Bei jeder Wahl in Deutschland sitze ich anschließend vor dem
Fernseher und höre in den großen Abendrunden die Parteienvertreter einen Satz
in immer neuen Variationen aufsagen:
„Wir sind sehr besorgt über das starke Abschneiden der rechtsextremen AfD, aber natürlich sind nicht deren Wähler rechtsextrem und daher werden wir unsere Anstrengungen vergrößern sie wieder zurück zu holen.“
„Wir sind sehr besorgt über das starke Abschneiden der rechtsextremen AfD, aber natürlich sind nicht deren Wähler rechtsextrem und daher werden wir unsere Anstrengungen vergrößern sie wieder zurück zu holen.“
Oder so ähnlich.
AfD ganz ganz böse, Wähler nett.
Die Differenzierung zwischen rechtsextremer
Partei/rechtsextremen Abgeordneten einerseits und ihren lieben demokratischen
Wählern andererseits, die nur verwirrt sind oder protestieren wollen, ist
natürlich dem Opfer-Narrativ der AfD-Führer geschuldet.
Weidel, Kalbitz, Höcke, Gauland und Co lassen sich nämlich
ganz gern beschimpfen. Denn dann können sie mit voller Emphase ihre Empörung
darüber vorspielen. „Wir stehen für sechs Millionen Wähler! Die Altparteien
sind so undemokratisch, weil sie so viele Bürger totschweigen!“ Etc pp
CDU, CSU, FDP, SPD, Grüne und Linke kämpfen tatsächlich um
die Millionen Wählerstimmen, die zu den Braunen übergelaufen sind. Das zeigt
sich schon ganz klar durch das immer wieder geheuchelte Verständnis für die „besorgten
Bürger“ und die partielle Übernahme von AfD-Positionen.
Besonders ungeniert kopieren Lindner, Wagenknecht, die CSU
und die Sachsen/Sachsen-Anhaltinische CDU die AfD-Programmatik.
Darüber hinaus spielt aber auch übergroße Hoffnung, Naivität
und Optimismus in den Parteien jenseits von Rechtsaußen eine große Rolle.
Wenn man den Wählern nur aufzeigt wie eindeutig rassistisch und völkisch AfD-Führer agieren, werden die als gute, grundgesetztreue Demokraten schon einsehen, daß sie nicht noch mal ihr Kreuz bei der AfD machen können.
In dieser Gedankenwelt sind wir alle tolerante Pluralisten,
die höchstens mal versehentlich rechtsextrem wählen. Mit ein paar freundlichen
Hinweisen sieht man den Irrtum aber ein und wendet sich wieder dem
demokratischen Spektrum zu.
Ich wünschte, es wäre so. Leider ist diese Perspektive
völlig falsch.
Auch wenn wie in Sachsen-Anhalt und Thüringen der
völkisch-rassistische und antidemokratische Kurs der AfD-Führer zweifelsfrei
feststeht, bekommen sie sogar noch mehr Stimmen.
Es ist wie bei Trump und den ihn bejubelnden Rednecks bei
seinen cult-leader-gatherings: Sie wählen Trump nicht trotz seines Rassismus‘,
sondern gerade deswegen.
Die AfD-Fans sind sogar so klar antidemokratisch und
menschenhassend eingestellt, daß sie sich keineswegs davon irritieren lassen, wenn
immer mehr Fälle von kriminellen AfD-Parlamentariern bekannt werden.
Sie lieben alle Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) so sehr, daß sie es gern akzeptieren, wenn die AfD
mit Spendengeldern mauschelt, die dümmsten Abgeordneten stellt und auch noch fauler als alle anderen Parteien ist.
[…..] Anfragen von Abgeordneten, die für die AfD in die Parlamente gewählt
worden sind, bieten des öfteren Grund zum Lachen oder Kopfschütteln. Sei es
Anfragen zu einem Park, welchen es gar nicht gibt oder zu der Szene der
“militanten Veganer” ließen schon des öfteren Zweifel daran aufkommen, ob es
sich nicht doch um Satire gehandelt hatte.
Doch die Anfrage der inzwischen fraktionslosen Abgeordneten Sauermann
sorgte für besonders viel Erheiterung im Netz. Sie wollte vom Landtag in
Sachsen-Anhalt wissen: “Wo befinden sich [Seitan- und Tofu-Anbaugebiete] in
Sachsen-Anhalt und wie viel wird pro Jahr produziert? Bitte angeben auch seit Jahren.”
[…..]
Arbeitsscheu, verblödet, kriminell – lügen wie gedruckt.
Dafür steht das AfD-Personal; das ist zweifelsfrei erwiesen.
Völlig falsch ist aber der Schluss, den viele wohlmeinende
Journalisten und Parteienvertreter daraus ziehen: Wenn der Wähler das erst mal
erkannt hat, wählt er die AfD nicht mehr.
