Als im Jahr 2015 eine überparteiliche Koalition aus Sadisten
in dem womöglich ruchlosesten Akt seit der Nazizeit einen Anschlag auf den Humanismus
verübte, triumphierten die Kirchen.
Sie hatten sich, wieder einmal, Gewalt über die intimsten
und essentiellsten Angelegenheiten des Individuums verschafft.
Nämlich über das Leben an sich.
Ganz in der Tradition der 2016 von Papst Bergoglio
heiliggesprochenen „Hexe von
Kalkutta“, die sich am Leid der Sterbenden ergötzte und ihnen
Schmerzlinderung verweigerte, zwang eine Mehrheit der Bundestagsabgeordneten
ihre bestialische Weltsicht auch der Mehrheit der Bevölkerung auf, die eine
fundamental andere Sicht auf ihr eigenes Leben hat; die Möglichkeit haben
möchte selbstbestimmt zu sterben und dabei nicht nur nicht im Stich gelassen
werden will, sondern Hilfe haben möchte. Hilfe, die ihnen die meisten Bundestagsabgeordneten nicht nur verwehrten, sondern
sogar unter Strafe stellte.
Letzte Woche stellte das Bundesverfassungsgericht diesen
gewaltigen moralischen Skandal ab.
Es drehte aber nicht das Kräfteverhältnis zwischen
Religiösen und Nicht-Religiösen um, indem es etwa diesmal den Gläubigen die
Sicht der Ungläubigen aufgezwungen hätte. Nein, es lässt natürlich den Christen
alle Freiheiten, die sie vorher hatten, sie müssen nichts aufgeben, nichts
ändern und können mit ihren Leben verfahren wie bisher. Es werden lediglich die
Humanisten davon befreit sich auch diesen Vorstellungen einer primitiven
Hirtenkultur zu unterwerfen.
Ein guter und richtiger Schritt von Voßkuhles Jungs.
Aber auch ein unvermeidbarer Schritt der Richter, da in den
vergangenen 2.000 Jahren das Christentum ausschließlich auf der falschen Seite
stand. Alle Menschenrechte mussten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen
erkämpft werden. Frauenwahlrecht, Kinderarbeit, Sklaverei, Homosexualität,
Gleichberechtigung, Leibeigenschaft, Recht der ersten Nacht, Verbot
gemischtrassiger Ehen, Verbot gemischt konfessioneller Ehen, Folter,
Prügelstrafe, Vergewaltigung in der Ehe, Glaubensfreiheit, Kinderehen,
Kolonialismus, Untertanengeist, Bildungsfeindlichkeit, Pressefreiheit. Immer
vertraten die Christen die unmenschlichste Position.
Sie segneten Waffen, verlangten Kreuzzüge, ließen weltweit
foltern und morden. Inquisition, Hexenverbrennung, Auto Dafés.
Auch im Jahr 2020 sind es die organisierten Christen, die in
den USA vehement für Militär, Waffenbesitz, Trump, Folter, Rassismus und gegen
Feminismus, Homorechte, Umweltschutz oder Tierrechte agitieren.
Eine Organisation, die nach 2.000 Jahren eine derartig
negative Leistungsbilanz aufweist, mehr Kriege als jede andere Ideologie
anzettelte, mehr Menschen als Hitler umbrachte, gegenwärtig weltweit
damit beeindruckt Myriaden Kinder sexuell missbraucht zu haben und deren Vergewaltiger
schützt, hätte allen Grund dankbar zu sein, vom Verfassungsgericht nicht
verboten worden zu sein. Sie behalten all ihre Privilegien, lassen sich mit
Milliarden Euro auch von atheistischen Steuerzahlern finanzieren.
Demut und Reue wäre angezeigt.
Allerdings nicht bei Matthias Drobinski, dem notorisch
larmoyanten Kirchenredakteur der Süddeutschen Zeitung.
Er verfällt in das typische Muster all seiner Artikel: Ein
einziges Aufseufzen über den Machtverlust der Kirchen, die sich nun
infinitesimal umorientieren müssten, um ihre Ideologie auch weiterhin maximal
durchzusetzen.
