Es ist abscheulich Vergewaltigungen, antisemitische Vorfälle oder homophobe Attacken zu erfinden, weil das all die wahren Opfer mit-diskreditiert, Herr Smollett und Herr Ofarim!
Für meinen Geschmack, sind diejenigen, die sich in den sozialen Medien als Opfer psychischer Krankheiten beweinen lassen, oft genauso verwerflich.
In Psycho-, Depressionen- oder Angst-Gruppen auf Facebook und Twitter blasen sie Miniprobleme zu unlösbaren tragischen Geschehen auf, so daß man sie kaum erst nehmen kann. Dabei geraten die tatsächlich zunehmenden psychischen Erkrankungen in Misskredit.
Um das noch mal klar festzuhalten: Depressionen sind eine sehr ernste Erkrankung mit einer höheren Mortalität als manche Krebsart.
[….] Laut dem Statistischen Bundesamt starben im Jahr 2019 deutschlandweit 699 Menschen infolge einer depressiven Episode (ICD-10: F32). Insgesamt starben in diesem Jahr bundesweit 57.839 Personen infolge von psychischen und Verhaltensstörungen. [….]
Die Dunkelziffer ist natürlich enorm; bei vielen Suiziden wird die medizinische Ursache gar nicht erkannt.
Insbesondere bei sehr alten Menschen werden solche Krankheiten kaum diagnostiziert, weil die Symptome vielen anderen Alterserscheinungen ähneln. Bei professioneller Behandlung könnte man viel Leid ersparen.
In den Facebook-Jammergruppen heulen sich aber zu viele sozial inkompetente Spinner aus, die sich als Opfer betrachten, weil ihr Freund den Jahrestag vergessen hat oder die Mutter nicht zum Geburtstag angerufen hat. Wer das beobachtet, neigt umso eher dazu, bei nächster Gelegenheit einem Menschen, der wirklich an Depressionen, schweren Phobien oder Burnout leidet, zuzurufen, er solle sich einfach mal zusammenreißen. Damit verschärft sich der Leidensdruck für die wahrhaft Betroffenen und es wird noch schwerer für sie, sich Hilfe zu suchen.
Viele angebliche psychische Erkrankungen im Internet stellen sich als reine Beziehungsprobleme heraus, die aber nicht auf erwachsene Weise gelöst werden können, weil durch die elenden sozialen Medien jede kleine Verstimmung im Bett oder am Frühstückstisch, sofort online breitgetreten wird und mit Wein-Emojis bedacht wird.
Instagram, TikTok, Twitter und Co sorgen immer mehr für eine idealisierte Scheinwelt, in der alle Menschen (durch Filter) perfekt gestylt sind, makellose Haut haben und romantische Ideal-Beziehungen führen, in denen der Partner wie in einer Heile-Welt-Vorabendserie Valentinstags-Überraschungen zelebriert, nie mit seinen Kumpels saufen geht und überhaupt immer gute Laune hat.
Die virtuell vorgegaukelte Beziehungswelt bei Tinder, Grindr, Parship, Badoo, Elitepartner oder Lovescout24, bedingt den gewaltigen Nebeneffekt, daß jeder, der sich nicht in einer Bilderbuchbeziehung befindet, glaubt mit einem Makel zu leben. Denn der Freund, die Freundin, der Ehemann, die Ehefrau ist längst nicht mehr die/derjenige, den/die man liebt, sondern auch ein social-media-Statussymbol.
Der Beziehungsstatus wird jedem mitgeteilt. Kopulationen und sinnlose Vermehrungen werden öffentlich gefeiert, Trennungen bedauert und als Scheitern betrachtet. Mit Beziehungen und Kindern prahlt man auf Klassentreffen, 20, 30 oder 40 Jahre nach dem Abitur.
Wer dann „immer noch Single“ ist, muss eine Menge Getuschel über sich ergehen lassen.
Ich behaupte, daß eine geschiedene Ehe, eine getrennte Beziehung keineswegs ein Ausweis des Scheiterns ist.
