Warum
nur bin ich damit geschlagen ein Sozi zu sein?
Und das
auch noch im Zeitalter der sozialen Medien, in dem sich jedes Parteimitglied
über „die da oben“ und mangelnde Mitsprache beklagt, während man aber genau das
tut – bei allem mitreden und auf Facebook/Twitter zu jedem Pipifax seinen Senf
dazu gibt.
Als ob
zu den goldenen Zeiten Willy Brandts in den 1960ern und 1970ern die 1,1
Millionen SPD-Mitglieder immer in Echtzeit über jede Petitesse per Tweet und
Email informiert worden wären und alles kommentieren konnten.
Gleichzeitig
sinkt aber die Aufmerksamkeitsspanne auf Trump-Niveau herab.
Mit
Gerd-Schröder wird einzig und allein „HartzIV“ verbunden. Ganz so, als ob er
nur aus Bosheit Bundeskanzler geworden wäre und sofort systematisch den Armen
schaden wollte.
Dabei hat Schröder so viel erreicht, das jetzt vergessen ist.
Es ist
keine Kleinigkeit weltweit Vorkämpfer gegen den massenmörderischen Irakkrieg zu
sein, nach über 50 Jahren endlich an die in Deutschland versklavten
Zwangsarbeiter zu denken und damit zu beginnen die Ehe für alle zu öffnen.
Dazu schreibt
ein SPD-Mitglied aus dem linken Bremerhavener Verband:
SCHRÖDER sieht nur sich und nicht das Volk! Sein eigener Hintern ist ihm am nähesten
(Susy
S., 29.10.17)
Ausgerechnet
Schröder so etwas zu unterstellen, ist nicht nur bösartig, sondern insbesondere
auch faktisch falsch.
Er hat die
Agenda und die vorgezogenen Neuwahlen angesetzt, weil er es für Deutschland
absolut notwendig hielt und eben gerade nicht an sich und sein Amt dachte,
sondern die Interessen des Landes vor seine Persönlichen stellte.
Das ist
das Paradebeispiel von "NICHT am Sessel kleben" sondern etwas für richtig
Erachtetes durchzuziehen, auch wenn man weiß damit sein Bundeskanzleramt zu
verlieren.
So viel
Selbstlosigkeit ist bei der allseits beliebten Merkel undenkbar.
Große
Aufregung auch um ein WDR-meme, welches sich mit den vier Stunden
Sonntagsarbeitszeit beschäftigt, die viele Verkäufer dieses Jahr zu leisten
haben, weil der 24.12. auf einen Sonntag fällt.
Die
arbeiterfreundlichen Basis-Sozis sind fürchterlich empört und drohen mit
Boykott.
Aufruf zum Boykott!
Bitte geht nicht mehr
an heilig Abend einkaufen, gönnt dem Personal auch mal ein langes Wochenende.
Laßt den Umsatz in den Keller purzeln damit so etwas nicht wiederholt wird.
+++ teilen
ausdrücklich erwünscht +++
# darüber nachdenken
ist auch erwünscht.
Die
brutale homophobe und misogyne Religion "Christentum" ist ohnehin
schon mit Feiertagen überrepräsentiert und nun soll ich mich ereifern, weil sich
zwei Christen-Rudimente gegenseitig in die Quere kommen?
Die
Sonntagsruhe geht auf ein Gebot des christlichen Gottes zurück.
"Sechs Tage
sollst du deine Arbeit tun; aber des siebenten Tages sollst du feiern, auf daß
dein Ochs und Esel ruhen und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich
erquicken."
(2.Mose
23:12)
Derselbe
Gott feiert aber im Jahr 2017 Geburtstag an einem Tag, an dem man nicht arbeiten
soll, aber um ihn zu ehren irgendwie auch einkaufen soll.
1.)
Ich will
meine Wochenplanung nicht von christlichen Vorgaben abhängig machen.
2.)
Wieso
denken altgediente linke Sozis immer noch flexible Arbeitszeiten und lange
Ladenöffnungszeiten richteten sich gegen die Arbeitnehmer?
