Freitag, 13. April 2018

White Noise


Das häufigste Wort der letzten 24 Stunden auf CNN war „salacious“, bzw „salacious indictment“.

Zwei Tage zu vor erlebte die Vokabel „raid“ einen Höhenflug.


Die armen Newsnerds bei den Nachrichtensendern stehen eben auch vor dem Problem Trumps toxische Präsidentschaft nicht immer nur mit „unprecedented“ beschreiben zu können.

Tatsächlich ist es nach dem großen „Fire and Fury“-Schocker seit gestern wieder einmal ein Buch, das Washington beben lässt.
Während Michael Wolff einen etwas zweifelhaften Ruf genießt, ist der Autor von „A Higher Loyalty“ erstens Republikaner und zweitens kein Geringerer als der ehemalige Direktor des FBI, James Comey.
Sein Vorgänger als FBI-Direktor, Robert Mueller, auch Republikaner ist Sonderermittler gegen Trump und General James Clapper, bis 2017 Direktor der nationalen Nachrichtendienste bestätigt ebenfalls die schweren Anwürfe gegen Trump.

Das Buch ist noch gar nicht öffentlich zugänglich, aber die pikanten Details, die seit gestern durchsickern zeigen schon eindeutig, daß Comey sich an Trump rächen will und gar nicht erst versucht aus einer neutralen Position heraus zu argumentieren.

[….] James Comey geht in einem neuen Buch über die Vorgeschichte seiner Entlassung als FBI-Chef hart mit US-Präsident Donald Trump ins Gericht. Trump sei "unethisch" und "losgelöst von der Wahrheit", heißt es in dem Buch A Higher Loyalty, das kommende Woche in den USA erscheinen soll und aus dem mehrere US-Medien zitieren. Demnach schreibt Comey, Trump fordere absolute Loyalität, sehe die ganze Welt gegen sich und lüge in jeder Hinsicht. Der Präsident lebe in einem "Kokon einer alternativen Realität", in den er die Menschen in seinem Umfeld hineinziehen will.
Den Präsidenten beschreibt Comey als einen Mann, dessen Führungsstil vom eigenen Ego und persönlicher Loyalität getrieben sei. "Dieser Präsident ist skrupellos und nicht an die Wahrheit und institutionelle Werte gebunden", zitiert die New York Times aus dem Buch. Auch sei Trump eine "Art Mafiaboss", der die Grenzen zwischen Polizeiarbeit und Politik habe verwischen wollen. "Donald Trumps Präsidentschaft bedroht vieles von dem, das in dieser Nation gut ist", schreibt Comey laut US-Medien. [….]
(AP, AFP, 13.04.2018)

Für den pöbelnden Proleten der Pennsylvania Avenue natürlich eine Gelegenheit der Welt erneut zu beweisen wie ordinär er sein kann.

 
Willkommen in Trumpmerika, der Präsident nennt den Ex-FBI-Chef, seinen Parteifreund, verlogenen Schleimball.

Nun musste CNN eine neue Vokabel auspacken: WAR!


In völliger Unkenntnis der Geschichte und Verfassung der USA dachte Trump der FBI-Direktor wäre so eine Art Leibeigener, den er nach Belieben einsetzen könne, um seine Eheprobleme zu lösen.


Melania störte sich offensichtlich daran, sich ihren Mann bei Natursektspielen mit russischen Prostituierten vorzustellen. („Salacious“!)
Also fand Donald, Comey solle sich darum kümmern seiner Frau diese Idee auszureden.

  
Wieder ein Beispiel für etwas, von dem jeder Grundschüler weiß, daß man sich so nicht verhalten kann. Aber Trump ist ein solch schäbiger Abschaum, daß er das Undenkbare eben doch tut.


