Freitag, 27. April 2012

Auf der falschen Seite



Hach ja, das mit den Menschenrechten ist so eine Sache.

Wirklich eingehalten werden sie ja nicht so konsequent. In Deutschland übrigens auch nicht. Hier sperrt man völlig unschuldige Menschen in Abschiebehaft und traktiert sie so, daß immer wieder Menschen aus lauter Verzweiflung Selbstmord begehen.

Andere kümmern sich grundsätzlich nicht um Menschenrechte, unterschreiben entsprechende UN-Konventionen erst gar nicht und können sich das aber ungestört leisten, weil sie reich und/oder mächtig sind. 
Der Vatikan (Frauenrechte, Schwulendiskriminierung) und die USA (Todesstrafe, Guantanamo,..) sind solche Beispiele.
Oder Russland.
Moskaus Vize-Außenminister Sergej Rjabkow verweigert die Zustimmung zu einer Protokollerklärung der G8-Staaten zu den Menschenrechten sexueller Minderheiten.     Bei einem Arbeitstreffen der Außenminister der G8-Staaten in Washington am vergangenen Donnerstag wurde Symbolpolitik für die Menschenrechte zelebriert, die von allen fast mitgetragen wurde. Nur der russische Außenminister klammerte per Fußnote sexuelle Minderheiten aus einer Protokollerklärung aus und setzte damit ebenfalls ein deutliches Signal.
Menschenrechte werden immer nur dann offensiv von einem Land eingefordert, wenn es sich um ein kleines, strategisch nicht sehr wichtiges Land ohne mächtige Freunde handelt.

Russland und China sind aber ökonomisch zu stark, bzw wegen der Rohstoffe zu wichtig, um es sich mit ihnen zu verscherzen.

Deswegen können auch Winzländer wie Bahrain oder das fundamentalistische Steinzeit-Königreich Saudi-Arabien Schwule aufknüpfen, Frauen verbrennen oder auf Oppositionelle schießen lassen: Geld und Öl sind ihr Persilschein.

Da will niemand mit Sanktionen kommen, weil die eher ins eigene Fleisch schneiden würden.

Man könnte in solchen Fällen wenigstens im sportlichen oder kulturellen Bereich sein Unbehagen ausdrücken und Fußballweltmeisterschaften, Song-Contests, Olympiaden oder Formel1-Rennen nicht ausgerechnet dorthin vergeben, wo sich die miesesten Unterdrücker dann im Glanz der Weltöffentlichkeit sonnen.
Aber das ginge natürlich nur, wenn die beteiligten Sportler, bzw Musiker ansatzweise über ein Rückgrat verfügten und nicht nur geldgierig wären.
Solche Athleten oder Sängerknaben haben wir aber leider nicht.
Sebastian Vettel freute sich nach seinem Sieg von Bahrain, als sei ihm gar nicht bewusst gewesen, welche Farce da gerade abgelaufen war. Man muss schon ein Höchstmaß an Ignoranz aufbringen, um in diesen Zeiten überhaupt noch Formel-1-Rennen zu fahren. Erderwärmung, Energieverknappung und dann diese sinnlose Benzinverschwendung - es passt einfach nicht mehr zusammen. Mit dem Spektakel von Bahrain aber hat sich der Wanderzirkus der Ignoranten selbst übertroffen.
Seit Ausbruch des arabischen Frühlings herrscht auch in diesem Inselstaat mit seinen 800. 000 Bewohnern Aufruhr. […] Oppositionelle werden blutig unterdrückt, brutal verfolgt, verhaftet, gefoltert. Regimekritische Journalisten werden mundtot gemacht. In den vergangenen zwei Jahren gab es mindestens 50 Tote.
Mit dem Formel-1-Spektakel wollten Bahrains Herrscher sich vor der Welt aufwerten. […]   Formel-1-Legende Michael Schumacher freute sich, es werde in Bahrain alles dafür getan, "dass wir keine Probleme haben werden. Ich will den Sport nicht mit der Politik mischen."
[…]   Besonders dämlich hatte Weltmeister Sebastian Vettel in Bahrain daherfabuliert. "Unser Job ist der Sport, sonst nichts." Die Berichte über die Lage in Bahrein seien ein "großer Hype". Abwandlung einer altdeutschen Spruchweisheit: Was man nicht im Kopf hat, hat man im Gasfuß.
So finden auch die unfreundlichsten Regime immer willige Idioten, um sich gute PR zu verschaffen.
Und wenn doch mal außenpolitische Shitstorms losgehen sollten, können sich Horrorregime wie das Assadsche in Syrien immer noch auf die Christen im eigenen Land verlassen. 

