Freitag, 6. Juni 2014

Zenit überschritten



Das kann erstaunlich lange währen, wenn die Presse einen mag.
So wurden die arbeitsscheuen Flitzpiepen Schäuble und Guttenberg jahrelang für ihre gelungene Eigen-PR hochgeschrieben.
Daß sie gar nicht inhaltlich arbeiteten und die anstehenden Probleme nicht in Angriff nahmen, wurde großzügig übersehen.
Es erforderte schon extrem große Lügen und Skandale, bis der Fränkische Freiherr endlich fallengelassen wurde.
Der Bundesfinanzminister hingegen zehrt immer noch von dem falschen Nimbus ein seriöser Fachmann zu sein – obwohl er die Europolitik regelrecht mit Quertreibereien talibanisierte, die Südländer in den Ruin trieb und die heimischen Probleme (Einkommenssteuerreform, Mehrwertsteuer) erst gar nicht anfasst.
In die Kategorie der Vorschusslorbeer-Politiker gehört auch die Verteidigungsministerin, die von allen Bundesministerin sicherlich die unverschämteste Lügnerin ist.
Auch sie windet sich wie ein Aal um unter allen Umständen Sachpolitik zu vermeiden.
Dafür ist sie aber Meisterin der pathetischen Ankündigungen; platziert immer wieder PR-Feuerwerke in eigener Sache.
Sobald sich die von der Leyenschen Pläne als Hirngespinste herausstellen, ist sie immer schon wieder abgetaucht und tut so als ob sie nicht dazu gehöre.
Das ist ihre Methode für alle Ministerien. Arbeit, Frauen, Soziales, Bundeswehr – egal. Hauptsache die große von der Leyen-Show brennt ihr Feuerwerk ab.
Ihre KITA-Offensive in der Bundeswehr ist ein gutes Beispiel dafür.
Sie schwebte zur ersten Soldaten-KITA-Eröffnung ein, pries ihre Pläne der kinderfreundlichen Armee, ließ sich  einmal von der gesamten deutschen Presse knipsen und verschwand wieder.
Daß die KITA schon lange vorher eröffnet worden war, daß es sich keineswegs um die erste Bundeswehr-KITA handelte und daß die Pläne von der kinderfreundlichen Armee schon ihre Vorgänger ausgearbeitet hatten, sollte wie üblich, unter den Tisch gekehrt werden.

Bizarrerweise scheinen aber die Gerüchte über das legendäre Bundesverteidigungsministerium zu stimmen.
Es ist ein Schleudersitz, voller Stolperfallen und erledigt bis auf einige wirklich extrem fähige Politiker (Leber, Schmidt, Struck) jeden  Amtsinhaber.
Sie gehen alle in Skandalen unter und werden sehr kritisch von der Presse beobachtet.

Es scheint schon loszugehen. Von der Leyen ist nicht mehr die lockere Ursula, die in jeder zweiten TV-Spielshow herumalbert.
Journalisten gucken ihr auf die Finger und auch die eigene Partei ist nicht mehr gefügig.

Den Mittwochvormittag hatte sich Ursula von der Leyen ganz anders vorgestellt. Seit Wochen hatte ein Team unter ihrer Leitung über einem Kommunikationsplan gebrütet. Schließlich wollte sie ihre Attraktivitäts-Offensive für die Bundeswehr perfekt verkaufen - als ganz großen Wurf.
Der Plan ging nach hinten los. Bereits am vergangenen Freitag waren Details aus dem Papier mit dem Titel "Die Bundeswehr auf der Überholspur" durchgesickert. Statt aber einen Neuanfang bei der Bundeswehr und die forsche Ministerin zu loben, wurde hauptsächlich über Flachbildfernseher und neue Möbel für jede Stube gefrotzelt. Wer von der Leyen ein wenig kennt, kann ihren Frust erahnen. […]  Mit der Kommunikationspanne war es noch nicht ausgestanden, schon am Wochenende setzte es weitere Kritik. Am lautesten polterte Exgeneralinspekteur Harald Kujat. Von der Leyen attestierte er, von Militär offenkundig keine Ahnung zu haben. Selbst der Koalitionspartner SPD hielt sich nicht zurück mit Zweifeln an dem Konzept, das von besserer Kinderbetreuung, mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten, bis hin zu einer Reduzierung der ärgerlichen Versetzungen von Soldaten durchs ganze Bundesgebiet reicht. […] 

Das kontinuierlich sinkende politische Gewicht der ehrgeizigen Tochter des Ministerpräsidenten Albrecht zeigt sich aber vor allem daran, daß sie dem Kabinett kein Geld mehr für ihr Ministerium abknöpfen kann.
Das wird den Rüstungs-geilen Militärs in ihrem Haus gar nicht gefallen.

