Das ist
eins dieser sonderlichen Christenprivilegien, die der Durchschnittschrist,
welcher Atheisten ablehnt, gar nicht kennt.
Atheisten
zahlen die Bischofsgehälter, finanzieren das Theologie Studium, geben die
Gelder für christliche Heime/Kitas/Schulen und bekommt von Christen vorgeschrieben was sie
in ihrer Freizeit tun dürfen.
Wir
Atheisten dürfen so brisante Filme wie Mary Poppins
oder Astrid Lindgrens Gebrüder Löwenherz
nicht sehen und wir dürfen Ostern nicht tanzen.
[….] Die Gegner des Tanzverbots können endlich
ihre vor Gericht erzwungene "Heidenspaß"-Party feiern. Pure Gaudi ist
das nicht.
[….]
Ein Heidenspaß kann furchtbar anstrengend
sein. Zum Beispiel dann, wenn man sich jahrelang durch sämtliche gerichtliche
Instanzen kämpfen muss, um eine Party mit diesem Namen veranstalten zu dürfen.
Doch die Anstrengung war es den Veranstaltern wert, es geht ihnen ums Prinzip:
Nämlich um Selbstbestimmung, also darum, dass sie sich von einer Religion nicht
vorschreiben lassen wollen, was sie an einem bestimmten Tag zu tun und zu
lassen haben. Also nun die Feier im mit gut 150 Menschen voll besetzten
Oberanger-Theater. Die Menschen, die hier sind, wollen nicht nur aus Gaudi
feiern. Michael Schmidt-Salomon betont sogar ausdrücklich: "Wir haben uns
heute hier versammelt, weil es uns ernst, ja sogar bitterernst damit ist, den
Karfreitag nicht ernst zu nehmen." [….]
Zehn
Jahre mußten sich Atheisten durch alle Instanzen klagen, um
erstmalig am Karfreitag eine Veranstaltung machen zu können.
Pim Spahn, der neue Rechtsaußen und künftige Superstar der CDU,
verbreitet seine eigenen Ansichten über das atheistische Pack, das es wagt sich
der Kirche zu widersetzen. Alles Kriminelle, genau wie andere Schwerverbrecher.
Unglaublich,
einfach unfassbar, daß diese Diskussionen im Jahr 2017 immer
noch in Deutschland geführt werden.
Toleranz ist Konservativen und Christen immer noch fremd in Deutschland.
[….]
Wenn mir Behörden vorschreiben, dass ich
an den Ostertagen ebenso traurig zu sein habe wie Christen, dann ist das für
mich eine unzulässige staatliche Bevormundung. Gegen die ich mit meiner
Filmvorführung protestiere, bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehe – und
auch gern Strafe zahle. [….]
In den
christlichsten Landstrichen der USA gibt es sowas nicht. Weder ist Karfreitag
überhaupt ein Feiertag, noch gibt es irgendwelche sonstigen Einschränkungen
beim Ladenschluss oder Musikbetrieb.
Meine
ultrakatholische Verwandtschaft in NY, die natürlich derzeit im vollen
Kirchenmodus ist und vor lauter Messen gar nicht mehr nach Hause kommt, wundert
sich jedes Mal, wenn ich erzähle, daß hier Freitag und Ostermontag gesetzliche
Feiertage sind. Selbst in Gods own country staunt man sich über derart viel
Religiosität in Deutschland.
Wir
leben im 21. Jahrhundert, in dem DER SPIEGEL, wie so viele andere
Qualitätsmedien irrational genug ist, um sogar die Hardcore-Fraktion der
Dummschwätzer Seitenlang Platz einräumt.
In der
Ausgabe von heute mal wieder der oberste deutsche Evangele, Bedford-Strunzdoof,
der mit einer solchen geistigen Schlichtheit hausieren geht, daß man sich doch
nicht mehr über hanebüchene Gesetze wie ein Verbot von Mary Poppins
und Tango am Freitag wundert.
Dabei
bewies der Oberbischof schon mehrfach in SPIEGEL-Gesprächen wie verwirrt der arme Mann
ist.
