Dienstag, 2. Februar 2021

Jammerige Kirchisten

Vielleicht ist es nur ein subjektiver Eindruck, aber meines Erachtens melden sich seit einigen Wochen deutlich mehr Berufskatholiken mit grundsätzlicher Kritik an ihrer eigenen Führung zu Wort.

In den letzten drei Jahrzehnten waren es hingegen nur vereinzelte Laiengruppen – die HUK, Kirchenvolksbegehren, Donum Vitae, Wir sind Kirche – die zwar offensichtlich mit einigen RKK-Strukturen haderten, aber letztlich immer ihren Bischöfen gehorchten.

Katholische Theologieprofessoren und/oder Geistliche, die sich kritisch zu ihren Kirchenfürsten äußerten gab es weltweit nur in homöopathischen Dosen.

Die Toptheologen Eugen Drewermann, Hans Küng, Uta Ranke-Heinemann und Gotthold Hasenhüttl wurden alle radikal entfernt, als sie es wagten leise zu widersprechen.

Wie sich der Vatikan gegen Wissenschaftler durchsetzt, wissen wir seit der Inquisition. Besonders rabiat ging in den 1980er Jahren der heilige und hochverehrte Papst JP-II vor.

(…..) Innerkirchlich wußte Johannes Paul II. sich durchzusetzen.  Er liebte die ganz politisch ganz konservative Linie. Seine Bischöfe hatten vorzugsweise an der Seite von rechtsgerichteten faschistischen Diktatoren zu stehen, deren Todesschwadronen Arme und Widerständler myriadenfach umbrachten.   Theologen, Priester, Ordensleute und Bischöfe, die sich auf die Seite der Schwachen, Hungernden und Verfolgten stellten, ahndete der bald Heilige Papst mit inquisitorischer Konsequenz.

Tissa Balasuriya (Sri Lanka), Oscar Romero, Leonardo Boff (Brasilien), György Bulányi (Ungarn), Edward Schillebeeckx (Belgien), Bischof Jacques Gaillot (Frankreich) und Erzbischof Raymond Hunthausen (USA) erlebten es mundtot gemacht zu werden, weil sie sich für soziale Schwache und Kranke eingesetzt hatten.

Sehr herzlich begegnete der Papst allerdings 1987 in Chile General Augusto Pinochet, der massenhaft Menschen foltern, umbringen oder einfach „verschwinden“ ließ.   Die gesamte „Befreiungstheologie“ Südamerikas, die sich gegen die mordlüsternen Militärregime auflehnte; zerschlug Wojtyła. (….)

(Hat Papst Franz das Format NEIN zu sagen? 13.06.2013)

Es war die Kirchenbasis selbst, die den ausgesprochenen Kinderfi**er- und Faschistenfreund Wojtyła schon in der Stunde seines Todes mit „Santo Subito“-Chören in absoluter Rekordgeschwindigkeit selig- und heiligsprechen ließ.

Der Vatikan muss sich also nicht vor innerkirchlichen Kritikern fürchten.

Die Lauten sind wenige, die Laien ohnehin machtlos.

Problematisch sind noch nicht einmal die leisten Kirchenkritiker, die ohne großes Spektakel austreten.

Es gibt nur in den westlichen Industriestaaten signifikante Austrittszahlen, die aber durch die Eintritte in Asien, Afrika und Südamerika deutlich überkompensiert werden.

Afrikanische Katholiken sind ähnlich wie Diaspora-Gläubige in Indien oder Korea ohnehin angenehmer für Rom, weil sie konservativer und obrigkeitshöriger sind.

Aus Nigeria und Ghana bekommt Papst Franz keine Forderungen nach Frauenpriestertum und Homoehe.

Italien, Deutschland, Frankreich und die USA fungieren für den Vatikan nicht als Mitgliederreservoir, sondern als Gelddruckmaschinen.

Kirchenfreundliche Journalisten beklagen wie sehr die Kirche unter Priesternachwuchs leide. Immer mehr Pfarren verwaisen, weil in einer säkularisierten und aufgeklärten Gesellschaft kaum noch einer ins Priesterseminar geht.

