Das kann
doch wirklich nicht wahr sein.
CDU-Rechtsaußen
Wolfgang Bosbach, eitelster TV-Politiker und notorischer Lügner,
beherrscht weiterhin die Schlagzeilen damit, daß er in einem absolut
kalkulierten Eklat zeternd aus einer Talkshow über den G20-Gipfel lief.
Immer
noch erscheinen in gedruckten Zeitungen Leserbriefe, die in Frage stellen, ob
man ihrem geliebten Bosbach überhaupt widersprechen dürfe.
Man könnte
sich mit den politischen und diplomatischen Ergebnissen des Gipfels befassen,
diskutieren wie weit sich Aufwand und Resultat noch in Einklang bringen lassen.
Man sollte sich über Lehren für die künftigen Gipfel verständigen, analysieren
wie Polizei und Politik in Zukunft besser auf solche Großveranstaltungen
vorbereitet werden können. Es ist weiterhin unbedingt erforderlich mit
Soziologen, Jugendarbeitern und Psychologen zu klären, wie es zu dieser
offenbar enormen Wut auf die Institutionen kommt.
Sollte
man nicht abgesehen von den allseits hochgejubelten „harten Strafen“ a
posteriori durch Bildung und Sozialarbeit dafür sorgen, daß tausende junge
Erwachsene gar nicht erst den Drang entwickeln auf den Straßen zu randalieren?
All das
tut man aber kaum, sondern schiebt sich parteipolitisch den Schwarzen Peter zu
und bietet dem ewigen Bosbach jeden Tag wieder ein Forum.
Dabei
war es doch offensichtlich, daß der Talkshowkönig seinen TV-Marktwert erhöhen
wollte.
[…..] Dass ausgerechnet Wolfgang Bosbach freiwillig
eine Talkshow verlassen würde, damit hatte nun wirklich niemand gerechnet.
Der Talkkönig der Union gilt bestimmt nicht als jemand, der ohne Not auf
zusätzliche Zeit auf dem Bildschirm verzichtet. Es muss also tiefere
Gründe haben, dass Bosbach am vergangenen Mittwoch demonstrativ aus
Sandra Maischbergers Runde stürmte. […..] Im vergangenen Jahr hatte Bosbach seinen Titel als häufigster
Talkshowgast des Jahres an Sahra Wagenknecht verloren. Zudem entschied
er sich, nicht noch einmal für den Bundestag zu kandidieren. […..] Es stand also schlimm. Bosbach wusste, wie
hart der Entzug von der Politik für ihn werden würde. Nur verständlich,
dass er sich auch Sorgen um seine Zukunft als Talkgast machte. Ihm muss
klar gewesen sein, dass ein einfacher Auftritt, bei dem er seine kantigen,
aber erwartbaren Thesen vertritt, nicht mehr ausreichen würde, um im Aufmerksamkeitsbusiness
wirklich zu punkten. Da musste er schon noch einen drauflegen. Er hat es
geschafft. […..]
(DER SPIEGEL, 29/17, Christiane Hoffmann)
Bosbachs Ausflippereien sind so durchsichtig, daß ihn
auch Polizisten, die er doch vordergründig lobpreist und gegen die böse, böse
Jutta Ditfurth verteidigt, sich erstaunt abwenden.
Der Berliner Polizist Oliver von Dobrowolski, der als
Beamter des Anti-Konflikt-Teams (AKT) beim Hamburger G20-Einsatz dabei war,
schreibt:
[…..]
Welche öffentlichen Aussagen waren an
Schrägheit kaum zu überbieten?
Da gab es einiges zu
vermelden:
Ein
Gewerkschafts-Zombie entsteigt den Sümpfen und wagt sich erneut ins
Rampenlicht. Ob Print, Online oder TV, plötzlich gerierte sich wieder ein
Rainer Wendt von der DPolG als "Experte" und tat u.a. kund, wie sehr
er mangelnde Fehlerkultur bei den (seines Erachtens) Verantwortlichen vermisst
und forderte Rücktritte.
Angesichts der
bigotten Vita dieses Herrn wirkt das alles wie knallharte Satire. Ist sie aber
nicht, sagt mein Hirn und will daraufhin angesichts dieses paradoxen Bullshits
implodieren.
Ganz oben auf der
Liste verorte ich auch Wolfgang Bosbach, langjähriger Ausschussvorsitzender
Inneres im Bundestag. Dass er sich unmittelbar nach den Krawallen in Hamburg
auf n-tv derart in Rage redet, nur weil er von der Interviewerin nach einer
möglichen falschen Polizeitaktik gefragt wird, spricht nicht eben für eine
realitätsbezogene Wahrnehmung der Dinge. Vielmehr mag man hier dem eigenen
Lager entsprechen und um Himmels willen nur nicht am Gewaltmonopolisten Polizei
Zweifel anbringen. Aber hieße das dann statt „Auch Mensch“ nicht eher
„unfehlbarer Polizeiroboter“?