Christen arrangieren sich traditionell gerne mit Diktatoren; je blutiger, desto besser.

Selbstverständlich stehen auch die US-Christen eher rechts und sind die eifrigsten Verfechter von Waffenwahn und Kriegseinsätzen. 

Der „lupenreine Demokrat“ Putin entdeckt in seiner dritten Präsidentschaft immer mehr die Freuden des Diktatorendaseins. 
Von Menschenrechten und Pressefreiheit, die man zu Beginn seiner ersten Amtszeit 1999/2000 noch im Aufwind sah, will er immer weniger wissen.
Hassgesetz jetzt auch in der russischen Duma.
Das öffentliche Sprechen über Homosexualität soll in Russland nun auch landesweit unter Strafe gestellt werden. Abgeordnete aus Nowosibirsk brachten einen entsprechenden Gesetzentwurf in das Parlament ein, berichtet die russische Presseagentur Interfax.
Ähnliche Gesetze, die "Propaganda für Homosexualität" verbieten, waren zuvor trotz internationaler Proteste in St. Petersburg und anderen Regionen Russlands verabschiedet worden  Wer in der Öffentlichkeit über Homosexualität spricht, muss beispielsweise in St. Petersburg bis zu 500.000 Rubel (ca. 12.800 Euro) Strafe zahlen - mehr als ein durchschnittliches Jahresgehalt.
Erst in der vergangenen Woche verteidigte der russische Außenminister Sergej Lawrow die regionalen Verbote mit der Begründung, dass Russland unabhängig von europäischen Werten das Recht haben müsse, die Gesellschaft vor "Homosexuellen-Propaganda" zu schützen. Auch die einflussreiche russisch-orthodoxe Kirche sowie prominente Vertreter der von Präsident Wladimir Putin geführten Regierungspartei "Einiges Russland" hatten sich zuvor in den Medien für eine landesweite Ausweitung des Gesetzes ausgesprochen.

Das Regionalparlament von Nowosibirsk hat heute nachgezogen und kann sich dabei auf einen besonders eifrigen Unterstützer der Homo-Hetze verlassen: Die russisch-Orthodoxe Kirche, welche umso mehr an Putin ranrobbt, desto diktatorischer er sich geriert.

Daß es überhaupt Protest gegen diskriminatorische Maßnahmen gibt, führt zum direkten Schulterschluß der kirchlichen Menschenhassern mit dem herrschenden Regime. 

