Donnerstag, 28. Februar 2019

Es war einmal eine Partei.


Michael Cohen, der Mann, der zehn Jahre Trumps engster Mitarbeiter war und als Fixer alle seine privaten und geschäftlichen Betrügereien regelte, sagte gestern ausführlich vor dem US-Kongress aus.
Er bestätigte unter den Augen der Weltpresse und der Abgeordneten all das was man seit drei Jahren beispielsweise auch in diesem Blog nachlesen kann:
Trump ist ein perfider Lügner, Rassist, Betrüger, Hochstapler, Krimineller und Depp.

Um die Dauer-Berichterstattung vom Cohen-Hearing zu unterbinden und möglichst auch noch einen Nobelpreis einzuheimsen, flog Trump nach Vietnam, um sich dort mit Diktator Kim zu treffen.
Der arme Mann glaubt ja offensichtlich immer noch, er wäre ein begnadeter Dealmaker und könne mal eben im Vieraugengespräch einen tollen Friedensvertrag aushandeln mit einem Kriegsgegner – Nordkorea und die USA befinden sich formal immer och im Krieg – an dem sich seit Dekaden alle anderen US-Präsidenten die Zähne ausbeißen.
So „genial“ kann wirklich nur Trump denken, denn er ist offenbar der erste und einzige US-Politiker, der derartig desinformiert ist.
Er weiß nicht nur gar nichts über den Koreakrieg, sondern will es auch nach Jahren im Amt gar nicht wissen.

(…..) 250.000 Amerikaner leben in Südkorea.
Der dem US Pacific Command (PACOM) unterstehende Großverband United States Forces Korea (USFK) steht seit 1957 mit mindestens 30.000 Mann direkt an der nordkoreanischen Grenze.

Man stelle sich für eine Minute vor, 30.000 bis an die Zähne bewaffnete nordkoreanische Elitesoldaten stünden in Mexiko direkt an der Südgrenze der USA.

Man stelle sich vor, dieser nordkoreanische Großverband stünde nicht nur drohend da, sondern hätte zuvor bereits auf US-Staatsgebiet gewütet, wie es die Amerikaner in Nordkorea taten.

[…..]  Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Sowjetunion in den Krieg gegen Japan eingetreten, die Kolonialmacht in Korea. Die Rote Armee rückte im August 1945 schnell nach Süden vor. Die USA fürchteten, Stalin könnte ganz Korea unter seine Kontrolle bekommen, sie definierte deshalb die südliche Hälfte der Halbinsel als ihre Einflusssphäre, mit dem 38. Breitengrad als Grenzlinie. Noch heute ist sie die innerkoreanische Grenze.
Im Koreakrieg starben allein im Norden etwa 1,5 Millionen Menschen
Dabei war niemandem in Washington bewusst, dass die verhasste Kolonialmacht Japan diese Linie schon einmal 1896 als Grenze von Einflusssphären definiert hatte, damals mit dem Zarenreich. Nach seinem Sieg im russisch-japanischen Krieg 1905 machte Tokio dann die Halbinsel, die strategische Mitte Nordostasiens, nach der auch Russland und China gegriffen hatten, zu seinem Protektorat, 1910 zur Kolonie. […..] Der Zweite Weltkrieg befreite Korea von den japanischen Besatzern, aber er spaltete es auch. Gespräche, das besetzte Land zu vereinen, scheiterten. […..]  Kim Il-sung, den Großvater des heutigen Machthabers […..] hatte sich im Widerstand gegen die Japaner einen Namen gemacht und später in der Roten Armee gedient. Nordkorea beanspruchte das Erbe dieses Widerstands von Anfang an für sich. […..] Am 25. Juni 1950 marschierte Kim Il-sung nach Südkorea ein, um das ganze Land unter seine Kontrolle zu bringen. Binnen weniger Wochen kontrollierten seine Truppen fast die ganze Halbinsel. Dann aber landete US-General Douglas MacArthur, gestützt durch ein Mandat der UN, im September 1950 und fiel den Nordkoreanern in die Flanke. […..]  Ein übler Vernichtungskrieg folgte, bei dem die Amerikaner alle Städte Nordkoreas zerstörten. Sie warfen 635 000 Tonnen Bomben über dem kleinen Land ab, mehr als im Zweiten Weltkrieg in allen Schlachten um den Pazifik. Etwa 1,5 Millionen Nordkoreaner kamen ums Leben. Die Frontlinie jedoch verschob sich kaum mehr. [….]   