[…..] Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe hat in der
vergangenen Woche in aller Schärfe gezeigt: Die Positionen und ethischen
Maximen der christlichen Kirchen haben jene selbstverständliche Wirkkraft
verloren, die sie in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg hatten, im Guten
wie im Schlechten. Es waren allen voran die Kirchen, die sich für ein Verbot
von Sterbehilfevereinen einsetzten und dafür, dass der assistierte Suizid nur
in Grenzfällen möglich ist; eine große Mehrheit im Bundestag hat 2015 ein
Gesetz beschlossen, das dem Rechnung trägt. […..] Es werden verschiedene Sterbehilfevereine ihre Arbeit aufnehmen. Der
Gesetzgeber wird versuchen, dazu strenge Regeln aufzustellen, die Vereine
werden dies im Zweifel bekämpfen, im Rücken die Maxime des Verfassungsgerichts:
Der freie Wille zum Tod steht über allem. […..] Trotzdem hat sich etwas verschoben. Das Verfassungsgericht macht
letztlich mit umgekehrten Vorzeichen das, was die Kirchen lange taten: Es
erklärt die Grauzonen für inexistent, die den meisten, ja fast allen
Todeswünschen zu eigen sind. Für die Kirchen war der Selbstmord eine Todsünde,
die, ohne Zweifel, direkt in die Hölle führte. […..] Es gab Kirchenvertreter, die gegen jegliche Freigabe der Sterbehilfe
einwandten: Es müssen leider am Ende des Lebens einige leiden, damit die
Gesellschaft insgesamt nicht auf die schiefe Bahn gerät. […..] Die Zeit dürfte vorbei sein, in der sich die
Urteile des Bundesverfassungsgerichts selbstverständlich in der Nähe der
kirchlichen und christlichen Normvorstellungen bewegten. Den Christen weht da
der raue Wind der beginnenden Minderheitensituation entgegen. Das ist aber auch
eine Chance: Sie können sich mit der Kraft ihrer eigenen Überzeugungen und des
eigenen Beispiels der Debatte stellen. […..] Und sie können dem mit Respekt begegnen, der sich für den Tod
entscheidet. Als Akt der Nächstenliebe. […..]
Wie kommt Drobinski auf die Idee, es wäre sinnvoll die
Kirchen in ethischen Belangen nach 2.000 Jahren des Totalversagens überhaupt
noch zu fragen?
(Shout out an den großartigen Matthias Krause für den Gedanken.)
(…..) Eins der größten Rätsel des
deutschen Journalismus wird für mich immer die Frage sein, wieso sich die an
sich hochvernünftigen SZ-Chefredakteure
Heribert Prantl, Kurt Kister und Wolfgang Krach immer noch den frommen Katholiken Matthias Drobinski,
52, als Redakteur halten.
Nicht nur, daß es ohnehin völlig
absurd ist einen hochbefangenen Kirchenfuzzi über
Kirchenthemen schreiben zu lassen, so ist Drobinski auch noch von einer
schweren Echolalie befallen und schreibt in seinem stets larmoyanten Ton auch immer wieder
das Gleiche:
Hach, wie traurig, die Kirche verliert Mitglieder und die Pfaffen sind frustriert. Dabei ist Franzl doch so super. Menno! Es kann aber nicht nur am Zölibat meiner heißgeliebten katholischen Kirche liegen, weil die Protestanten mindestens genauso schrumpfen. (Ätschibätsch)
Die Ursachen für das Wegsterben des kirchlichen Lebens sind also
irgendwie ganz kompliziert. Das ist eine große Aufgabe für die Bischöfe und
alles ist ganz furchtbar traurig, weil die Kirche doch so wichtig ist!
Die SZ verfügt über einige der
besten Edelfedern Deutschlands – was wäre es für eine Wonne, wenn man auch zu
kirchlichen Themen Spitzenjournalismus aus München bekäme. (…..)
So ist das eben mit Religioten. Sie leiden an einer schweren
Inselverarmung und sind rationalen Argumenten nicht zugänglich.