Viele andere Politiker
standen dem aber nicht viel nach. Wer Vergleiche der kriminellen Krawallmacher
mit Terroristen anstellt, kann nicht bei Sinnen sein und verhöhnt gleichzeitig
die Opfer und Hinterbliebenen tatsächlicher terroristischer Gewalt. [….]
Völlig
klar, daß Bosbach selbst weiter auf seiner Erfolgswelle surft und medial alles
aus seinem Ditfurth-Eklat rausholen will. Kein Tag, an dem er nicht mehrfach
nachlegt – natürlich immer eifrig von der Presse verbreitet.
„Maischberger”-Eklat
Bosbach legt nach: „Ich hätte noch früher gehen sollen”
Kein
anderer Teilnehmer der betroffenen Maischberger-Sendung wird dazu befragt,
dabei waren bis auf Herrn Lenders alle Diskutanten weitaus seriöser und
konstruktiver als Bosbach. Insbesondere Jan van Aken und Katharina Barley sind
zu lobende Politiker.
Aber
Differenziertheit und Kritik wird in der Medienwelt nicht belohnt.
Bosbach,
der ganz offensichtlich nicht die allergeringste Ahnung von den Hamburger
Gegebenheiten hat, die „Schanze“ nicht kennt und auch bei den G20-Demos nicht
dabei war, verbreitet sich aber munter weiter.
Immer
mit einer aggressiven konservativen Grundhaltung.
[…..]
Die Rote Flora in Hamburg gehört einer
Stiftung der Stadt. Hier existiert kein Mietvertrag und es wird keine Miete
gezahlt. Die Rote Flora ist formal ein Kulturzentrum, tatsächlich auch
Organisationszentrum und Rückzugsraum für radikale Linke. Wenn Hamburg
ernsthaft den Willen hätte, den Linksautonomen die Rote Flora zu entziehen,
wäre das möglich. Aber ich rechne nicht damit, weil die Stadt Angst vor den
Reaktionen der Nutzer hat. [….]
Wer kann
es da Jutta Ditfurth verdenken, daß sie stichelt und ebenfalls verbal ein wenig
überzieht. Immerhin wird sie so – im Gegensatz zu van Aken und Barley –
überhaupt noch wahrgenommen von den Bosbach-affinen Medien.
Selbstredend
wird dabei die gebotene Neutralität der Presse ignoriert und klar gestellt, auf
wessen Seite man steht.
Dithfurth
ätze, verhöhne und trete nach.
[…..]
Der verbale Schlagabtausch zwischen
Wolfgang Bosbach und Jutta Ditfurth geht in die nächste Runde. Drei Tage nach
dem Eklat in der Talk-Sendung von Sandra Maischberger tritt die Linksaktivistin
gegen den CDU-Politiker nach.
Bei Twitter wird
Bosbach von Ditfurth verhöhnt. "Mimose macht Mimimi bei Medien, seit
Tagen", ätzt die frühere Grünen-Politikerin. "Armer Mann, kein Leben."
[…]
Nein,
das Wort „Lügenpresse“ ist hier nicht angebracht, weil tatsächlich nicht
gelogen wird bei der Berichterstattung.
Man
verliert sich aber auf Nebenschauplätzen, stellt die „Ökosozialistin“ Ditfurth
grundsätzlich als unverschämt und unseriös dar, während Bosbach, der ein
vielfach überführter öffentlicher Lügner ist, mit deutlich spürbarer Sympathie
der Autoren befragt wird.
Springer-Frau
Franzisca Barth lässt Bosbach nicht nur den Rote-Flora-Unsinn verbreiten,
sondern bemenschelt ihn derart liebesdienerisch wie es Ditfurth niemals
widerfahren würde.
[….]
Barth, BZ:
Sie hören diesen Herbst nach
23 Jahren mit der Politik auf. Was kommt danach?
Biosbach:
Ich werde weiter
anwaltlich tätig sein. Außerdem hat Armin Laschet mich gebeten, eine
Expertenkommission für innere Sicherheit in Nordrhein-Westfalen zu leiten. Und
ich freue mich auch auf mehr Freizeit und Freiheit. Wir fahren diesen Sommer
mit der „MS Europa“ über die Ostsee nach St. Petersburg. Anfang nächsten Jahres
geht es in den Oman und im nächsten Sommer nach Griechenland. Zum ersten Mal in
meinem Leben.
Bartz, BZ:
Und der Krebs, haben Sie den überwunden?
Und der Krebs, haben Sie den überwunden?
Bosbach:
Im Westen nichts
Neues. Ich mache seit Jahren eine Hormonentzugstherapie. Das ist zwar kein
Vergnügen, aber es gibt Schlimmeres. Ich habe keine Schmerzen oder Beschwerden,
die mich daran hindern, das Leben zu genießen. [….]
Und
wieder werden Bosbachs Beliebtheit und Marktwert steigen.
Inhaltlich
und politisch kommen wir hingegen nicht voran.
Keine
Konstruktivität, nirgends.