretär Jens Spahn in Berlin gesteinigt
werden, weil Homosexualität in Riad so bestraft wird.
Man
stelle sich vor andere Staaten würden den Geltungsbereich ihrer Gesetze auf die
USA ausdehnen. Was wohl der US-Kongress davon hielte.
Umgekehrt
geht es aber, weil die USA eben die USA sind – reich, mächtig, Atombomben, NSA –
da stecken sich Gabriel und Merkel sofort gegenseitig die Köpfe in den Hintern,
um wirksam wegzusehen. Was Amerika darf, dürfen andere noch lange nicht. Und
das betrifft eben nicht nur das Ausspähen von Millionen Deutschen.
Um noch
einmal auf meine Wenigkeit zurück zu kommen:
Es gibt
ein deutsch-amerikanisches Doppelbesteuerungsabkommen.
Das ist
immerhin ein völkerrechtlich bindender Vertrag zwischen zwei Staaten, der
besagt, daß eine im Ausland lebende juristische Person nur einmal besteuert
werden kann.
Da ich
in Deutschland meine Steuererklärungen abgebe, bin ich aber ohnehin auf der
sicheren Seite, weil die Steuern hier bekanntlich höher sind als in den USA.
Dachte
ich.
Seit
einiger Zeit will Washington aber grundsätzlich alle Amerikaner (die nicht so
smart sind wie Donald Trump und daher gar keine Steuern zahlen müssen)
abkassieren – auch wenn sie in Deutschland leben und dort schon besteuert werden.
Seit einigen
Jahren werden immer mehr in Europa lebende Amerikaner zu Expats- geben also aus Furcht vor den US-Steuerbehörden ihren
US-Pass ab.
[…..]
Die rasant steigende Zahl von
Amerikanern, die ihren Pass zurückgeben, wird von Experten vor allem mit dem
neuen Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) von 2010 erklärt. Spätestens
2014 müssen im Ausland lebende US-Bürger nach diesem neuen Gesetzes ihre
Steuern erklären. Tun sie es nicht, drohen drakonische Strafen: Wenn bei der
Meldung über die Auslandskonten - das sogenannte FBAR - wichtige Details
unterschlagen werden, droht eine Buße von 27,5 Prozent vom höchsten Betrag, der
in den vergangenen acht Jahren auf einem Konto angesammelt wurde.
Ein Entkommen aus der
Steuer-Schlinge wird immer schwieriger. Denn der FATCA zwingt Banken im
Ausland, auf Basis bilateraler Abkommen mit den USA die Konto-Details
amerikanischer Expats herauszugeben - oder 30 Prozent von deren US-Einkünften
einzubehalten. [….]
Die
Flucht aus der Staatsbürgerschaft betrachten die nationalistischen
US-Kongressabgeordneten als extremen Affront.
Daher
gehen sie aggressiv auch gegen Menschen vor, die gar
keine US-Bürger (mehr) sind, sondern beispielsweise als Deutsche in Deutschland
leben.
Hätte
die Bundeskanzlerin auch nur Rudimente eines Rückgrats, würde sie sich vehement
gegen diese Praxis verwehren und sich vor ihre deutschen Landsleute stellen.
Aber wie
wir beim Thema Snowden, NSA, Selektorenliste gesehen haben, kriecht Merkel vor
Washington und wagt keine Widerworte.
2014 erschwerten
die USA die Regeln für das Aufgeben der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft.
Die Gebühr für einen solchen Antrag in der US-Botschaft wurde 2016 von 450 auf
2.400 US-Dollar erhöht!
Es gab Zeiten, in
denen ein Pass für das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ verheißungsvoll
war, in denen Ausländer von einer Greencard und einer visafreien Einreise
träumten. Damals waren es jedes Jahr höchstens ein paar Hundert Querulanten,
die aus politischen Gründen keine US-Bürger mehr sein wollten.
