Selbst Tulsi Gabbard – und die ist als praktizierende
Vaishnava im Brahma-Madhva-Gaudiya-Sampradaya selbst für amerikanische
Verhältnisse ziemlich irre – hat es eingesehen. Sie zieht ihre
Präsidentschaftskandidatur zurück und unterstützt Joe Biden, weil er
mathematisch der einzig mögliche Trump-Herausforderer
ist.
In Demokratien mit indirektem Verhältniswahlrecht wie in Deutschland
– wir wählen weder den Bundeskanzler, noch den Bundespräsidenten direkt,
sondern bestimmen die Zusammensetzung des Bundestags und der Bundesversammlung –
kann es sinnvoll sein als kleinere Spartenpartei bis zum Ende durchzuhalten.
Mit der Wahl der FDP 1980 trug man zu den entscheidenden
Stimmen bei der Kanzlerwahl Helmut Schmidts bei. Wer 2002 die Grünen wählte,
stimmte für Gerd Schröder.
Im US-amerikanischen prähistorischen Wahlmänner-System,
herrscht ein reines Mehrheitsrecht.
Mit dem System wären alle FDP-Stimmen von 1980 gestrichen
worden und Franz-Josef Strauß wäre Bundeskanzler geworden.
In einem US-Bundesstaat kann man theoretisch mit 1+1
Stimmen, die gesamte Macht, also 100% der Wahlmänner gewinnen.
In der Praxis bedeutet das in dem zwei-Parteiensystem, daß
eine der Parteien fast sicher einen vollständigen Sieg davon trägt, wenn ein
unabhängiger Kandidat antritt, der der anderen Partei ein paar Stimmen
wegnimmt.
Bill Clinton profitierte 1992 von dem knorrigen erzkonservativen
texanischen Öl-Milliardär Ross Perot.
Er holte 45 Millionen Stimmen, die 43% der Stimmen
entsprachen und gewann damit 370 Wahlmänner, also eine satte absolute Mehrheit
von 69% im entschiedenen Wahlmännergremium.
Möglich wurde diese enorme Ergebnisverzerrung durch den
unabhängigen Perot, der fast 20 Millionen Stimmen, also 19% absolut holte, aber
durch das Mehrheitswahlsystem Null Wahlmänner erhielt.
Der amtierende Präsident George H. Bush war mit 39 Millionen
(=38%) der abgegebenen Stimmen nur auf 168 Wahlmänner gekommen.
Politisch waren sich Perot und Bush viel näher. Mutmaßlich
wäre der damals noch unbedarfte Gouverneur aus Arkansas nie Präsident geworden,
wenn Perot seine völlige Chancenlosigkeit begriffen und Bush unterstützt hätte.
Immerhin; wie sich herausstellte, war Bill Clinton ein
Naturtalent, brachte wie versprochen die Wirtschaft in Schwung und wurde 1996
mit 47 Millionen Stimmen (=49,2%) wiedergewählt. Perot war erneut angetreten, holte
aber nur acht Millionen Stimmen.
Daß ein konservativer Außenseiter den liberaleren Kandidaten
begünstigt, ist ungewöhnlich.
Normalerweise sind es linksliberale Sturköpfe, die den
Konservativen helfen.
Im Jahr 2000 gewann bekanntlich GW Bush mit 50,4 Millionen
(=47,9%) gegen Al Gore mit 51 Millionen (=48,4%) Stimmen.
Florida hatte die Wahl entschieden:
Bush: 2.912.790, Gore: 2.912.253, Nader: 97.488
Bush: 2.912.790, Gore: 2.912.253, Nader: 97.488
GWB hatte mit gut 500 Stimmen alle 25 Wahlmänner des Staates
geholt. Der Grüne Ralph Nader errang fast 100.000 Stimmen für die Mülltonne,
mit denen er den späteren Kriegstreiber und Verursacher einer
Megaweltfinanzkrise Bush zum Präsidenten machte
Insgesamt erreichte Nader 2.883.105 Stimmen und war damit
der Wegbereiter der Ära Bush.
Der vollkommen uneinsichtige Nader trat 2004 wieder an,
holte aber nur noch 465.650 Stimmen.
Die am stärksten durch das Wahlrecht verzerrte Wahl war
2016:
Donald Trump: 62.984.825 Stimmen = 46,09% = 304 Wahlmänner
Donald Trump: 62.984.825 Stimmen = 46,09% = 304 Wahlmänner
Hillary Clinton: 65.853.516 Stimmen = 48,18 % = 227 Wahlmänner.
Wieder waren es die kleinen, liberaleren Parteien, die dafür
sorgten, daß Trump gewann. Sie hatten keinerlei Chancen auf einen einzigen
Wahlmann, nahmen aber Clinton die entscheidenden Stimmen weg.
Besonders hart muss man die Grüne Jill Stein kritisieren,
die dafür sorgte, daß Trump alle Wahlmänner im Rustbelt holte.
Gary Johnson,
Libertarian Party, 4.489.221 Stimmen; 3,28 %
Jill Stein, Green Party, 1.457.216 Stimmen, 1,07 %
Evan McMullin, Unabhängiger, 731.788 Stimmen, 0,54 %
Auch wenn Bernie Sanders mutmaßlich nicht so geistesgestört
ist als unabhängiger Kandidat anzutreten und damit absolut sicher Trumps
Wiederwahl garantieren würde, schadet er schon jetzt den Demokraten enorm und
hilft IQ45, indem er Biden weiter beschäftigt, beschädigt und die Kräfte der
Partei bindest, statt sich auf den Gegner im Weißen Haus zu konzentrieren.
