Als
leidenschaftlicher Atheist, rege ich mich jeden Tag über die Institution Kirche
auf. Die totale Absurdität ihrer Ideologie. Die unfassbare Anmaßung sich für alleinmaßgeblich
zu halten. Extra Ecclesiam Nulla Salus. Die Heuchelei, mit der sie ihre
Verbrechen schönredet, die Raffgier. Die grundgesetzwidrige Verquickung mit dem
Staat. Die Dreistigkeit in einer Stadt wie Hamburg mit 0,5% regelmäßigen
Kirchgängern sonntagsmorgens die anderen 99,5% mit ihrer elenden Bimmelei aus
dem Bett zu werfen.
Ich wünsche
mir den totalen politischen und weltlichen Machtverlust der christlichen
Kirchen. Am liebsten wäre mir, es würden alle Menschen austreten und beginnen
selbst zu denken, statt den Anweisungen einer 2000 Jahre alten primitiven
Hirtengesellschaft zu frönen, die Sklaverei befürwortete und Frauen für so
minderwertig hielt, daß diese überhaupt in der Gemeinde zu schweigen hätten.
Abgesehen
von meinen aus Frustration geborenen Wünschen von der völligen Ungläubigkeit aller
Menschen, trete ich natürlich für Glaubensfreiheit ein und würde aus
grundsätzlichen humanistischen Erwägungen immer dafür streiten, daß jeder
Christ sein darf, der es möchte.
Ich muß
es weder gutheißen noch verstehen wie Dritte leben wollen, um voller
Überzeugung für deren Recht zu kämpfen das selbst zu entscheiden.
Der
individuelle Glaube meiner Mitmenschen ist für mich irrelevant.
Vor
einigen Tagen hatte abends ich einen Termin mit einem Ägypter, dessen Magen
schon vernehmlich knurrte.
Immer wieder schielte er auf die Uhr. Erst um 22.30 Uhr dürfe er wieder etwas essen und er habe so schrecklichen Hunger, beklagte sich der schlanke Mann. Ramadan!
Immer wieder schielte er auf die Uhr. Erst um 22.30 Uhr dürfe er wieder etwas essen und er habe so schrecklichen Hunger, beklagte sich der schlanke Mann. Ramadan!
Er ist
in Hamburg, weil er einen Lehrauftrag im Fachbereich Informatik hat, kann also
nicht völlig auf den Kopf gefallen sein. Seine Frau und Töchter sind in Kairo
und meiner Ansicht nach spräche nichts dagegen auch schon um 20.00 oder 21.00
Uhr etwas zu essen; seine Familie würde es doch gar nicht merken.
Da habe
ich natürlich falsch gedacht, denn Allah im Himmel würde es ja doch sehen und
dann anfangen zu weinen, wenn eines seiner 1,4 Milliarden irdischen Schafe
anderthalb Stunden vor der erlaubten Zeit einen Tee trinkt.
Da
schalte ich geistig auf Durchzug. Wenn sich ein erwachsener und gebildeter
Mensch unbedingt so martern möchte, habe ich das zu akzeptieren.
Es gibt
schließlich auch unter deutschen Hochschulprofessoren gläubige Christen; dabei
sollten sie es doch besser wissen.
Und sie
wissen es auch besser; je höher die Bildung, desto kleiner die Christenquote.
Aber
einige sind noch dabei, die ich nicht verstehe und auch nicht verstehen muss.
Schließlich
gibt es da einige Tanten und Cousins in Amerika, die wirklich herzensgute,
hilfsbereite und vorurteilsfreie Menschen sind; aber fast jeden Tag in die
Kirche gehen, ihrem katholischen Pfarrer blind vertrauen und zutiefst davon
überzeugt sind, daß ich als Atheist in die Hölle kommen.
Diesen
Umstand betrachten sie mit großer Sorge und Mitgefühl. Sie mögen mich ja, beten
für mich und möchten meine Seele retten. Die sind wirklich lieb und empfinden
keinerlei Häme angesichts meines höllischen Schicksals.
Ich tue
ihnen leid und sie tun mir leid, weil sie sich so viele Sorgen um meine für
ewig in den lodernden Flammen geröstete Seele machen.
In die
Kategorie fällt auch Maria, die Putzfrau aus der Dominikanischen Republik, die
im Krankenhaus mein Zimmer sauber machte.
So eine
liebe Frau; sie war meine einzige Freude am Tag, betete für meine Genesung und
war furchtbar traurig, daß ich als Ungläubiger nicht in den Himmel kommen kann.