Nachdem die USA 635.000 Tonnen Bomben über Korea abwarfen und 1,5 Millionen Koreaner töteten, die sich gegen die brutale japanische Besatzungsmacht erhoben hatten, liebte das koreanische Volk die Amerikaner nicht besonders.
Soviel Geschichtsbewußtsein ist notwendig für US-Amerikaner. Trump weiß darüber höchstwahrscheinlich gar nichts.

Was will Nordkorea eigentlich?

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt."
(Egon Bahr)

Pjöngjang will sicher vor dem USFK sein, es möchte auf Augenhöhe mit den anderen Staaten agieren und sein Regime erhalten. (….)

Es kam wie es kommen musste: Das Weiße Haus war ohne Plan angereist, es herrschten heftige Differenzen innerhalb der US-Delegation und Trump war so verwirrt und borniert, daß bei allen inhaltlichen Fragen Außenminister Mike Pompeo das Wort ergreifen musste, während #45 mit einem großen Fragezeichen im Gesicht danebenstand.
Kim reiste schließlich entnervt ab.
Was hätte er angesichts der Washingtoner Trottelparade auch anderes tun sollen?

[…..] Dieser Korea-Gipfel in Hanoi ist geplatzt, weil Trump und seine Berater in ihrer Hybris die Lage völlig falsch eingeschätzt haben. [….]

Müssten nicht nach solchen ungeheuerlichen Desastern – Rekordshutdown, keine Mauer, keine Obamacare-Verbesserungen, Autoritätsverlust Amerikas in allen anderen Ländern der Welt, täglich neue Sexskandale im Weißen Haus und dazu auch noch 8.000 Lügen des Präsidenten – irgendwann auch republikanische Abgeordnete die Reißleine ziehen? Bis hierher und nicht weiter?
Das müssten die GOPer tun, wenn sie noch eine Partei wären.
Eine Partei, die auch nur im Entferntesten Sinne irgendetwas mit dem Wohl des Landes am Hut hätte.
Tatsächlich sind sie aber eine KKK-affine Ansammlung grotesker Witzfiguren.

Beispiel Cohen-Anhörung.

Rechtsanwalt Matt Gaetz, 36, vertritt Florida im US-Repräsentantenhaus.

Daß Michael Cohen seinen heißgeliebten Trump schaden könnte, empörte ihn so, daß er selbst zu Trump-Methoden griff, Cohen öffentlich erpresste und sogar dessen Frau bedrohte.



Einen Tag später prahlte er stolz mit seinem True Blue Award, dem ihn die ultrakonservative FRC-hategroup von Tony Perkins überreichte.

Gaetz, Model

James Daniel „Jim“ Jordan, 55, Ringer, US-Abgeordneter aus Ohio, verwickelte sich selbst erst in Lügen und verwirrte sich dann selbst so mit seiner Redezeit, daß er versehentlich mitten in einem Wutanfall seine Redezeit an einen anderen Redner seiner Fraktion abgab (yield his time).

Es folgte Glen Clay Higgins, 57 aus Louisiana, der Cohen erklärte diese Anschuldigungen nur zu erfinden, um mal ins Fernsehen zu kommen.
Auf Cohens Antwort, er wäre seit zehn Jahren kontinuierlich im Fernsehen, befand Higgins, er höre und sehe ihn heute das erste mal, aber er innere ihn an die vielen Tausend Kriminellen, die er bei seiner Zeit als Militärpolizist verhaftet habe.


Da sitzen Abgeordnete in den Fachausschüssen, die im Februar 2019 immer noch nicht den Namen „Michael Cohen“ gehört haben.

Der Konsequenteste war allerdings der 60-Jährige Paul Gosar aus Arizona, der seine gesamte Zeit der Cohen-Befragung dazu nutzte ihn einem bizarren Pöbelschwall zu beleidigen. Der tat noch nicht mal mehr so, als ob ihn Fakten oder das amerikanische Volk interessierten.


“Liar, liar, pants on fire!” warf er Cohen entgegen, um damit den grundehrlichen Donald Trump zu verteidigen.

Der demokratische Ausschuss-Vorsitzender Elijah Cummings konnte es nicht fassen.

Mittwoch, 27. Februar 2019

Nicht weinen, Florin!


