Sonntag, 19. März 2017

Trumpologiefolgenabschätzung – Teil VI

Inzwischen sitzt der umnachtete Soziopath zwei Monate im Oval Office.
Welche Folgen das haben wird, lässt sich abschätzen.
Der amerikanische Präsident ist definitiv ein Desaster für die Welt.

Seine grandiosen Ankündigungen aus dem Wahlkampf sind selbstverständlich genau die Luftnummern, die man erwarten konnte.
Er hat keine Ahnung durch was man Obamacare verbessern oder erneuern kann. Selbstverständlich besiegte er nicht den IS und schon gar nicht konnte er das amerikanische Volk wieder einen.
Seine Ratings sind im Keller, aber die republikanische Macht ist zementiert. Trump sitzt fest im Sattel und tut genau das, was er immer tat:
Er verhält sich dem amerikanischen Volk gegenüber wie ein Parasit und nutzt sein Amt ungeniert aus, um seine Familie zu bereichern.

Kein auch nur halbwegs denkender Mensch kann heute noch bestreiten, daß Trump ein pathologischer Lügner ist, der eben nicht nur zu bestimmten Zwecken lügt, sondern auch anlasslos und völlig unnötig lügt.
Er lügt auch, wenn er sich selbst dramatisch widerspricht und wenn es völlig offensichtlich ist, daß nicht sein kann, was er behauptet.
Ihm ist das Lügen zu seiner ersten Natur geworden. Er kann scheinbar gar nicht anders.

Diese grotesken Trump-Lügen werden natürlich alle dokumentiert und so kann man immerhin wenigstens außerhalb der GOP-Info-Blasen herzlich über ihn lachen.
Zum Beispiel, wenn man sich den Clip aus dem Wahlkampf ansieht, in dem Trump verspricht das Weiße Haus kaum zu verlassen und keinen zu Urlaub nehmen.



In Wahrheit befindet sich Trump auf seinem sechsten Urlaubswochenende in der achten Amtswoche.
Der Mann ist nicht nur ein verlogener Parasit, sondern auch noch stinkend faul.

Die Blagen, die unerklärlicherweise immer noch mit am Tisch sitzen im Weißen Haus, jetteten inzwischen auf Steuerzahlerkosten nach Aspen zum Skilaufen.

Natürlich eignet sich dieser Präsident wie keiner zuvor, um sich über ihn lustig zu machen. Mahers Standups werden immer besser angesichts der täglich neuen Hypocracy-Rekorde aus dem Weißen Haus.

Trump auszulachen birgt aber eine große Gefahr.
Man nimmt ihn weniger ernst und gewöhnt sich daran.
Dabei sind die Schäden, die jetzt schon eingetreten sind, enorm.
Es ist eine Sache, wenn das Weiße Haus offensichtlichen Unsinn verbreitet. Daß Obama sie durch Mikrowellengeräte belausche, daß Trumps Wahlsieg der Größte aller Zeiten gewesen wäre oder daß in Schweden die islamistische Anarchie ausgebrochen wäre.

Es ist eine Sache Trumps Pressesprecherin Melissa McCarthy bei ihren hilflosen Versuchen zu beobachten, wie sie den kapitalen Unsinn ihres Chefs vor der Presse zu rechtfertigen sucht.

Aber was ist eigentlich, wenn um etwas Dramatisches wie 9/11, einen militärischen Angriff oder eine gewaltige internationale ökonomische Konfrontation ginge?
Trump träte vor sie Presse, um seinen Volk die Lage zu erklären und jeder müßte sich fragen, ob er sich den Unsinn wieder einmal zusammenlügt, oder ob es diesmal wahr sein könnte.

Schon jetzt hat Trump durch seine pathologische Unaufrichtigkeit die engsten Alliierten massiv verärgert.


Die US-Presse gewöhnt sich schon an die Lügerei und zieht den Schwanz ein.
Man ist es Leid immer wieder zu widersprechen.
Im Pressecorps des Weißen Hauses hält man lieber die Klappe.
Verhältnisse wie in der Türkei oder Russland stellen sich ein. Man wiederspricht lieber nicht mehr, weil man sonst rausgeworfen wird.
Jeff Mason, der sonore und seriöse Vorsitzende der „White House Correspondents‘ Association“ windet sich, wie die meisten seiner seriösen Kollegen.