Es gibt
selbstverständlich sympathische Christen, die ich kaum mit meinem Unglauben
enttäuschen mag. Sie sollen auch bitte gläubig bleiben; das moralische Gerüst
gibt ihrem Denken Struktur. Da fühlen sie sich immer gut aufgehoben, haben
Gleichgesinnte, sehen einen Sinn in ihren Tätigkeiten. Wozu sollte man solche
Schäfchen in große Verwirrung stürzen, indem man ihnen die Widersprüche und
Lügen in ihrer Bibel aufzeigt?
Ich
mußte das erst über Jahre lernen, daß die strenggläubigen, täglich praktizierenden
Christen in meiner amerikanischen Familie beinahe nichts über Theologie und
Kirchengeschichte wissen.
Sie
wissen von der Existenz des Vatikans und auch, daß dieser Michelangelo da
irgendwas Hübsches gemalt hat.
Aber
sobald ich von vatikanischen Kongregationen, kirchlichen Lehren,
Kardinalshierarchien oder Zerwürfnissen verschiedener Kurienfraktionen erzähle,
denken sie, ich erzähle Märchen. Könnte genauso gut irgendwas aus Starwars
sein.
Sie sind
noch ganz überrascht davon, daß ein Pole Papst war, der aber offensichtlich
gestorben ist und nun soll da schon wieder ein Neuer sein.
Für sie
besteht „Katholizismus“ aus ihrer Gemeine, ihrem Pfarrer und all den Sanges-
und Gebetsritualen.
Mit
diesen Christen habe ich gar keine Probleme.
Im
Gegenteil, ich hoffe fast, daß ihnen ihr tiefer Glaube erhalten bleibt, damit
sie glücklich in ihren engen Bahnen weiterleben können.
Sie
wissen gar nicht was mit der politischen Macht, die sich aus der schieren
Anzahl der Gläubigen ergibt für Schindluder getrieben wird.
Skandalöse
höchste Gerichtsurteile, die Diskriminierung von Schwulen absegnen,
gäbe es nicht, wenn die amerikanische katholische Bischofskonferenz nicht 70
Millionen Gläubige (und Wähler) im Rücken hätte
Die
fromme Maria aus dem Krankenhaus wird keinen Schimmer davon haben, wie
christliche Politiker in Bundestag und Bundesregierung aktiv dafür kämpfen
Menschen zu Tode zu quälen.
Sie
können das, weil sie unter den Deutschen eine Mehrheit christlicher Wähler
wissen.
Ich
spreche von den bestialisch-brutalen, anmaßenden und völlig herzlosen CDU-Größen
Jens Spahn und Michael Brandt, die allerdings auch in anderen Parteien Unterstützung
für ihre radikal menschenfeindliches Agieren bekommen; man denke nur an Kerstin
Griese (SPD) und Kathrin Göring-Kirchentag (Grüne).
Es geht
um die Beschaffung von Natrium-Pentobarbital; vom Bundesverwaltungsgericht in
Leipzig vor einem Jahr höchstrichterlich unter ganz bestimmten Umständen
erlaubt.
Endlich
kann Schwerstkranken, deren Leben eine einzige brutale Qual ist, geholfen
werden.
[….]
Schwer kranke Menschen können zukünftig
Anspruch auf Medikamente zur schmerzlosen Selbsttötung haben. "In extremen
Ausnahmesituationen" dürfe ihnen dies nicht verwehrt werden, entschied das
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. (Az: 3 C 19.15)
Das Persönlichkeitsrecht
umfasse bei einem unheilbar kranken Menschen unter bestimmten Voraussetzungen
auch das Recht, zu entscheiden, wie und wann er aus dem Leben scheiden wolle.
Geklagt hatte ein Mann
aus Braunschweig für seine inzwischen verstorbene Ehefrau. Seit einem Unfall im
Jahr 2002 war sie vom Hals abwärts komplett gelähmt. Sie musste künstlich
beatmet werden und war ständig auf medizinische Betreuung und Pflege
angewiesen. Häufige Krampfanfälle verursachten ihr starke Schmerzen.
Sie wollte ihrem als
unwürdig empfundenen Leben ein Ende setzen und beantragte beim Bundesinstitut
für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Erlaubnis, 15 Gramm
Natrium-Pentobarbital zu erwerben. Das Institut lehnte ab, weil dies durch das
Betäubungsmittelgesetz ausgeschlossen sei. Die Frau nahm sich schließlich 2005
in der Schweiz mit Unterstützung eines Sterbehilfevereins das Leben. [….]
Echte
Sadisten aus christlichen Kreisen verweigert nun seit 15 Monaten den kränksten
und bedauernswertesten Menschen ihr Recht auf eigene Entscheidung und verdammen
sie zur maximalen Qual.
