Samstag, 29. Oktober 2016

Zwei irre Günthers



Ein echtes Problem der Institution EU ist die merkwürdige Tradition der Mitgliedsstaaten zweit- und drittklassiges Personal nach Brüssel und Straßburg zu schicken.
Manchmal wird geradezu der politische Ausschuss, der in der Heimat seine Unfähigkeit nachhaltig bewiesen hatte „nach Europa“ geschickt.
Marine Le Pen, Markus Pretzell, Janusz Korwin-Mikke, Béla Kovács, Jean-Marie Le Pen, Udo Voigt, Hans-Olaf Henkel, Bernd Lucke, Nigel Farage und Trixi Storch sitzen als gewählte Abgeordnete im Europaparlament.
Da hat es Martin Sonneborn verständlicherweise sehr schwer nicht immer wieder als Hort der Vernunft aufzufallen.

Viel schlimmer sind natürlich dummschwätzende Trottellummen wie Günther Oettinger, den Merkel zunächst als mächtigen Digitalkommissar entsandte, obwohl er keine Fremdsprache spricht (allerdings auch kein Deutsch) und das Internet gar nicht kennt. Legendär seine Unfähigkeit zwischen Speichern eines Bildes in der Cloud und posten eines Bildes auf Facebook zu unterscheiden.
Unser brabbelnder Nazi-affine steigt nun zum noch viel mächtigeren Haushaltskommissar und Stellvertreter Junckers auf.

Wes Geistes Kind er ist, zeigte er vor drei Tagen in Hamburg, als er auf Einladung eines Unternehmerverbandes mehr Porzellan zerschlug als Donald Trump in einer Mädchenumkleide.

Wenn Europa nicht in der Lage ist, Freihandelsabkommen erfolgreich zu verhandeln", soll Oettinger nach Angaben von Marquardt gesagt haben. Wenn man dazu nicht in der Lage sei, werde man sehen müssen, wie "Schlitzaugen und Schlitzohren" die Regeln bestimmen. [….]
Oettinger witzelt wiederum über neun chinesische Minister, die in der vergangenen Woche zu Verhandlungen in die EU gereist waren. "Neun Männer, eine Partei. Keine Demokratie. Keine Frauenquote. Keine Frauen, folgerichtig", sagt Oettinger. Auf der Aufnahme ist Gelächter zu hören. "Alle Haare von links nach rechts, mit schwarzer Schuhcreme gekämmt", fügt er noch hinzu.
[….] "Die deutsche Tagesordnung genügt meiner Erwartung an deutsche Verantwortung in keiner Form", sagt Oettinger. Diese Tagesordnung beschreibt er wie folgt: "Die deutsche Tagesordnung mit Mütterrente, Mindestrente, Rente mit 63, Betreuungsgeld, der komischen Maut, die aber nicht kommen wird. Bald noch mit einer Pflicht-Homoehe, wenn sie eingeführt wird." [….]
(SZ 29.10.16)


Namensvetter Günther Beckstein, auch so ein Schwarzer aus Deutschlands Süden, beeindruckt mich heute mit einem unter Comedy-Aspekten geradezu genialen Satz.

"Wer nicht an Gott glaubt, glaubt ja nicht nichts, sondern er glaubt an alle Formen der Scharlatanerie."
(Ministerpräsident a.D. Günther Beckstein)

Hier wird Dummheit geradezu perfekt mit Boshaftigkeit und unfreiwilliger Komik kombiniert!

Chapeau, Beckstein!

Im Kontext wird es noch besser. Beckstein kullerten nämlich die Tränen, als er über den Bedeutungsverlust des Christentums fabulierte.

[….] Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat keine Angst vor einer Islamisierung Deutschlands. "Aber ich habe Sorge vor einer Entchristlichung", sagte der überzeugte Protestant der Passauer Neuen Presse. "Leere Kirchen sind mir die größere Sorge als die Moscheen." Er zitierte dazu Meinungsforscher, denen zufolge bis zu 75 Prozent der Muslime sagen, ihnen sei ihr Glaube sehr wichtig, während weniger als 25 Prozent der Christen dies von sich sagten.
Der christliche Glaube ist für Beckstein außerdem "ein wichtiger Faktor für unsere Leitkultur". [….]

Günther Beckstein, der sich auch gleich als Fan des Urvaters der Hetzer und Antisemiten, nämlich Martin Luther, outet, bewies in seiner politischen Laufbahn immer wieder wie sehr er von Christlichen Werten angetrieben wird.