Als vor gut 20 Jahren eine meiner frommen katholischen Cousinen aus den USA zu Besuch war, landete sie erschöpft an einem Samstagabend in Hamburg-Fuhlsbüttel und fragte und so ziemlich als Erstes, wann und wo wir denn morgen in die Messe gingen.

Den schockierten Blick werde ich nie vergessen, als ich erst sagte „we don’t do that“ und dann auch noch meine Mutter ob des verwirrten „WHY?“ nachschob „because we don’t believe in god!“
Das arme Mädchen; in was für einem Sündenbabel war die hier bloß gelandet!

Noch mehr hätte sie allerdings schockiert, was anschließend geschah, nachdem ich sie bei dem Onkel abgeliefert hatte, der sie zuerst beherbergte.
Sie tat mir nämlich leid, also fing ich an herumzutelefonieren, wo und wann denn katholische Gottesdienste stattfinden. (Es war ja noch die Zeit vor dem Internet).
Es war wie verhext; nicht nur ich ging nicht in die Kirche, sondern ich kannte noch nicht mal einen, der das tat. Alle Nachbarn, Freunde, Bekannte, die ich fragte, winkten irritiert ab. Sonntagmorgen in den Gottesdienst? Genauso gut hätte ich fragen können, ob sie auch allabendlich von Marsmenschen zu urogenitalen Untersuchungen auf eine Untertasse beim Saturn gebeamt würden.

Das war meine Offline-Filterblase, lange bevor es den Begriff gab.
Kurioserweise interessierte ich mich viel mehr für Katholizismus als meine so gläubige katholische Cousine und erzählte ihr in den nächsten Wochen kontinuierlich kirchenhistorische Geschichten, berichtete ihr von Kabalen in der Kurie, mächtigen Kardinälen, dem Kirchenschisma und der Organisationsstruktur der Weltkirche.
Das war alles Neuland. Sie wußte gerade mal, daß der Papst in Rom ein Pole ist und kannte darüber hinaus nur den Priester in ihrer Gemeinde.
Themen wie Inquisition oder Kreuzzüge konnte ich ohnehin nicht ansprechen; niemals hätte sie mir geglaubt, daß die Kirche ihres geliebten Lords, zu dem sie ständig betete, irgendetwas Schlechtes tun könnte.

So erlebte ich Glauben vor 20 oder 30 Jahren:
Es gab erstens viele generell Desinteressierte, zweitens engagierte Atheisten, die alle zu Hause die Bücher von Küng, Drewermann und Ranke-Heinemann stehen hatten und drittens noch die ernsthaft Gläubigen, die auch regelmäßig Gottesdienste besuchten.

Aber mit dieser letzten Kategorie hatte man nie Kontakt.
Man las nur in den Zeitungen über solche Exoten und wunderte sich über die 100% wohlwollende Perspektive der Kirchenjournalisten, die immer so schrieben, als ob diese Beterei ganz normal sei und jeder das täte.
Reporter, für die wir alle Christen waren und fest von der positiven Wirkung Gottes überzeugt waren.
Journalisten, in deren Welt Ungläubige gar nicht existierten.
In den Zeitungen wurde ein real existierendes Kirchentum dargestellt, mit dem ich nicht nur keine Berührungspunkte hatte, sondern das ich niemals in Hamburg bemerkt hatte.
Üblicherweise sind bei den großen Periodika die Frommen für Frommes zuständig.

Das ist einer der von mir immer wieder beklagten Presse-Missstände.
Alle Kirchenthemen werden von frommen Gläubigen behandelt.
Dafür hat Springer Badde und Englisch, der Tagesspiegel die unvermeidliche Claudia Keller, die Zeit Frau Finger und die SZ eben Matthias Drobinski.
(……) Man stelle sich vor über die CDU würden nur noch CDU-Mitglieder schreiben. Oder nur noch Soldaten über die Bundeswehr. 

Geht es um die Grundfrage des Christentums in Deutschland – was geht da eigentlich so sagenhaft schief, daß jedes Jahr Hunderttausende aus der Religionsgemeinschaft flüchten, während aus anderen Kontinenten ein reger Zulauf herrscht – wird es bei den großen Zeitungen ganz gediegen.