Ich behaupte, das Gegenteil ist der Fall. Insbesondere in einer Single-Stadt wie Hamburg freuen sich nicht nur die Kunden, wenn sie auch um 22.00 Uhr in den Supermarkt gehen können, sondern für viele Verkäufer ist das auch sehr willkommen. Sie arbeiten deswegen ja nicht mehr, sondern haben dafür zu einer Zeit frei, in der sie mehr damit anfangen können. Außerdem sind die klassischen Nebenjobs, beispielsweise für Studenten, gar nicht möglich, wenn Geschäfte nur Mo-Fr, 10.00-18.00 Uhr aufhaben, weil sie zu den Zeiten an der Uni sein müssen.
Ich behaupte, das Gegenteil ist der Fall. Insbesondere in einer Single-Stadt wie Hamburg freuen sich nicht nur die Kunden, wenn sie auch um 22.00 Uhr in den Supermarkt gehen können, sondern für viele Verkäufer ist das auch sehr willkommen. Sie arbeiten deswegen ja nicht mehr, sondern haben dafür zu einer Zeit frei, in der sie mehr damit anfangen können. Außerdem sind die klassischen Nebenjobs, beispielsweise für Studenten, gar nicht möglich, wenn Geschäfte nur Mo-Fr, 10.00-18.00 Uhr aufhaben, weil sie zu den Zeiten an der Uni sein müssen.
3.)
Wißt Ihr
Sozis eigentlich wie viele Millionen Menschen ganz regelmäßig sonntags
arbeiten? Pfleger, Krankenschwestern, Chirurgen, Taxifahrer, Blumenverkäufer.
Köche, Polizisten, Seeleute, Busfahrer, ich, Feuerwehrleute, Musiker, Gastronomen,
Kellner, Putzfrauen, Straßenbahnfahrer, etc.
Bei
Verkäufer geht es nun um einen einzigen Sonntag im Jahr 2017 und da auch nur um
vier Stunden. Zudem sind die beiden folgenden Tage – Montag und Dienstag
(=Erster und Zweiter Weihnachtstag) – ganz frei für sie.
Insbesondere
in Pflegediensten arbeiten nicht wenige Menschen und die müssen an jedem
Feiertag und Sonntag da sein. Auch am ersten und zweiten Weihnachtstag, wenn
die Verkäufer schon wieder chillen können.
Wieso
wird nun ausgerechnet um Verkäufer mit einer vergleichsweise minimalen
Zusatzarbeit so ein Theater veranstaltet?
Wieso
ich trotz der Deppen an der Sozi-Basis noch Mitglied bin?
Natürlich weil die Basismitglieder anderer Parteien noch größere Deppen sind und man außerhalb der Parteien noch viel weniger bewirken kann.
Natürlich weil die Basismitglieder anderer Parteien noch größere Deppen sind und man außerhalb der Parteien noch viel weniger bewirken kann.
Zudem
kann man bei Sozis ob der tradierten 150 Jahre alten Grundsätze sicher sein,
daß die meisten keine Ausgrenzung, Entrechtung anderer, keinen Rassismus,
keinen Chauvinismus und keine Überheblichkeit akzeptieren.
Ich
behaupte, die Arschloch-Quote unter SPD-Mitgliedern ist verglichen zu anderen
Parteien minimal.
Sozis
fiele nicht ein sich als „Partei der Besserverdienenden“ zu inszenieren oder
dumpfem Rassismus zu frönen.
Grundsätzlich
eher gute Menschen, die nicht ihren Ressentiments gegen Dunkelhäutige frönen
oder Homosexuelle ausgrenzen, sind allein deswegen leider noch nicht
automatisch klug und haben immer Recht.
Alle
Menschen, außer mir natürlich, irren sich gelegentlich.
Da muss
man zufrieden sein, wenn man sich unter Leuten bewegt, die weniger Unsinn als
andere verbreiten.
Zu allem
Übel kam gestern auch noch die Parteizeitung „Vorwärts“
hier vorbeigeflattert, die ich ausnahmsweise von A bis Z durchlas.
Erst ein
langer Aufsatz von Martin Schulz, dann einer von Hubertus Heil und schließlich ein Interview mit Andrea Nahles.
