Einer der wenigen wahren Sätze, die Donald Trump je sprach,
war seine Behauptung, er könne mitten auf der New Yorker 5th Avenue
einem Mann in den Kopf schießen und würde keinen einzigen Wähler verlieren.
Der Satz hat zwei Bedeutungen; seine Anhänger verstehen ihn
als Lob für ihre Treue und seine Gegner finden darin die Bestätigung der
Dummheit und amoralischen Haltung der Trump-Fans.
In den nächsten vier Jahren machte mein Lager der
Trump-Skeptiker immer wieder den Fehler bei einer neuerlichen vorher
undenkbaren Entgleisung des IQ45 die Hoffnung zu generieren, nun müssten aber
auch die Republikaner auf Abstand gehen.
Diese Hoffnung war aber immer falsch.
Nahezu 200.000 Tote durch Trumps aberwitziges
Pandemie-Versagen, zig Millionen mehr Arbeitslose, Trillionen Dollar zusätzliches
Defizit, tiefe Rezession, Impeachmentverfahren, Dutzende kriminelle Mitarbeiter,
über 20.000 Lügen, Amerikas internationales Ansehen im freien Fall, Verlust der
Krankenversicherung, offensichtlicher mentaler Verfall des Amtsinhabers,
hochnotpeinliche öffentliche Auftritte, drastische persönliche amoralische
Ausschweifungen des Präsidenten, fast alle Wahlversprechen gebrochen,
Rassenunruhen auf den Straßen und täglich zunehmender blanker Hass von
Amerikaner auf Amerikaner.
Nichts davon konnte die 63 Millionen Trump-Wähler zur Raison
bringen.
Seit einigen Tagen schütteln nun die Enthüllungen eines THE
ATLANTIC-Artikels die USA durch, nach denen sich Trump extrem abfällig über
Veteranen und gegenwärtige Angehörige des US-Militärs äußerte.
Bei ihnen handele es sich nach Ansicht ihres Oberbefehlshabers
um Verlierer und Trottel.
[….] Trump:
Americans Who Died in War Are ‘Losers’ and ‘Suckers’
The president has
repeatedly disparaged the intelligence of service members, and asked that
wounded veterans be kept out of military parades, multiple sources tell The
Atlantic.
When President Donald
Trump canceled a visit to the Aisne-Marne American Cemetery near Paris in 2018,
he blamed rain for the last-minute decision, saying that “the helicopter
couldn’t fly” and that the Secret Service wouldn’t drive him there. Neither claim
was true.
Trump rejected the
idea of the visit because he feared his hair would become disheveled in the
rain, and because he did not believe it important to honor American war dead,
according to four people with firsthand knowledge of the discussion that day.
In a conversation with senior staff members on the morning of the scheduled
visit, Trump said, “Why should I go to that cemetery? It’s filled with losers.”
In a separate conversation on the same trip, Trump referred to the more than
1,800 marines who lost their lives at Belleau Wood as “suckers” for getting
killed. […..]
IQ45 dementiert natürlich und seine Verbündeten in den
mächtigen Propagande-Medien tun alles dafür, um diese Anwürfe als „democratic
talkingpoints“ und „fake news“ zu verwerfen.
Als die Pentagon-Korrespondentin Jennifer Griffin
in ihrem Sender FOX ausführlich erklärte, daß „multiple sources“ mit denen sie
gesprochen habe, die geschilderten Trump-Äußerungen bestätigten, rastete der
US-Präsident völlig aus, verlangte Griffins sofortige Entlassung und
gab FOX für ihn verloren.
Selbst FOX bekommt also Probleme Trump reinzuwaschen, da
empörte Veteranen und Demokraten auf eine Fülle von anderen Belegen verweisen
können.
Die Republikaner haben hier einige Probleme, da nahezu alle
Amerikaner, aber erst recht die Konservativen eine fanatische Verehrung für
ihre Truppenangehörigen fühlen und sofort im nationalen Rausch ejakulieren,
wenn sie Uniformen sehen. US-Soldaten, die in den letzten 50 Jahren wahrlich
grausame Verbrechen in Asien, dem Hindukusch, dem Nahen Osten und Südamerika
anrichteten, werden in den USA alle als Helden gefeiert.
Ein Präsident, der Schwarze beleidigt und Frauen misshandelt
völlig unproblematisch im Vergleich zu einem, der über GIs lästert.
FOX muss sich schon sehr verbiegen, um die so offensichtlich
wahren Vorwürfe zu entkräften.