Als Abonnent von Printzeitungen kennt man die strammen Religioten-Blätter „Himmel und Elbe“, sowieso das überregionale „Chrismon“.
Kostenlose Beilagen, die mit ungeheurem finanziellen Aufwand der Kirchen betrieben werden, um all den norddeutschen Ungläubigen gegen ihren Willen christliche Inhalte aufzuzwingen.
(Ja ich weiß, „gegen den Willen aufzwingen“ ist eine tautologische Formulierung, aber diese frömmelnden Blättchen, die sich bei mir in vielfacher  Version stapeln ärgern mich auch mehrfach!)

Ich vermute, die meisten Käufer von Hamburger Abendblatt, ZEIT, Süddeutsche Zeitung werden diese Kirchenbeilagen ungelesen in den Müll werfen.

Unglücklicherweise gucke ich aber gelegentlich da rein und lese dann Kolumnen von Pröbstin Astrid Kleist oder Sabine Tesche.
Anschließend braucht man eine große Dosis Acetylsalicylsäure, um die Hirnchemie wieder zu beruhigen.

In die Kategorie der erstaunlich frommen Kleists und Tesches, die man nur aus Zeitungen kennt und im echten Leben nie trifft, gehört auch Christiane Florin.
Auch Florin, Jahrgang 1968, ist in der Blase der Kirchenschreiberlinge großer deutscher Periodika omnipräsent. Sie verantwortete das erbärmliche „Christ und Welt“, die persönliche Missionierungsbeilage des ZEIT-Chefredakteurs di Lorenzo, die es nach vielen Dekaden vermochte mich dazu zu bringen mein ZEIT-Abo zu kündigen.
Sie ist Redakteurin des Ressorts „Religion und Gesellschaft“ beim Deutschlandfunk, tritt in Presseclub und abendlichen Plappertalkshows auf.
Eine vorherige Station war das Feuilleton des radikal-christlichen Rheinischer Merkurs.
Ich kann mit Fug und Recht sagen seit Dekaden unter dieser Frau zu leiden.
Und nun das.
Christiane Florin ärgert sich über das Kinderficken in ihrer RKK und beklagt lautstark in Form eines zweiseitigen Meinungsartikels in der „Hamburger Morgenpost“ das Nichthandeln dieses Papstes, der es auch noch wagte Kirchenkritiker als „Freunde und Cousins des Teufels“ zu bezeichnen, während nach Kardinal McCarrick ein weiterer Top-Kardinal und Papst-Vertrauter, nämlich George Kardinal Pell überführt wurde mehrere kleine Jungs sexuell missbraucht zu haben. Wochenlang durfte nicht darüber berichtet werden, aber Pells pädosexuelle Vergangenheit war schon lange bekannt, bevor Franziskus ihn förderte und beförderte.
Das weiß „man“, aber insbesondere wissen professionelle Kirchenjournalisten selbstverständlich von der kontinuierlichen Kindersexförderung durch Wegsehen, Vertuschen und Abstreiten des Vatikans.
Frau Florin geht aber nun einen winzigen Schritt weiter als ihre Glaubenskollegin Nahles, die sich mit den Langsamkeit des Vatikans abfindet und damit gelassen hinnimmt, daß immer weiter Kinder vergewaltigt, psychosexuell missbraucht, gequält und geprügelt werden.
Nahles findet es sogar irgendwie lustig und gibt lockere Sprüche von sich. Die SPD-Vorsitzende ruft den vergewaltigten Kindern zu sich mit ihrer Situation abzufinden. Da gäbe es keinen Handlungsbedarf, das dauere eben.

[….] Die katholische Kirche sei unter Papst Franziskus liberaler geworden. Protestanten dürften sich nicht in der Vorstellung ausruhen, sie seien die fortschrittlichere Konfession: "Ich habe schon unheimlich viele konservative Evangelikale getroffen, und kenne so viel 'Pietcong' bei Euch." Auch in der katholischen Kirche werde es irgendwann einmal Priesterinnen geben, versicherte sie und warb für Verständnis, dass eine Weltkirche nicht schnell zu reformieren sei. "Erst vor einigen Jahren hat der Papst offiziell festgestellt, dass es keine Lindwürmer gibt. Manchmal braucht das etwas." [….]

Ganz so gelassen flutschen Florin die Worte nicht mehr aus der Feder.