Eine glückliche, erfüllende Beziehung wird nicht dadurch entwertet, daß sich die Partner nach 5, 10 oder 20 Jahren umorientieren.
Und eine nie geschiedene Ehe kann gewaltig scheitern, wenn sie aus Routine besteht, äußeren Zwängen gehorcht oder die Partner an der Entwicklung hindert.
Tatsächlich sind Beziehungen oft eine Frage der finanziellen Möglichkeiten.
Es ist billiger, sich zu zweit, zu dritt, zu viert eine Wohnung zu teilen. Geschlechtsverkehr ist bequemer zu bekommen, wenn man sich „Paar“ nennt und an so etwas wie Hauskauf oder Fortpflanzung kann man nur in Ausnahmefällen ganz allein denken. Dazu gehört viel Selbstbewußtsein und auch Geld.
Je elender die Zeiten, je niedriger das Einkommen, desto stärker der Zwang zur Beziehung. Zudem sind feste Partnerschaften und eigene Ableger nach wie vor eine (trügerische) Absicherung für das eigene Alter.
Wir fallen in der Regel nicht mehr zeitgleich mit der Verrentung tot um, sondern haben ob der enormen medizinischen Fortschritte noch weitere 30 Jahre vor uns, in denen wir zunehmend unselbstständig werden, versorgt werden müssen, ein Hilfsnetz zu etablieren haben.
Nimmt man aber die Zwänge zur Beziehung weg, weil die
Menschen in einer reichen Stadt wie Hamburg genug verdienen, um sich allein
eine Wohnung leisten zu können oder als Single ein funktionierenden
Freundeskreis zu schaffen, der oft verlässlicher als Familienbande sind
(Verwandte kann man sich nämlich nicht aussuchen!), passiert etwas
Erstaunliches:
Der kultivierte Homo Sapiens strebt nach Autarkie, möchte gar nicht Bett und
Tisch mit festen Regeln teilen, sondern seinen eigenen Haushalt haben, in dem
er/sie/es frei den Alltag gestaltet.
[…] Single-Haushalte machen in Hamburg mehr als 50 Prozent aus […] Rund 1,04 Millionen Haushalte gab es im vergangenen Jahr in der Hansestadt. Davon waren knapp 570.000 Haushalte - also 54,4 Prozent - Einpersonenhaushalte. […] Guckt man in die Stadtteile, fällt auf, dass der Anteil der Single-Haushalte in den zentral gelegenen und dicht besiedelten Gebieten besonders hoch ist. Unter anderem in Dulsberg, Barmbek-Nord und -Süd, St. Pauli, Billbrook und Neustadt traf dies 2021 auf mehr als zwei Drittel aller Haushalte zu. Prozentual am wenigsten Single-Haushalte gibt es unter anderem in Lemsahl-Mellingstedt, Wohldorf-Ohlstedt und Duvenstedt. […] In fast jedem fünften Hamburger Haushalt - bei 18,1 Prozent liegt der Anteil - leben Kinder. […] In Borgfelde, St. Georg, Dulsberg, Barmbek-Nord und -Süd und in Neustadt lag der Anteil bei jeweils unter zwölf Prozent. […]
Klar, wer es sich partout nicht anders leisten kann, muss in einer wie auch immer gearteten Wohngemeinschaft leben.
Sobald es finanziell aber möglich ist, überwiegen die Vorteile allein zu leben.
Gerade weil man in den eigenen vier Wänden nicht dauernd gezwungen ist Kompromisse zu machen, sich nicht über offene Zahnpasta-Tuben im Bad, Haare im Ausguss oder angeschnittene Fingernägel im Bett ärgern muss; weil man keine ekeligen Dinge im Kühlschrank haben muss, die der andere aber so gern isst, weil man nie gräßliche Musik oder uninteressante Sportsendungen gucken muss, bleibt einem viel mehr Energie und Zeit, die man in Freundschaften investieren kann.
Ich behaupte, Singles sind sozialer und hilfsbereiter, spendabler und kommunikativer als in Beziehungen verhaftete Menschen.