Als guter Antinatalist kann ich mich auch auf den Standpunkt stellen, daß
Brexit und Mexico-Mauer den Menschen das Leben so gewaltig und unnötig
erschweren, daß sie als gigantische steingewordene Beispiele „manufactured
crisis“ zu begrüßen sind.
Sollen sich doch die Menschen selbst das Leben maximal
schwer machen; vielleicht bringt das endlich die Geburtenrate ein wenig runter.
Sich gegenseitig auszusperren, gewaltige Absperrungsanlagen,
Befestigungen zu errichten, um anderen möglichst endgültig die Freiheit zu
nehmen, ist eindeutig in Mode.
Israelische Anti-Palästina-Mauer Westjordanland |
Idiot |
Spanische Exklave Cueta |
Ungarischer Anti.Migrantenzaun beim Nordserbischen Horgos |
Exklave Melilla in Marokko |
Diese albernen Mauern, mit denen sich die kleinen Menschlein
(Durchschnittsalter ~30 Jahre) auf einem 4,6 Milliarden Jahre alten Planeten
ihre Plätzchen abstecken, von denen sie behaupten, sie gehörten exklusiv nur ihnen
und keinem anderen Mitglied der infektiösen Spezies Homo Sapiens, sind eine
wunderbare Metapher für den Irrsinn der Globalisierung.
Leider sind Grenzanlagen, Mauern, Wälle, Kanäle, Straßen
oder auch Uferbefestigungen für viele andere Spezies tödlich.
Wir Menschen haben zwar einerseits geistige Kapazitäten den
Irrsinn zu erfassen, zeigen aber unsere ganze Lächerlichkeit bei den Versuchen
dem entgegenzuwirken.
Während wir also einerseits die westliche Welt mit immer
neuen Mauern ziselieren, bauen wir gleichzeitig Brücken, um die Getrennten
wieder zu verbinden.
Nur durch „grüne Brücken“ können Wildtiere in Europa und
Amerika überleben.
Für sie meisten Tiere sind gewisse Wanderungen
lebenswichtig.
Flugunfähige Tiere, wie Reh, Fuchs oder Haselmaus verfügen
allerdings über wenige Kenntnisse der politischen Geographie und scheren sich
wenig um Staatsgrenzen.
[….] Durch den Bau von Autobahnen und Bundesstraßen in ländlicher Umgebung
werden insbesondere Wildtiere in ihrer natürlichen Lebensweise gestört. Ihre
Wanderungen auf der Suche nach Nahrung, Unterkunft oder Artgenossen sind von
den viel befahrenen Straßen unterbrochen. Allein in den USA zählt man jährlich
fast 1,5 Millionen Wildunfälle, in Deutschland sind es über 200.000 - Tendenz
steigend. Doch das könnte verhindert werden.
In den Fünfzigerjahren begannen erstmals französische Naturschützer mit
dem Bau von Tierbrücken, auch Grünbrücken genannt. Sie bieten den Tieren auf
ihrer natürlichen Wanderung eine gefahrlose Über- oder Unterführung und
verringern gleichzeitig die Gefahr für Autofahrer. In Deutschland gibt es
mittlerweile 37 Brücken, die über Autobahnen und Bundesstraßen führen; ebenso
viele sind in Bau. Die Niederlande sind mit nahezu 600 Tierbrücken weltweites
Vorbild. [….]
Es gibt Bestrebungen „grüne Bänder“ von Nord-Südeuropa zu
errichten, damit Tiere wandern können und somit einen gewissen Schutz vor Lebensraumraub
und Nahrungsmittelknappheit haben.
Einen ganzen Kontinent wie Nordamerika mittendurch zu
schneiden ist ökologisch betrachtet eine Großkatastrophe.
[….] Das
Wüsten-Dickhornschaf ist ein Opfer der Einwanderung. Bevor die Europäer Amerika
besiedelten, waren die geschickten Kletterer überall in den Wüsten zwischen Kalifornien
und dem Golf von Mexiko zu finden. Doch jagende Siedler und eingeschleppte
Krankheiten haben die Art fast ausgerottet. [….] Erst in
den vergangenen Jahren hat sich die Population dank Bemühungen von
Naturschützern etwas erholt. Doch nun könnten die Wiederkäuer wieder Opfer der
Einwanderung werden - der Einwanderungspolitik Donald Trumps.
Der US-Präsident will eine Mauer zwischen den USA und Mexiko errichten,
also genau durch den Lebensraum der Dickhornschafe. Und durch den vieler
anderer Spezies. Eine kontinuierliche Barriere an der 3200 Kilometer langen
Grenze würde den Lebensraum von 1100 Tier- und 400 Pflanzenarten
durchschneiden, schätzen Biologen in einer Analyse im Fachjournal BioScience.
Die Studie ist zugleich ein Aufruf, vom Mauerbau abzulassen. Dieser
"gefährdet einige der biologisch vielfältigsten Regionen des
Kontinents", warnen die Wissenschaftler.
Die Mauer würde auch Jaguare, Ozelots und sogar manche Vogelarten
gefährden
62 Arten, die entlang der Grenze leben, gelten laut der Roten Liste der
Naturschutzunion bereits als gefährdet. Die Co-Autorin Jennifer Miller von der
Naturschutzorganisation Defenders of Wildlife nennt die Grenzbarrieren im
Scientific American "eine ungezügelte ökologische Katastrophe". Etwa
2600 Wissenschaftler aus aller Welt haben den Aufruf unterzeichnet, mehr als
die Hälfte davon aus den USA. [….] In Europa sind neue Zäune für den
Naturschutz ein großer Rückschlag. Wildtiere in Europa profitierten die
vergangenen 30 Jahre vom Fall des Eisernen Vorhangs und der allmählichen
Grenzöffnung in Osteuropa. So konnten sich vormals getrennte Habitate wieder
verbinden, Wölfe und Luchse Richtung Westeuropa einwandern. Diese Zeiten gehen
zu Ende. Vielerorts werden wieder Barrikaden hochgezogen oder verstärkt,
derzeit an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien, oder zwischen Russland und
der Ukraine. Auch die baltischen Staaten denken über neue Befestigungen an der
russischen Grenze nach. [….]