Man kennt sie aus zahllosen Endzeitserien und jedem zweiten
Trash-Katastrophenfilm: Prepper!
Wenn die wenigen Überlebenden auf der Flucht vor
apokalyptischen Zombies, Aliens, Werwölfen, Vampiren, Robotern, Mutanten oder
auch Tremors, diesen Feuer-furzenden Raketen-Maden schon die Hoffnung auf
Rettung verloren haben, treffen sie plötzlich auf diese typischen
Redneck-Waldschrate, die in einem Bunker voller Waffen und
Vorräte sitzen.
Ein schöner Plot; die Typen, die jahrelang als bizarre Sonderlinge
ausgelacht wurden, haben Oberwasser. All ihre Befürchtungen haben sich als
berechtigt herausgestellt. Nun kommt ihre große Stunde, weil nur sie
vorbereitet sind.
Die echten Prepper sind allerdings anders als ihre
Hollywood-Version oft keine harmlosen Spinner, sondern bewegen sich geistig in
völkisch-rechtsextremen Reichsbürgerwelten, oder eben ihren US-amerikanischen
antiliberalen Brutalo-Varianten.
[….] Allein die von Mordphantasien besessene Mecklenburg-Vorpommersche
Prepper-Gruppe „Nordkreuz“ plante Myriaden Menschen zu töten, erstelle eine
Liste mit 25.000 Namen.
[….] Bei den Betroffenen handelt es sich um Politiker von der Linken, von den
Grünen und der SPD sowie Aktivisten aus der Zivilgesellschaft. Viele haben sich
für Flüchtlinge engagiert. Der Verdacht der Ermittler: Diese Datensammlung, die
sie bei Razzien in einem gelben Ordner und einem Umschlag gefunden haben, sind
eine Feindesliste. Angelegt von zwei Männern, die geplant haben sollen,
politische Gegner umzubringen.
[….] Die Ermittler zeigen Böhringer eine Skizze. Es ist der Grundriss seiner
Wohnung. Der Staatsschutz hatte sie angefertigt, damals, nach den
Morddrohungen. Jetzt ist sie in die Hände von zwei Männern geraten, die das BKA
für rechtsextreme Terroristen hält.
[….] Am 21. Mai 2015 zieht Holger Arppe in seinem Chat mit anderen
AfD-Mitgliedern über einen Mann von den Grünen her, der sich gegen
Rechtsextremismus engagiert. „Brauchen wir seine Adresse?“, fragt einer. „Da
muss ich heute Nacht mal gleich meinen Dienstrechner mit seinen Daten füttern.“
[….]
Das gehört alles zu dem finsteren dunkelbraunen Mordor-Netz,
in das auch Krankenarme aus AfD und Pipi-Blog hineinreichen.
Diese Listen kennen die entsprechenden Behörden seit acht
Jahren, unternahmen aber nie etwas Durchgreifendes.
[….] Rechtsextreme der Gruppe "Nordkreuz" wollten "im
Konfliktfall" linke Persönlichkeiten liquidieren. Nun fordert
Linken-Parteichefin Kipping, die potenziellen Opfer zu informieren.
Die Linken-Vorsitzende Katja Kipping fordert eine Information jener
Menschen, deren Namen auf einer Liste der Prepper-Gruppe "Nordkreuz"
gefunden wurden. "Opferschutz geht vor", sagte Kipping dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Ich fordere, dass die 25 000
Personen, die auf den Todeslisten des rechten Terrornetzwerkes stehen, umgehend
informiert werden." [….]
Während andere Endzeitgläubige wie zum Beispiel die Zeugen
Jehovas immer noch auf die Apokalypse warten, die sie als einzige zu überleben
glauben; haben US-Prepper durch das SARS-Cov2 die seltene Chance auf eine
Generalprobe.
Nun können sie zeigen wie gut ihre Vorbereitungen, wie
durchdacht ihre Pläne sind. Wie sie als bevorratete Selbstversorger über all
die arglosen Normalbürger triumphieren.
Endlich können sie beweisen was für knallharte Typen sie
sind, wie richtig und wichtig das Horten von Schusswaffen war, wie sie in
Krisen überlegen sind.
Allerdings, sowas Blödes, haben selbst die klügsten und
knorrigsten Kerle unter ihnen einen entscheidenden Faktor vergessen:
Die Friseure sind geschlossen!
Die Friseure sind geschlossen!
Offenbar bricht aber die Prepper-Ideologie zusammen, wenn
sie länger als zwei Wochen nicht mehr ihre Haare hübsch gemacht bekommen.
Und so kommen sie, angefeuert von ihrem heldenhaften Idol
Donald Trump, der nicht nur der klügste Denker ist, sondern auch die beste Frisur
trägt, aus ihren Löchern und Bunkern geströmt und verlangen Dauerwelle und
Spitzen-Schneiden.
Preppern ja, aber nicht mit schlecht sitzenden Haaren.
[…..] Wie so
oft in Amerika geht es so wieder einmal um einen politischen Kulturkampf und
manch einer vergleicht die Anti-Lockdown-Truppe schon mit der
"Tea-Party"-Bewegung. Viele Protestler halten die andauernden Lockdown-Maßnahmen
wegen der Coronakrise für eine typische staatliche Zwangsmaßnahme liberaler
Eliten und Wissenschaftler, auf selbst gemalten Schildern ist von
"Tyrannei" die Rede. Einige rechtsradikale Milizen erscheinen sogar
mit der Waffe in der Hand zu den Protesten. Und bei Trumps Lieblingssender Fox
News berichten sie voll freudiger Erregung über die Aufmärsche.
Einige der neuen Protestkundgebungen werden von Trump-Unterstützern
angeführt. In Michigan kommen sie zum Teil aus dem Dunstkreis der
republikanischen Partei. In Texas wurden die Demonstranten am Wochenende von
dem rechtsradikalen Verschwörungstheoretiker Alex Jones angefeuert, der bereits
im Wahlkampf 2016 ein Wegbereiter für Trumps Erfolg war.
Trump, der selbst ernannte Eliten-Kritiker im Präsidentenamt, trägt
derweil lustvoll seinen Teil dazu bei, die Truppen in Schwingung zu versetzen.
[…..]