Letztere
ist bekanntlich meine Intimfeindin und ich halte sie für extrem ungeeignet als
SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende.
Erschreckenderweise
sind ihre Aussagen noch die Sinnvollsten.
Martin
Schulz hingegen versteht es auf zwei Zeitungsseiten Text nicht einmal konkret
zu werden und lediglich Floskeln aneinander zu reihen.
Die
inzwischen so hohlen Sozi-Lieblingsworte „anpacken,
zupacken, Neustart, Erneuerung, neu denken, Zukunft, Signale setzen, gemeinsam,
ehrlich, wir, große Herausforderungen“ verwendet Schulz reichlich.
Was das konkret
heißen soll, sagt er nicht.
[…..]Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen unserer jüngeren
Parteigeschichte: Eine fundamentale und tiefgreifende
Erneuerung unserer Partei ist unabdingbar, wenn wir langfristig wieder erfolgreich sein wollen. Unser Neustart wird umfassend sein […..]
Wahlniederlagen
senden deutliches Signal
[…..]
dass wir vor einer der größten Herausforderungen unserer jüngeren Parteiengeschichte
stehen. Das niederschmetternde Ergebnis bei der Bundestagswahl […..] sind ein sehr deutliches Signal an uns: Eine fundamentale und tiefgreifende Erneuerung unserer Partei
ist unabdingbar, wenn wir langfristig wieder erfolgreich sein wollen.
[…..]
2017 muss symbolisch stehen […..] als Neuanfang
für die SPD, den Start eines Prozesses, der uns besser macht, durch den wir uns neu aufstellen und der unsere
Partei wieder mehrheitsfähig macht. […..] Unser Neustart wird
umfassend sein – organisatorisch, strukturell, strategisch. […..] Eines
ist mir dabei wichtig: dass wir von der Vergangenheit lernen, aber dass wir uns
vor allem auf die Zukunft
konzentrieren.
[…..]
Genau darum muss es uns gehen: um unsere Erneuerung und Modernisierung.
[…..]
Ich möchte, dass sich an diesem Erneuerungsprozess so viele Menschen
wie möglich beteiligen […..] Ausgangspunkt
muss die Analyse sein, wie sich unsere Welt in den vergangenen Jahren verändert
hat und was unsere Vision einer
besseren, gerechteren und zukunftsfähigen
Gesellschaft ist. […..] Es geht
um eine optimistische Vision der Zukunft. […..] wir müssen uns auch weiterentwickeln und mutig die Zukunft beschreiben. […..] In
den nächsten Jahren geht es um die Zukunft
der Sozialdemokratie – in Deutschland, aber auch in ganz Europa. […..] Wenn
uns der mutige Aufbruch gelingt,
werden unserem großartigen Erfolg in
Niedersachsen bald auch wieder Erfolge
bei Bundestagswahlen folgen. Vor uns liegt viel Arbeit. Lasst sie uns gemeinsam
anpacken! [….]
Soll das
ein Witz sein? Nach der guten alten Regel „Fünf Euro ins Phrasenschwein“, wäre
die Sozi-Sau aber schlachtreif.
Wer
schreibt ihm so ein Nichts? Er wird das doch hoffentlich nicht selbst verfasst
haben?
Das ist ein linguistisches Lehrbeispiel dafür wie man es nicht machen sollte.
Aneinandergereihte
Phrasen aus einem billigen Management-Motivationsseminar, die gut klingen, aber
alles und nichts bedeuten können.
Nach
einem guten Monat Analysezeit ist Schulz nicht mehr eingefallen als diese
Null-Aussagen, die jeder unterschreiben kann und denen niemand widersprechen
würde?
Etwas
erschreckend, daß sowohl der linke Flügel mit dem 12-Punkte-Plan von Ralf Stegner, als auch
die Analyse des rechten Scholz-Flügels viel
besser und fundierter erscheinen, als das elende Blabla des Parteichefs.
Ich
befürchte, wir werden Mr. 100% austauschen
müssen, wenn wir irgendwann mal wieder eine Bundesregierung stellen wollen.
Das kann
ja was werden beim kommenden Bundesparteitag vom 07.-09.12. im CityCube in
Berlin.