[…]  Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen musste bei den Haushaltsberatungen in letzter Minute eine Niederlage einstecken. Unmittelbar vor dem Ende der sogenannten Bereinigungssitzungen für die Budgets der einzelnen Ministerien reichte ihre eigene Koalition einen Antrag zur Kürzung ihres Milliarden-Haushalts ein. Unter dem Stichwort "Globale Minderausgaben" strich man von der Leyen gleich 400 Millionen.
[…] Für von der Leyen ist der Vorgang […]  mehr als ärgerlich. Grund für die Sparmaßnahme bei von der Leyen seien die vielen Unsicherheiten und Pannen bei milliardenschweren Rüstungsprojekten, hieß es aus Koalitionskreisen. Von der Leyen könne "aufgrund von Verzögerungen insbesondere im Bereich der militärischen Beschaffungen" ein bisschen mehr sparen als zunächst angesetzt, lautete die Begründung zum Kürzungsantrag. Im Klartext: Aus Sicht der Koalition ist es nicht sicher, ob die Ministerin die Pannen-Projekte unter Kontrolle bekommt.  Die Opposition hält den Sparantrag fast für eine Art Misstrauensvotum. "Die Koalition hat offenbar das Vertrauen in die neue Verteidigungsministerin verloren", frotzelte der grüne Finanzexperte Tobias Lindner. Von der Leyen selber hatte noch Anfang der Woche in Brüssel bei der Nato angekündigt, dass sie ihren Haushalt im Gegensatz zu vielen anderen Ländern halten könne. […]

Zum Glück konnte von der Leyen wenigstens das bedeutendste Projekt ihres Ministeriums, das über alle Maßen berühmte und bewunderte BW-TV, Bundeswehr-TV aufrechterhalten.


Es ist neben K-TV der wichtigste deutschsprachige Fernsehsender. Ohne seine Unterstützung fielen die Soldaten unter der Last ihrer Einsätze binnen Stunden wie leere Hüllen zusammen.
BW-TV wurde erst, ganz Beamten-konform, sieben Jahre geprobt und ging dann 2010 auf Sendung.


Es läuft über Hot Bird 6 und Eurobird 9 und wird von einem kleinen Studio aus gesendet, das für lumpige 100 Millionen Euro gebaut wurde.

[…] Seit 2002 ist der Soldatensender on air. Und von hier wird er gesendet. Aus der Medienzentrale der Bundeswehr in Sankt Augustin. Ein Komplex - so groß wie drei Fußballfelder. In das Fernsehstudio passt ein ganzes Orchester. Das Mischpult alleine kostete eine Million Euro. Teure Technik, nur fast nie benutzt. So wie diese High-Tech-Mikros. Schlappe 100 Millionen Euro soll das Medienzentrum gekostet haben. Und das Schönste daran, es ist auch noch abhörsicher![…]
Und nicht bloß das: Durch diese Tür passt sogar ein Leopard 2. Sie wurde eigens dafür gebaut - nur die Panzer kamen nie. Wahrlich, ein dolles Ding. Wäre da nicht ein kleines Problem mit der Zielgruppe. Denn bwtv sendet exklusiv für Soldaten im Auslandseinsatz. 2009 waren das exakt 7.206 - hat die Armee herausgefunden. Knapp die Hälfte davon schaut sich das Programm auch an, aber nur gelegentlich. Das entspricht 0,00004 Prozent der deutschen Bevölkerung. […]  Insgesamt hat allein der Sendebetrieb bis heute locker sechzig Millionen Euro gekostet. Und jetzt? Soll die Medienzentrale in St. Augustin verkauft werden. Die teure Technik wird zu einem Großteil verschrottet, wenn sich nicht doch ein Käufer findet. Das Ende des Bundeswehrfernsehens bedeutet das aber keineswegs. bwtv zieht derzeit um: in eine Kaserne. Der Rest des Medienzentrums verteilt sich künftig auf vier weitere Standorte. Ob das insgesamt billiger kommt, kann uns das Verteidigungsministerium aber auch nicht sagen. […]

Die Zuschauerzahl ist nicht so überragend groß, da es nur verschlüsselt von Soldaten im Auslandseinsatz empfangen werden kann.


So bewegen sich die Einschaltquoten in etwa bei 2.000 Zuschauern.
Bei Betriebskosten von rund neun Millionen Euro jährlich, kommt die Bundeswehr also mit 4.500 Euro pro Zuschauer aus.


Leider können wir Normalsterbliche nicht das Original-BW-TV sehen, aber es gibt wenigstens einen Youtubekanal mit markigen Selbstbeschreibungen.

Wir. Dienen. Deutschland.
"Wir. Dienen. Deutschland." beschreibt unser Selbstverständnis. Dieses Selbstverständnis wird geboren aus dem täglichen Umgang miteinander, den vielen Fakten, die es zu berücksichtigen gilt, den Entscheidungen, die getroffen werden müssen aber auch den Emotionen, die wir sehen und selbst haben.
Der Film zeigt die vielfältigen beruflichen Einsatzmöglichkeiten in der Bundeswehr. Dabei steht das Wir. im Vordergrund.
Wir sind Töchter und Söhne.
Mütter und Väter, Freunde und Nachbarn.
Wir sind ein Team.
Wir sind die Bundeswehr.
Wir Dienen. einer guten Sache, unserer Verfassung.
Freiwillig und überzeugt.
Dienen verdient Anerkennung.
Wir dienen Deutschland.
Deutschland ist einzigartig -- bunt und vielfältig.
Dafür dienen wir.

Bisher hatte ich nie den Drang Soldat zu werden, aber nachdem ich nun weiß welch grandioses Fernsehprogramm die da bieten, überlege ich es mir noch einmal….
Hoffentlich streicht der böse Schäuble von der Leyen nicht auch noch das Geld für BW-TV!

Leyen sollte endlich mal für die wichtigen Dinge kämpfen.