Mehrere
Volksstämme zeichnen sich durch starke nationale Traumata aus.
Sie
fühlen sich von der Geschichte betrogen, generell ungerecht behandelt.
Das
kompensieren sie mit verbaler Großmannssucht und einer sprungbereiten Fähigkeit
augenblicklich zutiefst beleidigt zu sein.
Solche
Länder kompensieren eingebildete oder tatsächliche schmachvolle historische
Ereignisse über Jahrhunderte.
Das
Königreich Bayern, erst Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der napoleonischen
Neuordnung gegründet, trat 1871 dem deutschen Reich bei. Nun wurden die
Wittelsbacher nach Belieben von den Preußen dominiert.
Umso
lauter brüllen heutige bayerische Regenten ihren Weltmachtanspruch aus der
Münchner Staatskanzlei. Mir san mir und alle sollen sich an Bayern ein Vorbild
nehmen.
Extreme nationale Komplexe weist auch die sächsische Volksseele auf.
Das Königreich Sachsen wurde ebenfalls 1871 Teil des deutschen Reiches. Die Wettiner
Nachfolger des legendären August, des Starken (*1670, †1733, Kurfürst, Herzog
von Sachsen, sowie ab 1697 König von Polen-Litauen) mußten ganz kleine Brötchen
backen, während die Hohenzollern den Kaiser stellten.
Nationale
Traumata überkompensieren müssen auch die immer wieder hin und her verschobenen
Polen, die in ihrer Geschichte von den Hohenzollern, den Habsburgern, den
Wettinern und den Russen regiert wurde.
Die
Türken, Österreicher, Spanier, Portugiesen und Engländer verloren sogar
Weltreiche.
Während
Spanier und Portugiesen dies aber gut verkrafteten, wird der k.u.k.-Monarchie,
dem osmanischen Reich und dem britischen Empire auch heute noch intensiv
nachgetrauert.
Für mich
bleibt es weiterhin vollkommen rätselhaft wie man sich als Individuum
persönlich beleidigt fühlen kann, wenn nationale Gefühle verletzt werden.
Natürlich
kann man meinen Nationalstolz nicht
verletzen, weil ich keinen Nationalstolz für irgendeine Nation empfinde.
Dennoch
fühle ich mich einigen Nationen subjektiv mehr verbunden als anderen.
Aber
auch diese „Gefühle“ werden natürlich nicht tangiert, wenn andere auf diese
Länder, respektive deren Regierung eindreschen.
(…..)
In den letzten Monaten fällt mir aber eine Eigenschaft an „den Muslimen“
türkischer Abstammung auf, die mich rätseln läßt.
Kann es sein, daß es religiös bedingt ist, daß gerade
Menschen türkischer Abstammung dazu neigen sehr schnell persönlich beleidigt zu
sein, sich angegriffen fühlen und um ihre Ehre fürchten?
Oder ist das ein psychologisches Phänomen aller
Menschengruppen, die wie die ehemaligen türkischen Gastarbeiter seit 50 Jahren
diskriminiert und nicht voll anerkannt werden?
Vielleicht muß man etwas durch besonderen Stolz und
Pflege seiner angestammten Kultur überkompensieren, wenn man in Schule und
Beruf immer abfällig behandelt wird.
Was auch immer die Ursachen sind: Es ist mir schon
sehr fremd, daß sich offenbar sogar eine große Mehrheit der in Deutschland
lebenden Türken persönlich verletzt fühlt durch die Armenien-Resolution oder
das Böhmermanngedicht.
Wer Erdogan beleidigt, beleidigt damit alle Türken?
Wer die Massaker an den türkischen Armeniern im Jahre
1915 Völkermord nennt, beleidigt im Jahr 2016 in Deutschland lebende Türken?
Um das klar zu stellen: Als im Exil lebender
Amerikaner habe ich nicht das allergeringste dagegen, wenn amerikanische
Präsidenten geschmäht und beleidigt werden, es stört mich auch nicht im
Geringsten, wenn amerikanische Massaker wie in Vietnam oder auf den
Philippinen, wie der Landraub an den „Native Americans“ oder die rassistische
Internierung aller Japanisch stämmigen Amerikaner im zweiten Weltkrieg, wenn
die Sklaverei mit den härtesten Worten verurteilt wird.
Ich fühle mich sogar immer noch partiell
verantwortlich für diese Verbrechen – und zwar in dem Sinne, daß man sie eben
nicht vergessen sollte.
Aber nichts davon könnte mich persönlich beleidigen.(….)
Im Falle
der USA erlebe ich tagtäglich radikal-negative Äußerungen seit Trump gewählt
wurde.