Der
damalige Gesundheitsminister Gröhe goß offenbar genauso gern wie sein jetzt
amtierender Nachfolger Spahn Salzsäure in die Wunden der Schwerstkranken. Geltendes Recht interessiert ihn nicht, Moral
und Anstand sowieso nicht. Pentobarbital wird nicht rausgegeben.
[…..]
Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts,
das am Ende des Rechtsstreits stand, schockierte manchen. Allen voran
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Im März vergangenen Jahres
entschieden die Leipziger Richter, dass das Gröhe unterstellte BfArM in
Ausnahmefällen zur Abgabe tödlicher Medikamente verpflichtet sein kann.
Für
konservativ-christliche Politiker, zu denen sich der Protestant Gröhe zählt,
ein Tabubruch. Der Staat als Sterbehelfer? So weit darf es aus seiner Sicht
nicht kommen. Trotzdem ist Gröhe in der Pflicht. Das Urteil bindet die
Behörden. Dem BfArM liegen aktuell 86 Anträge von Patienten vor, die für sich
keinen anderen Ausweg sehen.
Gröhe will das Urteil
nicht umsetzen. [….]
Jens
Spahn, der im höchsten Maße kamerasüchtig üblicherweise vor jedes Mikro rennt,
taucht in dieser Angelegenheit unter. Sagt nichts.
Das sind
Christen, für die ich echten Hass empfinden kann.
Spahns Weigerung Menschen in höchster Not zu helfen, die Betroffenen perfide
hinzuhalten, ist abscheulich.
Christliche
Anmaßung der übelsten Art. Wenn sie selbst von MS zerstört bewegungsunfähig und
unter grausamen Schmerzen im Rollstuhl sitzen, dürfen sie sehr gern als
Christen den Zustand bis zur letzten Sekunde genießen und Gott für das Geschenk
dieser Tantalos-Folter danken. Aber zwingt nicht die Ungläubigen dazu, das
genauso zu machen.
[…..]
"Die
ganze Menschheit überlegt: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ich frage mich aber:
Gibt es ein Leben vor dem Tod? Das Leben, das ich habe - vor dem Tod - das ist
kein Leben mehr!", sagt Harald Mayer. Sein Leben ist ein Leben in totaler
Abhängigkeit, denn seine Krankheit, Multiple Sklerose, hat ihm jedwede
Bewegungsmöglichkeit genommen. Für jeden Handschlag braucht er einen
Assistenten: Nachts, wenn er sich umdrehen will, oder - während unseres Telefonats - zum Naseputzen und Tränentrocknen. Er kann es
nicht allein, muss den Pfleger zur Hilfe rufen.
[…..]
"Ist
das noch ein erträgliches Leben?", fragt er und schiebt die Antwort
hinterher: "So will doch niemand leben, oder? Ich mag das Leben nicht
mehr. Ich habe keine Freude mehr. Das Leben bietet nichts mehr für mich. Es
macht nichts mehr Spaß! Ich will gehen: Selbstbestimmt!"
[…..]
Ulrike
Francke wollte deshalb vorsorgen und hat, wie Harald Mayer, einen Antrag auf
Natrium Pentobarbital beim zuständigen Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) gestellt.
Doch statt Genehmigung
des Betäubungsmittels werden Francke, Mayer und etwa 100 weitere Antragssteller
aufgefordert, Gutachten und Atteste beim BfArM einzureichen. "Da müsste
ich ja schon in der Jugend angefangen haben, um all die Unterlagen zusammen zu
bekommen", scherzt Francke bitter. Seit über einem Jahr warten sie auf
eine […..]
Karl Lauterbach (SPD)
hält diese Vorgehensweise für "Trickserei": "Die Art und Weise,
wie das BfArM die Sterbenden hinhält und mit Aufgaben unterhält, die
tatsächlich keine Auswirkungen haben, ist beschämend. Das BfArM müsste dann
auch ehrlich sein und sagen, wir machen es nicht, wir haben eine Anweisung
durch das Bundesgesundheitsministeriums, das geltende Recht nicht umzusetzen."
Der CDU-Abgeordnete
Michael Brand gibt Panorama gegenüber offen zu: "Das Urteil ist in der
Welt, aber es hat keinerlei Signalwirkung und ich finde es richtig, dass der
Bundesgesundheitsminister, sowohl der Vorgänger, als auch der jetzige, das
Bundesinstitut angewiesen haben, keine todbringenden Medikamente
herauszugeben." […..]
Von den bisher 104
Antragsstellern sind in der Wartezeit bereits 20 verstorben. Harald Mayer hat
Angst, dass er der nächste sein wird. "Die Zeit läuft ab! Tag für Tag geht
es mir schlechter. [….]