Freitag, 8. Juli 2016

Explosive Stimmungsmacher


Im Norden und Westen Europas, in den USA gibt es diese neue Klasse von bornierten Politfatalisten, die angestachelt von ihre braun-inzestuösen Informationsinzestblasen in den sozialen Netzwerken nur noch hassen.
Angefeuert durch mehr oder minder subtile Tweet-Trigger fühlen sie sich berechtigt, mitunter sogar verpflichtet auch mit Gewalt gegen Minderheiten, Schwache, anders Aussehende vorzugehen.
Leider formiert sich nirgendwo eine seriöse Gegenöffentlichkeit, weil die Linke in vielen Ländern unter Generalverschiss steht.
Die stark meinungsprägenden stramm rechten Medienriesen in den USA, England und Deutschland tun ihr übriges; insbesondere wenn die klassisch-öffentlich-rechtliche Presse so versagt, wie die Britische gegenüber den Brexiteer-Lügen oder die Deutschen ARDZDF-Talkshows, die jede rechte Raspelrübe sofort einladen und hofieren, wenn sie einen tiefbraunen Furz gelassen hat.

Es gibt keine allgemein anerkannten Figuren mehr, die gesellschaftlich Weichen stellen können.
Das Kaliber Glotz, Grass, Böll, Habermas, Dönhoff, Brandt, bzw in den USA Sontag, Vidal, Chomsky, stirbt aus; ist weitgehend schon ausgestorben.

Es wird immer leichter für Typen wie Storch, Farage, Trump oder Höcke die Viertel- und Fünftel-Gebildeten mit ihrer allgemeinen Unzufriedenheit abzuholen.
Die heutigen Rattenfänger machen nur noch Stimmung gegen andere, gegen das Establishment; allgemein dagegen.
Sie wollen durch diese Stimmungsmache selbst mächtig werden, ohne aber den Funken eines konstruktiven Gedankens in den politischen Raum einzubringen.
Es ist nur folgerichtig, daß sich neorechte Bewegungen wie die AfD-BW binnen kürzester Zeit zerlegen, daß ihre Führungsfiguren wie Johnson und Farage jämmerlich scheitern und davon laufen, wenn es ernst wird.
Diese Leute setzen auf Destruktion und Obstruktion.
Konstruktion ist ihnen zutiefst wesensfremd.

Ihre in den Gehirntod aufgepeitschten Anhänger halten inzwischen Destruktion für eine ausreichende Lösung.
Merkel, Maas, die Altparteien, die EU, Washington, der Kongress – alles muß weggefegt werden. Fertig.
Keiner denkt mehr weiter als bis zu seiner Nasenspitze.
Trump konnte sich gegen 16 Konkurrenten durchsetzen, indem er sie ausschließlich beleidigte und bei konkreten Fragen auf seine Penisgröße und sein Bankkonto verwies.
Zig Millionen Amerikanern reicht das offenbar als Qualifikation.
Wichtig ist ihnen nur der Eindruck, daß Trump bösartig und potent genug ist, um „die da oben“ alle zur Hölle zu jagen.

Die neue Frontlinie verläuft nicht mehr zwischen Links und Rechts, zwischen reich und arm, sondern zwischen doof und klug.
Zwischen denjenigen, die ihre eigenen Vorurteile im Internet verstärken und den anderen, die versuchen das Gesamtbild zu sehen.
Typischerweise sagen die überzeugtesten Trump-Anhänger, sie würden am zweitliebsten Sanders wählen, wenn Trump ausscheiden sollte.
Sanders verkörpert nach Trump am meisten das „Dagegen-Gefühl“.
Erfahrung, Kompetenz, Planung – wozu soll das gut sein?
Während die Linken heimatlos sind, weil die gemäßigt linken Parteien aus Furcht vor den rechten Populisten verstummen und die extremer Linken selbst zu populistischen Tönen wider die Fremden, die Einwanderer, die Etablierten neigen, haben es die Rechten einfacher.
Ihnen reicht es ja die Linken zu ärgern.