[…..] Wo sich heu­te der Brie­fing Room be­fin­det, war frü­her der Swim­ming­pool von Prä­si­dent Fran­klin D. Roo­se­velt. Dass die Me­di­en schließ­lich Teil des Wei­ßen Hau­ses wur­den, ist ein Sym­bol aus ei­ner Zeit, in der die USA welt­weit als Vor­bild für Pres­se­frei­heit, Ge­wal­ten­tei­lung und De­mo­kra­tie gal­ten.
„Dass wir überhaupt darüber reden müssen, ob wir hier blei­ben dür­fen, hät­te ich nie­mals ge­dacht“, sagt Ma­son. Als Nächs­tes muss­te er da­für kämp­fen, dass Re­por­ter auch künf­tig an Bord der Air Force One mit­rei­sen dür­fen. Auch die­se Tra­di­ti­on woll­ten Trump oder Leu­te in sei­nem Um­feld ab­schaf­fen.
[…..] Ist die Pres­se­frei­heit in den USA tat­säch­lich in Ge­fahr? Ist der Prä­si­dent eine Ge­fahr für die De­mo­kra­tie? „Da sag ich bes­ser nichts“, sagt Ma­son, der Di­plo­mat, und blickt zum Ein­gang des West Wing, als woll­te er si­cher­stel­len, dass kei­ner der Mäch­ti­gen zu­hört. „Ich kämp­fe je­den­falls da­für, dass es de­mo­kra­tisch bleibt.“ […..]
(DER SPIEGEL, 12/2017 – s.78) 
Anders als in der deutschen Presselandschaft, gibt es in den USA keine Solidarität mehr unter Journalisten, weil zu viele Nicht-Journalisten mit ultraradikalen Ansichten nicht nur bereit stehen, um für die Etablierten einzuspringen, sondern weil diese Typen massiv von der Regierung gefördert werden.
[…..] Zu den Ge­win­nern des neu­en Zeit­al­ters zählt Jen­ni­fer Wis­hon. Sie […..] arbei­tet für den Sen­der Chris­ti­an Broad­cas­ting Net­work, der vor allem von Evange­li­ka­len ge­schaut wird – je­nen erz­kon­ser­va­ti­ven Chris­ten, die zu Trumps größ­ten Un­ter­stüt­zern zäh­len. […..] Vie­le Jah­re lang saß Jen­ni­fer Wis­hon un­ter Prä­si­dent Ba­rack Oba­ma in der letz­ten Rei­he des Brie­fing Room und durf­te fast nie eine Fra­ge stel­len. Seit Trump im Amt ist, kommt sie fast täg­lich dran. Bei Sean Spi­cers ers­tem Press Brie­fing durf­te sie die zwei­te Fra­ge stel­len, bei Trumps Pres­se­kon­fe­renz mit Benjamin Net­anya­hu be­kam ihr Kol­le­ge eine von zwei Fra­gen. Und dann gab der Prä­si­dent dem Sen­der noch ei­nes von zwei exklusi­ven In­ter­views. „Es gibt ge­ra­de vie­le ers­te Male“, sagt Wis­hon. „Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Für uns ist es groß­ar­tig.“
[…..] Es be­rei­tet [Sean Spicer] die­bi­sche Freu­de, die Platz­hir­sche von den etablier­ten Me­di­en zu über­se­hen und jene neu­en Me­di­en auf­zu­ru­fen, von de­nen bis vor Kur­zem noch nie­mand ge­hört hat und die jene Fra­gen stel­len, die im Fußball Tor­vor­la­ge hei­ßen wür­den.
Bei Trumps ers­ter Pres­se­kon­fe­renz nahm er ei­nen 19-jäh­ri­gen Be­wun­de­rer dran, der erst vor Kur­zem ei­nen ei­ge­nen In­ter­net­ka­nal ge­grün­det hat­te. Sei­ne Fra­ge galt der First Lady Me­la­nia: „Sie leis­tet groß­ar­ti­ge Ar­beit für die­ses Land. Kön­nen Sie uns noch mehr dar­über er­zäh­len, was Me­la­nia Trump so al­les tut für die­ses Land?“
[…..] Der 23-jäh­ri­ge Trey Yingst vom One Ame­ri­ca News Net­work ist ei­ner der em­sigs­ten Stre­ber im Brie­fing Room. Er nickt oft, wäh­rend Spi­cer re­det, und er ist der Ers­te, der die Hand hebt, wenn Spi­cers Aus­füh­run­gen sich dem Ende nei­gen. Sein Sen­der wur­de vor drei Jah­ren als noch rech­te­re Al­ter­na­ti­ve zum rech­ten Sen­der Fox News ge­grün­det.
[…..] Neu­rech­te Me­di­en wie One Ame­ri­ca, News­max, The Dai­ly Cal­ler oder Li­fe­Zet­te ge­nie­ßen die vol­le Un­ter­stüt­zung der neu­en Re­gie­rung. Sie sol­len die al­ten Me­di­en ver­un­si­chern, ih­nen Fra­ge­zeit neh­men, die ge­wohn­ten Ab­läu­fe stö­ren, das alte Sys­tem her­aus­for­dern. Es gilt, die Glaub­wür­dig­keit der ge­stan­de­nen, unab­hän­gi­gen, re­cherchein­ten­si­ven Ver­la­ge und Sen­der in­fra­ge zu stel­len und ihnen die Le­gi­ti­ma­ti­on ab­zu­spre­chen.
Das Leit­me­di­um der neu­en Rech­ten ist Breit­bart News, de­ren ehe­ma­li­ger Chef Ste­phen Ban­non nun als Chef­be­ra­ter im Oval Of­fice sitzt. […..] 
Gateway Pun­dit ist be­rüch­tigt für sei­ne kru­den Ver­schwö­rungs­theo­ri­en und Schlag­zei­len wie: „Zahn­ex­per­te: Hil­la­ry Clin­ton lei­det an erns­ter Zahn­flei­schent­zün­dung und Im­mun­schwä­che“. Das Blog wur­de erst von Trumps Leu­ten akkredi­tiert, sein Kor­re­spon­dent Win­trich hat­te nie zu­vor als Jour­na­list gearbeitet.
Decker ruft in den Raum, dass mit Wintrich nun der Reporter eines Mediums vor Ort sei, das „Schwar­ze, Ju­den und La­ti­nos hasst“. Er ist fas­sungs­los, dass Trumps Wei­ßes Haus den Jour­na­lis­ten­dar­stel­ler tat­säch­lich reinge­las­sen hat. […..]
(Markus Feldenkirchen, DER SPIEGEL, 12/2017 – s.79f)

Das ist die eigentliche Gefahr der gegenwärtigen Präsidentschaft.
Trump macht seine Gegner und die Presse mürbe.
Man gewöhnt sich an ihn.
 Er kommt mit seiner Methode durch.