Sanders ist zur rein destruktiven Kraft auf der
linksliberalen Seite geworden.
[….] Trumps Gegner steht fest [….] Bernie
Sanders kann ihn nicht mehr einholen, aufgeben will er noch nicht. [….] In Florida, dem wichtigsten Bundesstaat
dieses Wahltags, holte Biden etwa 62 Prozent der Stimmen, Sanders bloß 23. Der
frühere Vizepräsident kommt nun nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP
auf 1121 Delegierte, Bernie Sanders auf 839. Der Linkspolitiker ist damit in
einen Rückstand geraten, den er in den verbleibenden Vorwahlen praktisch nicht
mehr aufholen kann. [….]
Beim Fernsehsender MSNBC, dem inoffiziellen Haussender vieler
Demokraten, diskutierten die Moderatoren mit Wissenschaftlern die verschiedenen
Szenarien zur Ausbreitung des Coronavirus. Sie schalteten zu Korrespondenten,
die vor ausgeräumten Regalen in einem Supermarkt standen. Und als sie dann doch
mal noch ein Interview mit einem Politiker ausstrahlten, war es ein
Bürgermeister, der sich mit dem Virus angesteckt hatte. "Beispiellos!",
riefen die Moderatoren mehr als einmal an diesem Abend, und sie meinten dabei
stets die Pandemie und nicht Bidens Erfolg. [….]
Sanders befindet sich erneut im Nero-Modus und beweist damit
einmal mehr, daß er als Präsident ungeeignet ist.
[….] Die nächsten Vorwahlen in Ohio, Georgia, Louisiana und Kansas sind
wegen der Corona-Krise um Wochen verschoben und interessieren ohnehin niemand
mehr. Das Land hat andere Probleme als die endlose Kandidatenkür der
Demokraten, deren Ausgang festzustehen scheint.
Die Frage ist nur, wann der eigensinnige Sanders das einsieht und aus
dem Rennen ausscheidet. Der moderate Biden hat mit der Übernahme linker
Forderungen zum kostenlosen Studium und dem Schutz von Privatleuten vor einer
Insolvenz schon wichtige Friedensangebote an den anderen Flügel gemacht. “Ich
höre Euch. Ich weiß, was auf dem Spiel steht”, rief er am Dienstagabend den
Sanders-Anhängern zu.
Man kann nur hoffen, dass der
78-Jährige seine Niederlage akzeptiert und die Größe zu einem baldigen Abgang
hat. Endlose weitere innerparteiliche Personaldiskussionen bis zum Wahlkonvent
im Juli würden den Demokraten im derzeitigen Ausnahmezustand des Landes massiv
schaden. [….]
Auch in den USA interessiert natürlich nur noch ein Thema:
Corona und alle damit verbundenen Folgekatastrophen: Möglicherweise
Hunderttausende Tote, eine gigantische Pleitewelle, Arbeitslosigkeit,
Obdachlosigkeit, Börsenzusammenbruch.
Trumps Krisenmanagement war bisher eine einzige Katastrophe –
also auch eine Steilvorlage für die Demokraten und Joe Biden mit medizinischen,
epidemiologischen Konzepten und Plänen zur sozialen Abfederung der
Seuchenfolgen zu überzeugen.
Bedauerlicherweise zwingt Sanders aber Biden und den Rest
der Partei in eine Phantasiewelt, die ohnehin niemand mehr beachtet und räumt
damit das Feld für die Trump-Administration. Sorry, Sanders, die Pläne zur
Senkung der Studiengebühren sind völlig irrelevant. Schulen und Unis sind
ohnehin geschlossen.
[….] Es ist bizarr: Die USA werden, wie der Rest der Welt auch, von einer
Pandemie überrollt, die selbst nach niedrigen Schätzungen Hunderttausende
Menschen töten wird; die das Land und die Gesellschaft auf eine gewaltsame Art
und Weise erschüttern und verändern wird, wie keine andere Krise in den
vergangenen Jahrzehnten. Aber die Demokraten tun immer noch so, als sei alles
normal. Sie führen, wenn auch nur virtuell, weiter Wahlkampf, sie veranstalten
Debatten, und sie halten Vorwahlen ab. In einigen Bundesstaaten wurden die
Primaries zwar verschoben, aber nur auf Juni. Als ob dann alles wieder in
Ordnung sein werde.
[….] Angeblich will Sanders, [….]
Einfluss auf die Formulierung des neuen
Parteiprogramms nehmen. [….]
Den amerikanischen Bürgern würde man wünschen, dass sie von solchem
Blödsinn verschont bleiben. Sie haben andere Sorgen. Schon der amtierende
Präsident hat wertvolle Zeit verschwendet, weil er wochenlang erzählte, Corona
sei eigentlich nur ein böser Schnupfen. Die Amerikaner brauchen nicht auch noch
zwei Demokraten, die über Steuersätze diskutieren oder darüber, wer vor zwanzig
Jahren mal was Dummes gesagt hat. [….]
Sollte Trump wiedergewählt werden, kann man sich – wieder einmal
– bei den Linken bedanken.