Samstag, 28. Mai 2016

Der Depp der Woche – Teil II



Mein Leben ist so schwer.
Da beschäftige ich mich gerade vor ein paar Tagen noch einmal ausführlich mit der ehemaligen EKD-Vorsitzenden Margot Käßmann und komme zu dem Schluß, daß sie sogar noch dämlicher ist, als ich immer dachte.
Aber so viel habe ich immerhin bei meiner Dekaden währenden Beobachtung des politischen und religiösen Geschehens gelernt: Man hüte sich vor morialogischen Superlativen.
Schlimmer geht immer.

So komme ich zum leidigen Thema des aktuellen EKD-Chefs Bischof Bedford-Strohm. Der Bayer beeindruckte schon mit so sagenhaft infantilen Falschaussagen, daß man ihm durchaus auch eine BILD-Kolumne zwischen Käßmann und Franz-Josef Wagner zutraut.

Bedford-Strohm erkannte nun angesichts der weltweiten islamistischen Gewalt, daß es an deutschen Schulen mehr Islamunterricht brauche.

"Flächendeckender Islamunterricht" sei die beste Möglichkeit, "junge Muslime immun zu machen gegen die Versuchungen von Fundamentalisten", sagt Heinrich Bedford-Strohm in der „Heilbronner Stimme“. An Schulen könnten Muslime sich mit der Tradition ihrer Religion auseinandersetzen und "zugleich Neues lernen über den Islam - und das auf dem Boden des Grundgesetzes", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, der zugleich bayerischer Landesbischof ist.
Als Vorbild nennt Bedford-Strohm den evangelischen und den katholischen Religionsunterricht. Er wird von den Kirchen verantwortet, der Staat bezahlt lediglich. Bedingung dafür wäre laut Bedford-Strohm, "dass die Muslime in Deutschland sich so aufstellen, dass es klare Ansprechpartner für den Staat gibt".

Mit einiger Mühe erkennt man sogar, daß der Bischof es irgendwie gut meint.
Die „bösen“ Muslime sollen von staatlich bezahlten Islamlehrern auf die „gute“  Seite gezogen werden.

Selbst wenn man diesen naiven Denkansatz folgte, kommt man allerdings nicht weiter als bis zu Nasenspitze, denn Bedford-Strohm wurde offensichtlich bisher noch nicht mitgeteilt, daß es „den Islam“ gar nicht gibt.
Es gibt keinen Muslimischen Papst oder einen Sunnitischen Zentralratsvorsitzenden, der für den Islam spräche.
96% der Muslime in Deutschlands gehören überhaupt keinem Verband an, der Staat hat eben keinen adäquaten Ansprechpartner.
Es gibt an die vier Millionen Muslime in Deutschland und die größten Verbände sind der Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. (ZMD) mit rund 10.000 Mitgliedern und die aus Ankara gesteuerte Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (DİTİB), die wiederum rund 900 selbstständige Mosche-Vereine locker betreut.

Der EKD-Chef fordert hier also eine Abmachung mit einem nicht existenten Vertragspartner, die dazu führen soll, daß ebenfalls nicht existente deutsche islamische Theologen flächendeckend in Schulen eingesetzt werden.
So weit, so doof.

Schlimmer ist aber, daß Bedford-Strohm eine falsche und grundgesetzwidrige religiotische Regelung auch noch ausbauen will.
Jede Religion fördert eine „wir sind besser als die“-Ideologie, stellt die Anhänger des eigenen Kults über andere und pachtet somit die Wahrheit für sich.
Religionen sind also der Kern des Problems und nicht etwa die Lösung.
Wir brauchen nicht etwa mehr Religion an den Schulen, sondern weniger.

Es sollte in den Schulen nicht für eine Religion geworben werden, sondern neutral über die verschiedenen Religionen aufgeklärt werden.
Glaube ist Privatsache. Nach dem Unterricht kann selbstverständlich jeder Schüler so viel seiner Religion nachgehen wie er will, aber in der Schule hat das nichts zu suchen, schon gar nicht sollten dafür einseitige Theologen eingesetzt werden und diese sollten wiederum schon mal überhaupt nicht staatlich bezahlt werden.

