Donnerstag, 29. April 2021

Weinen mit dem Stadtdechant

Ohne ehrerbietende Titel machen es die Amtsträger der Kirche der Armen (Bergoglio), deren Gott einst in der Inkarnation seines eigenen Sohnes das Zinswesen verdammte und die Geldverleiher davonprügelte, schon mal gar nicht.

Jesu‘ Zinsverbot ist aber sowas von out; nun betreiben die Kirchen gleich selbst Banken und werden mit Börsenspekulationen immer reicher.

Zottelige lange Haare, Sandalen und Lendenschurz sind ebenfalls seit vielen hundert Jahren vergessen. Nun trägt man Hermelinstolas, edelsteinbesetzte Purpurkleider, kassiert 15.000 Euro monatlich und residiert in römischen 700m2 Palazzi oder Münchens schönstem Rokoko-Palais wie Kardinal Marx.

In so einer Organisation ist der Chef der Priesterschaft eines Ortes natürlich auch nicht einfach „Oberpriester“, sondern Stadtdechant (von lateinisch decanus von decem ‚zehn‘). Er ist dem Bischof unterstellt, herrscht aber über die einfachen Pfaffen.

Aufgaben: Leitung der Kirchengemeinde, Gottesdienste, Sakramente, Kirchenvorstand, Pfarreirat, Personalführung, Büchereien, Caritas, Kommunionhelfer- / Lektorendienst, Spiritualität

Der „Chef von Zehn“ aus Münster heißt Jörg Hagemann, ist seit Februar 2012 als @hagemannjoerg auf Twitter aktiv und konnte in diesen gut neun Jahren bereits erstaunliche 48 Follower hinter sich bringen.

Daher erkennt der Dechant glasklar aktuelle Trends: Das Image seiner römisch-katholischen Kirche ist suboptimal und zu Masseneintritten wird es wohl erst mal nicht kommen. Jörg Hagemann ist daher sehr betroffen und gibt traurige Interviews.

[….] Auch engagierte Gemeindemitglieder treten vermehrt aus der Kirche aus: Das schmerzt den Münsteraner Stadtdechanten Jörg Hagemann. Viele nähmen die Kirchen als "Täter-Organisation" wahr – und er erwische sich manchmal bei Gedanken an seine Rente.  Der Stadtdechant von Münster, Jörg Hagemann, hat sein tiefes Bedauern über die gegenwärtige Welle von Kirchenaustritten zum Ausdruck gebracht. Dass inzwischen selbst engagierte Gläubige aus der Mitte der Gemeinde der Kirche den Rücken kehrten, mache ihn fassungslos und traurig, sagte der leitende Geistliche am Dienstag im Interview mit dem Internetportal "Kirche+Leben". Es sei für ihn "kaum aushaltbar, dass so viele nicht mehr bei uns bleiben können oder wollen", so Hagemann.   Allein in den ersten drei Monaten des Jahres sind laut Information des WDR mehr als 3.500 Menschen aus dem Münsterland, eine der drei Regionen des Bistums Münster, aus der Kirche ausgetreten. [….] Der Exodus ehemals kirchlich Beheimateter ist für Hagemann "theologisch und praktisch eine Katastrophe", denn er bedeute, dass die Kirche ihrem "Auftrag, den Menschen ein Zeugnis von Gott zu geben, nicht gerecht" werde. [….]

(Katholisch, 27.04.2021)

Wieso wollen die Leute wohl nicht zahlende Mitglieder der RKK sein?

Es ist ein absolutes Mysterium. Ein Rätsel, für das mir auch keine Erklärung einfällt.

Daher argumentiere ich auch gar nicht erst, sondern beschränke mich ganz primitiv-politisch auf Whataboutism.

Da die RKK-Vertreter lieber hochtrabende Fremdworte verwenden: Das ist sowas ähnliches wie Tu Quoque.

Da mögen Sie mir verzeihen, Herr Stadtdechant, daß sich mein Mitleid in Grenzen hält.

Sie sprechen von einer nicht auszuhaltenden „Katastrophe“, von einem „Exodus“, von Ihrer „Fassungslosigkeit“ und Ihrer „Traurigkeit“, weil die Kirche weniger wird.

Und what about die 200 Millionen Menschen indigener Abstammung, die durch die Christianisierung in Nord- und Südamerika massakriert wurden?

What about die sechs Millionen in deutschen KZs von den nahezu 100% christlichen Nazisoldaten mit ihren DES LO VULT-Koppelschlössern? Gott will es!

What about die 850.000 Tutsi, die 1994 in Ruanda von christlichen Hutu bestialisch gekillt wurden?

What about die Millionen Schwulen, Andersgläubigen, Linkshänder, Atheisten, heliozentrischen Forscher, Intellektuelle, die von der christlichen Kirche ermordet wurden?

What about die Millarden Frauen, die im Laufe der letzten 2000 Jahre von der Kirche erfuhren, wie minderwertig sie sind, daß ihre Männer das Recht hätten sie zu schlagen und vergewaltigen?

What about die 300.000 Babys, die während der Franco-Diktatur von christlichen Nonnen ihren Eltern weggenommen und verkauft wurden?

What about den Myriaden deutschen Kindern, denen es wie Ben Königs ging, der in den 1960er Jahren in christlicher Obhut von Priestern bei regelrechten „Vergewaltigungsorgien fast totgevögelt wurde“, beginnend als er fünf Jahre alt war?

What about die Hunderttausenden Kinder, die im 20. Jahrhundert von katholischen Geistlichen gefoltert und sexuell schwer missbraucht wurden, aber bis heute nur mit erbärmlichen Ausreden abgespeist werden?

What about die Tauenden Kinder, die in christlichen Heimen bis 1975 in Mengele-Tradition für Medikamententests verkauft wurden?

What about die Opfer der Naziherrschaft, für die die RKK keinen Finger rührte, aber anschließend extrem aktiv wurde, um die Nazi-Täter zu schützen?

Adolf Eichmann, Alois Brunner, Dr. Josef Mengele, Franz Stangl (Kommandant der Vernichtungslager Sobibór und Treblinka), Gustav Wagner (Stangls Assistent), Klaus Barbie, Edward Roschmann („Der Schlächter von Riga“), und Aribert Heim (KZ Mauthausen) sind einige der Männer, die auf Veranlassung des Papstes durch Bischof Hudal mit Vatikanischen Papieren ausgestattet vor der alliierten Justiz nach Südamerika flüchteten.

What about ganzer Völker wie den Katharer oder den Templern, die christlichen Genoziden zum Opfer fielen?
What about der Millionen Opfer, die bei katholischen Kreuzzügen, Inquisition, Hexenverbrennungen und Auto Dafés auf Befehl der Kirche massakriert wurden?

Herr Stadtdechant, waren da nicht vielleicht ein paar Leute, die mehr Grund hätten „traurig“ zu sein?

Wären diesen Abermillionen Opfern nicht  Trauer, Entsetzen und Exodus erspart geblieben, wenn Ihre elende römisch-katholische Kirche schon vor 1.700 Jahren die Austrittswelle von heute erlebt hätte?

Haben da nicht andere durch die Verbrechen der Kirche mehr „Schmerz“ erlitten?

Sollten Sie sich nicht schämen als Topvertreter der Täterorganisation in Selbstmitleid zu baden und in der Presse auszubreiten, Sie empfänden Trauer und Schmerz?

Hätte nicht ein Fünfjähriger, der von Priestern immer wieder blutig vergewaltigt wurde eher Grund von „nicht aushaltbar“ zu sprechen?