Manche
Trends sind nicht schlecht.
Was ich
lange Jahre nur von als sehr verschroben geltenden Sonderlingen kannte, daß sie
sich wie David Sedaris privat daran machen Wald und Watt aufzuräumen,
wird neuerdings zum echten „Movement“.
Mehrere
Jahre später sprang sogar die Hamburger CDU auf den Trend auf und inszenierte
sich für ihre hinter dem Mond lebende Anhängerschaft als moderne
Großstadtpartei mit Ökogewissen.
[…..]
Plogging heißt der Trend aus Schweden,
mit dem die CDU den Elbstrand sauberer machen will. [….]
Etwas
erbärmlich natürlich, wenn die Mitglieder der Partei, die am hartnäckigsten
ökologische Politik in Deutschland behindert in ihrem Habitat, dem teuersten
Stadtteil Hamburgs, am Blankeneser Strand, vor der Kamera einer konservativen
Zeitung posierend diese offensichtliche Inszenierung abzieht, aber immerhin.
Auch das
deutsche Mülltrennen bringt nicht viel, wenn wir weiterhin Europameister im Müllproduzieren sind, aber
es ist dennoch wichtig das geschaffene Problembewußtsein der Menschen zu
erhalten.
[….]
Müll-Meister Deutschland
Wie sind europäischer
Spitzenreiter im Kunststoffverbrauch - 213 Kilo Verpackungsmüll pro Jahr. Dabei
ist es noch nicht lange her, da haben wir der Welt erklärt, wie Mülltrennung
funktioniert. […..]
Daher
echauffiere ich mich auch nicht allzu laut darüber, daß die mit Pfand
versehenen Plastik-Wasserflaschen, die meine Mitbürger artig in die Supermärkte
zurück tragen, sowieso sofort geschreddert und nicht etwas wie Glas-Flaschen
wiederverwertet werden.
Ein „ist
doch eh alles egal“-Gefühl wäre noch schlimmer.
Die
Tropfen auf die heißen Steine sind notwendig als erste Schritte.
Eine
winzige Minderheit der Deutschen verhält sich schon sehr umweltbewußt, kauft
regional, verzichtet auf Flugreisen und vermeidet konsequent Verpackungsmüll.
Keine Partei,
auch nicht die Grünen, wagt es deutlich auf die schlimmsten Klimasünden
hinzuweisen – Kinder kriegen und in den Urlaub fliegen – weil die Deutschen
viel zu dumm sind, um das als Tatsache hinzunehmen. Sie echauffieren sich und
würden so eine Partei nicht wählen.
Noch
nicht.
Langfristig
wird aber ohnehin kein Weg dran vorbei führen die Überbevölkerung und den
Kerosinverbrauch als Megaprobleme zu akzeptieren – oder eben daran zu Grunde zu
gehen.
Andere
ökologische Verhaltensweisen dringen langsam von einer Speerspitze auf breitere
Bevölkerungsspitzen vor.
Es
halten sich noch nicht viele Menschen dran, aber immerhin wissen doch schon
einige, daß es besser ist, wenn man als Hamburger Äpfel aus der unmittelbaren Umgebung
(Altes Land!) als die eingeflogenen Braeburns als Neuseeland kauft. Lieber
Spargel aus Brandenburg – und zwar nicht den aus der Folienwirtschaft – als den
aus Chile.
Lieber
Erdbeeren von regionalen Anbietern, als die aus Südafrika, die pro Schälchen
auch noch einen Liter subventioniertes Flugbenzin direkt in die empfindlichsten
Schichten der Atmosphäre blasen.
Es gibt
Firmen wie Manufactum (gehört inzwischen OTTO) oder
Trigema, die Billigprodukte, die man üblicherweise aus Asien in Massen
einführt, nachhaltig in Deutschland produzieren.
Fast
alle Lebensmittelläden bieten inzwischen Alternativen zu Plastiktüten an.
Bei REWE und EDEKA kann man inzwischen sein Obst nur noch in Papiertütchen verpacken.
Bei REWE und EDEKA kann man inzwischen sein Obst nur noch in Papiertütchen verpacken.
Greenpeace-Energy, die ich aus eigener Erfahrung als besonders service-orientiert
empfehlen kann, bietet aus Wind gewonnene Elektrizität an.
Man kann
also durchaus seinen Computer und den Kühlschrank ohne Atom- und Kohlstrom
betreiben.
Endlich,
Jahrzehnte zu spät, aber immerhin, beginnt zB EDEKA auch damit
Mehrwegverpackungen an den Frische-Theken auszuprobieren.
[…..]
Käse, Wurst und Fleisch werden bei Edeka
an der Frischetheke bislang in Papier eingeschlagen und dann in eine Tüte
gesteckt. Diesen Verpackungsmüll will die Supermarktkette reduzieren und testet
Mehrwegboxen. [….]
In
mancherlei Hinsicht sind wir sogar schon recht weit.
So war
in meiner Jugend die Dünnsäureverklappung in der Nordsee ein regionales
Großthema, das die nächste Generation vielleicht gar nicht mehr kennt. Bei der
Farbproduktion fielen gewaltige Mengen mit Titandioxid verunreinigte
Schwefelsäure an, die von den Chemiekonzernen einfach in Tankschiffe gefüllt
und auf dem Meer abgelassen wurden.
Das geht
jetzt nicht mehr – dank der Greenpeace-Kampagne.
Und die
Mädels und Jungs im Cuxhavener Havarie-Kommando blicken mit Argusaugen auf
Containerschiffe, die es wagen die teure Entsorgung von Restöl und anderen
Abfällen im Hafen zu sparen und das einfach in der Nordsee verklappen. Die
bekommen sofort Besuch und saftige Strafen.
Es gibt
auch keine Ozonschicht-zerstörende Deos und Haarsprays mit FCKW-Treibmitteln
mehr.
Andere
Umweltsünden beginnen gerade erst in unser Bewußtsein vorzudringen.
Jährlich
werden über 100
Milliarden Kleidungsstücke hergestellt.
So
billig und unter so ausbeuterischen Bedingungen, daß wir dermaßen viel davon
importieren, um sie im großen Maßstab gleich wieder zu vernichten.
Allein
Amazon vernichtet jeden Tag Neuwaren im Wert von 23.000,- EURO.
Lagern oder
verschenken wäre unwirtschaftlich, also laufen in allen Warenlagern große
Schredder.
[…..] Der Onlinehändler Amazon vernichtet
offenbar massenhaft Retouren und neuwertige Produkte. Interne Produktlisten,
Fotos und Aussagen von Mitarbeitern belegten, dass in großem Umfang Güter aller
Art in den deutschen Logistiklagern entsorgt würden, berichten das ZDF-Magazin
"Frontal 21" und die "WirtschaftsWoche". Eine
Amazon-Mitarbeiterin habe berichtet, dass sie jeden Tag Waren im Wert von
mehreren Zehntausend Euro vernichtet habe. Dazu gehörten beispielsweise
Kühlschränke, Wasch- und Spülmaschinen, Handys, Tablets, Matratzen und Möbel. [….]
Glücklicherweise boykottiere ich
Amazon schon seit vielen Jahren konsequent.
Anderenfalls würde ich jetzt damit
beginnen.
Man überstütze bitte eine Unterschriftenkampagne
zum Thema.