Ich bezweifele, daß der Schmerz über den Priestermangel wirklich so groß ist. Wenn es so wäre, könnte Rom es den Angelikanern gleich tun und an den Schrauben Zölibat, Frauenpriestertum oder Schwulenverbot drehen.

Aber so sehr brennt es scheinbar noch nicht unter den Nägeln.

Über die Jahrhunderte vermochte es die europäische RKK sich so erfolgreich mit den Reichsten und Mächtigsten zu verbandeln, daß trotz der Rekord-Austrittszahlen auch die Kirchensteuer und Staatsdotationen in Rekordhöhe fließen.

Nachdem Notre Dame abbrannte dauerte es nur Tage, bis Laien und der Staat Zusagen in Höhe von 500 Millionen Euro zum Wiederaufbau gaben. Nie kam die Billionärin RKK in die Verlegenheit von ihren eigenen Milliarden und Millionen Geld auszugeben.

Was kümmern einen Kurialen schon 200.000 Kirchenaustritte in Deutschland, solange er in seiner 800-Quadratmeter Palastwohnung logiert und 70% der römischen Immobilien der Kirche gehören?

Die Strukturen werden auch die Geistlichen des Großbistums Köln nicht ändern, auch wenn sie derzeit deutlich vernehmbar über ihren Chef Woelki motzen.

[…..] Der Rückhalt für den in die Kritik geratenen Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki schwindet weiter. Nachdem sich zuletzt der Diözesanrat, der die praktizierenden Katholiken in den Gemeinden des Bistums vertritt, gegen Woelki gestellt hatte, geht nun erstmals ein ranghoher Geistlicher auf Distanz zum Kardinal. Die Gläubigen würden »mürbe gemacht« und ein Stück weit in Mithaftung für das Verhalten der Bistumsleitung im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal genommen, sagte Stadtdechant Robert Kleine dem »Kölner Stadt-Anzeiger«. Einen Kirchenaustritt könne er derzeit niemandem verdenken. Kleine vertritt die katholische Kirche in der Stadt Köln. […..]

(SPON, 02.02.2021)

Empathisch und wohlwollend berichtet die SZ heute über das Thema Nonnen, die sich als Frauen in der RKK diskriminiert fühlen.

Küche und Kinder reichen doch – wissen die Kardinäle – was wollen die Weiber denn noch alles?

 […..] Mit einem Schwerpunktjahr zu Ehe und Familie will der Kölner Kardinal Joachim Meisner Paare zum Heiraten und Kinderkriegen ermutigen. «Es gibt für Kirche und Gesellschaft im Augenblick kein wichtigeres Thema als Ehe und Familie», sagte Meisner. […..]   In einem dpa-Gespräch regte der 73-Jährige die Anerkennung von Müttern als Berufstätige an. «Das müsste in der Gesellschaft ein anerkannter Beruf sein, der sich auch in der Alters- und Krankenversicherung niederschlägt. Dann bekommt es auch in der Öffentlichkeit eine ganz andere Akzeptanz, Mutter zu sein.» […..] Dabei gibt es seiner Ansicht nach keine größere Form von Selbstverwirklichung, als Kinder zu haben. «Da sieht eine Mutter dann: "Ach, der hat meine Nase."» Neulich habe er einmal 76 Kinder aus sieben Ehen bei sich zu Gast gehabt - das sei ein tolles Erlebnis gewesen. […..]

(MoPo, 04.01.2007)

Eine Nonne sollte sich nicht wundern über Herrn Meisner.

Die minderwertige Rolle der Frau gehört zur DNA des Katholizismus.

(…..) Die Ansichten der bedeutendsten christlichen Kirchenlehrer sprechen eindeutig nicht dafür, daß Weibsbilder Führungsrollen übernehmen sollten.

"...der Gang, wie sich die göttliche Lehre verbreitet: Von Gott zu Christus, von Christus in den Mann und von diesem in das Weib hinab. Umgekehrt verbreitet sich die teuflische Lehre: Sie kommt zuerst in das Weib, denn dies besitzt weniger Unterscheidungsvermögen."
(Alexander von Hales, 1185-1245, Lehrer des Thomas von Aquin)

"Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, daß die Frauen den Männern dienen."

(Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430)

"...wer mag alle leichtfertigen und abergläubischen Dinge erzählen, welche die Weiber treiben...es ist ihnen von der Mutter Eva angeboren, daß sie sich äffen und trügen lassen."
(Martin Luther)

"Der wesentliche Wert der Frau liegt in ihrer Gebärfähigkeit und in ihrem hauswirtschaftlichen Nutzen. Die Frau ist ein Mißgriff der Natur... mit ihrem Feuchtigkeits-Überschuß und ihrer Untertemperatur körperlich und geistig minderwertiger...eine Art verstümmelter, verfehlter, mißlungener Mann...die volle Verwirklichung der menschlichen Art ist nur der Mann."
(Thomas von Aquin, hl., Kirchenlehrer, 1225-1274)

Offensichtlich ist das „Christliche Menschenbild“ soweit eindeutig.

Jesus preist die Sklaverei, fordert von den Sklaven sich unterzuordnen und die RKK lässt bis heute Frauen wegen ihrer Minderwertigkeit nicht das geringste geistliche Amt übernehmen. (….)

(Warum man Weihnachte nicht in die Kirche gehen sollte, 18.12.2017)

Über die Überschrift „Hadern mit der Männerkirche“, die ich heute in der Süddeutschen Zeitung fand, kann ich nur lachen.

Schwester Philippa Rath, die nach 29 Jahren als Benediktinerin der Abtei Sankt Hildegard in Rüdesheim am Rhein, 2019 vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam, ist also im Jahr 2020 aufgegangen, daß Frauen irgendwie in der RKK nicht ganz so wichtig sind wie Männer?

Was für eine Blitzmerkerin!
Ich schlage sie ob dieser Erkenntnis für das Große Verdienstkreuz
 mit Stern und Schulterband in besonderer Ausführung mit Adler handgestickt am Schulterband und Bruststern links vor.

[…..] Es begann mit einem Satz, achtlos hingeworfen in der Kaffeepause. "Es gibt doch eigentlich kaum Frauen, die zum Priestertum berufen sind." Es war ein katholischer Bischof, der das gesagt haben soll, am Rande der ersten Versammlung des katholischen Reformprozesses "Synodaler Weg" im Januar 2020 in Frankfurt. Welcher, das verrät Schwester Philippa Rath nicht, als sie von der Begegnung erzählt. "Ich wollte nicht in der Kaffeepause einen Konflikt mit einem der Bischöfe beginnen", berichtet die Benediktinerin der Abtei Sankt Hildegard in Rüdesheim am Rhein. "Aber mich hat das innerlich sehr bewegt."    So sehr, dass sich die Ordensfrau danach an ihren Computer setzte und eine Mail verfasste. […..] Die Resonanz war überwältigend. Die Mail verbreitete sich von den zwölf Angeschriebenen weiter und weiter, immer mehr Frauen meldeten sich, das Postfach quoll über. Eigentlich wollte Schwester Philippa nur einige persönliche Berichte sammeln, um sie im Synodalforum "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" vorzutragen, in dem sie Mitglied ist. Doch binnen fünf Wochen hatte die 65-jährige Benediktinerin mehr als 150 Antworten erhalten, von Frauen aus vier Generationen, zwischen 19 und 94, aus ganz Deutschland. Ihre Stimmen sind in einem Buch versammelt, "Weil Gott es so will", heißt es trotzig, es ist an diesem Montag im Herder-Verlag erschienen.   […..] Monika Berwanger erinnert sich bis heute an ihre Erstkommunion. "Schade, dass Du ein Mädchen bist. Ich könnte Dich so nötig zum Ministrieren brauchen", sagt der Priester nach der Feier zu ihr. " Als Mädchen kannst Du halt nur die Kirche putzen." […..]

(Annette Zoch, 01.02.2021)

Philippa Rath hat 30 Jahre ihres Berufslebens damit verbracht die frauenfeindlichste Organisation der Welt zu stärken.

Nun plötzlich zu entdecken, daß Frauenpriestertum in Rom nicht gern gesehen wird, ist ähnlich schlau wie der Versuch sich in einer Schlachterei vegetarisch zu ernähren.

Wenn sie ihren Feminismus ernst meint, sollte sie ganz schnell das katholische Kloster verlassen.