[….] Dreimal habe ich die Rede des Papstes gelesen und mich geärgert. Über den Papst, aber vor allem über mich. [….] Gründlich zu lesen ist also Journalistinnenpflicht. Aber um dieses blamable Dokument zu verstehen, hätte auch ein einziger Lektüredurchgang gereicht.
Das erste Drittel verbringt Franziskus dort, wo auch missbraucht wird: in Familien und Sportvereinen, im Internet und an Sex-Tourismus-Destinationen. Also im großen Anderswo. Dann kommt kurz der Machtmissbrauch in der Kirche zur Sprache, wobei es missbrauchte Macht auch in anderen Formen gebe. Er nennt Kindersoldaten und minderjährige Prostituierte. [….] In der Mitte der Rede sieht Franziskus die „Hand des Bösen“ am Werk. Das muss das Gegenstück zur Hand Gottes sein, mit der Argentinien 1986 Fußball-Weltmeister wurde. Wobei diese Bemerkung schon in die Kategorie der „ideologischen Polemiken und journalistischen Kalküle“ fällt, vor denen der Papst zwischendurch schnell warnt.
Danach folgt ein Katalog katholischer Sensationen, die aber anderswo Selbstverständlichkeiten genannt werden dürften: keine Vertuschung mehr, weltliche Justiz, Prävention. Und nicht vergessen: Die Kirche selbst sei „mit ihren treuen Töchtern und Söhnen“ auch Opfer. [….]

Nach 50 Jahren fällt Florin auf wie der Hase läuft. Schuld haben immer die anderen und/oder der Teufel

[….] Ich bin auch Laiin und habe die Anfang-Wichtiger-Schritt-Wendepunkt-Rhetorik satt. Ich habe es satt, dass Betroffene wie Bittsteller behandelt werden, die auch noch dafür dankbar sein sollen, dass sich wenigstens ein Kardinal in Rom ihrer erbarmt hat. Dass sie draußen vor der Tür bleiben mussten. Wie seit Jahrzehnten. [….]

Die Laienorganisationen sind in Deutschland traditionell schwach, devot und indolent. Das bedauern die Laien offiziell, aber in Wahrheit ist es bequem. Denn so können sie jede Verantwortung auf die übermächtigen Geistlichen abwälzen – auch wenn sie wie im Fall „Donum Vitae“ bis auf einen einzigen Bischof (Kamphaus) radikal frauenfeindlich agieren. Nahles demonstriert es mustergültig: Myriaden Jungs von katholischen Geistlichen vergewaltigt? Hunderttausende gequält und geschlagen? Macht ja nichts, wir sind ja Laien und die Bischöfe reagieren nun mal langsam in einer 2000 Jahre alten Institution.

[….] Warum, zum Teufel, geben wir diesem Laden immer wieder eine Chance? Das fragen die Katholikinnen und Katholiken in meiner Facebook-Blase. Das frage ich mich auch[….]  „Warum bist du noch dabei?“, werde ich immer häufiger gefragt. Ich stammle dann etwas von Nostalgie und Biografie. Aber eigentlich denke ich ganz böse: Wir Geduldigen sind Komplizen. […..]

Hier kommt die der Sache schon näher. Es ist wie mit den angeblich anständigen Republikanern, die nicht wagen gegen Trump zu stimmen.
Sie sind Enabler.

Seit 15 Jahren schwappen gewaltige Missbrauchs-Veröffentlichungen durch die katholische Welt. Immer mehr Länder melden Zehntausende Opfer. Aber die Geistlichen brauchen Zeit, weil Sexualmoral, Zölibat, Homophobie und Frauenpriestertum nicht kurzfristig einzuführen wären.
Das bedeutet aber, daß man sich damit abfindet, daß jeden Tag weitere Kinder vergewaltigt werden.

Eins verschweigen auch die Laiinnen Nahles und Florin gern: ZdK und Co sind in der Tat nicht so mächtig wie die Bischofskonferenz, aber auch alle Geistlichen zusammen sind machtlos ohne die Laien.
Wenn die Laien austreten, nicht mehr ihre Kirche finanzieren und nicht mehr zu den Gottesdiensten gehen, sind die Bischöfe erledigt und dann wäre sofort Schluss mit dem Kindesmissbrauch und den Nonnenvergewaltigungen.

Die brutalen Verbrechen der Zölibatären im Kleid können nur so lange geschehen, wie die Florins dieser Welt mitmachen und zahlende Mitglieder bleiben.

