Montag, 31. August 2015

Haha, die Presse!



Das sind immer wieder gute und richtige und auch erwartete Neuigkeiten, wenn die deutschen Bistümer nach aktuellen Austrittszahlen befragt werden.
Schon die nackten Zahlen für 2014 waren bei den einzelnen Bistümern sehr erfreulich.

Zum Beispiel bei den Katholischen Bistümern:

Augsburg 12 090 Austritte
Freiburg 18 697 Austritte
Limburg 7 911 Austritte
München und Freising 20 552 Austritte
Münster 11 859 Austritte
Paderborn 10 471 Austritte
Rottenburg-Stuttgart 18 169 Austritte
Trier 10 729 Austritte

Zum Beispiel bei den evangelischen Landeskirchen:

Bayern 20 063 Austritte
Berlin-Brandenburg 12 408 Austritte
Hannover 20 705 Austritte
Hessen und Nassau 13 702 Austritte
Norddeutschland 23 970 Austritte
Rheinland 19 005 Austritte
Westfalen 13 092 Austritte
Württemberg 14 700 Austritte

All das sind Zahlen vor dem „Abgeltungssteuerschock“, der die Menschen 2015 noch schneller aus den Kirchen treibt.
Angesichts der verheerenden finanziellen und moralischen Wirkung der Kirchen ist es eine äußerst erfreuliche Tatsache, daß sich die Menschen mit zunehmender Bildung von den misogynen, homophoben und Kindersex-vertuschenden Multimilliarden-Konzernen abwenden.

Es gibt inzwischen viele Bundesländer, wo die Kirchenmitglieder (Katholiban und Evangeliban zusammenaddiert) deutlich in der Minderheit sind.
Dort dominieren die Konfessionen.

Berlin 27,9 %
Brandenburg 19,8 %
Bremen 50,5 %
Hamburg 39,7 %
Mecklenburg-Vorpommern 20,2 %
Sachsen 23,6 %
Sachsen-Anhalt 17,1 %
Thüringen 31,4 %

Freilich sind Atheisten dennoch in den Landtagen und diversen Gremien wie Rundfunk- oder Ethikräten nicht nur unterrepräsentiert, sondern oft überhaupt nicht vertreten. Da gibt es noch viel zu tun, um der Krake Kirche ihren extrem überproportionalen Einfluss zu entziehen.
Die exorbitante Verankerung der Kirchen im Staat – auch dort, wo 80% Ungläubig sind, liegt an ihrer eigenen ökonomischen Macht, ihren Lobbyisten in den höchsten politischen Etagen und den nahezu kritiklosen Journalisten.
Kirchenferne oder gar kirchenkritische Journalisten gibt es in so gut wie keiner Zeitung. Wie selbstverständlich wird für alle Kirchenthemen bei ZEIT, SZ, Abendblatt, Tagespiegel oder WELT immer ein frommer Gläubiger beauftragt, so daß diese Artikel immer aus einer sehr wohlwollenden Perspektive geschrieben werden.
Werden Kirchenaustritte zwangsläufig zum Thema, geschieht das stets mit einer absurd parteiischen Wertung. Voller Bedauern lamentiert man über die verlorenen Schäfchen, beklagt die „kulturelle Verarmung“ und diagnostiziert einen angeblichen „Werteverlust“.

Ein Beispiel dafür lieferte heute die konservative „Rheinische Post“, deren Autor Lothar Schröder offenbar während des Schreibens mit den Tränen kämpfte.

Eine absurde Form des Journalismus, der in den Hochschulen als Negativbeispiel dafür dienen könnte, wie man als Journalist NICHT arbeiten sollte.

[…]  Der katholischen Kirche in Deutschland gehen jetzt auch die Senioren verloren. So hat sich die Zahl der Austritte von über 60-Jährigen 2014 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Dies ergab eine Umfrage unserer Zeitung unter allen 27 deutschen Bistümern[…]  Beispielsweise stieg im Erzbistum Hamburg die Zahl der Austritte in der Gruppe der über 60-Jährigen von 330 (2013) auf 886 im vergangenen Jahr. Ähnliche Zahlen vermeldet das Bistum Essen: Traten 2013 insgesamt 341 Senioren aus der katholischen Kirche aus, waren es 2014 bereits 764.
Von dieser bedenklichen Kirchenferne auch älterer Katholiken bleiben sogar vermeintlich glaubensfestere Bistümer in Süddeutschland nicht verschont: In der Erzdiözese Freiburg entschlossen sich 2013 noch 950 Senioren zum Austritt, ein Jahr später schon 2185. Die Daten weiterer Bistümer: Bamberg zählt 1470 Austritte (2013) zu 2074 (2014); Limburg 399 (2013) zu 537 (2014). Sogar in Bistümern wie Münster wächst die Zahl der kirchenfernen Senioren rasant. […]  Ein anderer Grund für den Schritt aus der Kirche dürfte eine für manche Rentner beachtenswerte Änderung im Finanzwesen sein. So leiten seit Anfang dieses Jahres Banken und Sparkassen die Kirchensteuer auf Kapitalerträge oberhalb des Sparerfreibetrages direkt an die Finanzämter weiter. Auch wenn davon nicht alle Senioren betroffen sind, könnte dies in vielen Bistümern zum finanziell vorsorglichen Austritt motiviert haben.
Beruhigend ist das nicht. Vielmehr wird auch dies zum Beleg dafür, wie schwach die Kirchenbindung mittlerweile auch bei älteren Menschen geworden ist, wenn ein vergleichsweise flacher Grund ausreicht, einer Institution den Rücken zu kehren, deren Mitglied man sechs oder sieben Jahrzehnte war. Und von der man sich gerade im Alter Für- und Seelsorge verspricht – bis hin zur Beerdigung. […]  
Spannend für die Gegenwart ist zudem: Die christlichen Kirchen werden nach Zulehner zwar deutlich kleiner und sich somit wieder "dem biblischen Normalfall annähern" – ohne aber an gesellschaftlicher Bedeutung zu verlieren. Die Kirche könne dann eine Art moralische Wächterrolle einnehmen, wie auf anderen Gebieten heute etwa Amnesty International oder auch Greenpeace. […]