Es
reicht, Kirche. Haltet Euch aus meinem Leben raus.
[….]
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich
Bedford-Strohm sagte dem Radiosender SWR 2 am Donnerstag, er habe kein
Verständnis dafür, die Karfreitagsruhe infrage zu stellen. Auch die ehemalige
EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann zeigte sich irritiert über die Diskussion.
Bedford-Strohm sagte,
er könne nicht nachvollziehen, dass manche Menschen es als Zumutung empfänden,
an einem der 365 Tage des Jahres «an die Leidenden der Welt zu denken». Der
Karfreitag habe eine Bedeutung über die christliche Religion hinaus und sollte
als stiller Tag gesetzlich geschützt bleiben.
Käßmann sagte der in
Oldenburg erscheinenden «Nordwest-Zeitung» (Donnerstagsausgabe), in den anderen
Wochen des Jahres würde auch nicht «jeder jeden Tag tanzen gehen». Am
Karfreitag gehe es darum, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen. Die
Reformationsbotschafterin der EKD bezeichnete die stillen Tage als «heilsame
Unterbrechungen». [….]
Kässi Ostern 2017 |
Einige
Kraftausdrücke, die mir für Bedford-Strohm vorschweben
habe ich eben wieder gelöscht. Ich halte ihn nicht für einen bösen Menschen und
mag nicht auf Schwächere einschlagen. Er kann einem fast leidtun, weil er offensichtlich sagenhaft dumm ist;
wofür er ja nichts kann. Man soll sich nicht über Minderbemittelte lustig
machen. Aber andererseits ist HBS eben auch sehr mächtig und sorgt
mit dafür, daß meine Rechte eingeschränkt werden (zB Patientenverfügung), also
muß er sich doch ein bißchen beschimpfen lassen.
Das soll
jetzt aber auch reichen; seine weisen Worte aus dem SPIEGEL lasse ich
unkommentiert:
[….]
SPIEGEL: Jesus sitzt auf dem Himmelsthron, die Englein schwirren umher, und
dann wird gerichtet über die Lebenden und die Toten – glauben Sie das
wirklich?
Bedford-Strohm: Das sind
doch wunderbare Gemälde der Kunstgeschichte! Was ich aber fest glaube:
Am Ende kommt die Wahrheit über unser Leben auf den Tisch, und zwar mit ihren
hellen und dunklen Seiten. Wir müssen Rechenschaft ablegen.
SPIEGEL: Und dann werden
wir von Gott konkret gefragt: Warum hast du damals den Bettler abgewiesen?
Wieso hast du deine Frau verlassen?
Bedford-Strohm: Ich werde
dann einsehen, wo ich, vielleicht ohne es zu merken, unrecht getan habe.
Es wird dann ein Gefühl ungeheurer Scham geben. Aber diese Erkenntnis
der Wahrheit über mein Leben, durch die muss ich hindurch, bevor ich bei
Gott geborgen sein kann. [….]
SPIEGEL: Wie viel hat
das ewige Leben mit der diesseitigen Existenz zu tun? Essen wir dann
auch erst mal gebratenen Fisch wie Jesus nach der Auferstehung?
Bedford-Strohm: Wir werden
verwandelt werden. [….]
Wer nur glaubt, was er empirisch messen kann, um den würde ich mir wirklich
Sorgen machen: Wesentliche Dimensionen des Lebens, die den Reichtum
unserer Existenz ausmachen, würden ihm verloren gehen. [….]
SPIEGEL: Was macht
Sie eigentlich so sicher, dass Ihre christlichen Ewigkeitsbilder die
richtigen sind – und nicht die der Buddhisten oder Muslime?
Bedford-Strohm: Weil ich an
den Gott glaube, der sich in einem Menschen gezeigt hat, der am Kreuz mit
einem Schrei der Verzweiflung gestorben ist. Das ist für mich einmalig
und nicht in anderen Religionen zu finden. Deswegen bin ich wirklich
von Herzen überzeugt von der Wahrheit der christlichen Tradition. [….][….][….]
(DER SPIEGEL, 15.04.17)