Spielten Fakten eine Rolle, wäre Trump schon impeached.
Trump ist nicht nur eine große Gefahr für die ganze Welt.
Falls er den Planeten nicht in den Abgrund reißen sollte, bleibt aber das Problem, daß er nicht eines Tages einfach durch #46 ersetzt werden und dieser die politische Kultur wiederherstellen könnte.

Trump zerstört die Moral, die Kultur, das Vertrauen so nachhaltig, sät so einen ungeheuren Hass, daß der Geist vermutlich nie wieder in die Flasche zu pressen ist.

Offensichtlich ist das System der Checks and Balance, der Pressefreiheit schon nachhaltig zerstört.
Die ultrarechten Medien haben bereits weite Teile der US-Bevölkerung nachhaltig von der Realität entkoppelt und ein Paralleluniversum geschaffen, in dem alle Fakten Lügen sind.


Es gibt “die”, also die Hannity-Fans, die Trump lieben, CNN hassen.
Es gibt „uns“, die wir versuchen die Realität zu ergründen, verschiedene Quellen zu verwenden und nach Belegen suchen.

Es gibt aber auch noch die vielen „anderen“, die sich nicht für Washington und die tagesaktuellen Geschehnisse interessieren.
70% der unter 30-jährigen Amerikaner haben bei den letzten Präsidentschaftswahlen nicht gewählt.
In den Fly-over-states mag nicht jeder ein glühender Trump-Anhänger sein, aber die große Mehrheit ist indolent genug, um Trump zu enablen.
Die Trumpschen Mega-Skandale kommen nun in so einer schnellen Frequenz, daß sie vielen als „weißes Rauschen“ vorkommt.
Im Hintergrund poppen so viele Sex-, Pisse-, Erpressungs-, Prostituierten-, Lügen- und Schweigegeldstories hoch, daß Trump gegen jede neue Anschuldigung immun geworden ist.


„Wir“ werden das Comey-Buch lesen, werden erneut schockiert sein.
„Die“ werden ohnehin grundsätzlich kein Wort aus dem Buch glauben, weil sie von Trumps Hofmedien längst brainwashed sind.

Für sie ist der Republikaner Mueller, der von einem Republikanischen Präsidenten als FBI-Chef eingesetzt wurde und von dem Republikanischen Vizejustizminister Rosenstein unter dem Republikanischen Chef Jeff Sessions als Sonderermittler eingesetzt wurde, genau wie sein Nachfolger als FBI-Chef, der Republikaner James Comey, ein typischer von den Demokraten gesteuerter Linker, dem man nicht trauen kann.

Und alle dazwischen werden durch dieses Weiße Rauschen ohnehin die Realität nicht mehr wahrnehmen. Das neue Buch ist für sie genauso irrelevant wie „Fire and Fury“.

 […..] Dem SPIEGEL liegt ein Exemplar vor, das in der deutschen Übersetzung 384 Seiten umfasst.
Darin rechnet Comey brutal mit seinem Ex-Chef ab. Er vergleicht ihn mit einem Mafiaboss, beschreibt ihn als pathologischen Lügner, bekräftigt den Verdacht, Trump stehe Russland seltsam nahe und habe die Ermittlungen des FBI sabotieren wollen. […..]
"Der gegenwärtige Präsident ist ein Mann ohne Moral und agiert ohne jede Bindung an die Wahrheit und die Werte unserer Demokratie", schreibt Comey. […..] Das Benehmen des Präsidenten sei "verstörend" gewesen und habe "alle Grundsätze ethisch integrer Führung verletzt", erklärt Comey. […..]  Comey verurteilt außerdem jene, die Trump in Schutz nähmen, allen voran die Republikanische Partei, der er bis vor Kurzem selbst angehörte. Es sei falsch, "schweigend zuzusehen - obwohl man es besser weiß -, wie ein Präsident schamlos versucht, das Vertrauen der Öffentlichkeit in Institutionen des Gesetzesvollzugs zu untergraben, die dafür geschaffen wurden, unsere Politiker im Zaum zu halten". [….]