Aber so what? Erstens kann ich das aus
sozialen, politischen und kulturellen Gründen bestens nachvollziehen und
zweitens hat Amerika keinerlei Bezug zu meinem Charakter.
Wenn
einer türkischer Präsident Nazi-Vergleiche über Deutschland anstellt, finde ich
das historisch und sachlich betrachtet absurd. Zudem ist es außerordentlich
dreist, wenn ausgerechnet derjenige, der in der Türkei den Rechtsstaat
aushöhlt, angebliche Rechtsstaatsbeschränkungen in Deutschland mit der
Nazi-Keule traktiert.
Aber
auch das ist selbstverständlich keine persönliche Beleidigung.
Recep
Tayyip Erdoğan kann mich gar nicht beleidigen.
Viele
Türken empfinden in dieser Hinsicht offenbar ganz anders und fühlen sich
persönlich auf den Schlips getreten, wenn der Deutsche Bundestag ein 100 Jahre
zurückliegendes Ereignis, das also 99,9999% der Menschen nicht mehr erlebt haben,
politisch bewertet. Wie kann man darüber nur so in Wallung geraten? Das ist
Politik auf Schwanzvergleichniveau.
Inzwischen
radikalisiert sich der türkische Präsident täglich weiter.
Er
bedroht direkt elf deutsche Bundestagsabgeordnete, die nun unter Polizeischutz
stehen und vom Auswärtigen Amt die Anweisung erhielten nicht mehr in die Türkei
zu reisen.
Merkel
ließ dazu nur müde von Seibert erklären sie habe kein „Verständnis“ dafür.
Frau
Kanzlerin, so geht es nicht!
Längst wären ein paar Machtworte fällig gewesen wider des sich zum Despoten entwickelnden Erdoğans.
Längst wären ein paar Machtworte fällig gewesen wider des sich zum Despoten entwickelnden Erdoğans.
Wenn
dieser Mensch deutsche Parlamentarier und ihre Familien bedroht, muß sich die
Kanzlerin unmissverständlich mit ihrer ganzen Autorität vor diese stellen.
[…]
Elf türkischstämmige Abgeordnete des
deutschen Bundestages werden seit der Armenien-Resolution massiv angefeindet.
Nun hat das Auswärtige Amt Präsident Erdogan scharf kritisiert.
Das Auswärtige Amt hat
sich mit einem Schreiben an die elf türkischstämmigen Abgeordneten gewandt, die
nach der Armenien-Resolution des Bundestags massiv angefeindet werden.
Die "Kritik,
Schmähungen, ja Bedrohungen" gegen die Abgeordneten seien
"inakzeptabel", so das Ministerium. Man habe dem Geschäftsträger der türkischen
Botschaft in Berlin "das Unverständnis der Bundesregierung über die
verbalen Angriffe des türkischen Staatspräsidenten ausgedrückt", heißt es
in dem Schreiben.
[…]
Ich
weiß nicht sicher was Erdoğan antreibt, ich vermute er ist tatsächlich ein Fall
für den Psychiater.
Er
leidet offensichtlich unter Morbus Westerwellitis in verschärfter Form,
changiert also nur noch zwischen beleidigen und beleidigt sein.
Seine
skurrile Abreise von der Mohammad Ali-Beerdigung
spricht Bände.
An psychologischen
Erklärungen mangelt es nicht.
Gerade
türkischstämmige Menschen in Deutschland sind anfällig für vermeidliche
Beleidigungen aller Art, weil sie zu Recht über Jahrzehnte das Gefühl haben,
hier nicht voll akzeptiert zu sein.
Merkel
kennt die hysterischen Empfindlichkeiten der AKP-Türken und ihres Präsidenten.
Daher verbiegt sie sich bis zur Unkenntlichkeit.
Die
Herzfrequenz des Präsidenten in Ankara ist sinkt allerdings trotzdem nicht auf
unter 200.
[…..] Einer Erhebung im Auftrag der Uni Münster zufolge fühlen sich
zwar immerhin 87 Prozent der türkischstämmigen Bürger mit Deutschland
eng verbunden. Mehr als die Hälfte der 1200 vor einem Jahr Befragten gab
allerdings auch an, dass sie sich wegen ihrer Herkunft als Bürger zweiter
Klasse fühlen. 83 Prozent würden dem Satz zustimmen, dass es sie wütend
mache, wenn nach einem Terroranschlag als Erstes die Muslime in Verdacht
stünden. […..]
(DER SPIEGEL, 11.03.2017)
Eine
große Gruppe der Bevölkerung nachhaltig so schlecht zu behandeln, daß sie
kollektiv an Minderwertigkeitskomplexen leidet und danach strebt diese Komplexe
überzukompensieren, ist eine ganz schlechte Politik.