Alle Katholiken sind mitschuldig. Ein Konzept, das ihnen ob Gottes Erbsünde, mit der sie alle geboren sind, nicht unbekannt sein sollte.
Katholiken sind nicht nur durch Geburt mit Sünde befleckt, sondern auch durch Kirchenmitgliedschaft Mitschuld am fortdauernden Kindesmissbrauch.
Nichtwissen taugt nicht mehr als Ausrede für eine RKK, die auch nach dieser Konferenz in Rom gar nicht daran denkt die Liste mit den pädophilen Priestern zu veröffentlichen oder ernsthaft etwas zu unternehmen, damit weniger Kinderficker Priester werden.

Dienstag, 26. Februar 2019

Schamlosigkeit Extrem


Was hält man von einem Mann, der sich für den Job als mächtigster Mann der Welt bemüht und als erstes offen rassistisch Ausländer zu Kriminellen und Drogendealern herabwürdigt und auf offener Bühne ein Behinderten verspottet und imitiert? So geschehen im November 2015, als Trump den an Arthrogryposis leidenden New York Times Reporter Serge Kovaleski “ridiculete”.


Trump-Fan und Möchtegern-potus Chris Christie saß neulich bei Bill Maher und erzählte, wie er sich im Juli 2015 zu einem Strategiemeeting mit Jeb Bush traf nachdem Donald Trump über John McCain hergefallen war.


Der fünfmalige Vietnam-Drückeberger vergeht sich am Nationalhelden McCain, der jahrelang in Vietcong-Gefangenschaft so schwer gefoltert wurde, daß er bis an sein Lebensende davon gezeichnet war.
Veteranen sind ohnehin heilig in den USA. Noch heiliger sind sie den Republikanern. Und noch heiliger als normale Veteranen sind ehemalige POW (prisoners of war). Aber die allerhöchste Stufe der Heiligkeit ist ein POW, der über Jahre gefangen und gefoltert wurde. Von dieser allerhöchsten
Heiligenkategorie gibt es wiederum nur einen, der es anschließend zum legendären GOP-Senator und GOP-Präsidentschaftskandidaten brachte; John McCain.

[….] Republican presidential candidate Donald Trump slammed Sen. John McCain (R-Ariz.), a decorated Vietnam War veteran, on Saturday by saying McCain was not a war hero because he was captured by the North Vietnamese.
“He’s not a war hero,” Trump said. Sarcastically, Trump quipped, “He’s a war hero because he was captured.” Then, he added, “I like people that weren’t captured.” [….]

Man kann nicht John McCain derartig beleidigen und das politisch überleben. Schon gar nicht, wenn man auf GOP-Ticket reist. „End of the run“ – anders ging es gar nicht-
Das war für Bush und Christie so klar, daß sie überlegten, ob sie nach dem nun unvermeidlichen Ausscheiden Trumps aus dem Rennen nun als gemeinsames Ticket antreten würden.

POW

Bis heute ist nicht wirklich klar wieso die elementarsten Regeln des Anstandes und über Jahrhunderte geltende moralische Standards der US-Gesellschaft nicht für Trump gelten.


Heilig wie POW-Familien sind/waren immer auch Gold-Star-Familien, also Angehörige eines gefallenen US-Soldaten.
Auch diese Hürde riss Trump, als er ein Jahr später mehrfach lästernd über das Goldstar-Paar Khizr Muazzam Khan Ghazala Khan herfiel, deren Sohn Captain Humayun Khan (1976 – 2004) im Irakischen Baqubah bei einer suicide attack zerfetzt wurde und posthum als Kriegsheld mit Purple Heart und Bronze Star geehrt wurde.
Trump, der five-time-draft-dodger, aus dessen Familie kein einziges Mitglied jemals Soldat war müsste eigentlich besonders vorsichtig sein, aber für ihn gelten keine Regeln.

 [….] Republican presidential hopeful Donald Trump has attracted outrage by mocking a dead US Muslim soldier's mother.
Ghazala Khan stood silently next to her husband as he attacked Mr Trump in an emotional speech to the Democratic National Convention on Thursday.  Mr Trump suggested she may not have been allowed to speak.
[….]  "If you look at his wife, she was standing there," he said, "She had nothing to say... Maybe she wasn't allowed to have anything to say. You tell me."
But former president Bill Clinton, the husband of Democratic nominee Hillary Clinton, said: "I cannot conceive how he can say that about a Gold Star mother." [….] Ohio Governor John Kasich, a former rival to Mr Trump for the Republican nomination, tweeted: "There's only one way to talk about Gold Star parents: with honour and respect."
In an interview for ABC on Saturday, Ghazala Khan said: "When I was standing there, all of America felt my pain, without a single word. I don't know how he missed that." [….]