Zudem passen die nun veröffentlichen Trump-Äußerungen
perfekt zu den vielen anderen Beleidigungen. IQ45 zertrampelte auch schon die
anderen bisher als heilig geltenden GOP-Tabus, indem er über Kriegsgefangene
(Prisoners Of War, POW) wie John McCain oder gar Hinterbliebene von Gefallenen
(Goldstar-Family) wie die Khans herzog.
Marc Pitzke listet in seinem aktuellsten Artikel allein 13 weitere
bisher bekannte Trump-Beleidigungen gegen die Militärs auf. Trumps
Suckers-and-Losers-Äußerungen passen also perfekt ins Bild. Wohlwissend, daß
ihm seine Fans alles verzeihen, diagnostiziert der USA-Korrespondent des
SPIEGELs hier ein „ein ernstes Problem“ für Trump.
[….] Donald Trump gibt sich als "bester Freund" des US-Militärs.
Kompromittierende Enthüllungen verweisen auf das Gegenteil: Er verachte
Soldaten. Für Trump im Wahlkampf schon jetzt ein ernstes Problem. [….] Jetzt sind aber neue, noch pikantere Details
bekannt geworden. Trump habe es einfach nicht für "wichtig" gehalten,
die 2289 gefallenen US-Soldaten zu ehren, die in Aisne-Marne liegen, schreibt
das Magazin "Atlantic" in einem explosiven Bericht. "Warum soll
ich zu diesem Friedhof?", habe er gesagt. "Der ist doch voller
Verlierer." Zudem habe er Angst gehabt, der Regen würde ihm die Frisur
zersausen.
Dies ist nur eine von vielen krassen Episoden, die
"Atlantic"-Chefredakteur Jeff Goldberg unter Berufung auf frühere
Trump-Vertraute aufgezeichnet hat. Der Artikel, der Trump eine tiefe
"Verachtung" für Soldaten vorhält, hat in den USA ein politisches
Erdbeben ausgelöst und alle andere Wahlkampfthemen über Nacht verdrängt. Denn
es geht ums Militär - die verehrteste US-Institution, als deren "bester
Freund" sich Trump geriert. [….] Der "Atlantic" präsentiert neue
Details über Trumps Abneigung gegen den Senator und Vietnamkriegshelden John
McCain. Nach dessen Tod habe er sich 2018 anfangs geweigert, die Flaggen auf
Halbmast zu setzen: "Warum zum Teufel tun wir das?", habe Trump - der
den Vietnamkrieg mit einem Attest vermieden hatte - geschimpft. "Der Typ
war ein verdammter Verlierer." [….] Der "Atlantic" ist eines der ältesten, angesehensten
US-Magazine. Doch wie viel der Bericht am Ende bewegen wird, ist fraglich: Die
politischen Lager in den USA sind so festgefahren, dass sich kaum jemand mehr
eines Besseren belehren lässt.
Trotzdem schlagen die Vorwürfe auch deshalb so ein, weil sie bereits
vorhandene Zweifel an Trumps bekundeter Liebe zum Militär nähren. Der rühmt
sich zwar, mehr für US-Soldaten getan zu haben als sonst jemand. Doch nicht nur
die Fakten widerlegen das - sondern auch Trumps Taten. [….]
Ein spontaner YouTube-Spot des "Lincoln Projects", einer
Gruppe aus Biden-nahen Republikanern, hatte allein auf Twitter mehr als eine
Million Views: "Er ist eine Schande."
[….] Am Samstag, nach eineinhalb Tagen wütender Dementis, schwieg Trump zu
den Vorwürfen. Stattdessen verbrachte er fast sechs Stunden auf seinem Golfkurs
vor den Toren von Washington. Das Wetter war prächtig. [….]
Es wird spannend zu beobachten sein, ob es dem Weißen Haus,
dem Trump-Twitterfeed mit 85 Millionen Followern, den ultrarechten amerikanischen
Massenmedien und den unkontrollierten braunen Echo-Kammern der sozialen Medien
gelingt auch diese Trump-Doofheit wie „grab’em by the pussy“,
Porno-Schweigegelder, Abstreiten der Corona-Gefahren und Veruntreuung von
wohltätigen Spenden schönzureden.
Es dürfte etwas schwieriger als sonst werden, da die
seriösen Medien eine Menge Munition haben und auf hochdekorierte, uniformierte
Militärs in rechten Kreisen viel mehr gehört wird, als auf Schwarze, Frauen und
Schwule.
Es sind nicht nur Berichte auf MSNBC oder CNN, die
Trump-Wähler ohnehin nicht glauben, sondern vor allem eine Meme-Flut in den Social
Media und eine Reihe effektiver militärisch-pathetischer Anti-Trump-Videos, die
aus Sicht des Präsidenten seine Wähler nicht erreichen dürfen.