[….] Martin Luther habe sich bewusst von der Obrigkeit in Rom abgewendet und das Laienpriestertum aller Gläubigen proklamiert. "Das ist für mich einer der entscheidenden Schritte in Richtung Neuzeit. Das Individuum rückt in den Mittelpunkt, das Gewissen", betonte der Mittelfranke. Daraus hätten sich auch später die Menschenrechte entwickelt. [….]

Die Menschenrechte mußten von Konfessionslosen und Atheisten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden!

Als Stoibers Innenminister hatte sich Becksteins stets als Schwarzer Sheriff und Abschiebeminister profiliert, der so hart wie kein anderer gegen Ausländer pöbelte.
Es begann damit, daß er am 14. November 1998 den 14-jährigen Muhlis A. aus Neuperlach wurde Muhlis A. ohne seine Eltern und ohne irgendeine familiäre Bindung in die Türkei abschieben ließ.
Christliche Familienwerte à la Beckstein.
Insbesondere gegen den Bundesinnenminister Otto Schily (1998-2005) profilierte sich Beckstein stets als brutalerer und radikalerer Sheriff.

[….] Christian Ude, SPD über Günther Beckstein: Dieser heize "aus wahltaktischen Gründen Stimmung gegen Migranten an". Beckstein erklärte zur geplanten Moschee in München-Sendling: Wer behaupte, sie füge sich in die Umgebung ein, "dem sage ich, dass er nicht das Empfinden eines halbwegs normalen Menschen hat". Dazu Christian Ude: "Da friert es mich förmlich, wenn ich die Wortwahl des Ministers höre." [….]
(SZ, 4.12.2007, S. 53)

[….] "Bayern hat einen höheren Anteil an Ausländern als der Bundesdurchschnitt. Trotzdem will man zum Beispiel in bayerischen Dörfern nicht, dass neben der Kirche ein Minarett steht, dass der Muezzin mit derselben Lautstärke wie die Glocken ins Dorf ruft." [….]
(SZ 24.4.2001, S.5)

[….] "Wir brauchen weniger Ausländer, die uns ausnützen, und mehr, die uns nützen." [….]
(10. Juni 2000, Focus)

Wie christliche Werte in der Politik funktionieren, erleben wir gerade am Beispiel eines sechsjährigen schwer traumatisierten Jesidischen Jungen, der durch CDU/CSU-Gesetze zwangsweise von seinem Vater getrennt wird.

[….] Es geht um einen heute sechsjährigen Jungen, der Anfang 2015 nach Deutschland kam. Der Junge musste im Irak miterleben, wie seine Mutter getötet wurde. Danach flüchtete er an der Hand einer Tante über das Sindschar-Gebirge - und erreichte später mit ihr gemeinsam Deutschland. Der Vater wurde für tot gehalten, der Rest der Familie ebenso. [….] Der Junge spricht bis heute kein einziges Wort. Daran konnte auch die glückliche Fügung nichts ändern, dass Vertreter des Zentralrats der Jesiden den Vater im Februar 2016 in einem griechischen Flüchtlingslager ausfindig machten. Denn der Moment des Glücks hat sich seither in eine lange Phase des Frusts verwandelt.
Bis heute ist es dem Vater nicht gestattet, seinem Sohn nachzufolgen und nach Deutschland zu reisen. Die deutschen Regeln für den Familiennachzug nach Deutschland sehen selbst in einem so speziellen Fall vor, dass zwar Erwachsene ihre Ehepartner und ihre Kinder nachholen dürfen, nicht aber die Kinder ihre Eltern.
[….] Als Reaktion darauf verließ der Vater das griechische Lager und versuchte, sich über Bulgarien nach Deutschland durchzuschlagen. Das aber führte ihn nicht nach Baden-Württemberg, sondern in ein bulgarisches Gefängnis. [….] So hängt der Fall derzeit fest, mit der Folge, dass bei dem kleinen Jungen bis heute keine Therapie anschlägt. Solange er nicht spreche, so Geisler, "weiß keiner, wie es in dieser Seele aussieht". Dabei gibt es die Chance, den Fall zu lösen. Das räumten am Freitag selbst Experten des Bundesinnenministeriums ein. Dort hieß es, in einem "Härtefall des Härtefalls" gebe es für das Land wie auch den Bund die Möglichkeit von Sondergenehmigungen. Allerdings müsste der Vater dazu in seinem Herkunftsland einen Antrag stellen. Nur: Wer in Bulgarien im Gefängnis sitzt, kann kaum im nordirakischen Erbil ein Schriftstück abgeben. [….]

Ich sage an dieser Stelle DANKE GÜNTHER BECKSTEIN!
Mit solchen Politikern in den obersten Führungsgremien der Kirchen, habe ich große Hoffnungen, daß der Anteil der Kirchenmitglieder, denen „christliche Werte“ wichtig sind, stetig weiter sinken wird.