Im Gegenteil, durch dieses primitive Verhalten können sie
sich sogar noch besser mit ihrer Lieblingspartei identifizieren.
Eine große Forsa-Umfrage aus dem November 2019 zeigt
deutlich die rassistisch-völkische Einstellung der AfD-Wählerschaft.
[…..] Nur eine Minderheit von 21 Prozent der Wahlberechtigten, die keine
Präferenzen für die AfD hegen, meint, dass rechtsradikale Gruppen in dem einen
oder anderen Punkt mit ihrer Meinung durchaus recht hätten. Unter AfD-Anhängern
ist die übergroße Mehrheit (75 Prozent) davon überzeugt. Das entspricht dem
Anteil der Anhänger der NPD, DVU oder Republikaner, die auch vor fast 20 Jahren
dieser Ansicht waren.
Nur eine Minderheit der AfD-Anhänger glaubt heute wie auch schon die
Anhänger früherer rechtsradikaler Parteien, dass rechtsextreme Gewalttaten in
Deutschland in den letzten Jahren zugenommen hätten. Von den Wahlberechtigten
ohne AfD-Präferenz aber glaubt das (wie auch schon 2000) die große Mehrheit (77
Prozent).
Dass rechtsextreme Tendenzen in Deutschland eine ernsthafte Gefahr für
das demokratische System sind, glauben 63 Prozent der Wahlberechtigten ohne
AfD-Präferenz, aber nur 20 Prozent der AfD-Anhänger.
Der Anteil der Wahlberechtigten ohne Präferenz für die AfD (bzw. früher
für eine der anderen rechtsradikalen Gruppen), die die Zahl der Ausländer in
Deutschland für zu hoch halten, ist seit 2000 trotz des großen
Flüchtlingszustroms 2015 nur von 22 auf 25 Prozent angestiegen. Von den
Anhängern der AfD aber glauben das heute mit 87 Prozent noch deutlich mehr als
von den Anhängern der damaligen rechtsradikalen Parteien im Jahr 2000. [….]
Das sind keine schlecht informierten Wähler, die lediglich
protestieren wollen, sondern richtige Nazis.
Es ist hohe Zeit endlich die Samthandschuhe auszuziehen. Nicht
nur die AfD-Funktionäre und AfD-Parlamentarier sind erschreckende
Rechtsextreme, sondern diese kriminell-gewalttätigen Hass-Überzeugungen werden
auch von ihren Wählern geteilt.
[…..] Mit dem demokratischen System in Deutschland so wie es im Grundgesetz
verankert ist, sind 30 Prozent der Wahlberechtigten ohne AfD-Präferenz nicht
zufrieden. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost- und
Westdeutschen: Von den Ostdeutschen sind 38, von den Westdeutschen nur 25
Prozent nicht zufrieden. Von den AfD-Anhängern aber lehnen drei Viertel (75
Prozent) sowohl in Ost- wie in Westdeutschland das demokratische System an sich
ab. [….]
Da gibt es keine berechtigten Sorgen, die es ernst zu nehmen
gelte.
Das sind keine normalen Deutschen, die hoffentlich bald
wieder eine andere Partei wählen und außer am Wahltag nicht beachtet werden
müssen.
Nein, Deutschland hat ein massives Problem mit
Rechtsextremismus.
Millionen Menschen haben den demokratischen Konsens
verlassen und befinden sich auf brutal-extremistischen Abwegen.
Wenn Weidel, Curio, von Storch und Gauland im Bundestag
hetzen, sind sie eben nicht nur eine besonders peinliche Komikertruppe, sondern
sie stehen tatsächlich für über sechs Millionen Wähler. Sechs Millionen
Arschlöcher, die Gewalt befürworten und sich daran aufgeilen Schwächere zu
quälen. Wer so redet wie AfD-Politiker und wer diese Leute wählt, hegt
zumindest Sympathie für Mord und Hassverbrechen.
[….] Der Hauptverdächtige im Mordfall des Kasseler Regierungspräsidenten
Walter Lübcke hatte offenbar engere Verbindungen zur AfD als bisher bekannt.
Nach Informationen des NDR soll der Rechtsextremist Stephan E. die AfD im
hessischen Landtagswahlkampf 2018 unterstützt haben.
So soll E. unter anderem Wahlplakate aufgehängt und mehrere Treffen der
Partei in Nordhessen besucht haben. Das gaben AfD-Mitglieder gegenüber der
Polizei an, wie NDR-Recherchen ergaben. Bisher waren lediglich eine Spende an
die Partei sowie die Teilnahme an einer AfD-Demonstration in Chemnitz 2018
bekannt. [….]
Keine Überraschung nirgends.
So ticken AFD-Anhänger.