Trump ist immun gegen die tödlichsten politischen Waffen, die jeden anderen Präsidentschaftsbewerber in Sekunden ausknocken würden.

Es gab noch das “Access Hollywood”-Tape, das nur einen Monat vor der Präsidentschaftswahl veröffentlicht wurde.

Wieder war die Welt sicher, daß er nun aus dem Rennen wäre.

[….]  Trump: I moved on her, actually. You know, she was down on Palm  

Beach. I moved on her, and I failed. I’ll admit it.
I did try and fuck her. She was married.
No, no, Nancy. No, this was [unintelligible] — and I moved on her very heavily. In fact, I took her out furniture shopping.
[….] I moved on her like a bitch. But I couldn’t get there. And she was married. Then all of a sudden I see her, she’s now got the big phony tits and everything. She’s totally changed her look.
Billy Bush: Sheesh, your girl’s hot as shit. In the purple.
Trump: Whoa! Whoa!
Bush: Yes! The Donald has scored. Whoa, my man!
Trump: Look at you, you are a pussy.
[….] I better use some Tic Tacs just in case I start kissing her. You know, I’m automatically attracted to beautiful — I just start kissing them. It’s like a magnet. Just kiss. I don’t even wait. And when you’re a star, they let you do it. You can do anything.
[….] Bush: Whatever you want.
Trump: Grab ’em by the pussy. You can do anything. [….]

Solche Sprüche würde ein Kanzlerkandidat noch nicht mal im viel liberaleren Deutschland überstehen.
Aber im prüden Amerika?
Und dann auch noch ein konservativer Kandidat, der die höchsten Zustimmungsraten bei evangelikalen Christen genießt?

Dieser Trump brachte es in zwei Jahren Präsidentschaft bisher auf 8.000 öffentliche Lügen und schafft es alle, die seine Lügen aufdecken, als „Fake News“ zu diskreditieren.

 [….] Since taking office, Trump has made 7,645 ‘false or misleading claims’. In October he said 1,200 things that were false or misleading, according to Fact Checker database. [….]

Nur dieser in GOP-Drachenurin Gebadete bringt es fertig als US-Präsident nach Vietnam zu fliegen und sich dort als Held zu inszenieren.

[….]  Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind zu ihrem zweiten Gipfel in Hanoi eingetroffen. [….] der US-Präsident spekuliert offenbar auf den Friedensnobelpreis.


[….] Trumps und Kims erstes Treffen in Singapur war eine PR-Show, nun müssen sie fassbarere Erfolge bringen. Blumige Absichtserklärungen reichen nicht mehr. Ohne "konkrete, überprüfbare Fortschritte bei der Denuklearisierung", wie es nicht nur die US-Demokraten fordern, wäre auch dieser Gipfel eine Luftnummer.
 Für Trump werden diese zwei Tage im schwülen Hanoi zu einer der wichtigsten Bewährungsproben seiner Präsidentschaft - die zugleich diese Woche mal wieder überschattet wird von den immer dramatischeren Skandalen daheim. Doch Trump liebt das Risiko: Er selbst soll diesen Gipfel forciert haben - mit Blick auf die Wahlen. [….] Doch keiner in der US-Delegation hat eine schlüssige Antwort auf die Frage, was Trump und Kim hier überhaupt erreichen sollen - und wie. [….] Zudem hat jeder seine eigene, konfuse Agenda. Die Pläne der Amerikaner ändern sich zum Beispiel je nachdem, wen man fragt. Seit Singapur verschiebt Trump selbst immer wieder die Messlatte. [….] Er lässt oft durchblicken, dass er auch, wie sein Vorgänger Barack Obama, einen Friedensnobelpreis verdiene, weil er - so behauptet er - schließlich einen Atomkrieg verhindert habe.






Einstweilen überhäufen sich Trump und Kim mit Komplimenten und Schmeicheleien. Wie ein "verknallter Teenager", so die "Washington Post", zeige Trump gerne Kims "Liebesbriefe" herum. Darin preise Kim die Ausdauer und Weisheit des mehr als doppelt so alten US-Präsidenten. [….] (Marc Pitzke, 26.02.19)