Was Bedford-Strom hier fordert ist nichts weiter als die vollkommen irrsinnige Berliner „Pro-Reli“-Forderung, die zu Recht scheiterte.
Damals wollten Religioten aller Konfessionen Schüler auseinanderreißen und daran hindern gemeinsam unterrichtet zu werden.
Unsere bekannten staatlichen Top-Religioten – Günter Jauch, Andrea Nahles, Wolfgang Thierse, Angela Merkel und Co – machten sich alle für diese frühzeitige Spaltung der Kinder stark.

Die Initiative „Pro Reli“ erzwingt in Berlin einen Volksentscheid. Dabei geht es den Verantwortlichen - anders als von ihnen behauptet - eben nicht um Wahlfreiheit. Die gibt es nämlich nur, wenn man neutral über alle Religionen informiert wird, wie im Ethik-Unterricht. Genau den bekämft aber „Pro Reli“.
„Pro Reli“ will, dass Religion ordentliches Lehrfach an Berlins Schulen wird. Was die Religiösen aller Konfessionen nicht wollen ist das Fach Ethik, weil dort über alle Religionen neutral aufgeklärt wird. Stattdessen wollen Katholiken, Protestanten und Muslime den Kindern lieber jeder für sich sagen, warum jede andere Religion schlecht ist, dass der Mensch als Adam und Eva erschaffen wurde und nicht vom Affen abstammt, dass außerehelicher Sex Sünde, Abtreibung Mord, Homosexualität ein Verbrechen ist und so weiter und so fort....
„Pro Reli“ argumentiert, man sei für die „Wahlfreiheit“ zwischen Religion und Ethik. Die Kirchen als Vorkämpfer der Freiheit? Das wäre neu. Und was heißt denn Wahlfreiheit? Wie kann man wählen zwischen Religionen, wenn man nur von einer einzigen indoktriniert und über die anderen gar nicht informiert wird? Genau das aber will „Pro Reli“ mit dem einseitigen, konfessionellen Religionsunterricht. Deshalb bekämpfen sie ja das Fach Ethik so verbissen. Das würde nämlich umfassende Information über alle Religionen und damit erst wirkliche Wahlfreiheit ermöglichen.


Daß Bedford-Strohm acht Jahre später dieses Fass noch einmal aufmacht, zeugt von einer selbst für bischöfliche Verhältnisse sagenhaften Ignoranz.

Das Gegenteil seiner Forderungen ist richtig.
Der christliche Religionsunterricht gehört aus staatlichen Schulen verbannt und flächendeckend durch Ethikunterricht ersetzt, der über die Entstehung der verschiedenen Religionen, ihre extrem blutige Geschichte und ihre nicht mit dem Grundgesetz zu vereinbarenden Grundsätze (beispielsweise Sippenhaft und Religionszwang in den christlichen „zehn Geboten“) aufklärt und dem entgegen stellt wie unsere Verfassung die Würde des Menschen schützt und Diskriminierung verbietet.


Religiöse „Grundwerte“ der drei abrahamitischen Lehren haben sich den staatlichen Regeln unterzuordnen.
Die Minderwertigkeit von Frauen, die Verdammung von Homosexualität, das Preisen von Sklaverei und Prügeln, die Körperstrafen, die Speisenverbote, die Verächtlichmachung von Tieren und Natur, die man in Koran, Bibel und Thora findet sollte natürlich nicht noch stärker auf Kinder einwirken, wie Bedford-Strohm meint, sondern möglichst ferngehalten werden.

Als eine gefährliche Illusion und die Verschleuderung von Steuergeld haben die Evolutionären Humanisten Freiburg (EHF) die Absicht des Kultusministeriums bezeichnet, den islamischen Religionsunterricht auszubauen.
“Wer der Verdummung und Fanatisierung der Menschen durch religiöse Fanatiker begegnen will, braucht nicht mehr Religion, sondern eine qualifizierte Aufklärung darüber”, sagte der Sprecher der EHF, Arno Ehret. Islamisten durch den Ausbau von Islamunterricht zu bekämpfen, sei in etwa so sinnvoll wie die Einführung eines Faches “Gesunder Patriotismus”, um Neonazis das Wasser abzugraben.
Eine kritische Befassung mit Ethik und Religion sei nicht nur für Muslime wichtig, sondern wohin die Unwissenheit führe, sehe man auch an den fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen. Die Humanisten verlangen, in den Schulen das Fach Ethik als Pflichtfach für alle einzuführen. Der staatlich finanzierte Religionsunterricht könne hingegen getrost abgeschafft werden, denn Religion sei Privatsache. [….]