Gelegentlich
ist das Volk auch mal irritiert, wenn die begnadete Kontorsionistin Merkel zeigt
wozu sie ob ihres entfernten Rückgrates fähig ist.
Der Kotau vor Erdogan
ist ein ungeheuerlicher Skandal: Dass sich die Bundesregierung de facto von der
Armenien-Resolution des Bundestages distanziert und damit auf die Erpressung
von Erdogan hin bereit ist, die feststehende Tatsache zu leugnen, dass es vor
100 Jahren in der Türkei einen Völkermord an den Armenierinnen und Armeniern
gab, ist ein ungeheuerlicher Skandal. Eine Regierung, die sich von den USA zu
Sanktionen gegen Russland, zum Wegsehen gegenüber dem Ausspähen ihrer
Bürgerinnen und Bürger durch einen amerikanischen Geheimdienst und nun auch von
Erdogan erpressen lässt, gibt ihre Eigenständigkeit und Souveränität in
beachtlichem Umfang auf. Und wozu das Ganze? Weil Erdogan anderenfalls nicht
erlaubt, dass Bundestagsabgeordnete die auf einem türkischen Militärstützpunkt
stationierten Bundeswehrsoldaten besuchen. Es gibt auch eine souveräne Reaktion
auf Erdogans Erpressung: Die Stationierung wird beendet. Im Übrigen ist dieses
Verhalten der Bundesregierung gegenüber dem Bundestag grundgesetzwidrig. Der
Bundestag steht über der Bundesregierung, sie ist ihm rechenschaftspflichtig
und wird von ihm kontrolliert. Sie hat nicht das Recht, ihn zu negieren, zu
missachten.
Ich
wundere mich, daß sich die aufgebrachten Linken und Grünen jetzt so wundern.
Wer
hat denn ernsthaft erwartet, daß Merkel gegenüber der Türkei auf einmal
knallhart und konsequent wird? Einknicken kann sie wie keine Zweite.
„Abhören
unter Freunden geht gar nicht“ und dann nahm sie achselzuckend weiter das
Treiben der NSA hin, will den Fall noch nicht mal aufklären lassen, weil sonst
Washington verstimmt sein könnte. Daher hält sie die Selektorenliste unter
Verschluss und wagt es nicht Ed Snowden einzuladen.
Erdogan
hat zudem mit 2,5 Millionen Flüchtlingen das ultimative Druckmittel in der Hand.
Selbstverständlich wirft sie sich also vor ihm in den Staub und küsst ihm so
lange die Füße bis er zufrieden ist. (….)
Was also
tun?
Merkel
kann den Unterwürfigkeitslimbo gegen Erdoğan nicht gewinnen.
Das ist
insbesondere dann ein Problem, wenn in Deutschland drei Millionen Türkischstämmige
wohnen, von denen ein erheblicher Teil (60%??? Keiner kennt genaue Zahen) mit
großem Enthusiasmus Erdoğan unterstützt.
Besser
wäre es, wenn die hier lebenden Menschen keine Komplexe kompensieren müssten, weil
sie eben nicht bei Wohnungsgesuchen oder Lehrstellen immer aufgrund ihres
Nachnamens übergangen werden.
Der
Türkische Präsident ist nicht zur Raison zu bringen, aber wenn endlich „unsere
türkischen Mitbürger“ umarmt und aktiv gefördert würden, könnte man sie als
Alliierte im Kampf um die türkische Demokratie einsetzen.
Es
müssen viel mehr Türken in öffentlich sichtbare Vorbildfunktionen. Sie sollen
deutsche Minister, Generäle, Popstars, Künstler, Influencer werden.
Immerhin
einen anatolisch-stämmigen deutschen Parteichef gibt es schon.
CDU und
CSU tun aber wieder einmal das Gegenteil des Richtigen; setzen auf mehr
Ausgrenzung und Zurückweisung.
Nur so
kann man Norbert Röttgens katastrophale und infame Forderungen
zur Doppelstaatsbürgerschaft verstehen.
[……] Röttgen?
Erinnert sich jemand? [……] Jetzt
meldet er sich mit der Forderung zurück, die doppelte Staatsangehörigkeit
abzuschaffen. Der Ärger um Auftritte türkischer Politiker in Deutschland zeige,
wie schlecht "in Deutschland lebende Türken" integriert seien im
Land. Wirklich?
Röttgen tut so, als
fühlten Einwandererkinder sich eher zu Hause in Deutschland, wenn sie sich
zwischen dem deutschen Pass und dem der Eltern entscheiden müssten. Natürlich ist das Unfug. Das
Entweder-oder nationaler Zugehörigkeit fördert bei jungen Leuten oft eher den
trotzigen Rückzug aufs Fremdsein.
[…..]