Seit einigen Monaten
ist das anders: Das neue Steuergesetz FATCA, kurz für „Foreign Account Tax
Compliance Act“, hat in den vergangenen Monaten Tausende im Ausland lebende
Amerikaner dazu motiviert, ihren Pass abzugeben. Und die Zahl wächst weiter.
Wer sich in
Deutschland von Amerika lossagen möchte, muss sich zunächst die Belehrungen auf
der Botschafts-Seite durchlesen. Dort wird mit zukünftigen Schwierigkeiten bei
der Einreise gedroht, zwingend notwendigen Visa – oder gar einer Verweigerung
der Einreise.
Persönliches
Erscheinen in der Botschaft in Berlin ist ein Muss, eine Unterschrift ist zu
leisten. [….]
Schon immer mussten US-Bürger,
unabhängig von ihrem Wohnort, Steuern bezahlen. Viele scheinen das bisher nicht
so genau genommen zu haben. Doch dank FATCA werden seit Anfang Juli sämtliche
Einkünfte automatisch an die US-Steuerbehörde Internal Revenue Service, kurz
IRS, übermittelt.
Das betrifft je nach
Schätzung sechs bis sieben Millionen Menschen: Sie müssen zukünftig bei der IRS
eine Steuernummer beantragen und anschließend eine Steuererklärung abgeben. Die
entsprechenden Daten übermitteln deutsche und europäische Banken, die per Gesetz
dazu verdonnert worden sind.
Weltweit fungieren
seit der Einführung von FATCA 77.000 Banken und andere Finanzdienstleister
nebenberuflich als freie Mitarbeiter der amerikanischen Steuerbehörde. In
Deutschland sind es bisher 2555 Institute. Damit gibt es für US-Bürger faktisch
kein Bankgeheimnis mehr. [….]
(DIE
WELT 05.09.2014)
Wir
sprechen hier wohlgemerkt über Dinge, die noch unter Obama geschahen.
Mit US-Präsident
Trump und beiden Kongresskammern unter Teebeutel-Kontrolle wird es für uns Auslandsamerikaner
sicher noch deutlich ungemütlicher.
Widerspruch
und mangelnde Ehrerbietung duldet Trump nicht.
Es kann
nicht mehr lange dauern, bis die Expats und Austrittswilligen auch eins
übergezogen bekommen.
So ist
das eben bei den stündlichen Twitter-Rants des mächtigsten Mannes der Erde: Sie
faszinieren auf mehreren Ebenen.
Man
staunt über die schiere Bösartigkeit.
Man
staunt über Trumps fortgesetzte Unfähigkeit seine Rolle als Präsident zu
begreifen, daß ihm scheinbar gar nicht bewußt ist, wieviel Schaden er
anrichtet.
Man
staunt wie viele eklatante Bildungslücken, Fehlinformationen und Lügen Trump in
140 Zeichen offenbaren kann.
Sachlich
völlig auf dem Holzweg war er gestern bei seiner Zeterei wider die deutschen Autokonzerne
und ebenso falsch lag er tags zuvor bei den Beleidigungen der Bürgerkriegsikone John Lewis.
Als der
notorisch unbeliebte GWB im Januar 2001 sein Amt antrat lag seine
Zustimmungsrate bei 61%, obwohl es diese erbitterte Auseinandersetzung über das
Wahlergebnis vor dem Supreme Court gab. So sind die Amerikaner; sie scharen
sich immer um einen neuen Präsidenten, weil das Amt selbst verehrt wird.
Trump
kommt gegenwärtig auf 37% Zustimmung.
Eine
Katastrophe für den bewunderungssüchtigen potus #45.
Aber
immerhin; weit über ein Drittel der Amerikaner müssen sich angesichts der
national-rassistischen Gülle Trumps nicht hysterisch heulend übergeben, sondern
applaudieren dem neuen Kamikaze-Kurs ihres blondierten Führers.
Gruselig.
Wenn ich
meinen US-Pass doch loswerden sollte, könnte ich gut als Staatenloser
weiterleben, Merkel akzeptiert mich ja nicht als Deutschen.
Ich
fühle zu keiner Nation eine Verbindung.