Wenn Aktivisten und Freiheitskämpfer einen Kulturkampf gegen Unterdrückung und Unfreiheit anzetteln, wendet sich die Kirche scharf gegen diese Tendenzen.
Russischer Staat und orthodoxe Kirche stehen dabei fest zusammen gegen angebliche Angriffe eines 'aggressiven Liberalismus'. Auslöser war ein Ereignis, bei dem wieder Punk und Kirche aufeinandergetroffen sind - diesmal unter ganz anderen Vorzeichen: Auf dem Höhepunkt des Präsidentschaftswahlkampfs, als im ganzen Land Hunderttausende für faire Wahlen demonstrierten, drang am 21. Februar eine Gruppe junger Frauen in die Christ-Erlöser-Kathedrale im Zentrum Moskaus ein. Vermummt mit gehäkelten Skimasken in grellen Farben veranstalteten sie vor dem Altar eine 'Punk-Andacht'; der Refrain, gesungen im Stil eines orthodoxen Chores: 'Jungfrau und Gottesmutter, vertreibe Putin!*
[….]      Wenige Tage nach dem Auftritt wurden drei Frauen verhaftet, die Wachleute als Mitglieder der Gruppe identifiziert haben wollen. Sie müssen sich nun vor Gericht wegen 'Rowdytums' verantworten, das Gesetz sieht dafür eine Höchststrafe von sieben Jahren vor. Eben erst hat der Richter die Untersuchungshaft bis Juni verlängert, obwohl die Beschuldigten mit einem festen Wohnsitz in Moskau gemeldet sind, zwei von ihnen haben kleine Kinder. Bei der ersten Anhörung wurden die Beschuldigten im Käfig vorgeführt. Der Oberste Rat der Russisch Orthodoxen Kirche schrieb in einer Erklärung Anfang des Monats: 'Die kirchenfeindlichen Kräfte fürchten ein Erstarken der Orthodoxie im Land. Diesen Kräften schließen sich jene an, die die verlogenen Werte eines aggressiven Liberalismus vertreten.' Das seien nicht viele, aber einige von ihnen verfügten über Einfluss und seien bereit, ihre finanziellen Mittel und den Zugang zu Medien zu nutzen, um den Klerus zu diskreditieren und die Menschen von der Kirche abzuspalten. Dass die Attacken gegen die Kirche im Umfeld der Wahlen aufgetreten seien, belege ihren politischen Hintergrund, unter anderem seien sie antirussisch. […]     Die Spitzen des Staates zeigen sich regelmäßig zu den Feiertagen beim Gottesdienst, der Klerus wurde in politische Gremien eingebunden, Patriarch Kyrill macht vor Wahlen stets klar, wen die Kirche für den richtigen Kandidaten hält, und preist die Putin-Ära als 'ein Wunder Gottes'.  […] Besonders die Jungen und die Angehörigen der Intelligenzija, […] stoßen sich heute daran, dass Würdenträger in Staat und Kirche sich in ihrem zynischen Verhältnis zur Macht immer ähnlicher werden. Selbstverständlich werden die Straßen gesperrt, wenn der Patriarch in seinem Maybach mit Begleitkolonne durch Moskau fährt, genauso wie das für den russischen Präsidenten oder Premier geschieht. […]  
Der Hang hochgestellter Kirchenmänner zu Prunk und Luxusgütern weckt bisweilen den Eindruck, als würde der Klerus jetzt nachholen, was die Oligarchen in den wilden Zeiten des Banditenkapitalismus vorgelebt haben. Der Ärger darüber entlud sich jüngst im Skandal um die magische Uhr des Patriarchen. Journalisten hatten berichtet, er trage ein goldenes Modell der Schweizer Luxusmarke Breguet im Wert von 23000 Euro. Kyrill ließ das dementieren, aber einem aufmerksamen Blogger fiel ein Foto auf der offiziellen Website des Patriarchats auf. Es zeigte Kyrill im Gespräch mit dem Justizminister - ohne Uhr am Arm. Doch im polierten Holz des Konferenztisches spiegelte sich deutlich ein goldenes Ziffernblatt, das jemand bei der Retusche offenbar übersehen hatte.
 (Sueddeutsche Zeitung 27.04.12)
Der Prass- und Prunk-begeisterte Metropolit Kyrill rafft aber nicht nur Luxusgüter an sich und spannt den Staat für seine Geldgier ein, sondern er unterstützt auch euphorisch die diskriminierende Hetze gegen sexuelle Minderheiten in Russland. 
"Moral ist entweder absolut, oder es gibt sie nicht. Wenn Sie Homosexualität rechtfertigen, warum dann nicht gleich Pädophilie?", erklärte Kyrill vor einem Jahr im Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“.
 Der neue Chef der 135 Millionen Russisch-Orthodoxen Christen begründete seinen Vergleich mit der Heiligen Schrift: "Die Bibel nennt das Sünde", so Kyrill zur Homosexualität. Der CSD Moskau sei daher lediglich "eine aufdringliche Zurschaustellung von Unzucht".
(Queer.de 02.02.2009)
Kein Wunder, daß sich Rylli und Ratzi so gut verstehen.

 Diese Performance hätte er nicht gemocht:



Er steht mehr auf die Regensburger Drecksspatzen.