Rechte Intellektuelle und Journalisten, die konstruktiv denken, eigene Lösungswege vorlegen, sind ebenfalls ausgestorben. Schade.
Heutige rechte Denker genügen sich darin Linken ans Bein zu pinkeln.

Zum Beispiel der Rechte vom Dienst beim SPIEGEL.
Jan Fleischhauer, dessen Kolumnen regelmäßig online und in der gedruckten Ausgabe erscheinen.
Ich bin eigentlich ein Freund des Prinzips mehrere Kolumnisten mit klar gegensätzlichen Überzeugungen schreiben zu lassen.
Der linke Augstein gegen den rechten Fleischhauer.
Das könnte für den Leser interessant werden.

Leider wird es das aber nie wirklich, weil Fleischhauer immer mehr verbrodert und sich an seinen eigenen Bosheiten so erfreut, daß auch er den konstruktiven Aspekt seines journalistischen Schaffens inzwischen begrub.

Kostprobe?
Vor einem Monat fragte Fleischhauer angesichts des immer widerlicher werdenden Trumps, wieso der eigentlich nicht bei deutschen Linken beliebt wäre.
Man teile doch die gleichen Ansichten.

[….] Was haben sie auf der Linken bloß gegen Donald Trump? Raus aus der Nato, Annäherung an Russland, nie mehr Weltpolizist: Vieles von dem, was Trump will, wird bei uns seit Langem auf Friedensdemos gefordert.
[….] Einer der wenigen Politiker, die er respektiert, ist Wladimir Putin. Der russische Präsident sei ein starker Führer, der viel für sein Land tue. Es sei falsch, einander als Feinde zu sehen, das müsse aufhören, meint Trump.
[….] In den Zeitungen steht, was für eine Gefahr für den Weltfrieden ein Wahlsieg des amerikanischen Milliardärs bedeuten würde. Man kann dort jeden Tag lesen, wie engstirnig, rückschrittlich und bigott seine Vorstellungen seien. Ich verstehe die Kritik nicht ganz. Ich habe beim Lesen nämlich eine Entdeckung gemacht: Vieles, was Trump fordert, findet sich so oder so ähnlich auch bei der Linkspartei und ihren publizistischen Bannerträgern. [….]

Man fragt sich was wohl in dem kleinen Jan so vorgeht, wenn er so eine Kolumne abliefert.
Freut er sich einfach darüber den Linken eins reingewürgt zu haben, oder befürchtet er doch, daß man nach zehn Sekunden Nachdenken bemerkt, was für einen Unsinn er geschrieben hat.

Der Blick in die Titanic genügt:

Peace, Jan Fleischhauer!
»Was haben sie auf der Linken bloß gegen Donald Trump? Raus aus der Nato, Annäherung an Rußland, nie mehr Weltpolizist: vieles von dem, was Trump will, wird bei uns seit langem auf Friedensdemos gefordert«, schrieben Sie an üblicher Spon-Stelle. Wir verstehen: Waterboarding wiedereinführen, die »Scheiße aus Isis rausbomben« und jemanden auf der New Yorker 5th Avenue erschießen – exakt mit diesen Forderungen liegen uns die hiesigen Haßhippies ja seit Jahren in den Ohren.
Uns fällt da übrigens noch eine andere Parallele ein: Vieles von dem, was Sie machen (Fakten ausblenden, Quatsch faseln und dabei selbstsicher dreinglotzen), macht der Trump seit langem auch, Genosse Fleischhauer!
Peace out!

In der Tat, Rassismus, ständige Beleidigungen, chronisches extremes Lügen, Frauen als „fette Schweine“ bezeichnen, sich über Behinderte lustig machen, Schüler bewaffnen, antisemitische Tweets absetzen, für Folter und Krieg plädieren, sind nicht die klassischen linken Themen, Herr Fleischhauer!